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Kriegsgefangen (Die Gartenlaube 1895/38)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: F. R.
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Titel: Kriegsgefangen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 641, 648
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[641]

Kriegsgefangen.
Nach einer Originalzeichnung von G. Schöbel.

[648] Kriegsgefangen. (Zu dem Bilde S. 641.) Die Garde versteht sich darauf, Kriegsgefangene zu machen, das hat sie vor fünfundzwanzig Jahren bewiesen. Solche Ueberlieferungen pflanzen sich fort, und auch im Manöver kann man Kriegsgefangene machen. Der Sergeant Kulicke hat erst gestern eine Geschichte zum besten gegeben, die er einmal im „Soldatenfreund“ gelesen, wie der alte Kaiser Wilhelm, als er noch ein junger Prinz war, beim Manöver von einer Feldwache der Gegenpartei gefangen genommen worden sei, die dafür ganz besonders gelobt wurde. „Um so was fertig zu bringen, muß man aber immer auf dem sogenannten Kiwih sein und mehr strategische Schneidigkeit haben wie ihr schläfrigen Kerls!“ war freilich Kulickes Zusatz gewesen. Trotzdem aber bietet sich den beiden tapferen Kriegern auf unserem Bilde doch ebenfalls Gelegenheit, einen Kriegsgefangenen zu machen, und zwar noch nach Beendigung des heutigen Manövers. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, und der „Affe“ begann bedenklich zu drücken, als es endlich hieß „Gewehr in Ruh! Halt!“ Die Mannschaften rücken ab und suchen ihre Quartiere auf, so auch jene beiden. Das Söhnchen ihres Quartiergebers hat sich zu Ehren der erwarteten Soldaten in kriegerischen Schmuck geworfen. Der Kleine hat sich den Helm mit dem wallenden Busch, den ihm das Christkindchen vorige Weihnachten gebracht, aufgesetzt, seine hölzerne Flinte zur Hand genommen und stolziert nun so vor dem elterlichen Gehöfte auf und nieder. Beim Näherkommen gewahren ihn die beiden Marssöhne, und um sich einen Spaß zu machen, schleichen sie leise näher und stürmen dann ganz überraschend mit lautem Hurra und mit gefälltem Gewehr auf den kleinen Soldaten los, ihn für ihren Kriegsgefangenen erklärend. Der aber läßt jetzt erschrocken die Flinte fallen und fängt mächtig an zu heulen, so daß die beiden Mühe haben, ihn wieder zu beruhigen, indem sie ihm versichern, das sei ja nur ein „Ulk“ gewesen. Da ist das kleine Mädchen doch viel tapferer, das mit dem jüngsten Brüderchen auf dem Arme dem Vorgange zuschaut. Sie lacht über den furchtsamen älteren Bruder und ist offenbar – gleich der Mehrzahl der erwachsenen Evastöchter – der Ansicht, daß die Krieger mit „zweierlei Tuch“ gar nichts Furchtbares und Schreckenerregendes an sich haben – im Gegenteil! Sie würde deswegen auch gewiß nicht weinen, wenn die schmucken Soldaten sie kriegsgefangen nehmen wollten. F. R.