Kleiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1872/51)
[846] X. in Breslau. Die in dem Artikel „Bühnen-Erinnerungen. I. Bogumil Dawison“ (Gartenlaube Nr. 43 des laufenden Jahrgangs) erwähnte Scene aus Schiller’s „Räubern“ zwischen Franz und Hermann ist durchaus echt und authentisch. Lesen Sie gefälligst die Mannheimer Ausgabe von 1788 (4. Act, 8. Scene) nach, welche das wahre und erste Original Schiller’s repräsentirt. Da haben Sie genau die Situation unseres Artikels! Nach dieser Ausgabe inscenirt man noch heute fast ausnahmslos das Stück. In späteren Editionen wurde die Scene häufig in Wegfall gebracht. Cotta ist hierin, wie in manchen anderen Punkten, nicht Autorität. Auch Heinrich Kurz hat in seine „Kritische Ausgabe Schiller’s“ (Hildburghausen, Bibliographisches Institut. 1868) diese Scene (2. Bd., S. 184) aufgenommen.
Anna-Marie M.….a. Die uns eingesandten Arbeiten, in Versen und in Prosa, beweisen sämmtlich Geist und dichterische Empfindung, namentlich aber eine feurig sprudelnde Phantasie. Ihre humorvollen Briefe haben uns höchlich amüsirt. Wenn wir trotzdem von Ihren Arbeiten leider keinen Gebrauch machen können, so hat das seinen Grund in der Ueberfülle des uns vorliegenden Materials. Aber wir sollen den Ofen mit den Kindern ihrer Muse speisen? Nicht doch! Haben Sie Erbarmen mit denselben! Oeffnen Sie die Maske der Pseudonymität und uns damit einen Weg, auf dem wir die Kinder an das Mutterherz zurückführen können!
W. v. M. in H. In Erwiderung Ihrer Anfrage in Betreff unseres beliebten Mitarbeiters F. Brunold empfehlen wir Ihnen dessen höchst ansprechende Novelle „Fern der Heimath“ Und die gehaltvollen „Gedichte“ zur Lectüre, zwei Werke voll Geist und Gemüth. Daß Brunold’s „Gedichte“ eine größere Anerkennung verdienen, als sie bisher im Allgemeinen gefunden haben, beweist unter Anderem der Umstand, daß ihre sangbare und melodiöse Form eine Reihe von bewährten Musikern zur Composition von zahlreichen Liedern dieser Sammlung veranlaßt hat.