Klara Salbach
[99] Klara Salbach. (Mit Portrait S. 85.) Die erste Liebhaberin des Leipziger Stadttheaters, die nach einem erfolgreichen Gastspiele am Dresdener Hoftheater vom August dieses Jahres ab engagirt worden, gehört zu den talentvollsten Jüngerinnen der dramatischen Kunst der Gegenwart.
In Berlin geboren, wo ihr Vater ein großes Gartengrundstück besaß, brachte sie ihre Kindheit stets in der freien Natur zu unter Bäumen und Blumen und bewahrte an diese frische, freudige Jugendzeit stets die schönsten Erinnerungen. Schon frühzeitig erhielt sie musikalischen Unterricht, wie sie es denn im Klavierspiel zu einer beachtenswerten Fertigkeit gebracht hat. Ebenso empfand sie sehr früh Neigung für die dramatische Kunst, und es gehörte zu ihren Lieblingsvergnügungen, mit ihren Schulfreundinnen Komödie aus dem Stegreif zu spielen.
Als diese sich meistens für das Lehrfach entschieden, faßte auch Klara Salbach den Entschluß, einen Beruf zu ergreifen, der sie in den Stand setzte, sich selbständig durchs Leben zu schlagen. Sie erklärte ihrem Vater, daß sie zur Bühne gehen wolle, und er gab endlich den Bitten der Tochter nach, als er sich überzeugte, daß es sich nicht bloß um eine vorübergehende Laune handle. Die unvergeßliche Frau Frieb-Blumauer nahm sie nach vorausgegangener Prüfung als Schülerin an und diese lernte die hervorragende Künstlerin als eine zweite Mutter betrachten. Im Mai 1880 trat Fräulein Salbach zuerst auf der Hofbühne von Weimar als Lorle in „Dorf und Stadt“ auf; dieser erste theatralische Versuch fiel sehr glücklich aus. Dann nahm sie ein Engagement bei dem wackern Theaterdirektor Frey in Hanau an, ging darauf an das Stadttheater in Mainz, von wo sie Direktor Staegemann nach Leipzig engagirte.
Klara Salbach ist eine ebenso stattliche wie sympathische Bühnenerscheinung, sie deckt in Leipzig das Fach der ersten Liebhaberinnen nach den verschiedensten Seiten hin. Was in der breiten Mitte zwischen dem Naiven und Heroischen liegt: das ist die Domaine ihres Talentes, welche sie siegesgewiß beherrscht. Innigkeit und Wärme des Gefühls, auch wo sich dasselbe zu leidenschaftlichen Ausbrüchen steigert, stehen ihr stets zu Gebote und auch mit den Effektrollen der französischen Komödie, besonders als Claire im „Hüttenbesitzer“ hat sie Triumphe gefeiert. Ebenso bewährte sie sich[WS 1] in den modernen Stücken aus dem deutschen Gesellschaftsleben, als Hertha in „Ein Tropfen Gift“, als Gräfin Lambach und in ähnlichen Aufgaben, die eine ebenso feine wie markige Seelenmalerei verlangen, ihr schönes Talent. Von klassischen Rollen erwähnen wir ihre Luise in „Kabale und Liebe“, ihr Gretchen und Klärchen, ihre Königin in „Don Carlos“, ihre Beatrice in „Die Braut von Messina“. Auch auf dem Gebiete der neuen Dramatik, besonders in den Wildenbruch’schen und Gottschall’schen Trauerspielen, neuerdings als „Katharina Howard“ und „Amy Robsart“ zeigte sie ihre maßvolle und harmonische Begabung, welche den dichterischen Vers schwunghaft behandelt, ohne in falsches Pathos zu verfallen und die Gefühlsscenen mit ergreifender Herzenswärme spielt.Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ „sich“ fehlt in der Vorlage.
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