Lied der Kupplerin

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Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Theobald Tiger
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Titel: Lied der Kupplerin
Untertitel:
aus: Die Weltbühne. 23. Jg. 1927, Nr. 41, S. 562–563.
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 11. Oktober 1927
Verlag: Verlag der Weltbühne
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Die Weltbühne. Vollständiger Nachdruck der Jahrgänge 1918–1933. 23. Jahrgang 1927. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1978. Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe Dirnenlieder
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[562]
Lied der Kupplerin

Szene aus einer Revue von Alfred Polgar und Theobald Tiger

     Suchen zwei
     nachts um drei –
     „Pst“ mach ick – „hier is ’n Zimmer frei –!“
     Treppe kracht,

5
     in dunkler Nacht –

     „He – fall mir keener in den Fahrstuhlschacht!“
     Rin ins Zimmer.
     Matter Schimmer.
     Ick davor.

10
     In ’n Korridor ...

 Jedoch:
     Feiern die die Orchideen –
     Ick stopp mein’n Mann seine Strümpe.

[563]
     Ick will den Rummel jahnich sehn –
15
     ick stopp bis frieh um fimfe.

     Masochisten,
     Homosexwalisten,
     frisch jelehrje
     Minderjährje

20
vaitressiern mir nich so sehr

als wie mein Mann seine Strümpe.

     Ick sitz stur.
     Manchmal nur
     Schlägt in unsan Salon die Uhr.

25
     Wäsche bauscht

     sich – Wasser rauscht –
     ick hör, wie eena Küsskens tauscht.
     Da jehts hart auf hart ...
     Matratze knarrt.

30
     Nebenbei

     ein doller Schrei –!
 na, na ...
     Ick gucke durch keen Schlüsselloch
     Ick stopp mein Mann seine Strümpe.

35
     Ick laß sie muddeln noch und noch –

     ick stopp bis frieh um fimfe.
     Junge Meise
     Zittergreise –
     Rennbanditen –

40
     Transchvestiten –

lauter Bruch aus ’n Ausverkauf –
wie mein Mann seine Strümpe.

     Jahr für Jahr –
     det is klar –

45
     horch ick, wat in die Stuben war.

     Wie sie sich quäln,
     und krakeehln –
     mir kann keiner was erzähln.
     Neulich kam vorbei

50
     eener von die Polissei.

     Und statt Platz zu nehm,
     sagt er: „Sie solln sich was schäm –!“
 Nanu –?
     Ick bin eine brave Frau –

55
     ick stopp mein Mann seine Strümpe.

     Mit die Wirtschaft nehm icks ganz jenau –
     ick stopp bis früh um fimfe.
     Det Jelichter,
     die Bühnendichter,

60
     wat die da schreihm

     von unsan Treihm –:
     die ham ja keene Ahnung nich
     von mein Mann seine Strümpe –!
 Mit Genehmigung der Direktion des Deutschen Theaters