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Karawanen und Wüstenreisen

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Textdaten
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Autor: Alfred Brehm
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Titel: Karawanen und Wüstenreisen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 13, 16, S. 416–418, 511–515
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[416]
Karawanen und Wüstenreisen.[1]
Von Dr. A. E. Brehm.

Am Saume der Wüste, unter einer dichten Palmengruppe, steht ein kleines Zelt. Ringsum dasselbe liegen in bunter Reihe, wallartig geordnet, Kisten und Ballen. Im Innern des Zeltes befinden sich Reisende, welche mittels einer Nilbarke hierher gelangt sind und beabsichtigen, einen weiten Bogen des von nun an klippen- und stromschnellenreichen Nils abzuschneiden, also die von letzterem theilweise umschlossene Wüste zu durchziehen.

Es ist um die Mittagszeit. Die Sonne steht fast senkrecht über dem Zelte an dem wolkenlosen, tiefblauen Himmel und ihre sengenden Strahlen werden durch die sperrigen Wedel der Palmen kaum gehindert, drückende Gluth liegt auf der Ebene zwischen Strom und Wüste und die Luftschichten über dem erhitzten Boden wogen und flimmern, daß jedes Bild sich verzerrt und verschleiert.

Ein Reiterzug, von der Wüste her kommend, taucht am Rande des Gesichtskreises auf und wendet sich, ohne nach dem landeinwärts liegenden Dorfe einzulenken, geradeswegs dem Zelte zu. Dunkelbraune, ärmlich gekleidete, in lange und weite, eher graue als weiße Burnusse gehüllte Männer steigen, unter den Palmen angelangt, von ihren mageren, jedoch nicht unedlen Pferden. Einer von ihnen nähert sich dem Zelte und tritt mit der Würde eines Königs in dasselbe. Es ist das Oberhaupt der Kameltreiber (Scheich el Djemali), welchem wir, die Reisenden, Botschaft gesandt haben, um uns durch seine Hilfe mit den erforderlichen Führern, Treibern und Kamelen zu versehen.

„Heil mit Euch!“ sagt er beim Eintreten und legt grüßend seine Hand auf Mund, Stirn und Herz.

„Mit Dir, o Scheich, Heil, die Gnade Gottes und sein Segen!“ ist unsere Antwort.

„Groß war mein Sehnen, Euch zu sehen, o Fremdlinge, und Eure Wünsche zu vernehmen,“ versichert er, nachdem er auf dem Polster neben uns und zwar zu unserer Rechten, auf dem Ehrenplatze, sich niedergelassen hat.

„Möge Gott, der Erhabene, Dein Sehnen vergelten, o Scheich, und Dich segnen!“ erwidern wir seine Rede und befehlen unseren Dienern, ihm, früher noch als uns selbst, eine frisch angezündete Pfeife und Kaffee zu reichen.

Halbgeschlossenen Auges labt er seinen sterblichen Leib durch den Kaffee, seine unsterbliche Seele durch die Pfeife; in dichte Wolken hüllt er sein ausdrucksvolles Haupt. Fast lautlose Stille herrscht im Zelte, welches der Wohlgeruch des köstlichen Djebelitabaks durchduftet und leichter, unbeschwerlicher Rauch durchzieht, bis wir endlich glauben, die beabsichtigten Verhandlungen beginnen zu dürfen, ohne uns der Unhöflichkeit schuldig zu machen.

„Wie ist Dein Befinden, o Scheich?“

„Der Spender alles Guten sei gepriesen!– wohl, Dir zu dienen. Und wie steht es um Dein Wohlsein?“.

„Dem Herrn der Welt sei Ruhm und Ehre; ich befinde mich ganz wohl!“

Und so geht es noch eine Weile fort. Neue, fast endlose Höflichkeitsbezeigungen werden gegenseitig ausgetauscht; dann endlich gestattet die allseitig bindende Gebräuchlichkeit, geschäftliche Angelegenheiten zu behandeln.

„O Scheich, ich will mit des Allerbarmenden Hilfe diese Wüstenstrecke durchreisen.“

„Möge Allah Dir Geleit geben!“

„Bist Du im Besitze von Trabern und Lastkamelen?“

„Ich bin’s! Befindest Du Dich wohl, mein Bruder?“

„Der Erhabene sei gelobt! es ist so. Wie viel Kamele kannst Du mir stellen?“

Anstatt einer Antwort auf diese Frage entquellen nur zahllose Rauchwolken dem Munde des Scheich, und erst nach Wiederholung unserer Worte legt der Mann für einige Augenblicke die Pfeife zur Seite und spricht würdevoll:

„Herr, die Anzahl der Kamele der Beni Said kennt nur Allah; ein Sohn Adams hat sie noch nie gezählt!“

„Nun wohl, so sende mir fünfundzwanzig Thiere, darunter sechs Traber. Außerdem bedarf ich zehn großer Schläuche.“

Der Scheich raucht von neuem, ohne zu reden.

„Wirst Du sie mir senden, die gewünschten Thiere?“ wiederholen wir dringlicher.

„Ich werde es thun, um Dir zu dienen; allein ihre Besitzer stellen hohe Preise!“

„Und welche?“

Mindestens das Vierfache der üblichen Löhne und Miethen wird gefordert.

„Aber Scheich, erschließe Dich Allah, dem Erhabenen! Das sind Forderungen, welche Dir niemand bewilligen wird!“

„Gott, der Allerhaltende, sei gepriesen und sein Gesandter gesegnet! Du irrst, mein Freund: der Kaufmann, welcher dort oben lagert, hat mir das Doppelte geboten von dem, was ich verlange; nur meine Freundschaft zu Dir ließ mich so geringe Forderung stellen!“

Vergeblich scheint alles Feilschen, vergeblich jede weitere Verhandlung. Frische Pfeifen werden gebracht und geraucht, neue Höflichkeitsbezeigungen ausgetauscht, der Name Allahs auf beiden Seiten gemißbraucht, Wohl und Befinden gegenseitig aufs genaueste festgestellt, bis endlich die erlernte Sitte der angeborenen weicht und der abendländische Reisende die Geduld verliert.

„So wisse, Scheich, daß ich im Besitze eines Geleitsbriefes des Khedive und ebenso eines des Scheich Soliman bin; hier sind beide: was forderst Du jetzt noch?“

„Aber Herr, wenn Du einen Geleitsbrief seiner hohen Herrlichkeit besitzest: warum forderst Du nicht das Haupt Deines Sklaven? Es steht Dir zu Diensten, ihm zu Befehl. Deine Wünsche nehme ich auf meine Augen, auf mein Haupt. Du befiehlst, Dein Sklave wird gehorchen. Die Preise der Regierung kennst Du ja. Das Heil Allahs über Dich; morgen früh sende ich Dir Männer, Thiere und Schläuche.“

Aber nicht am andern Morgen, wie versprochen, erschienen die gemietheten Treiber und Thiere, sondern erst in den Nachmittagsstunden fanden sie sich allmählich ein, und nicht am nächsten Morgen, sondern frühestens um die Zeit des Nachmittagsgebetes des folgenden Tages konnte an den Aufbruch gedacht werden. „Bukra inshallah“ – morgen, so Gott will – ist die Losung, und sie widersteht jedem Machtgebote. In der That giebt es noch viel zu thun, vieles zu regeln, vieles zu ordnen, manches instand zu setzen, bevor die Reise angetreten werden kann.

Um das Zelt entwickelt sich ein buntes, lebendiges Bild. Zwischen den Gepäckstücken bewegt sich die Schar der ausgedorrten Söhne der Wüste. Wenig fördernde Geschäftigkeit, aber unglaubliches Geschrei und Gelärm bezeichnen ihr Thun und Treiben. Die wallartig geordneten Gepäckstücke werden auseinandergezerrt, einzeln aufgehoben, gewogen, hinsichtlich des Gewichtes wie rücksichtlich ihres Umfanges geprüft, mit anderen verglichen, auserwählt und verworfen, zusammengeschleppt und wieder getrennt. Jeder Treiber sucht den anderen zu überlisten, jeder für seine Thiere die leichteste Ladung zu gewinnen; alle lärmen und toben, schreien und schelten, schwören und fluchen, bitten und verwünschen; und wenn man sich endlich wegen der Ladung zur Genüge oder zum Ueberdrusse gezankt und gestritten hat, ist erst das Vorspiel zu Ende.

Nach Friedensschluß beginnt man, mitgebrachte Dattelbastfasern zu Stricken und Seilen zu drehen; hierauf umschnürt man in sinnreicher Weise Kisten und Ballen, bildet Oesen und Oehre, um je zwei Gepäckstücke auf dem Sattel des Thieres ebenso rasch verbinden als lösen zu können, bessert noch eiligst bereits fertig mitgebrachte Tragnetze, die bestimmt sind, die kleineren Päcke in sich aufzunehmen, nothdürftig aus und wendet sich sodann einer genauen Prüfung der verschiedenen großen und kleinen Schläuche zu, um auch an ihnen noch zu arbeiten und zu flicken und endlich sie mit stinkendem, aus Koloquinthensamen bereitetem Theere äußerlich einzuschmieren. Schließlich unterzieht man an der Sonne getrocknetes Fleisch einer nochmaligen Besichtigung, füllt einige Bastsäcke mit Kafferhirse oder Durra, andere mit Holzkohlen, spült die Schläuche oberflächlich aus, versieht auch sie mit frisch dem Strome entnommenem Wasser und beschließt die langwierige Arbeit mit einem allseitig wiederholten, aus tiefster Brust hervorgestoßenen „El hamdu lillahi“ – Gott sei Dank!

[417] Alle diese Vorbereitungen hat der Chabir oder Führer der Karawane zu leiten. Je nach deren Bedeutung nimmt er eine mehr oder minder hohe Stellung ein; unter allen Umständen aber muß er sein, was sein Titel besagt: ein Kundiger des Weges und der obwaltenden Verhältnisse. Erprobte Erfahrung, Redlichkeit, Klugheit, Muth und Tapferkeit sind Bedingnisse zu seinem schwierigen, nicht selten gefährlichen Amte. Er kennt die Wüste wie der Schiffer das Meer, ist kundig der Gestirne, in jeder Oase, an jedem Brunnen der Reisestrecke daheim, in dem Zelte jedes Beduinen- oder Wanderhirtenhäuptlings willkommen, versteht allerlei Mittel gegen Beschwerden und Gefahren des Rittes anzugeben, vermag Schlangenbisse und Skorpionenstiche unschädlich zu machen, führt die Waffen des Kriegers wie die des Jägers mit gleicher Geschicklichkeit, ist mit einem Worte das unentbehrliche Haupt des vielgliedrigen Körpers, welcher die Wüste durchwandert.

Zur gesegneten Stunde, um die Zeit des Nachmittagsgebetes, tritt der Führer vor Reisende und Treiber, um zu verkünden, daß alles zum Aufbruche bereit sei. Nach verschiedenen Seiten hin stürmen die braunen Männer, um ihre Kamele einzufanqen, herbeizuholen, zu belasten. Mit äußerstem Widerstreben gehorchen die ahnungsvollen Thiere, denen eine Reihe schwerer Tage in grellen Farben vor der Seele zu stehen scheint. Brüllend, kreischend, knurrend, stöhnend lassen sie sich, durch unnachahmliche Gurgellaute ihrer Herren und einige gelinde Peitschenhiebe aufgefordert, auf die zusammengebogenen Beine nieder; brüllend fügen sie sich darein, die ihnen zugedachte Last auf den höckerigen Rücken zu nehmen; brüllend erheben sie sich wieder, nachdem sie befrachtet sind. Nicht wenige versuchen durch Schlagen und Beißen der Bebürdung sich zu erwehren, und es gehört in der That die unerschöpfliche Geduld ihrer Treiber dazu, um so widerhaarige Geschöpfe zu bändigen. Sobald alle Tragthiere ihre Last erhalten haben, treten sie ihre Wanderung an.

Nunmehr bringt man auch die wohlgesattelten Traber herbei. Jeder Reiter befestigt auf und an dem hohen, muldigen, über dem Höcker sitzenden Sattel die ihm unentbehrlichsten Reisegeräthschaften und Waffen und schickt sich an, sein Reitthier zu besteigen, eine für den Neuling nicht ganz leichte Arbeit.

Wir unsererseits schwingen uns mit der Behendigkeit eines Eingeborenen in den Sattel, spornen durch Fuchteln mit der Peitsche unser Reitthier an, halten es mittels eines feinen Nasenzaumes gebührend im Zügel und eilen hinter dem Führer her. Bald ist die vorausgezogene Lastkarawane überholt, bald jede Spur der letzten menschlichen Ansiedelung verschwunden: nach allen Seiten erstreckt sich, endlos scheinend, die Wüste.

Ringsum scharf begrenzt, bedeckt sie, ein ungeheures, eigenartiges Reich, den größten Theil Nordafrikas, vom Rothen Meere bis zum Atlantischen, vom Mittelmeere bis zur Steppe, Länder in sich fassend, fruchtbare Landstriche aufschließend, tausendfältig abwechselnd, und im wesentlichen doch immer und überall sich gleichend, mindestens ähnelnd. Neun- bis zehnmal überbietet dieses Wunderreich an Flächeninhalt unser gesammtes Vaterland, drei- bis viermal das Mittelländische Meer. Kein Sterblicher hat es durchforscht, allörtlich durchwandert; aber jeder Erdgeborene, welcher es betrat und auf Strecken hin durchzog, ist im tiefinnersten Herzen ergriffen worden von seiner Größe und Erhabenheit, seinem Zauber oder seinen Schrecken.

Die Wüste ist wirklich und wahrhaftig „El Bahhr bela maa“ – das Meer ohne Wasser – ein Gegenstück des Meeres. Sie ist diesem nicht unterthan wie die übrige Erde: in ihr erstirbt die Macht des belebenden und erhaltenden Elementes. „Wasser umfängt ruhig das All“: – die Wüste allein umfängt es nicht. Ueber die ganze Erde tragen die Winde des Meeres Gesandten, die Wolken, aber diese ersterben vor der Gluth der Wüste. Selten, daß man in ihr ein leichtes, kaum ersichtlich werdendes Dunstgebilde, selten, daß man auf einem Pflanzenblatte in der Morgenfrühe den feuchten Hauch der Nacht wahrnimmt. Sind in ihr doch Morgen- und Abendroth nur ein Dufthauch, welcher, kaum geboren, wieder verschwindet. Allüberall aber, wo das Wasser zur Herrschaft gelangt, verwandelt es auch die Wüste in Fruchtland, möge dasselbe so dürftig sein, als es wolle. Der Sand für sich allein ist es eben nicht, welcher Wachsthum der Pflanzen verwehrt, sondern einzig und allein die starre, sengende Gluth, welche ihn durchstrahlt.

Arm, unendlich arm ist die Wüste, todt aber ist sie nicht, mindestens nicht für diejenigen Menschen, welche das Leben in ihr aufzusuchen und aufzufinden wissen. Wer die Wüste als todte Einöde auffaßt, irrt ebenso wie der, welcher sie als Heimath des Löwen ansieht. Sie ist zu arm, als daß sie Löwen ernähren könnte, aber reich genug, um Tausenden von anderen Thieren Unterhalt zu gewähren.

Als ein urbildlich gestaltetes Wüstenthier darf man die Gazelle nennen. Obwohl durchaus ebenmäßig gebaut, erscheinen doch Kopf- und Sinneswerkzeuge fast zu groß und die Glieder allzu zart, beinahe gebrechlich. Aber dieser Kopf umfaßt in seiner Schädelhöhle ein Gehirn, welches zu einer unter Wiederkäuern ungewöhnlichen Klugheit und demgemäß auch zu geistiger Beweglichkeit befähigt, und diese Glieder sind wie aus Stahl gebaut, ungemein kräftig und federnd, so daß sie höchste Beweglichkeit und unermüdliche Ausdauer ermöglichen. Wer die Gazelle nur in der Gefangenschaft, im engen Raume gesehen hat, ist nicht imstande, zu beurtheilen, wie sie in der Wüste auftritt. Welche Beweglichkeit, Gewandtheit und Anmuth entfaltet gerade sie in ihrer Heimath! Wie sehr verdient sie von dem Morgenländer und zumal dem Wüstenbewohner als Sinnbild weiblicher Schönheit gewählt zu werden! Auf ihr sandfarbenes Gewand wie auf ihre unvergleichliche Beweglichkeit und Schnelligkeit vertrauend, äugt sie mit den klaren Lichtern fest, anscheinend sorglos auf Kamele und Reiter. Ohne durch die heranziehende Karawane sich beunruhigt zu zeigen, äst sie weiter. Von dem blüthenbedeckten Mimosenstrauche nimmt sie eine Knospe, einen saftigen Schößling, zwischen der schneidigen Halfa findet sie ein zartes Hälmchen. Mehr und mehr nähert sich ihr der Reisezug. Sie erhebt den Kopf, lauscht, wittert, äugt wiederum, schreitet einige Schritte vor und verfährt wie früher. Urplötzlich schnellen die federnden Läufe den Boden, und dahin eilt sie, so rasch, so behend, so gewandt, so anmuthig, als sei ihr die fast unerreichbare Bewegung nur Spiel und Scherz. Ueber die sandige Ebene jagt sie mit flugähnlichen Sätzen. Erdfrei scheint sie geworden zu sein, so überraschend schön ist ihr [418] Lauf; ein Gedicht der Wüste scheint sich in ihr verkörpert zu haben, so bestrickend wirkt ihre unvergleichliche Zierlichkeit und Schnelle. Wenige Minuten fortgesetzten Laufes entrücken sie jeder Gefahr, welche ihr von solchen Feinden drohen könnte; denn vergebens müht sich selbst der beste Traber, ihr nachzukommen, nicht einmal ein einzelner Windhund vermag sie einzuholen. Bald mäßigt sie ihre Eile; noch einige Augenblicke, und wiederum steht und äugt sie wie früher. Necklustig läßt sie den mordgierigen Reiter, welcher sie ernstlich zu verfolgen beginnt, herankommen, und vorsichtig entzieht sie sich zum zweiten, dritten Male dem Bereiche seiner tödlichen Waffe, bis sie endlich, erschreckt, aller weiteren Gefahr mühelos entrinnt. Länger flüchtet sie und zarter erscheinen Leib und Glieder, mehr und mehr verschwimmen die Umrisse, verschwindet sie auf der sandigen Fläche, und endlich verschmilzt sie gänzlich mit ihr, so daß es scheinen will, als habe sie sich aufgelöst wie ein Dufthauch.

[511] Vollkraft, Empfänglichkeit und Gefühl verlangt die Wüste von jedem Menschen, welcher sie erkennen, bis zu einem gewissen Grade in ihr heimisch werden will. Wer Reisebeschwerden, wie sie solche bereitet, nicht zu ertragen vermag, wer ihre Sonne fürchtet, vor ihrem Sande sich scheut, möge sie meiden. Der Tag in der Wüste ist auch bei reinem Himmel, bei ruhig heiterer Luft, ja selbst bei kühlendem Hauche aus Norden, eine schwere Zeit. Fast plötzlich, beinah ohne Dämmerung, tritt er seine Herrschaft an. Nur in der Nähe des Meeres oder großer, die Wüste durchströmender Flüsse säumt die Morgenröthe ihm zum Gruße den östlichen Himmelsrand mit Purpur ein; inmitten weiter Sandebenen tritt mit dem ersten Roth im Osten auch die Sonne hervor, Sie erhebt sich über der Sandebene wie eine Feuerkugel, welche nach allen Seiten hin ihre Hülle sprengen zu wollen scheint. Mit ihrem Erscheinen ist die Morgenfrische dahin. Unmittelbar nach ihrem Aufgange flimmern Himmel und Erde in Lichtüberfülle; eine unbeschreibliche Gluth strömt von der Sonne aus und prallt vom Sande zurück. Jede Stunde mehr steigert Licht und Gluth, und gegen beide giebt es kein Ausweichen, kein Entrinnen.

Die Karawane ist mit dem ersten Sonnenstrahl aufgebrochen und zieht lautlos dahin. Weitaus schreiten die Lastkamele, federnden Ganges deren Treiber neben, hinter ihnen her; im vollen Trabe eilen die Reitkamele, ihren Kräften entsprechend angetrieben, an jenen vorüber und dem Reisezuge voraus. Vorwärts geht es mit ungeminderter Eile. Alle Knochen scheinen zu knacken unter den Stößen, welche die hastenden Reitthiere verursachen. Sengend brennt die Sonne hernieder, stechend dringt sie durch alle Kleider, so viele deren zum Schutze gegen sie auch übereinandergehäuft werden mögen. Unter der dichten Hülle rieselt der Schweiß über den ganzen Körper, unter der leichteren der Arme und Beine verdunstet er, sowie er auf die Haut tritt. Die Zunge klebt am Gaumen. „Wasser, Wasser, Wasser!“ ist der einzige Gedanke dessen, welcher solche Beschwerden noch nicht zu ertragen gelernt hat. Aber das Wasser ist anstatt in eisernen Behältern und Flaschen in den landesüblichen Schläuchen verfrachtet, Tage nach einander in der vollen Gluth und auf dem Rücken der Kamele befördert worden und daher mehr als lauwarm, übelriechend, dick, braun von Farbe und, weil durchdrungen von dem Leder- und Koloquinthentheergeschmack, auch übelschmeckend, ekelerregend. Solches Wasser gewährt keine Labung, sondern verursacht nur neue Beschwerden, selbst peinliche Leibschmerzen, macht daher die Begierde nach irgend einem Getränke nur noch brennender. Aber es läßt sich ebensowenig verbessern als ersetzen. Sein durchdringender Geschmack und Geruch spotten aller Versuche, es in Gestalt von Kaffee oder Thee, oder mit Wein oder Branntwein vermischt, zu genießen, unvermischter Wein oder Branntwein aber vermehren nur den brennenden Durst und die erdrückende Hitze. Der Zustand des Reisenden wird qualvoll, noch bevor die Sonne in Mittagshöhe steht, und die Qual nimmt in demselben Maße zu, in welchem das Wasser sich verschlechtert. Aber sie muß ertragen werden und wird ertragen. Wenn auch der Abendländer an Schlauchwasser sich nie gewöhnt: an die anfänglich unerträgliche Hitze gewöhnt er sich bald, an die Beschwerden des Rittes um so eher, je mehr er mit seinem Reitthiere zusammenwächst.

Gegen Mittag wird gerastet. Ist eine Niederung in der Nähe, so findet sich in ihr wohl eine schirmförmige Mimose, deren dünnes Blätterdach spärlichen Schatten bietet; erstreckt sich unabsehbar die sandige Fläche vor den Reitern, so bilden vier in den Sand gestoßene Lanzen und die zwischen ihnen ausgespannte Wolldecke ein dürftiges Schattendach. Aber glühend ist der Sand, welcher zum Lager werden muß, heiß und drückend die Luft, welche man athmet; Mattigkeit und Schlaffheit bemächtigen sich selbst der Eingeborenen, um wie viel mehr des Nordländers. Man ersehnt Ruhe, ohne sie zu finden, Erquickung, ohne sie zu genießen. Von dem überquellenden Lichte und der flimmernden Luft geblendet, schließt man die Augen; von der sengenden Hitze gequält, von dem brennenden Durste gepeinigt, wälzt man sich schlaflos auf seinem Lager. Bleiern schleichen die Stunden.

Der Lastzug schwankt langsam vorüber und entschwindet dem Auge in einem dunstigen Luftsee, auf dessen wogenden Wellenschichten die Kamele zu schweben scheinen. Noch immer verweilt man in derselben Lage, leidet man unter denselben Beschwerden. Die Sonne hat die Mittagshöhe längst überschritten; aber nach wie vor sendet sie ihre glühenden Strahlen mit gleicher Stärke hernieder. Endlich, in den Spätnachmittagsstunden, bricht man von neuem auf. Und wiederum ein Ritt, daß die rasche Bewegung einen beinah kühlenden Luftzug entgegenführt, bis die Lastkarawane wieder in Sicht kommt und bald darauf erreicht wird. Singend schreiten die Kamelführer hinter ihren Thieren einher. Einer von ihnen trägt das Lied vor; die übrigen schließen jeden einzelnen Vers mit regelmäßig wiederkehrendem Endreime.

Wenn man die Mühsal erwägt, welche ein Kameltreiber auf Wüstenreisen zu erleiden hat, wundert man sich freilich, daß man ihn singen hört. Vor Tagesanbruch belud er sein Lastthier, nachdem er mit ihm einige Handvoll gekochter Durrakörner, beider einzige Nahrung, getheilt hatte; während des ganzen langen Tages schritt er, ohne einen Bissen mehr zu genießen, höchstens an stinkendem Schlauchwasser zeitweilig sich erlabend, hinter seinem Thiere einher; die Sonne sengte seinen Scheitel, der glühende Sand verbrannte seine Sohlen, die heiße Luft trocknete seinen schweißtriefenden Leib; ihm blieb keine Zeit, zu ruhen, zu rasten; er mußte vielleicht noch einige seiner Thiere umladen, eines oder das andere, welches ihm durchgegangen war, wieder einfangen – und dennoch singt er jetzt seine Lieder. Das wirkt die Nacht der Wüste.

Wenn die Sonne zur Rüste geht, scheinen sich die Glieder dieser ausgedörrten Wüstenkinder neu zu frischen; denn auch sie [512] gleichen in allem und jedem ihrer erhabenen Mutter, der Wüste. Mit ihr erglühen sie um die Mittagszeit, mit ihr erblühen sie zur Zeit der Nacht. Sobald die Sonne sich neigt, spinnt ihre Dichtergabe goldene Träume noch im Wachen aus. Der Sänger preist wasserreiche Brunnen, Palmengruppen um sie her und dunkle Zelte unter ihnen; er grüßt ein braunes Mädchen in einem der Zelte, welches ihm den Gruß des Heiles spendet, rühmt ihre Schönheit, vergleicht ihre Augen mit denen der Gazelle, ihren Mund mit einer Rose, deren Blüthendüfte als Worte in der Muschel seines Ohres zu Perlen sich reihen, und verschmäht ihrethalben des Sultans erstgeborene Tochter. Seine Genossen aber mahnen ihn, noch höhere Sehnsucht zu empfinden, und richten deshalb fort und fort seine Gedanken auf den Propheten, „welcher unsere Sehnsucht, unser Verlangen stillt.“

Wer sie zu schildern vermöchte, die Nacht in der Wüste, ein Dichter müßte er sein von Gottes Gnaden! Wer wäre imstande, auch wenn er sie selbst erlebt, durchwacht, durchschwelgt, durchträumt hat, ihre Schönheit zu beschreiben! Nach des Tages Gluth ist sie die milde, vergeltende, versöhnende Spenderin unsagbaren Wohl- und Hochgefühls, die frieden- und freudenbringende Zeit. „Lëila“, die sternhelle Nacht der Wüste, Lëila ist dem Araber mit Recht der Inbegriff alles Hohen und Herrlichen. Lëila nennt er seine Tochter; mit den Worten „meine sternenhelle Nacht“ schmeichelt er kosend seiner Geliebten; „Lëila, o Lëila“ fügt er seinen Gedichten als klingenden Endreim bei. In nie geahnter Reinheit und Helle leuchten die Gestirne am dunklen Himmelsdome, das Licht der nächsten ist fähig, schwache Schatten auf hellen Grund zu werfen. Mit vollen Zügen athmet der Mensch die reine, frische, kühlende, erquickende Luft; mit Entzücken läßt er sein Auge von einer Sonne zur anderen schweifen. Mehr und mehr scheint das Licht der Sterne zu ihm sich herabzusenken; der Geist bricht die ihn an den Staub kettenden Fesseln und hält Zwiesprache mit anderen Welten. Kein Laut, kein Geräusch, nicht einmal das Zirpen einer Heuschrecke, unterbricht fernerhin sein Sinnen und Denken. Die Großartigkeit und Erhabenheit der Wüste wird ihm erst jetzt erkennbar, ihr unsäglicher Frieden zieht ein in sein Herz.

Nach leiblicher und geistiger Erquickung, wie die Nacht der Wüste sie bietet, trägt sich die Beschwerde des folgenden Tages leichter, so viele Ueberwindung es auch kosten mag, das stündlich mehr und mehr sich verschlechternde Wasser zu trinken. Wirkliche Ruhe, ungetrübtes Behagen bringt aber doch erst der Aufenthalt am Wüstenbrunnen. In der Oase, am Brunnen wird der Tag zum Feste, der Abend zur harmlos heiteren Feier, die Nacht zur wirklich erlabenden Ruhezeit. –

Zur Entstehung der Oase ist eine decken- oder thalartige Eintiefung der Gegend nothwendige Bedingung, weil ohne sprudelnden Quell, mindestens ohne künstliche Brunnen ein reicheres Pflanzenleben undenkbar ist und Wasser in der Wüste einzig und allein im Hochgebirge oder in den tiefsten Niederungen gefunden wird. Wie in so mancher anderen Hinsicht das Meer des Sandes dem wogenden Weltmeere gegenübersteht, so sind auch seine Inseln Gegenstücke der Eilande der Wasserwüste. Das Wasser tritt entweder als Quelle zu Tage oder findet sich doch in geringer Tiefe unter der Oberfläche. Sein Reichthum wie seine Beschaffenheit bedingen das Gepräge der Oase. In den wenigsten Niederungen quillt reines, kühles Wasser hervor. Die meisten Quellen sind salzig, eisen- oder schwefelhaltig, sehr häufig auch warm und deshalb vielleicht großentheils heilkräftig, keineswegs aber immer trinkbar oder der Fruchtbarkeit förderlich. Frisches Rasengrün ruft wohl keine einzige hervor. Aber nur unter besonders günstigen Umständen tritt das Wasser überhaupt zu Tage; in den meisten Fällen sickert es in Felsenspalten oder in gegrabenen Schachten tropfenweise zusammen und muß mindestens zeitweilig künstlich gehoben werden. Und auch da, wo es quillt, verrinnt es, wenn der Mensch nicht nachhilft, es sammelt und berechnend vertheilt, in der Regel wieder nach kurzem Laufe im Sande. Gleichwohl ruft es unter allen Umständen erfrischendes, in solcher Einöde doppelt willkommenes Leben wach.

Um den fließenden Quell hatte, lange bevor der Mensch erschien, um Besitz zu nehmen, eine grüne Pflanzenschar sich angesiedelt. Wer vermag es zu sagen, wie sie entstand? Vielleicht war es der Sandsturm, welcher Samen streute, die hart am Quell keimten, grünten, wuchsen, blühten und wiederum Samen trugen, und so über das ganze Thal sich verbreiteten. Von dem Menschen wurde es sicherlich nicht bepflanzt; denn die Mimosen, welche den Hauptbestandtheil der grünen Decke bilden, sieht man auch in bisher noch brunnenlosen Niederungen einzeln, zu zehn, zwanzig, zu einem kleinen Haine vereinigt. Sie allein schon sind hinreichend, um Leben wachzurufen in der Wüste: sie grünen, blühen und duften – und wie frisch, wie golden, wie balsamisch! In ihrem freundlichen Schatten ruht die Gazelle; aus ihren Wipfeln erklingen die Lieder der wenigen gefiederten Sänger der Wüste. Ihre saftigen Blätter inmitten der starren Kalkmassen, der schwarzen Granitkegel und des blendenden Sandes thun dem Auge wohl wie Maiengrün; ihre Müthen wie ihr Schatten erlaben die Seele. In größeren, wasserreichen Oasen hat der Mensch ihnen die Palme gesellt und damit der Wüstensiedelung neuen Zauber verliehen. Die Palme ist hier alles in allem: die Königin der Bäume, die den Menschen an den kleinen Fleck Erde fesselnde, die erhaltende Fruchtspenderin, die von der Sage umrankte, vom Liede umklungene Nährpflanze, der Baum des Lebens. Was wäre die Oase ohne Palme? Ein Zelt ohne Dach, ein Brunnen ohne Wasser, ein Gedicht ohne Worte! Ihre Früchte nähren den Wanderhirten oder seßhaften Siedler, befriedigen selbst den steuerheischenden Abgesandten seines Herrn und Gebieters; ihre Stämme, ihre Wedel, ihre schmalen Blätter liefern ihm Gebäude, Geräthe, Matten, Körbe, Säcke, Seile und Stricke. Im Sande der Wüste erst würdigt man ihren vollen Werth, ihre ganze Bedeutung; im Sande der Wüste wird sie zum verständlichen Sinnbilde der arabischen Dichtung, welche wie sie oft unfruchtbarem Boden entstammt, wie sie kräftig, immer sich gleichbleibend, emporwächst, der Höhe zustrebt und in ihr erst ihre süßen Früchte bringt.

Mimosen und Palmen sind die Charakterbäume aller Oasen, fehlen also auch denen nicht, welche so viele Quellen oder Brunnen besitzen, daß man Gärten und Felder anlegen konnte. Hier beschränken sie sich, gleichsam auf Vorposten gegen den andringenden Wüstensand gestellt, auf die äußere Umrandung der Wüsteninseln, wogegen das Innere der letzteren anspruchsvolleren, wasserbedürftigeren Pflanzen eingeräumt wurde. In der Nähe der Quellen oder am Brunnen breiten sich oft reizende Gärtchen aus, in denen man fast alle Fruchtarten Nordafrikas anbaut. Hier klettert die Rebe, glüht die Orange im dunklen Laube, öffnet die Granate ihren rosigen Mund, breitet die Banane ihre Wedelblätter, rankt die Melone durch die Gemüsebeete, vollenden Feigenkaktus und Oelbaum, vielleicht sogar Feigen-, Aprikosen- und Mandelbäume das Bild der Fruchtbarkeit. Weiter entfernt dehnen sich Felder aus, auf denen mindestens Kafferhirse, günstigen Falles Weizen, ja selbst Reis gebaut wird.

In so reichen Oasen hat der Mensch feste Wohnsitze gegründet, wogegen er in den ärmeren Niederungen nur zeitweiliger, mehr oder weniger regelmäßig erscheinender Gast sein darf. Das Dorf oder Städtchen der Oase ähnelt im wesentlichen dem des benachbarten Fruchtlandes, denn es hat wie dieses seine Moschee, seine Kaufhallen und Kaffeehäuser; die Menschen aber sind Kinder eines anderen Geistes als die Bauern oder Städtebewohner des Nil- oder Küstenlandes. Obwohl meist verschiedenen Stammes, haben sie doch einerlei Sitte und Gewohnheit angenommen. Die Wüste hat sie aus- und umgeprägt. Ihre hagere Gestalt, die scharfgeschnittenen Züge, die unter buschigen Brauen liegenden blitzenden Augen lassen auch sie sofort als Söhne der Wüste erkennen; ihre Sitten und Gewohnheiten bezeichnen sie noch schärfer als solche. Sie sind anspruchslos, strebsam und genügsam, gastfrei, offen, ehrlich und treu, aber auch selbstbewußt, reizbar und jähzornig, zu Raub und anderer Gewaltthat geneigt, ähnlich den Beduinen, obwohl sie diesen weder im Guten noch im Bösen gleichkommen. Eine in ihrem Wohnorte einziehende Karawane ist ihnen eine willkommene Erscheinung, der Reisende ihrer Ansicht nach aber zu Zoll und Abgabe verpflichtet.

Von solchen Oasen weit verschiedene Rastorte sind die Niederungen, in denen sich nur hier und da ein stets ersehnter Brunnen befindet. Die arabischen Wanderhirten, welche aus ihm schöpfen, sind zufrieden, wenn er ihnen und ihren Herden für einige Monate, oder auch nur Wochen, nothdürftig Trinkwasser gewährt; die hier rastende Karawane darf froh sein, wenn sie ihren Bedarf im Laufe einiger Tage deckt. Gewöhnlich ist der Brunnen ein tiefer Schacht, dessen Wände eher Wasser ausschwitzen als in rieselnden Adern zur Tiefe senden.

[513] Unsagbar arme Menschen sind die Wanderhirten, welche hier ihre Zelte aufschlagen, so lange ihre schwachen Ziegenherden Nahrung finden; ihr „Kampf ums Dasein“ ist nichts anderes als eine einzige Kette von Mühsal, Entbehrung und Noth. Ein langes, dunkles Tuch aus Ziegenwolle, in seiner Mitte über ein einfaches Gerüst gelegt, mit seinen beiden Enden an den Boden gepflockt, hinten durch ein Stück aus demselben Zeuge, vorn durch eine Matte aus Palmenblättern geschlossen, bildet ihr Zelt, die Brautgabe der Frau, an welcher sie vom achten bis zum sechzehnten Jahre sammelte, spann und wob; aus einigen Matten, welche als Lagerstätten dienen, einer Granitplatte und dazu gehörigen Reibsteinen zum Zerkleinern des eingetauschten Getreides, einer flachen Thonplatte zum Rösten der Fladen, zwei bauchigen Töpfen, einigen Ledersäcken und -schläuchen, einer Axt und mehreren Lanzen besteht der ganze Hausrath; eine Herde von zwanzig Ziegen gilt als reicher Besitz der Familie. Aber diese Leute sind ebenso brav als arm, ebenso liebenswürdig als wohlgestaltet, ebenso gutmüthig als schön, ebenso freigebig als anspruchslos, ebenso gastfrei als ehrlich, ebenso sittenrein als gläubig.

Beim Eintreffen einer Karawane versammelt sich die ganze Bewohnerschaft solcher zeitweiligen Siedelung. Der Aelteste tritt hervor aus ihrer Mitte und spendet den Gruß des Friedens; alle übrigen heißen die Fremdlinge willkommen. Dann bietet man das köstlichste, welches diese begehren: frisches Wasser, bietet alles, was man besitzt, und bietet es mit würdevoller Freundlichkeit, die Gabe weder aufdrängend noch unwillig gewährend. Gierig schlürfen die Reisenden in langen Zügen das erquickende Naß: ungestüm drängen sich auch die Kamele zu der Tränkstelle, obwohl sie aus Erfahrung wissen könnten, daß sie erst entlastet, gefesselt und auf die Weide gesandt zu werden pflegen, bevor man ihnen gestattet, nach vier- bis sechstägiger Entsagung wiederum einmal ihren Durst zu löschen. Man spendet auch am Brunnen keinen überflüssigen Tropfen, giebt ihnen daher zunächst das etwa noch vorhandene Schlauchwasser zum besten und tränkt sie erst, nachdem man alle Schläuche wieder gefüllt hat, mit mehr Rücksicht auf den vorhandenen Wasservorrath als ihr Bedürfniß. Nur an reichlich wasserhaltigen Brunnen füllt man ihr maßlos scheinendes Verlangen und sieht dann, nicht ohne Heiterkeit, wie sie schlürfen, ohne einmal dabei aufzusehen, und dann mit absonderlichen, unschönen, durch ihre Fesseln bedingten Sätzen der nicht minder ersehnten Weide zueilen, um ihrem augenblicklich wie eine halbvolle Tonne polternden Magen auch Speise zuzuführen.

Für Reisende und Lagerbewohner aber bricht ein wahrer Festtag an. Erstere finden frisches Wasser, vielleicht sogar Milch und Fleisch zur Würzung der ersehnten Rast und Ruhe; letztere heißen jede Unterbrechung ihres in guten Tagen gleichmäßig sich abspinnenden Lebens willkommen. Einer der Kamelführer hat im nächsten Zelte das beliebteste Tonwerkzeug der Wüstenbewohner, die Tambura oder fünfsaitige Zither, aufgefunden und versteht es meisterhaft, seinen einfachen Gesang zu begleiten. Der Klang lockt die Töchter des Lagers herbei, und schlanke, schöne Frauen und Mädchen drängen sich fragend um die fremden Männer, heften ihre dunklen Augen auf sie und ihre Habseligkeiten, erkundigen sich ungeziert nach diesem und jenem. Wappne Dein Herz, Fremder: diese Augen möchten es sonst in Brand setzen! Sie sind schöner noch als die der Gazelle; aber auch die Lippen unter ihnen beschämen die Korallen, die blendenden Zähne dazwischen die Perlen, welche Du diesen braunen Töchtern der Wüste etwa reichen könntest! Und nunmehr will alles zu Klang und Dichtung werden. Um den Zitherspieler ordnen sich Gruppen zum Tanze, weiche Hände begleiten taktschlagend Zithertöne, Liedesworte und den ebenmäßig wogenden Tanz. Solche Rast labt Leib und Seele. Gestärkt, und ermuntert setzt die Karawane ihre Reise fort; und wenn die Tage nichts Schlimmeres bringen als Sonnenbrand und Gluth, Durst und Ermattung, erreicht sie ungeschwächt auch den zweiten, dritten Brunnen und endlich das Ziel der Reise, die erste Ortschaft jenseit der Wüste. – Doch leicht veränderlich, gleichwie die erdumgürtende Fluth, ist auch das Meer des Sandes. Auch in ihm toben Stürme, welche seine Schiffe brechen und verderbenbringende Wellen dahinrollen. In der Zeit, in welcher der monatelang wehende Nordwind mit südlichen Luftströmungen im Kampfe liegt oder diesen die Herrschaft gänzlich abgetreten hat, sieht der Reisende urplötzlich den Sand lebendig werden, zu mächtigen, ebenso hohen als dicken Säulen sich aufthürmen und diese nun bald langsamer, bald schneller über die Ebene wirbeln. Die Sonnenstrahlen verleihen ihnen zeitweilig den blutigen Schimmer von Feuerflammen, wogegen sie bald wieder farblos, bald schauerlich dunkel erscheinen; der bewegende Sturmwind schwächt und verstärkt sie, trennt sie und vereinigt zwei oder mehrere von ihnen zu einer einzigen, bis zu den Wolken ragenden Sandhose. Wohl möchte der Abendländer Bewunderung des großartigen Schauspiels laut werden lassen; die ängstlichen Blicke und Worte seiner Begleiter aber lähmen ihm die Zunge. Wehe der Karawane, welche von solchem rasenden Wirbelsturme erreicht wird! Sie darf froh sein, wenn das Leben der Menschen und Thiere erhalten bleibt! Und wenn die Sandmassen, ohne Schaden zu bringen, an dem Reisezuge vorüberrasen: ungefährdet ist letzterer doch nicht, denn jenen Sandhosen folgt in der Regel der „Samum“ oder „Giftsturm“ nach.

Keineswegs steigert sich dieser in der Wüste unter allen Umständen gefürchtete Wind immer zum Sturme; nicht selten vielmehr weht er kaum bemerklich, und dennoch macht er manches Mannesherz erzittern. Wohl hat man fast schrankenlos über ihn gefabelt, so viel aber entspricht der Wahrheit, daß dieser Wind unter Umständen jeder Karawane in hohem Grade gefährlich werden kann.

Zuweilen beginnt der Wind, den der Eingeborene mindestens einen, oft mehrere Tage vorher ahnt und weissagt, um Mitternacht seine Schwingen zu regen, gewöhnlicher um die Mittagszeit. Ohne Uhr vermag niemand diese Zeit zu bestimmen; denn der Nebel ist inzwischen so dicht geworden, daß er die Sonne vollständig verschleiert und trübe Dämmerung über die Wüste bringt, in welcher alle Gegenstände bereits in kurzer Entfernung verschwimmen. Leise, kaum fühlbar regt sich endlich die Luft. Es ist kein Wehen, nur ein Hauchen, welches man wahrnimmt. Aber dieser Lufthauch ist glühend heiß, dringt durch Mark und Bein, verursacht dumpfen Kopfschmerz, erschlafft und beängstigt. Dem [514] ersten Hauch folgt wahrnehmbareres Wehen, gleich glühend, gleich ertödtend wie früher. Einzelne kurze Stöße brausen heulend dahin.

Jetzt ist es höchste Zeit, zu lagern. Dies zeigen auch die Kamele an. Keine Peitsche bringt sie vorwärts. Angsterfüllt legen sie sich nieder, strecken den Hals lang vor sich, drücken ihn auf den Sand und schließen die Augen. Ihre Treiber entlasten sie eiligst, erbauen rasch aus den Gepäckstücken einen Wall, häufen alle Schläuche übereinander, um die dem Winde preisgegebene Fläche zu verringern, decken auch noch etwa vorhandene Matten über sie, hüllen sich so dicht als möglich in ihre Kleider ein, feuchten den um das Haupt gewundenen Theil derselben an und suchen hinter dem Gepäck Zuflucht und Schutz. Dies alles geschieht mit Hast und Eile; denn der Sandsturm läßt nun nicht lange mehr auf sich warten.

Den einzelnen Stößen folgen anhaltendere; diese verschmelzen miteinander, und wenige Minuten später rast der Sturm einher. Es braust und tönt, pfeift und heult in den Lüften, rauscht und tobt in dem Sande des Bodens, knistert, knallt und kracht in dem Lager, wo die Bretter der Kisten zerplatzen. Die herrschende Schwüle nimmt fortwährend zu und steigert sich bis zur Unerträglichkeit, entzieht dem in Schweiß gebadeten Leibe die Feuchtigkeit, verursacht auch auf allen Schleimhäuten Risse, welche zu bluten beginnen, legt die nach Wasser lechzende Zunge wie ein Stück Blei in den Mund, beschleunigt den Pulsschlag und krampft das Herz zusammen, zerreißt endlich auch die Haut, in deren Ritzen der rasende Sturm sofort feinen Sand wirft, und schafft dadurch neue Qualen. Die Söhne der Wüste beten und ächzen, der Abendländer stöhnt und klagt.

In der Regel währt das ärgste Toben des Sandsturmes nicht lange: eine, zwei, drei Stunden nur, so wie bei uns zu Lande das Gewitter, dem er entspricht. Mit seinem Ermatten legt sich der Staub und klärt sich die Luft, tritt auch wohl eine Gegenströmung aus Norden auf; die Karawane ordnet sich wieder und zieht weiter. Währt der Samum aber einen halben oder ganzen Tag, so bringt er oft Tod und Verderben.

Von solchen Stürmen rühren die mumienhaften Leichen her, welche man an den Karawanenstraßen findet. Der Sturm, welcher die Unglücklichen getödtet hat, begräbt sie auch, indem er sie mit Sand überschüttet; letzterer entzieht dem Leichname so rasch alle Feuchtigkeit, daß er, anstatt zu verwesen, eindorrt und zur Mumie wird. Ueber sie wirft der eine Wind neuen Sand, von ihr entfernt ein anderer die bergende Decke. Dann streckt der Leichnam eine Hand, einen Fuß, sein Gesicht dem Reisenden entgegen, und einer der Kameltreiber folgt der Mahnung des Todten, tritt zu ihm heran, wirft wiederum Sand über ihn und zieht weiter mit den Worten: „Schlafe, Knecht Gottes, schlafe im Frieden!“

Solche Stürme sind es auch, welche in der Seele der Ueberlebenden Traumbilder der Fata Morgana wecken. So lange der Mensch mit voller, ungeschwächter Kraft und mit gesunden Sinnen seines Weges zieht, stellt sich ihm die Luftspiegelung wohl als eines der beachtenswerthesten Naturschauspiele, nimmermehr aber als Fata Morgana dar. Während der heißen Jahreszeit entsteht in der Wüste um die Mittagszeit, von neun Uhr vormittags bis drei Uhr nachmittags, tagtäglich das „Meer des Teufels“. Eine graue, seeartige, richtiger noch einer überschwemmten Gegend ähnelnde Fläche gestaltet sich auf jeder pflanzenlosen Ebene in einer gewissen Entfernung vor dem oder um den Reisenden, wogt und wallt, flimmert und schimmert, läßt alle thatsächlich vorhandenen Gegenstände sichtbar bleiben, erhebt sie aber scheinbar bis zur Höhe ihrer oberen Schicht und spiegelt sie nach unten wieder. In der Ferne dahinziehende Kamele oder Pferde erscheinen wie gemalte Engelein auf Wolken schwebend, und wenn man ihre Bewegungen unterscheiden kann, sieht es aus, als ob sie jedes ihrer Beine auf ein Dunstpolster setzten. Das ganze Wunder beruht auf dem Gesetze, daß ein Lichtstrahl, welcher durch ein ungleiches Mittel fällt, gebrochen wird, es muß daher geschehen, wenn die untersten Luftschichten durch Rückstrahlung des erhitzten Sandes ungleich ausgedehnt werden. Kein Araber verhüllt sich beim Anblick der Luftspiegelung sein Gesicht, wie einbildungsvolle Reisende ihren gläubigen Lesern vorgetäuscht haben; keiner legt selbst der von ihm gern gebrauchten Bezeichnung „Meer des Teufels“ einen tieferen Sinn unter. Wenn aber als Folgen eines Sandsturmes Angst, Entbehrung, Ermattung und Noth den Reisenden heimsuchen und schwächen und nunmehr die Luftspiegelung sich zeigt, dann kann sie Fata Morgana werden, indem die krankhaft gereizte Einbildungskraft solche Bilder sich gestaltet, welche mit dem heißesten Wunsche des Augenblicks, der Sehnsucht nach Wasser und Ruhe, im innigsten Einklange stehen. Auch mir, der ich die Luftspiegelung hundertmal beobachtet habe, ist sie einmal zur Fata Morgana geworden. Das geschah, als ich nach vierundzwanzigstündigem qualvollen Durste das „Meer des Teufels“ vor mir flimmern und glitzern sah. Da glaubte ich freilich auch, den heiligen Nilstrom und Boote mit geblähten Segeln, Palmenwälder und Haine, Gärten und Landhäuser vor mir zu sehen. Aber da, wo vor meinen krankhaften Sinnen ein Palmenwald grünte, sah mein gleich mir verschmachtender Gefährte Segelboote, und da, wo ich Gärten zu erkennen vermeinte, spiegelten sich seiner Seele traumhafte Wälder vor. Und alle Trugbilder verschwanden, sowie wir uns mit zufällig uns beschertem Wasser erquickt hatten, und nur der graue Nebelsee blieb immer noch sichtbar.

Das „Meer des Teufels“ breitet sich wohl vor jedem Reisenden aus, welcher eine Wüstenstrecke der Nilländer durchzieht; nicht jeder aber erschaut eines der lebendigsten Bilder, welches die Wüste gestaltet. Am äußersten Rande des Gesichtskreises, vielleicht von der Luftspiegelung gehoben und duftig verschleiert, tauchen Reiter auf, welche windesschnelle Rosse zügeln, nähern sich rasch und brausen endlich, ihre bis dahin geschonten Reitthiere zu vollem Laufe antreibend, gegen die Karawane heran. Ich bin ihnen stets gern begegnet, den hageren, stilvoll gekleideten Männern; denn ich habe auch in ihnen und ihren Rossen die Einhelligkeit der Wüste und ihrer Kinder zu erkennen geglaubt. Als getreuer Sohn der Wüste ist er mir erschienen, der Beduine, als ihr und sein Spiegelbild das Roß, welches er reitet. Denn auch er ist ernst und furchtbar wie der Tag, freundlich und milde wie die Nacht der Wüste. Treu seinem gegebenen Worte, unverbrüchlich gehorsam dem Gesetze und der Sitte seines Stammes, würdevoll in seinem Auftreten, erhaben in seiner Ausdrucksweise, unübertroffen im Entsagen, Entbehren, empfänglich wie kaum ein anderer Mensch für Mannesthaten, Ruhm und Ehre, nicht minder für das goldene Märchennetz, in welches seine gestaltungsreiche Dichtergabe so wunderbar prächtige Bilder einzuweben, so lieblich duftige Blüthen einzuranken weiß, ist er doch auch wieder listig und verschlagen dem Feinde gegenüber, willenloser Sklave seiner Gewohnheiten, würdelos in seinem Verlangen, niedrig und gemein in seinem Fordern, gierig im Genießen, maßlos in seiner Grausamkeit, furchtbar in seiner Rache. Heute als adeliger Gastfreund, morgen als drohend heischender Bettler, jetzt als stolzer Räuber, und ein anderes Mal als erbärmlicher Dieb: kurz, wechselvoll und veränderlich wie die Wüste selber tritt er dem Fremden entgegen.

In allen Wüsten, welche, mindestens dem Namen nach, unter der Herrschaft des Khedive von Aegypten stehen, spielen die Beduinen heutzutage bei weitem nicht mehr die Rolle, welche sie dort in früheren Zeiten gespielt haben oder gegenwärtig noch in Arabien und in den Ländern Nordwestafrikas spielen. Zwischen ihnen und der ägyptischen Regierung sind bindende Verträge abgeschlossen worden, welche jene verpflichten, Karawanen unangefochten durch ihr Gebiet ziehen zu lassen. Raubanfälle inmitten der Wüste zählen daher zu den seltensten Ereignissen, und ein Zusammentreffen mit Beduinen erregt auch aus dem Grunde wenig Besorgnisse, als die Söhne der Wüste in der Regel die Besitzer der gemietheten Kamele sind; gleichwohl lieben es die an den alten Gewohnheiten hängenden wirklichen Herren der Wüste, wenigstens den Schein einer gewissen Oberherrlichkeit zu wahren, und es ist wohlgethan, vor Antritt der Wüstenreise freies Geleit von irgend einem angesehenen Häuptlinge zu fordern.

Je mehr man mit der Wüste vertraut wird, um so weniger empfindet man ihre Mühsalen und Beschwerden. Demungeachtet bringen doch erst die letzten Stunden der Wüstenreise die höchsten Wonnen. Wenn das erste Palmendorf des bebauten Landes, wenn das Silberband des heiligen Stromes wiederum vor dem Auge liegt, sind diese Stunden gekommen. Mit letzter Kraft streben die Kamele vorwärts, ihren ungeduldigen Reitern noch viel zu langsam. Da klingen diesen freundliche Grüße entgegen. Das Dorf am Nil ist erreicht. Aus allen Hütten hervor drängen sich, die Wanderer zu bewillkommnen, Männer und Frauen, Greise und Kinder. Jeder beeifert sich, hilfreiche Hand, labende Erquickung zu bieten. Zuerst spendet man Wasser, frisch im Strome geschöpftes, köstliches Wasser; dann bringt man herbei, was man gerade besitzt, [515] um Leib und Seele zu laben. Um das errichtete Lager bewegen sich neugierige Menschen, frageneifrige Männer und Frauen, tanzlustige Mädchen und Jünglinge. Tambura und Tarabuka, Zither und Trommel des Landes, laden zum Reigen; tanzende Mädchen erfreuen Fremde und Einheimische. Selbst das Kreischen der Schöpfräder vom Strome, vormals tausendmal verwünscht, wird heute zur klangvollen Weise. Der Abend bringt neue Genüsse. Auf federndem kühlen Ruhebette behaglich gelagert, trinkt der Abendländer mit dem Eingeborenen um die Wette Palmwein, den Nektar des Landes, und Zither- und Trommelschall, taktmäßiges Stampfen und Händeklatschen der tanzenden Jünglinge und Mädchen begleiten das köstliche Trinkgelage. Endlich fordert die weiterschreitende Nacht ihre Rechte. Tambura und Tarabuka verstummen, der Reigen endet. Einer der erquickten, ge- und übersättigten Reisenden nach dem andern sucht die Ruhe, und nur die Wellen des Stromes murmeln noch und flüstern.



  1. Aus dem im Verlage der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart soeben in Lieferungen erscheinenden Buche „Vom Nordpol zum Aequator. Populäre Vorträge von Dr. A. E. Brehm.“ Mir Illustrationen von R. Friese, G. Mützel, Fr. Specht u. a.