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König Christoffer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: König Christoffer
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 210–211
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[210]
109. König Christoffer.

1447 hatte König Christoffer von Dänemark viele Fürsten und Herren verschrieben, daß sie zu ihm gen Lübeck kommen wollten auf Michaelis, daselbst mit ihm lustig und fröhlich zu sein (vel quasi). Einem Rath zu Lübeck aber hatte er nichts hievon kund gethan, wie er doch billig hätte thun sollen.

Da nun der Tag Michaelis vorhanden, begunnten etliche der verschriebenen Herren heranzukommen; doch schickten sie vorher um Geleit nach altem Gebrauch. Erst nach dieser Herren Ankunft schickte König Christoffer seine Briefe an Einen Rath zu Lübeck, begehrte Geleit für sich und alle diejenigen, so er dahin beschieden; insonderheit aber: daß er seine Herberge halten möchte im Burgkloster.

Dieß Schreiben ward verlesen, mit großer Verwunderung daß der König auf so ungewöhnliche Art und Weise Geleit begehrte; darum ließ Ein Rath der vornehmsten Bürger an die 400 zu Rathhaus fordern, und ihnen des Königs unbilligen Anschlag vorlesen. Wie die Bürger das hörten, begehrten sie, daß dem Könige ja nicht gewillfahrt werde. Also hat des Königs Bote eine schriftliche Antwort wieder bekommen: daß Ihm das Geleit gar gerne bewilligt sein sollte, daß Er aber mit 4–500 Pferden zum höchsten kommen möchte; im Kloster zur Burg Ablager zu halten, ginge nicht an.

[211] Solche Antwort hat den König zu großem Zorn bewogen, daß es nicht nach seinem Willen gehn sollte; er blieb also gar aus Lübeck, unangesehn daß er so viele Fürsten und Herren dahin verschrieben. Dann schickte er zur Wißmar, und begehrte dort gleichergestalt anzulangen wie in Lübeck; aber die Wißmarschen gaben ihm gleiche Antwort. Da blieb er zu Heiligenhafen und ließ seine Verwandte aus Baiern dahin fordern, den andern Fürsten aber den Hof wieder abschreiben.

Wie er nun gänzlich auf die Stadt Lübeck verbittert war, und sich im Herzen vorgenommen, daß er sich rächen wollte, sammelte er einen großen Schatz; dergestalt daß er bei seinen Räthen in Argwohn gerieth, als ob er denselben zum Land hinausschicken und selber balde, wenn’s ihm füglich, nachfolgen wollte.

Da vermerkte er, daß seine letzte Zeit herangetreten, berief die Reichsräthe vor sich, und sagte zu ihnen: „Seht, ich sterbe; den Schatz aber, den Ihr gemeint, daß ich ihn wegschicken wollen, werdet Ihr an dem und dem Orte finden, und Ihr mögt ihn sicher verwahrt halten. Mit diesem Schatz hab’ ich allezeit im Sinne gehabt, die Stadt Lübeck wieder unter das Reich Dänemark, dem sie, wie ich vernommen, vormals gehörig gewesen, zu zwingen.“

Bald nach diesem starb er.