Klage (Erich Mühsam)
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- [40] KLAGE
- April 1916
- Wir haben den Frieden erstrebt und gewollt.
- Da ist der Krieg in die Welt gerollt.
- Und der Brand hat gezehrt, und der Tod hat gesenst,
- und der gütige Gott ward zum Haßgespenst.
- Wehe!
- Wir boten den Menschen Glück und Vernunft.
- Der Habgier gaben sie Unterkunft.
- Sie trauten des Neides unheiliger Schrift.
- Neid goß ihnen Kugeln; Neid mischt' ihnen Gift.
- Wehe!
- Wir sangen den Völkern ein Freiheitslied.
- Sie traten für ihre Beherrscher ins Glied.
- Sie kämpften für ihrer Beherrscher Macht
- und wähnten sich ihrer Kinder Wacht.
- Wehe!
- Wir haben gerufen und haben gewarnt.
- Das Grausen wankt heran, getarnt.
- Es schlug sich den Mantel um Kopf und Kinn
- und schlug ihn den Menschen um Blick und Sinn.
- Wehe!
- Wir haben dem grinsenden Grausen gewehrt.
- Sie gaben ihm Hand Herz oder Schwert.
- Das Grausen führte dem Schwert die Hand.
- Millionen Leiber zuckten im Sand.
- Wehe!
- [41] Wir schrein unser Wehe! in Kampf und Pein.
- Die Erde wird Grab und Asche sein.
- Drei Herrinnen recken die Arme frei:
- die Habgier, die Mordlust, die Sklaverei. –
- Wehe!