Jung-Walter

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Theodor Fontane
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Jung-Walter
Untertitel:
aus: Gedichte, Seite 384–386
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[384]
Jung-Walter.


     Um Weihnacht war’s, der Wind blies kalt
Und die Tafelrunde begann,
Da kam an den Hof des Königs
Manch’ schottischer Rittersmann.

5
     Der König und die Königin

Schauten nieder von ihrem Schloß:
Da sahen sie kommen Jung-Walter,
Jung-Walter hoch zu Roß.

     Seine Läufer liefen vor ihm her,

10
Seine Reiter folgten ihm dicht,

Und sein Mantel wie von Golde
Blitzte im Sonnenlicht.

     Und von Golde waren die Decken
Und die Hufe von Silber hell,

15
Und das Roß, auf dem Jung-Walter ritt,

War wie der Wind so schnell.

     Da sprach ein tückischer Höfling,
Der neben der Königin stand:
„Wer ist der schönste Ritter

20
In Hoch- und Niederland?“


[385]
     „„Ich habe gesehn viel Lords und Lairds,

Manch schönen Ritters Gesicht,
Einen schöneren als Jung-Walter
Sah’ ich mein Lebtag nicht.““

25
     Das hörte der neidische König,

Seine Wange verfärbte sich:
„Und wär’ er zweimal schöner,
Erst nennen mußtest Du mich.“

     „„Du bist kein Lord und Du bist kein Laird,

30
Du bist König über sie all’,

Da ist kein Ritter in Schottland,
Der nicht wäre Dein Vasall.““

     Die Königin sprach es bang und blaß,
Der König ward blutroth; –

35
Jung-Walter, daß so schön Du bist,

Das bringt Dir nun den Tod.

     Sie haben ihn flugs ergriffen,
Ihn sicher eingehegt,
Sie haben Jung-Walter ergriffen

40
Und ihn in Ketten gelegt.


     „Oft bin ich geritten durch Stirling
Bei Wetter und Regenguß,
Nie bin ich geritten durch Stirling
Mit Ketten an Hand und Fuß.

45
     Oft bin ich geritten durch Stirling

Bei Sturm und Windeswehn,
Nie bin ich geritten durch Stirling,
Um’s immer wieder zu sehn.“

[386]
     Am Fuß des Hügels noch einmal
50
Sah er Wappen und Helm und Schwert,

Am Fuß des Hügels noch einmal
Sah er Sattel und Zaum und Pferd.

     Am Fuß des Hügels noch einmal
Sah er seine Lady schön; –

55
Um das Wörtlein, das die Königin sprach,

Mußt sie ihn sterben sehn.