Zum Inhalt springen

Leupichis entflieht

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Brüder Grimm
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Leupichis entflieht
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 2, S. 51-53
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Nicolai
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons,Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[51]
403.
Leupichis entflieht.

Paulus Diaconus IV, 39.

Zu dieser Zeit wurde auch Leupichis als ein Kind aus dem Friaul in die Gefangenschaft mitgeschleppt, einer von fünf Brüdern, wovon die andern alle umkamen; er aber strebte den Hunnen zu entfliehen, und [52] in seine Heimath wieder zu kommen. Eines Tages führte er die vorgehabte Flucht aus, nahm blos Pfeil und Bogen mit, und etwas Speise; er wußte aber nicht, wohin aus. Da gesellte sich ein Wolf zu ihm, und wurde sein Wegweiser. Und als er das Thier sich oft nach ihm umblicken, und so oft er still stand, auch still stehen sah, dachte er, daß es ihm von Gott gesandt wäre. So wanderten sie, das Thier und der Knabe, einige Tage durch Berge und Thäler der Wildniß; endlich ging dem Leupichis das wenige Brot aus, das er hatte. Bald verzehrte ihn der Hunger, und er spannte seinen Bogen auf den Wolf, damit ihm das Thier zur Speise dienen sollte. Der Wolf wich dem Pfeil aus und verschwand. Nun aber wußte er nicht mehr, welchen Weg einzuschlagen, und warf sich ermattet zu Boden; im Schlaf sah er einen Mann, der zu ihm redete: stehe auf, der du schläfst, und nimm den Weg nach der Gegend hin, wohin deine Füße gerichtet sind, denn dort liegt Italien. Alsbald stand Leupichis auf und ging dahinwärts; er gelangte zu den Wohnungen der Slaven, eine alte Frau nahm ihn auf, verbarg ihn in ihrem Haus, und gab ihm Lebensmittel. Darauf setzte er den Weg fort, und kam nach wenig Tagen in die Lombardei, an den Ort, wo er herstammte. Das Haus seiner Eltern fand er so verödet, daß es kein Dach mehr hatte, und voll Dorn und Disteln stand. Er hieb sie nieder, und zwischen den Wänden war ein großer Ulmbaum gewachsen, an den hing er seinen

[53] Bogen auf. Hernach bebaute er die Stätte von neuem, nahm sich ein Weib und wohnte daselbst. Dieser Leupichis wurde des Geschichtschreibers Urahn Leupichis zeugte Arichis, Arichis den Warnefried, und Warnefried den Paulus.