Kein Ende

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Autor: Johann Karl Wilhelm Geisheim
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Titel: Kein Ende
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aus: Gedichte, Zweites Bändchen.
S. 161–163
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: Josef Max & Komp.
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Erscheinungsort: Breslau
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Quelle: Commons, Google
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[161]
Kein Ende.


Der Pred’ger fing zu pred’gen an,
Die arge Welt zu schelten.
Von Bess’rung hört man selten;
Sie thun, so wie sie stets gethan.

5
Das Wort doch bleibt behende,

Das Pred’gen nimmt kein Ende.

Denn immerdar zu rupfen ist,
Und nimmer darf man’s lassen,
Die Welt beim Schopf zu fassen,

10
Die Wort und Himmel leicht vergißt,

Daß sie hinan sich wende,
Denn Himmel hat kein Ende.

Wenn ihr so sitzen laßt die Welt
In ihrem Sauerteige,

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Dann geht’s bald auf die Neige,

Dann tiefer sie, bald tiefer fällt.
Was sinkt, das sinkt behende,
Das Sinken nimmt kein Ende.

[162]
Dann ist sie traurig und verzagt,
20
Und statt hübsch auf sich selber,

Schlägt sie auf Andrer Kälber,
Und schimpft die Zeit, und brummt und klagt;
Wohin das Ohr sich wende,
Das Klagen nimmt kein Ende.

25
Und doch ist Frühling alle Jahr’,

Und alle Jahr’ auch Michel
Mäht Früchte mit der Sichel,
Und singt und tanzt dabei sogar.
Des Himmels Huld und Spende,

30
Sie nahm, sie hat kein Ende.


Ja, wenn es nun zum Ende käm’,
Und euch der Kuckuk fragte,
Wo’s besser euch behagte,
Dann wär’s euch hier doch sehr genehm;

35
So schlecht es um euch stände,

Ihr wünschtet doch kein Ende.

Drum, wie der Fink alljährlich kommt,
Auf seinen freien Schwingen
Sein Liedchen froh zu singen,

40
Wohl unbekümmert, wenn es frommt,

So, dankbar Gottes Spende,
Hat Sängers Lied kein Ende.

[163]
Drum horchet auf des Sängers Lied

Vom Frühling bis zum Winter.

45
Denn immer neu beginnt er

Das Lied vom Mai, wenn er entflieht.
Vom Himmel die Legende
Singt er, und weiß kein Ende.