Julius Weizsäcker †

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Autor: Ludwig Quidde
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Titel: Julius Weizsäcker †
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aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 2 (1889), S. 327–340.
Herausgeber: Ludwig Quidde
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Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Quelle: Scans auf Commons
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Julius Weizsäcker †.


Die deutsche Geschichtswissenschaft hat einen ihrer hervorragendsten Vertreter verloren. Julius Weizsäcker ist am 3. Sept. unerwartet dahingeschieden. Diese Zeitschrift kommt damit zum ersten Male in die Lage einem der Führer unserer Wissenschaft Worte des Nachrufes zu widmen; und in diesem Falle möchte der Herausgeber als Schüler des Verstorbenen, etwas weiter ausgreifend, versuchen, wenigstens in kurzen Zügen ein Bild des Lehrers, dem er Mitarbeiter werden durfte, zu entwerfen. Die Lebensskizze, in die sich dasselbe einfügt, muss sich freilich mit den knappsten Andeutungen begnügen.

Julius Ludwig Friedrich Weizsäcker wurde am 13. Febr. 1828 zu Oehringen in der Grafschaft Hohenlohe als jüngster Sohn des dortigen Stiftspredigers Christian Weizsäcker geboren. Wie seine Wiege in einem evangelischen Pfarrhause Württembergs gestanden hatte, so erhielt er auch die Ausbildung junger württembergischer Theologen. Auf den Besuch des Lyceums, erst in Oehringen, dann in Tübingen, folgten vier Jahre im niederen theologischen Seminar zu Urach und dann im Herbst 1846 der Eintritt ins Tübinger Stift. W. hörte dort, wie üblich, in den ersten Semestern vorwiegend philosophische Collegien, erst vom 4. Semester an trat die Theologie mehr hervor. Baur, v. Schmid und Landerer waren die von ihm am meisten gehörten Lehrer.

Nach einem mit Auszeichnung bestandenen theolog. Examen hörte W. noch Sanscrit bei Roth und trat dann die sogenannte Candidatenreise an. Auf dieser machte sich die Hinneigung zur Geschichte schon entschieden geltend. In Tübingen hatte er in den ersten Semestern zwar die historischen Collegien Haug’s besucht (Univ.-G., Neueste G., G. Napoleon’s); aber Anregung zu Fachstudien im Sinne der neueren kräftig aufblühenden [328] Forschung kann ihm daraus kaum erwachsen sein. In viel höherem Grade wirkte der Einfluss Baur’s in dieser Richtung; im Wesentlichen aber darf es wohl als selbständige Bethätigung innerer Neigungen gelten, wenn W. im Winter 1851/52 sich in Berlin ganz historischen Studien zuwandte. Er nahm an Ranke’s Uebungen Theil und hörte ausser bei diesem (Neueste G.) noch bei Wattenbach, damals jungem Privatdocenten (Entwicklung d. kgl. u. kaiserl. Gewalt in Dtld. u. Erklärung des Widukind).

Hier in Berlin trat er zuerst aus heimathlichen Kreisen heraus in eine Umgebung, die ihn fremd anmuthen musste und der auch an ihm in erster Linie die Züge süddeutscher Stammesart auffielen. Er erlangte eine gewisse Popularität als „der Schwabe Weizsäcker“ und auch später ist er uns Norddeutschen vielfach als eine Verkörperung allamannischen Wesens erschienen, wenn auch echte Schwaben ihn ob seiner fränkischen Heimath nicht recht als Landsmann gelten lassen wollten.

Mit frischer Lebenslust suchte er in Berlin auch geselligen Verkehr. Allem Conventionellen abhold, gab er sich zwanglos, mit einer Ursprünglichkeit, die gelegentlich auch einer Derbheit nicht ängstlich auswich. Und so ist er sein Leben lang geblieben, ein unbefangen heiterer Gesellschafter, mehr gemacht für den freien Verkehr akademischen Lebens oder nahebefreundeter Kreise als für die überfeinerte Geselligkeit des Salons; niemals eingeengt in die steifleinene Würde äusserer Stellung, sondern sich harmlos behaglich gehen lassend, als Freund seiner Freunde, fast wie ein guter Kamerad im Kreise seiner Studenten. – Und dieser Hauch unverfälschter Natürlichkeit, einer gewissen Missachtung mancher conventionell-ängstlichen Vorschrift, verbunden doch wieder mit peinlichster Genauigkeit in dem, was ihm recht und billig schien, ging durch sein ganzes Wesen, zeigt sich auch in seinen Arbeiten, ja in seinem oft originellen Styl.

Von Berlin ging er noch nach Paris und Wien, dann aber zurück in die Heimath. Die Jahre 1852–56 finden wir ihn als Repetenten am niederen Seminar von Blaubeuren, als Vicar in Derendingen bei Tübingen und schliesslich 1855 am evang. theolog. Seminar des Tübinger Stifts.

Wenn sich in diesen Jahren der Entschluss befestigte, der theologischen Laufbahn den Rücken zu kehren, so war diese Wendung doch kein Bruch. Es blieb eine entschieden positive [329] Ausprägung protestantischen Bewusstseins, gepaart mit gelegentlich stark hervortretender Abneigung gegen alles romantisch-katholische Wesen, Festhalten an manchem kirchlichen Brauch bei doch freieren dogmatischen Anschauungen, welche sich, ähnlich seinem Pflichtbewusstsein, wesentlich auf dem Boden Kant’scher Philosophie bewegten. Die Verbindung dieser Züge wird dem vertrauter sein, der in dem noch lebendigen Gegensatz katholischen und evangelischen Lebens aufgewachsen ist; immerhin aber mag man sich dabei des Pfarrerssohnes und jungen Theologen erinnern.

Die eigenen historischen Studien, welche in diesen Jahren heranreiften, knüpften an theologische Interessen an; die fränkische Kirchengeschichte war das Feld, auf dem W. sich die ersten Erfolge errang. Den Vorarbeiten hatte auch der Pariser Aufenthalt schon gedient. Es erschienen: „Hinkmar u. Pseudoisidor, eine hist. Untersuchung“ in Niedner’s Z. f. hist. Theol. 1858; „Der Kampf gegen den Chorepiscopat d. fränk. Reichs im 9. Jh.“, Tübingen 1859; „Das Dogma v. d. göttl. Vorherbestimmung im 9. Jh.“ in den Jbb. f. dt. Theol. 1859 und „Die pseudoisidor. Frage in ihrem gegenwärt. Stand“ in Sybel’s Hist. Z. 1860.

Aus umfassenden, augenscheinlich bei weitem nicht erschöpften Vorarbeiten, die sich um Hinkmar v. Rheims gruppiren, sind diese Abhandlungen erwachsen, die sich durch Beherrschung des Materials, scharfsinnige Kritik, durchsichtige Beweisführung auszeichneten, ein grosses Thema durchaus selbständig angriffen und die pseudoisidorische Frage im Wesentlichen auf den heutigen Stand gefördert haben.

Die erste dieser Arbeiten entstand gelegentlich der Promotion (schon im Frühjahr 1856), die zweite diente als Habilitationsschrift 1859 zu Tübingen. Die endgültige Zuwendung zur Geschichte, und zwar zur Profangeschichte war damit besiegelt; gleich darauf gelangte an ihn auch schon die Aufforderung, die ihn von Tübingen und aus dem bisherigen Studienkreise fort nach München an seine Lebensaufgabe führen sollte. Eine 1860 angetragene Göttinger Professur für Kirchen- und Dogmen-G. wurde abgelehnt.

Die Herausgabe der Deutschen Reichstagsacten, auf der Frankfurter Germanistenversammlung 1846 von Ranke angeregt, nach den ersten einleitenden Schritten unter den politischen Stürmen der Zeit begraben, dann 1857 von H. v. Sybel bei K. Maximilian von Baiern aufs neue in Vorschlag gebracht und vom König genehmigt, [330] war den Aufgaben der 1858 gegründeten Historischen Commission zugewiesen worden. Für die Redaction unter Sybel’s Oberleitung wurde G. Voigt gewonnen. Als dieser schon 1859 eine Berufung nach Rostock erhielt, trat W. an seine Stelle. Neben Ranke hat, wie es scheint, A. Duncker, mit dem W. in Tübingen nahe Beziehungen verknüpften, bestimmenden Einfluss geübt.

Als W. eintrat, waren in München selbst die Arbeiben für das Unternehmen im Gange, daneben hatte man einige auswärtige Mitarbeiter (Büdinger, Sickel, Erdmannsdörffer, Kriegk, Sudendorf) für dasselbe gewonnen, auch ein allgemeiner Arbeitsplan war von Voigt aufgestellt; aber man war doch auch über sehr wichtige Fragen noch im Unklaren, die Feststellung der Arbeits- und Editionsgrundsätze im Einzelnen stand noch aus.

Es ist bewunderungswürdig, wie rasch nun sich W. auf dem ihm ganz fremden Gebiete orientirte und festere Grundsätze schuf. In der ersten Zeit wurden allerdings auch noch wie bisher die Vorarbeiten auf einen langen Zeitraum ausgedehnt; vor allem für Friedrich III. wurde gesammelt. Aber immer energischer wurde die Concentration aller verfügbaren Kräfte auf das Nächstliegende, als W. erst einmal durch Reisen, die er theils selbst unternahm theils durch Mitarbeiter ausführen liess, eine klarere Vorstellung von dem Vorhandenen gewonnen hatte. Und wie arbeitete er dabei! Wer seinen Spuren noch nach Jahren folgt, kann nicht nur stets aufs neue staunen über die Zuverlässigkeit aller Notizen und Abschriften, sondern sich auch von älteren Archivaren wunderbare Dinge erzählen lassen von der Raschheit dieser sorgfältigen Arbeit und von der Ausnutzung der Zeit, durch die er mit Hintansetzung jeder persönlichen Bequemlichkeit das Aeusserste erreichte.

Ueber der energischen Förderung der nächsten Bände kam die Rücksicht auf die Zukunft des Unternehmens nie zu kurz. Nichts lag W. ferner, als gleichsam von der Hand in den Mund zu leben; gewisse Vorarbeiten dehnte er stets auf den ganzen Zeitraum aus, und schon früh war er darauf bedacht, dafür zu sorgen, dass man sich über den Stand der Arbeiten, selbst beim Wechsel aller Mitarbeiter, leicht und sicher unterrichten könne. Dem dienten zunächst zwei sorgfältige alphabet. Verzeichnisse, das eine über das handschriftl. Material der Archive und Bibliotheken, das andere über die gedruckte Literatur. Alle Vorarbeiten mehr orientirender Art aber liefen zusammen in dem schon von [331] Voigt angelegten chronologischen Zettelrepertorium, das allmählig zu einem handschriftlichen Regestenwerk von wohl reichlich 30 000 Blättern angewachsen ist. Musterhaft war unter W.’s Leitung das systematische Vorgehen und das Ineinandergreifen der verschiedenen Kräfte; – kaum dass durch Abzweigung der Sigmund-Bände die strenge Ordnung in etwas erschüttert wurde.

Trotz W.’s ausserordentlicher Arbeitskraft, trotz der reichen Mittel, die in der ersten Zeit durch K. Maximilian zur Verfügung standen, schritt die Arbeit langsam vorwärts. Der Stoff wuchs den Bearbeitern eben in ganz ungeahnter Weise unter den Händen. Schon im Herbst 1862 hoffte W. bald mit dem Druck beginnen zu können; noch im nächsten Jahre dachte er, der 1. Bd. werde Wenzel und Ruprecht umfassen, erst 1864 sprach sein Bericht von der Vertheilung dieses Stoffes auf 2 Bände, und erst als der Druck begonnen hatte, entschloss er sich den 1. Bd. auf die Jahre 1376–87 zu beschränken. Endlich am 3. Mai 1868 konnte er das Vorwort des 1. (von 1867 datirten) Bandes unterzeichnen. Der zweite folgte nicht, wie gehofft, sehr rasch, sondern erst 1874; der dritte, schwächere, brachte 1877 Wenzel’s Regierung zum Abschluss; Ruprecht füllte dann ebenfalls drei starke Bände, Bd. 4 (1882), 5 (1885), 6 (1888). Die Bearbeitung Sigmund’s hatte darauf nicht zu warten brauchen, sondern war durch W.’s langjährigen Mitarbeiter Kerler selbständig gefördert worden; schon 1878 erschien Bd. 7, der erste aus Sigmund’s Zeit, 1883 Bd. 8, 1887 Bd. 9, so dass also jetzt eine ununterbrochene Reihe von 9 Bänden, die Jahre 1376 bis 1431 umfassend, vorliegt und für die folgende Zeit stark vorgearbeitet worden ist. Seine Mitarbeiter an diesen Bänden waren in den 1860er Jahren besonders Kluckhohn, Menzel und Schäffler, dann Kerler für Sigmund, daneben Ebrard, endlich Bernheim, Friedensburg und der Herausgeber dieser Zeitschrift für Ruprecht. Jüngere Mitarbeiter traten, seit W. in Berlin war, für die Fortführung des Unternehmens ein.

Was mit den Reichstagsacten geleistet ist, insbesondere mit den ersten Bänden, welche als W.’s ureigenste und bedeutendste Schöpfung gelten dürfen und auch am weitesten und tiefsten gewirkt haben, weiss Jeder, der sich mit der Reichsgeschichte dieser Epoche befasst hat. Das Erscheinen des 1. Bandes ist geradezu der entscheidende Markstein für die Entwicklung der Historiographie [332] auf diesem Gebiete. Nicht allein, dass alles Vorausgegangene in Einzelheiten nun veraltet ist: die ganze Auffassung der Zeit hat ein neues Gesicht erhalten; der Forschung sind ganz neue Grundlagen geschaffen, und andere Fragen als bisher sind in den Vordergrund getreten. Man wird leicht nachweisen können, wie überhaupt die Behandlung der Geschichte des späteren Mittelalters von diesem Punkte aus befruchtende Einwirkungen erfahren hat.

Und was die mehr subjective Seite der Leistung anlangt, so sind Alle einig in Anerkennung des Bienenfleisses und des Spürsinnes, mit dem das Material zusammengetragen ist, des Scharfsinnes, der Umsicht und der Klarheit, womit die vielen sich daran knüpfenden kritischen Fragen erörtert werden, der Durchdringung dieses Stoffes durch eine lebendige Auffassung, die überall von den Acten energisch auf das politische Leben hinweist, dessen Niederschlag sie sind. An diesem Ruhme kann der Umstand gar nichts ändern, dass nun auf Grundlage des so bequem bereitgelegten Materials und nach weiterer Aufschliessung der Archive in gar manchen Einzelheiten die kritische Forschung im Anschluss an W.’s Ergebnisse oder auch im Gegensatz zu ihnen weiter vorgedrungen ist.

Am meisten Anerkennung fast hat das Werk als Editionsleistung in technischer Beziehung gefunden, und für den Autor war es eine besondere Genugthuung zu sehen, wie die von ihm aufgestellten Grundsätze für viele Unternehmungen – meist allerdings mit den landesüblichen Besonderheiten – massgebend wurden. Sein Verdienst ist es, für die Behandlung der deutschen Texte des späteren Mittelalters, insbesondere für die Vereinfachung der gehäuften Consonanten, ganz feste Regeln aufgestellt zu haben. Dieselben beherrscht ein durchaus klarer und einfacher Gedanke, der bis in die complicirtesten Einzelfälle hinein verfolgt wird: Beseitigung jedes bloss äusserlichen Schnörkels, Erhaltung alles dessen, was sprachliche Bedeutung hat, haben kann oder doch seiner Entstehung nach gehabt hat.

Einen Vorwurf freilich hat man wohl öfter gegen das Unternehmen hören können: dass es zu weitausgreifend sei, zu viel an unbedeutenden, nicht hingehörigen oder schon gedruckten Stücken, zu viel an Lesarten, zu viel an erläuternden Noten biete. Man fragte wohl, wohin man denn auf diesem Wege kommen solle in der späteren Zeit, wo das Material so riesenhaft anschwelle. [333] – Wenn man die Ruprecht-Bände einmal ausscheidet, die allerdings aus dem Rahmen des Unternehmens einigermassen heraustreten (mit denen es aber auch seine besondere Bewandtniss hat, worauf vielleicht ein andermal zurückzukommen ist), so wird man die Berechtigung dieses Vorwurfes nicht zugestehen können. Mag sein, dass an Varianten anfänglich auf germanistische Anforderungen hin des Guten zu viel gethan ist, dass auch sonst – wie selbstverständlich – sich Einzelnes mit gutem Grunde anders machen liesse: im Grossen und Ganzen bringen die drei ersten Bände (und ebenso die drei letzten) nicht mehr, als die Sache durchaus erfordert. Ich möchte glauben, dass Jeder, der mit diesen Bänden intensiv gearbeitet hat, dem beistimmen muss, und dass die entgegengesetzten Urtheile dem ersten Schein zu viel vertrauten. Den Besorgnissen aber wegen der Ausdehnung des Unternehmens bei Fortführung nach denselben Grundsätzen hat W. selbst schon im Vorwort des 1. Bandes vorgebaut. Die Nothwendigkeit einer immer weitergehenden Beschränkung, weniger in den Vorarbeiten als in der Auswahl des Aufzunehmenden stand ihm schon damals klar vor Augen, und er hat sie seinen Mitarbeitern stets aufs neue eingeschärft.

Während der 1. Band der Reichstagsacten langsam vorwärts rückte, hatte W. auf seinem Lebenswege die entscheidenden Stationen des Glückes und Leides in rascher Folge zurückgelegt. Schon gleich nach seiner Uebersiedlung nach München hatte er geheirathet. Im Frühjahr 1863 war die Berufung nach Erlangen erfolgt; dort aber wurde ihm am 8. Nov. 1865 nach nur fünfjähriger glücklicher Ehe seine Gattin entrissen, und er hat diesen Schlag nie ganz verwinden können. Die 1867 erfolgende Berufung nach Tübingen in das durch R. Pauli’s Massregelung frei gewordene Ordinariat brachte ihn wenigstens in andere äussere Verhältnisse.

In Tübingen betheiligte sich W. lebhaft am politischen Leben, dem sein Interesse schon in den Studentenjahren zugewandt war. Von der Bewegung von 1848 hatte er tiefe Eindrücke erhalten, sehr früh dann schon sich denen angeschlossen, welche die Einigung Deutschlands unter Preussens Führung erstrebten. Der Gang der politischen Ereignisse und die Uebersiedlung nach Tübingen gaben diesem Interesse neue Nahrung, und so trat er dort als einer der Wortführer der „Deutschen Partei“ gegen [334] württembergischen Particularismus und die Volkspartei in die Schranken. Die Jahre 1870–71 führten ihn dann als Dolmetscher nationaler Empfindungen auf die festliche Tribüne. Ohrenzeugen versichern, dass die Reden, welche er kurz vor Ausbruch des Krieges auf dem Tübinger Reithause, dann zur Feier des Friedensschlusses hielt, zu dem Packendsten und Grössten gehörten, dessen sie sich erinnern. Württembergische Patrioten wandten sich damals an den Grafen Bismarck mit einer Vorstellung zu Gunsten der Wiedergewinnung von Elsass-Lothringen; dieselbe war von W. entworfen und das Concept dazu findet sich noch in seinem Nachlass.

Diesem Höhenpunkte seiner öffentlich-politischen Thätigkeit liegt auch deren Abschluss nahe. W., der durch seine Reichstagsacten-Studien besonders innige Fühlung mit Strassburgs deutscher Vergangenheit gewonnen hatte, der sich dann während der Belagerung, um das Schicksal der dortigen Handschriften besorgt, an den General v. Werder wandte, freilich ohne die Stadtbibliothek vor dem Untergange retten zu können, W. war es vergönnt bei Errichtung der neuen Universität mitwirken zu dürfen und dorthin berufen zu werden. Er hat dort zu den wenigen Altdeutschen gehört, die zu Einheimischen ein wirklich herzliches Verhältniss zu gewinnen wussten, aber politische Wirksamkeit hat er weder dort noch später wieder aufgenommen.

Sein Standpunkt verschob sich allmählig wohl etwas mehr nach rechts. Die stets bei ihm vorhandene Sympathie für indirectes Steuersystem und Monopole führte ihn bei der Scheidung des Liberalismus vom Kanzler auf des Letzteren Seite, während er der neuen Socialpolitik allerdings skeptischer gegenüberstand. Weit entfernt war er davon, ein Parteipolitiker nach der Schablone zu sein; er rechnete sich wohl gelegentlich zu den „liberaleren Elementen“ und bezeichnete sich ein andermal als „conservativ“, obschon er in der gerade vorliegenden Frage sich den Freisinnigen glaubte anschliessen zu müssen.

Ein einiges Reich, eine starke und leistungsfähige Centralgewalt, dabei Selbständigkeit und Selbstthätigkeit der Einzelnen und der kleineren Organisationen in ihrem Kreise, soweit mit jenen obersten Grundsätzen vereinbar, das waren wohl ungefähr die Grundzüge der politischen Ansichten, die sich ihm im Leben und aus seinen historischen Studien, aus der Geschichte des 14. und 15. Jahrhunderts, ergeben hatten.

[335] Die Zeit der Uebersiedlung nach Strassburg darf auch als ein Wendepunkt für die Entwicklung W.’s als akademischen Lehrers gelten. In Erlangen hatte er vorzugsweise die ihm zunächst ganz fern liegende alte Geschichte gelesen, in Tübingen umspannten seine Collegien ein weites Gebiet und waren für das Bildungsbedürfniss von Hörern verschiedener Facultäten berechnet. Er soll damals gerade den besonderen Aufgaben dieser Stellung vortrefflich entsprochen haben, als anziehender und anregender, wenn auch nicht eigentlich glänzender, akademischer Redner. Die eigentlichen Fachstudenten waren unter den Hörern in verschwindender Minderzahl.

Das wurde anders in Strassburg; die Uebungen begannen eine grössere Rolle zu spielen, und diese Entwicklung machte Fortschritte mit dem steigenden Rufe des Reichstagsacten-Editors und dann besonders in Göttingen an der Stätte des Waitz’schen Seminars. Auch verstärkte die dauernde Beschäftigung mit der Detailarbeit der Reichstagsacten diese Richtung. In den Collegien beanspruchte die kritische Erörterung wichtiger Einzelfragen einen immer breiteren Raum, dieselben führten vortrefflich ein in den Stand der wissenschaftlichen Controverse und in die Methode historischer Forschung, boten zwar zugleich auch eine durchaus geschlossene Darlegung der geschichtlichen Entwicklung, aber natürlich unter Verzicht auf eine leichtflüssige, rhetorisch packende Darstellung. Auch die Berufung nach Berlin, wo es hätte lockend scheinen können, auf ein grösseres Publicum zu wirken, liess diese Lehrweise unverändert.

Noch in Göttingen las W. neben mittelalterlicher auch neuere und neueste Geschichte, daneben auch Hilfswissenschaften; in Berlin erst beschränkte er sich auf 4 Collegien: Kaiserzeit, Interregnum bis Reformation, Reformation und Verfassungsgeschichte der germ. u. roman. Völker. Die letztgenannte Vorlesung war erst in Göttingen entstanden und dann, wie mir scheint, mit besonderer Liebe gepflegt. Sie berührte sich wie die über das spätere Mittelalter am meisten mit den eigenen Studien.

Das Schwergewicht der akademischen Thätigkeit lag seit der Strassburger Zeit wohl im Seminar. Nicht unvergessen darf zunächst bleiben, wie die Errichtung des Strassburger Seminars mit seiner Bibliothek wesentlich sein Werk ist, wie er dann in Göttingen für eine ähnliche Einrichtung kämpfte, die erst nach [336] seinem Fortgange zu Stande kam, wie er schliesslich das Berliner Seminar begründete.

W.’s Uebungen waren, wenigstens in der Göttinger Zeit, ähnlich wie die Collegien, nicht auf Anfänger, sondern auf ziemlich weit vorgeschrittene Schüler berechnet. Er suchte in der Regel nicht etwa durch Fragen und Discussion die Theilnahme der Studenten an der Untersuchung zu gewinnen, sondern er führte diese im Wesentlichen selbst oder nahm Arbeiten einzelner Schüler durch. Es wurde also selbständige Aufmerksamkeit verlangt, die Jeder durch eigenes Eingreifen in die Erörterung frei bethätigen mochte. Die ganz Ungeübten oder Bequemen werden nicht vollen Gewinn davon getragen haben; wer aber selbstthätig bei der Sache war, konnte kaum bessere Schulung finden.

Gewaltig war die Mühe und Arbeit, welche ihm die Vorbereitung der Uebungen und die Kritik der Schülerarbeiten verursachte. Es ist wehmüthig, die aufgehäuften Blätter zu durchmustern, auf denen er Notizen für die Bearbeitung von Thematen sammelte. Welch’ eine Summe von Arbeit, Wissen und Scharfsinn liegt in diesen Notizen mit ihren nur angedeuteten Combinationen begraben. Und nicht etwa beschränkt sich diese Sammlung auf das Feld der eigenen Studien; sie umfasst vielmehr mit erstaunlicher Vielseitigkeit fast das ganze Gebiet der Geschichte. Mit wahrhafter Aufopferung wurde dann der Schüler in seiner Arbeit berathen und gefördert, und ein inneres und dauerndes Verhältniss zwischen Lehrer und Schüler war in zahlreichen Fällen die Frucht solcher Zeiten. Niemals klopfte der Student vergebens an W.’s Thüre, selbst unbescheidenen Forderungen wurde es ihm schwer mit einem Nein zu begegnen. Manchmal konnte man die Empfindung haben, dass die Grenze überschritten wurde, die in seinem und der Wissenschaft Interesse dieser Aufopferung hätten gezogen werden sollen: wenn halbe Nächte der Correctur von Dissertationen gewidmet wurden und wenn einzeln wohl auch unselbständige Schüler das ihnen Gebotene so ausnutzten, dass der Lehrer schliesslich das Beste gethan hatte.

Uebrigens lassen sich Aenderungen in seiner Art die Uebungen zu leiten leicht verfolgen. In Tübingen suchte er mehr die Einzelnen zum Mitarbeiten heranzuziehen; auch in Strassburg und Göttingen pflegte er eine grössere Zahl von Themen vorzulegen und zu erörtern, daneben auch Schülerarbeiten in den Uebungen durchzusprechen; [337] in Berlin neigte er immer mehr dahin, denselben Stoff eine grössere Zahl von Abenden hindurch zu behandeln. Es hängt das wohl damit zusammen, dass er zeitweise, besonders in der Göttinger Zeit als Nachfolger von Waitz, einen gewissen Ehrgeiz in dem äusserlich sichtbaren Erfolg seines Seminars suchte, – so fern auch sein ganzes Wesen davon war, Schule im engeren Sinne zu bilden –, dass er aber später in der übermässigen Förderung des Dissertationswesens und der damit verbundenen vorzeitigen Specialisirung eine wachsende Gefahr für die allgemeine Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses erkannte. Ein Thema selbständig finden, meinte er wohl, sei für den Schüler die halbe Bearbeitung werth.

Vor der entsagungsvollen Arbeit an den Reichstagsacten und der akademischen Thätigkeit gelangte W. nicht zu dem, was gewiss von Anfang an das Ziel seines Strebens, die unbefriedigte Sehnsucht seiner späteren Jahre war: zu historischer Darstellung. Ja selbst für monographische Arbeiten blieb Jahre lang kaum Zeit; von 1860 bis 75 ist nichts derart von ihm erschienen. Damals folgte die aus Editions-Vorarbeiten erwachsene Abhandlung „Der Strassburger Fascikel v. 1431, ein Beitr. z. G. d. Reichstagsverhandlungen i. d. Hussitenzeit“ (Forsch. z. dt. G. Bd. 15, 1875). An verwandte Stoffe knüpfte auch die ak. Festrede an: „Geschichtl. Entwicklung der Idee e. allg. Reichssteuer in Deutschlands Vergangenheit“, Berlin 1882 (abgedr. in d. Dt. R.).

Zwischen beiden Publicationen liegt die Entstehung einer Schrift, welche in engerem Rahmen die Vorzüge der W.’schen Arbeitsweise vielleicht am ansprechendsten vereinigt: „Der Rheinische Bund von 1254“ (Tübingen 1879; ein Nachtrag in der Arch. Z. Jg. 4, 1879). Innerlich steht das zeitlich abgelegene Thema durch die grossen Fragen: Städtebund und Landfrieden, mit den Reichstagsacten unter K. Wenzel in naher Beziehung. Die Grundlage der Arbeit wird, ohne dass neues Material hinzukäme, durch eine glänzende Editionsleistung gewonnen. Aus einer Beobachtung von überraschender Einfachheit werden in anziehendster und scharfsinnigster Weise weitgreifende Folgerungen gezogen. Daneben tritt ein für W. charakteristischer Zug deutlich hervor: ein gesunder Realismus, ein Streben nach Anschaulichkeit, das sich nicht damit begnügt, die Acten dem Wortsinn nach zu verstehen, sondern nach den Dingen fragt, die hinter den Worten [338] stecken, von diesen eine Vorstellung gewinnen will und dabei an Gegenwärtiges, Bekanntes anknüpft, mit einer gewissen Vorliebe für das ganz Alltägliche, das dem Gelehrten fern, dem Manne des praktischen Lebens nahe zu liegen pflegt.

Bald nach seiner Uebersiedlung nach Berlin (1881), als die Arbeit an den Reichstagsacten für ihn zurücktrat, nahm W. den früher schon gehegten Gedanken auf, eine Geschichte K. Ruprecht’s zu schreiben. Doch er blieb in den Anfängen stecken. Die Fragen, welche gleich bei der Erhebung Ruprecht’s aufzuwerfen waren, verwickelten ihn in weit zurückgreifende, vorwiegend verfassungsgeschichtliche Untersuchungen. Es entstanden so die Abhandlungen „Der Pfalzgraf als Richter über den König“ (Abhdlgn. d. Göttinger Ges. d. Wiss. 1886) und „Die Urkunden der Approbation K. Ruprecht’s“ (Abhdlgn. d. Berliner Ak. 1888). Dazwischen steht noch eine kleine isolirte Arbeit „Zu den Verträgen Karl’s IV. mit den Wittelsbachern zu Eltville, 1349“ (MIÖG 1887). Zu den Ruprecht-Vorstudien wird noch aus dem Nachlass kommen „Rense als Wahlort“ (voraussichtlich in den Abhdlgn. d. Berl. Ak.), während aus einer anderen Arbeit, welche die pfälzischen Thronbestrebungen unter K. Wenzel behandeln sollte, nur Bruchstücke druckfertig sind, die in dieser Zeitschrift zum Abdruck kommen werden[WS 1]. – So werthvoll und vielfach mustergültig diese Arbeiten auch sind, so wird man doch beklagen dürfen, dass sie den geplanten „Ruprecht“, dem sie den Weg bahnen sollten, nicht zur Ausführung kommen liessen.

Dass Frische und Lebendigkeit, Fähigkeit zu energischem Zusammenfassen und anziehender Darstellung auch zu allerletzt nicht geschwunden waren, wird eine in der Berliner Akademie vorgetragene Abhandlung über das Project eines Nationalconcils von 1524 zeigen, die in Sybel’s HZ noch erscheinen soll. Aber sichtlich wurde es ihm doch schwer, die Specialuntersuchung zu Gunsten des geplanten Hauptwerkes zurückzudrängen. Seine ausgesprochene Veranlagung für historische Darstellung wurde während der schaffenskräftigsten Jahre durch die Reichstagsacten brach gelegt und vermochte nachher sich nicht mehr zur Bethätigung in einem Werke grossen Styles durchzuringen. Er wurde, darf man wohl sagen, in dieser Beziehung ein Opfer der schon an sich so entsagungsvollen Editionsthätigkeit.

[339] Dazu kam in Berlin die eines Mannes Arbeitskraft schon fast erdrückende Last der Geschäfte. Die meisten derselben ergaben sich aus der Universitätsstellung und den damit verbundenen Examenspflichten. Ausserdem war er i. J. 1884 in die Centraldirection der Monumenta berufen und Anfang 87 Mitglied der Berliner Akademie geworden. – Der Göttinger Ges. d. Wiss. gehörte er seit 1879 an, der Münchener Ak. schon seit 1869 als corresp. Mitglied, bis 1888 auch die Wahl zum ordentlichen Mitglied folgte. – Aus den sich häufenden Ehren (auch zum jurist. Ehrendoctor von Göttingen war er 1881 bei der Eichhorn-Feier ernannt) erwuchsen direct und indirect neue Geschäfte: Commissionssitzungen, Entscheidungen bei Preisausschreibungen, Gutachten aller Art. Dem hielt das körperliche Befinden immer weniger Stand.

Kurz vor seinem Fortgange aus Göttingen hatte er sich einer Operation unterziehen müssen. In Berlin erholte er sich zunächst zwar wieder, aber während der letzten 5 Jahre hatte er viel zu leiden, sehr viel mehr, als vielleicht irgend Jemand ausser den allernächst Stehenden geahnt hat. Wohl muthete er dem kranken Körper in nie rastender Arbeit noch immer fast unglaubliche Leistungen zu; aber nicht hindern konnte er die Einflüsse auf seine Stimmung. Das Gefühl tiefer Ermattung, die Empfindung des Missverhältnisses zwischen geistigem Wollen und körperlichem Können deprimirten ihn oft aufs tiefste. Verbunden damit war eine gesteigerte Erregbarkeit, die ihm wohl auch harmlose Dinge schwarz malte und ihn sich ganz unnütz mit manchem quälen liess, was ein Anderer leicht bei Seite geschoben hätte.

So nahte ihm denn der Tod als ein Erlöser. In Kissingen, das ihm im Vorjahre vorübergehende Besserung gebracht, entwickelte sich ein chronisches Nierenleiden zu einer acuten Krankheit, und sehr rasch ging es dann am 3. Sept. zu Ende. Am 6. wurde er in Erlangen an der Seite seiner Gattin beigesetzt.

Jene eben erwähnte Erregbarkeit, die nicht immer berechenbare schwerblütige Auffassung von Vorgängen, die sein Empfinden berührten, war in geringerem Grade unleugbar auch eine Eigenschaft seiner gesunden Tage. Aber sie war nur die Kehrseite des vielleicht tiefsten und bedeutsamsten Zuges seines Charakters. An manchen Missständen, welche Andere ohne weitere Ueberlegung ruhig ertrugen, nahm er leidenschaftlich Anstoss, und er gab dem dann auch entschiedensten Ausdruck, ganz unbekümmert [340] darum, wohin sein eignes Interesse sich neigte. Mag er dabei auch hie und da im Eifer zu weit gegangen sein, das thut der grossen Hauptsache keinen Eintrag, dass nach Erkenntniss eines Missstandes dem Handeln niemals das eigene Interesse hindernd in den Weg trat. Er war in vielen Beziehungen gewöhnt, dasselbe zurückzustellen. Für sich bedürfnisslos, haushälterisch-sparsam für die ihm anvertrauten Interessen, war er zugleich von seltener Opferwilligkeit und Generosität. Und noch nach einer anderen Seite hin derselbe Grundzug: so lebhaft er persönliche Kränkungen, wirkliche und vermeintliche, empfinden konnte, es wird nicht vorgekommen sein, dass er ihnen Einfluss auf sein Urtheil über Jemandes Leistungen oder auf sein Handeln gestattete. Wohl konnte ihm leicht ein aufbrausendes heftiges Wort entschlüpfen; aber kam er in die Lage, auf das Schicksal des Anderen bestimmenden Einfluss zu haben, so handelte er mit einer Unbefangenheit, die selbstverständlich sein sollte, es aber in dieser Welt so wenig ist, dass Mancher sie als beschämende Grossherzigkeit empfunden haben wird.

Diesem Grundzuge reiner Sachlichkeit und Unbefangenheit entsprach auch sein Wirken als Historiker. Von jeder Beeinflussung durch Tendenzen oder Rücksichten war seine Forschung frei; die rein historische Kritik entschied, und nur das Streben nach Erkenntniss beeinflusste die Richtung seiner Studien. Als er das eine Mal in der oben erwähnten Festrede den gefährlichen Weg beschritt, die Ergebnisse dieser Studien in unmittelbare Beziehung zu politischen Tagesfragen zu setzen, da gab er nur seinen eigensten, lange gehegten Lieblingsideen Ausdruck.

Weizsäcker, dem Herausgeber der Reichstagsacten, dem scharfsinnigen, unermüdlichen Forscher ist ein dauerndes Andenken sicher. Möge darüber auch nicht vergessen werden, wie dieselbe Selbstverleugnung und Gewissenhaftigkeit, welche seine Arbeiten in technischer Beziehung auszeichnen, auch seine historische Auffassung beherrschen und sich in seinem Wirken überhaupt bethätigten, wie dies Alles Eins war in ihm und wie es Eins sein muss, soll nicht trotz glänzender Erfolge doch das Wesen der Wissenschaft Schaden nehmen.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe den Artikel in DZfG Bd. 3: „Zur Absetzung König Wenzel’s