MKL1888:Ausstellungen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
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Band 2 (1885), Seite 133137
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Ausstellungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 133–137. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ausstellungen (Version vom 27.04.2022)

[133] Ausstellungen nennen wir die Darstellungen der gewerblichen und künstlerischen Thätigkeit eines Landes oder mehrerer Länder durch Vorführung der in dem vertretenen Gebiet erzeugten Produkte. Je nach der sachlichen, örtlichen und zeitlichen Ausdehnung der A. unterscheidet man allgemeine und Spezialausstellungen (bei letztern Beschränkung auf bestimmte Gebiete der Wirtschaft, des Verkehrs, der Kunst, des Unterrichts etc.), periodische und permanente A. (letztere unterscheiden sich von Sammlungen und Museen im wesentlichen dadurch, daß die ausgestellten Gegenstände von Zeit zu Zeit durch neue ersetzt werden), Bezirks-, Landes- und Weltausstellungen. Alle diese A. haben in der neuern Zeit dadurch an Bedeutung gewonnen, daß auf denselben nicht allein fertige Produkte, sondern auch die aufeinander folgenden Stadien der Verarbeitung und der Verarbeitungsprozeß selbst dem Publikum vorgeführt werden. Auch ist man mehr bemüht, durch geeignete Gruppierung der Gegenstände möglichst eine Übersicht über die gesamte wirtschaftliche und Kulturentwickelung eines Landes, gleichzeitig aber auch eine solche über die gleiche Industrie verschiedener Länder zu bieten. Am vollständigsten ließe sich dieses Ziel durch fächerweise Anordnung erreichen. Die Praxis der A. ist freilich von der Verwirklichung dieses Ideals wegen der großen derselben entgegenstehenden Schwierigkeiten weit entfernt. Da die A. viel Mühe, Zeit und Geld kosten, und da dieselben doch dem Publikum jeweilig neue Entwickelungsstadien vorführen sollen, so dürfen sie am gleichen Ort nicht zu häufig wiederkehren. Die zulässige Dauer der Wiederkehr hängt im wesentlichen von Art und Umfang der A. ab. Näheres über Arrangement, Licht- und Schattenseiten der A. etc. vgl. in dem unten angeführten Werk von Exner. Solche A. sind wesentlich neuern Datums. Das klassische Altertum kannte und brauchte sie auch nicht. Das christlich-germanische Mittelalter brachte zur Schaustellung vorzugsweise Novitäten, namentlich aber Gegenstände religiöser Verehrung. Die Klosterschulen veranstalteten schon früh A. der Arbeiten ihrer Zöglinge, die Zünfte von Meisterstücken. Vornehmlich entwickelten sich aber die A. aus den Warenlagern und Schaustellungen der Messen und Märkte heraus; sie haben bei der fortwährenden Abnahme dieser letztern stetig an Wichtigkeit und Umfang zugenommen. Ihrem Wesen nach waren solche A. zuerst ausschließlich Industrieausstellungen; jedoch fing man gleichzeitig auch an, künstlerische Leistungen auszustellen, wozu namentlich die Malerei Veranlassung gab, deren Werke nicht so häufig an allgemein zugänglichen Plätzen zu finden sind. Damit entstanden die Kunstausstellungen (s. d.), und diese beiden vereint bilden heute den Kern des gesamten vielseitig ausgebildeten Ausstellungswesens. Öfters selbständig auftretend, zuweilen mit jenen vereint erscheinen die landwirtschaftlichen A., Maschinen-, Blumenausstellungen u. a.; in allerneuester Zeit hat man mit Erfolg einzelne neue Gebiete zu kultivieren versucht, so durch die Fischereiausstellung in Berlin, Ausstellung der Wollindustrie in Leipzig u. a. Diesen Bestrebungen gegenüber, welche den Zweck verfolgen, zur Nachahmung anzuregen und zu belehren, sind solche Schaustellungen wie die von Hunden oder gar von Kindern, die lediglich oder hauptsächlich zur Unterhaltung des Publikums dienen, nur ausnahmsweise mit dem Namen A. belegt worden.

Die erste Industrieausstellung wurde 1756 und 1757 durch die Society for the promotion of arts, manufactures and commerce in London veranstaltet. Auf deutschem Boden fand die erste eigentliche Gewerbeausstellung 1791 zu Prag statt; sie sollte den Umfang und den Stand der Industrie des Königreichs Böhmen zur Anschauung bringen. Die nächste Ausstellung eröffnete Paris 1798, ihr folgten ebenda die von 1801, 1802, 1806, 1819, 1823, 1827, 1834, 1839, 1844 und 1848. Bei der letzten war die Zahl der Aussteller auf 5494 gewachsen. Inzwischen waren an zahlreichen andern Orten A. veranstaltet worden, in Deutschland: zu Kassel, München, Dresden, Berlin, Breslau, Leipzig, Hannover, Darmstadt, Nürnberg, zum Teil zu wiederholten Malen; indes blieben dieselben auf engere Kreise beschränkt. Die erste gemeinsame deutsche Industrieausstellung fand 1842 zu Mainz statt; weit großartiger aber gestaltete sich die im nächsten Jahr in Berlin eröffnete, wo sich in dem zum Ausstellungsraum erwählten Zeughaus 3040 Aussteller (75 aus Österreich) zusammenfanden. In Wien, wo schon 1835 und 1839 kleinere A. stattgefunden hatten, beteiligten sich 1850 gegen 2000, in Leipzig 1850: 1414 Aussteller. Alle diese A. waren indes nur auf das eigne Land beschränkt.

Die Weltausstellungen 1851–1878.

London 1851. Schon im J. 1845 hatte sich in London aus der dortigen Society of arts heraus eine Kommission für eine großartige Ausstellung der Produkte des Vereinigten Königreichs gebildet. Dieser Plan wurde durch den Prinzen Albert zu einem alle Völker der Erde umfassenden erweitert und nach Überwindung mancher Schwierigkeit 1851 zur Ausführung gebracht. Dies war somit die erste Weltausstellung. Anfangs hatte man dem Unternehmen selbst in England große Gleichgültigkeit gezeigt, aber dennoch betrug die Zahl der Aussteller 17,062, von denen auf England mit Kolonien 7387, auf Frankreich 1710, auf Preußen 872, Sachsen 190, Württemberg 109, Bayern 99, auf Österreich 731, Nordamerika 499 kamen. Die deutsche Industrie glänzte besonders durch Buchdruck, Steindruck, Typengießerei, Instrumente, Glaswaren, Porzellan, überhaupt solche Produkte, bei denen Kunstgeschick und tüchtige Schulbildung Hauptfaktoren sind. Neu und großartig wie die Ausstellung selbst war das zu ihrer Aufnahme bestimmte Gebäude, der sogen. Kristallpalast, von Paxton ganz aus Glas und Eisen errichtet, ein Ausstellungsobjekt in sich selber, das ganz neue Wege zur Benutzung dieser beiden Materialien zeigte. Die finanziellen Ergebnisse der Ausstellung waren sehr günstig: den Ausgaben von 339,334 Pfd. Sterl. standen Einnahmen von 512,632 Pfd. Sterl. gegenüber, mithin ergab sich ein Überschuß von 173,298 Pfd. Sterl. Die Zahl der Besucher belief sich auf über 6 Mill. Vgl. den „Offiziellen Bericht des Zollvereins“ (Berl. 1852–53, 3 Bde.).

Auf diese erste Weltausstellung folgte 1853–54 die Industrieausstellung aller Nationen in New York, eine Bezeichnung, welche sich in der Folge als keineswegs gerechtfertigt erwies, indem außer den Vereinigten Staaten selber sich nur England, Frankreich, die Schweiz, der Deutsche Zollverein, Belgien, Holland, Österreich, Italien, Skandinavien, Westindien und Kanada mit ca. 7000 Ausstellern beteiligten. Nahezu ebenso stark (6588 Aussteller) war [134] die Teilnahme an der 1854 zu München abgehaltenen allgemeinen Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbserzeugnisse, bei welcher neben Bayern (2331 Aussteller) namentlich Österreich (1477 Aussteller) vertreten war.

Paris 1855. Die Weltausstellung zu Paris 1855 sollte allen Nationen geöffnet sein, aber in gleichmäßigerer Weise als vorher in London. Die Zahl der Ausstellenden stieg auf 21,779, darunter 2175 Deutsche. In London hatte man die ausgestellten Objekte unter 6 Gruppen gebracht, jetzt nahm man eine Einteilung in 30 Klassen an. Nächst der französischen war hier die deutsche und österreichische Industrie am glänzendsten vertreten. Vgl. den „Offiziellen Bericht des Zollvereins“ von Viebahn und Schubart (Berl. 1856). Einen mehr lokalen Charakter trug die 1857 in Bern eröffnete schweizerische Industrieausstellung.

London 1862. Viel weiter als ihre gleichartigen Vorgänger ging die große Ausstellung aller Nationen in London 1862. Nicht nur war die Zahl der Teilnehmer überhaupt (24,864) größer, die Beteiligung erstreckte sich auch auf weitere Kreise. England freilich war durch eine geringere Zahl von Ausstellern vertreten als 1851, die andrer Länder hatte sich aber mehr als verdoppelt; Bewerber aus vorher nicht vertretenen Gebieten waren erschienen. England wurde durch 7189, Deutschland durch 2875 Namen repräsentiert. Als ein ganz neues Moment muß das Zurückgreifen um 100 Jahre bei den Schöpfungen der Malerei und Skulptur bezeichnet werden, man wollte dadurch „den Fortschritt und gegenwärtigen Stand der modernen Künste beleuchten“. Alle Gegenstände waren in 4 große Abteilungen gebracht worden, welche zusammen 40 Klassen bildeten. Vgl. den „Offiziellen Bericht des Zollvereins“ (Berl. 1863–65, 18 Hefte) und den durch das k. k. österreichische Zentralkomitee herausgegebenen Bericht (Wien 1869, 4 Bde. mit Atlas).

Paris 1867. Die bisherigen A. hatten rein praktische Ziele verfolgt, die internationale Ausstellung zu Paris 1867 ging erheblich weiter. Hier wurden zum erstenmal die Anstalten vorgeführt, welche sich mit der Hebung der physischen und moralischen Lage des Volks beschäftigen, die Methode des Unterrichts, Wohnungen, Hausgeräte, Hausinstrumente etc. Neu war auch der Versuch, das Verfahren der Herstellung gewisser Artikel praktisch vorzuführen. Damit verband sich eine kulturgeschichtliche Abteilung: die Geschichte der Arbeit. Das aus Eisen und Glas auf steinernem Fundament errichtete Ausstellungsgebäude war nach einem neuen, ganz besondern Plan erbaut. Scheidewände teilten dasselbe in sieben elliptische, von oben beleuchtete Ringe, in deren Mitte sich ein gartenartiger Hof mit Werken der plastischen Kunst befand. Jeder Rundgang bildete eine besondere Abteilung für eine spezielle Art von Erzeugnissen, und sämtliche konzentrische Ringe waren durch 16 radiale Straßen in breitere oder schmälere, den einzelnen Ländern zugewiesene keilförmige Sektoren geteilt. Durchschritt man somit die Ringe in radialer Richtung, so befand man sich immer in demselben Land, während man, wenn man sie peripherisch durchwanderte, in einem Rundgang die von allen Nationen der Welt ausgestellten Produkte einer und derselben Gattung zu besichtigen Gelegenheit hatte. Dadurch wurde die vergleichende Übersicht der verschiedenen Erzeugnisse wesentlich erleichtert. Freilich konnte das Prinzip nicht strikte durchgeführt werden, indem die zugemessenen Räume den aufzustellenden Gegenständen häufig durchaus nicht entsprachen, so daß viele Gegenstände ihren Platz in den besonders errichteten 13 Annexen fanden. Eine der größten Eigentümlichkeiten dieser Ausstellung bildete der Park, in welchem alle Länder, teilweise in verschiedenen geschichtlichen Perioden, durch charakteristische Bauten repräsentiert waren. Kioske, maurische Paläste, altägyptische Tempel, türkische Bäder, gotische Kirchen, Schulhäuser, Arbeiterhäuser, Kolossalmonumente u. a. waren hier errichtet. Der Katalog umfaßte 10 Gruppen, welche in 95 Klassen zerfielen. Die Zahl der Aussteller betrug 42,217, davon aus Frankreich und seinen Kolonien 11,645, aus England und seinen Kolonien 3609, Deutschland 3388, Österreich 3072. Die Beteiligung deutscherseits war unvollständig, sie zeigte aber dennoch den großen industriellen Fortschritt der letzten Jahre. Der deutsche Gußstahl war unerreicht, Glas und Papier standen auf der höchsten Stufe, in chemischen Produkten schlug Deutschland englische und französische Konkurrenz. In Garnspinnereimaschinen hatte der deutsche Maschinenbau der ausländischen Industrie den Rang abgelaufen. Die deutschen mechanischen Webstühle, Werkzeugmaschinen, Lokomotiven standen englischen und amerikanischen zum mindesten gleich. Den schönsten Preis aber hatten das Unterrichtswesen und das Unterrichtsmaterial Deutschlands davongetragen.

Wien 1873. Das Programm der Weltausstellungen erfuhr auf der fünften in Wien 1873 eine sehr bedeutende Erweiterung. Statt der 10 Gruppen von Paris unterschied man hier 26; man zog jetzt Gesichtspunkte in den Vordergrund, die man früher als nebensächlich behandelt hatte. Durch die Ausstellung von Objekten der Kunst und Kunstgewerbe früherer Zeiten, durch Kunstfreunde und Sammler (Exposition des amateurs) wollte man die Schätze der Privatkunstsammlungen den Kunstfreunden erschließen und dem Kunstgewerbe neue Ideen zuführen. Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungswesen sollte in viel reichhaltigerm Maß zur Anschauung gebracht, eine Geschichte der Erfindungen durch Nebeneinanderstellung von Maschinen, Apparaten aus verschiedenen Zeiten, eine Geschichte der Gewerbe durch Ausstellung von gleichartigen, aus aufeinander folgenden Epochen stammenden Objekten, die Verwertung von Abfällen durch Gegenüberstellung der letztern und der daraus gewonnenen Fabrikate gegeben werden u. a. Manche der Versuche stellten sich allerdings in der Folge als Fehlschläge heraus; aber trotzdem war die Wiener Weltausstellung nicht allein die reichste, kostbarste und inhaltsvollste Sammlung, welche der Welt bis dahin geboten war, sie ist auch in dieser Hinsicht bis jetzt nicht übertroffen worden. Deutschland ragte in Wien namentlich hervor im Hüttenwesen, den chemischen Industrien, landwirtschaftlichen Produkten, der Industrie in Leder, Kautschuk, Guttapercha, in Maschinenwesen und Transportmitteln, wissenschaftlichen Instrumenten, dem Marinewesen, der bildenden Kunst und dem Erziehungs- und Unterrichtswesen. Die Zahl der Aussteller war geringer als in Paris. Von im ganzen 39,500 Ausstellenden entfielen 12,208 auf Österreich, 7524 auf Deutschland, 3564 auf Frankreich mit Kolonien, 1216 auf England und Kolonien. Während der Dauer der Ausstellung tagten zwölf verschiedene Kongresse: ein volkswirtschaftlicher, ein medizinischer, ein kunstwissenschaftlicher, ein meteorologischer u. a. Gegen Ende der Ausstellung fanden Vorträge über einzelne besonders beachtenswerte Zweige der Ausstellung statt. Um dieselbe des Kaiserreichs würdig zu machen, [135] hatten weder Staat noch Stadt Opfer gescheut. Der Kaiser bewilligte zum Ausstellungsplatz den Wiener Prater. Hier wurden Brücken geschlagen, neue Straßen gezogen, das Netz der Pferdebahn erweitert. Auf dem Industriepalast, nach dem sogen. Fischgrätensystem konstruiert, erhob sich eine vom englischen Ingenieur Scott Russell entworfene Rotunde, 135 m im Durchmesser, 105 m hoch, die Peterskirche zu Rom in beider Hinsicht überragend. Den gemachten großen Anstrengungen entsprachen die Resultate leider nicht; gleich nach den ersten Wochen spielte der Wiener Krach störend hinein, und mit der Frequenzziffer der Besucher (7,254,687) blieb Wien hinter Paris (15 Mill.) weit zurück, in finanzieller Hinsicht schloß diese Ausstellung am ungünstigsten ab. Vgl. den „Offiziellen Ausstellungsbericht“, herausgegeben durch die Generaldirektion der Weltausstellung (Wien 1874, 14 Bde.); den „Amtlichen Bericht über die Wiener Weltausstellung 1873“, erstattet von der Zentralkommission des Deutschen Reichs für die Wiener Weltausstellung (Braunschw. 1874 ff.); dazu noch Lützow, Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung (Leipz. 1875).

Philadelphia 1876. Den äußern Anlaß zu dieser Ausstellung gab die hundertste Wiederkehr der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Nordamerika 1776; man nannte sie daher die Centennial Exhibition. Als Platz wurde Philadelphia gewählt, das in seinem Fairmountpark ein vorzüglich geeignetes Terrain bot, dabei zugleich in den schattigen Baumgruppen, Wiesenflächen und Thalschluchten desselben der Ausstellung einen landschaftlichen Reiz gab, dessen sich keine ihrer Vorgängerinnen rühmen konnte. Aber die Beteiligung Europas wie Asiens war hier eine weit geringere als aus den vorhergegangenen europäischen A. Die Centennial Exhibition trug einen vorwiegend amerikanischen Charakter. Von den 28 Mill. kg Waren, welche installiert werden mußten, lieferten die Vereinigten Staaten allein 19 Mill. kg. Indessen gehörten von den 14,420 Ausstellern doch nur 3475 der Union an; aus England und seinen Kolonien kamen 2360 Aussteller, aus der Türkei 1606, aus Spanien 1007, Frankreich 721, Deutschland 669, Portugal 560, Rußland 402, Österreich-Ungarn 347 etc. Dazu kommen noch für die Maschinenhalle Anmeldungen von 2321 und für die Agrikulturhalle von 11,137, welche mit den 2472 Ausstellern, die in der Memorialhalle mit Gemälden, Skulpturen, Stichen etc. aufgeführt sind, die Gesamtzahl der Aussteller auf 30,400 bringen, während nur 26,986 wirklich ausgestellt haben sollen. Der Charakter dieser Ausstellung war ein wesentlich andrer als der ihrer Vorgänger, der Schwerpunkt war auf ein ganz andres Gebiet gerückt. Schon in Wien hatte Amerika gezeigt, daß es in der Maschinenindustrie sich mit allen andern Ländern messen könne. Hier war aber der Maschinenhalle mehr als ein Viertel der gesamten Baufläche zugewiesen worden. Die „Corliß-Centennialmaschine“ in der Mitte der Halle, welche sämtliche andre Maschinen durch eine unübersehbare Länge von Transmissionssträngen trieb, bildete den Hauptanziehungspunkt der Maschinenausstellung, wie diese selbst das allgemeinste Interesse in der ganzen Ausstellung erregte. Von der Leistungsfähigkeit des deutschen Kunst- und Gewerbfleißes gab die Ausstellung in Philadelphia kein zutreffendes Bild. In Wien war Deutschland durch 8663 Aussteller vertreten, in Philadelphia durch 1001. Eine genaue Prüfung des Katalogs und der von Professor Reuleaux und andern kompetenten Richtern erstatteten Berichte ergibt, daß das von ersterm gefällte abfällige Urteil („billig und schlecht“) einer wesentlichen Modifizierung bedarf. Daß trotzdem das Reuleauxsche Urteil auf viele unsrer Fabrikate paßte, beweisen selbst diejenigen, welche ihn am heftigsten angriffen. Übrigens erntete die deutsche Ausstellung in vielen ihrer Fächer sogar von französischer Seite rückhaltloses Lob. Vgl. Reuleaux, Briefe aus Philadelphia (Braunschw. 1877), und den 26 Bände füllenden „Bericht der österreichischen Kommission für die Weltausstellung in Philadelphia“ (Wien 1876–78).

Paris 1878. Nach der Niederlage in Philadelphia fühlte man in Deutschland keine Neigung, sich in Frankreich zu zeigen; doch beteiligte sich Deutschland schließlich durch eine im letzten Augenblick geplante Kunstausstellung. Obschon nur 155 Ölbilder (keine von großen Dimensionen), 4 Aquarelle und 24 Skulpturen den äußerst reich und geschmackvoll dekorierten Raum kaum füllten, so errang sich die deutsche Kunst doch die unumwundenste Anerkennung. Die übrigen Nationen waren wenn möglich noch vollständiger vertreten als in Wien. Österreich, durch den finanziellen Mißerfolg 1873 abgeschreckt, entschloß sich erst in später Stunde, leistete aber sehr Tüchtiges. Andre Staaten waren aber sehr bedeutend beteiligt. Das Programm bot nichts Neues; alle Gegenstände wurden unter 9 Gruppen in 90 Klassen geordnet. Originelle Züge, durch welche sich die Ausstellung vor ihren Vorgängerinnen auszeichnete, waren: die Fassadenreihe, eine Straße, in welcher sich die Baustile aller auf der Ausstellung vertretenen Völker nebeneinander präsentierten, und die Galerie der Arbeit, welche die überwiegend auf Thätigkeit der Hände beruhenden Gewerbe in voller Lebendigkeit vor Augen führte. Auf dem Gebiet der Verkehrsanstalten war manches Neue da, wie das von Chartinn-Herrmann ausgestellte Modell einer Gleitschuhlokomotive (locomotive à patins), die mit komprimierter Luft getriebenen Tramwayfahrzeuge (pneumatic tramways), ferner die Beleuchtung mittels Elektrizität. Neu war auch die Zusammenstellung völliger Zimmereinrichtungen. Arbeitsmaschinen wie Maschinen für bewegende Kraft zeigten große Vervollkommnung, so die mit verschiedenen Modifikationen erscheinenden kalorischen Maschinen und Gasmotoren, während die elektromagnetischen den Bedürfnissen noch nicht entsprachen. Als Platz war wiederum das Marsfeld gewählt worden, doch hatte man diesmal den auf dem andern Ufer der Seine liegenden Trocadero mit einbezogen. Besucht wurde die Ausstellung von 12,623,847 Personen oder mit Einschluß der Arbeiterdelegationen von 16,158,719 Personen. Auch der pekuniäre Erfolg war ein günstiger, denn dem sich ergebenden Defizit von 20 Mill. Frank stand ein Mehrerträgnis der indirekten Steuern von 70 Mill. Fr. gegenüber. Die Weltausstellung zu Paris war, wie die in Wien, Gelegenheit für eine Anzahl der verschiedensten Kongresse. Wirklich wichtige Erfolge erreichten aber nur drei derselben, welche aus den offiziellen Abgeordneten der verschiedenen Staaten bestanden: der internationale Postkongreß, welcher eine Erweiterung des Weltpostvereins zur Folge hatte, die internationale Münzkonferenz und die internationale statistische Permanenzkommission. Auch über die Pariser Ausstellung wurde ein wertvoller amtlicher Bericht veröffentlicht.

In den nächstfolgenden Jahren wurde eine Weltausstellung für mehr als eine Hauptstadt Europas geplant; doch hat ein solcher Gedanke bisher nur für Antwerpen, das eine Weltausstellung für 1885 vorbereitet, [136] konkrete Gestalt angenommen, während die für Rom und Paris, welche gleichzeitig an eine Weltausstellung für 1889 denken, bisher gemachten Anregungen noch keinen festen Boden gewonnen haben und die mehrfach und wiederholt ventilierte Frage einer in Berlin zu veranstaltenden Weltausstellung sich einer Unterstützung seitens der maßgebenden Kreise nicht erfreuen konnte. Bei den entscheidenden Erwägungen ist der Kostenpunkt nicht ohne Einfluß gewesen, denn während kleinere, in engere Rahmen gefaßte A. fast durchweg neben der Erreichung des eigentlichen Zwecks noch gute pekuniäre Erfolge aufwiesen, sind die letztern bei den großen A. durchweg ausgeblieben. Die Pariser Ausstellung von 1867 kostete bei 23 Mill. Fr. 10 Mill. Fr. Subvention, die Wiener bei 19,250,000 Fl. 10 Mill. Fl. Nur die im fünften Weltteil 1879–80 zu Sydney und 1880–81 zu Melbourne durch die Kolonialregierungen von Neusüdwales, resp. Victoria veranstalteten A. schlossen mit guten Bilanzen ab. Diese beiden A. sind übrigens für die Erweiterung des deutschen Absatzgebiets ganz besonders förderlich gewesen. Nachstehende Tabelle gibt einen Einblick in die Frequenz der bisher veranstalteten Weltausstellungen, wobei freilich weder die wirkliche Zahl der einzelnen Individuen noch auch das Verhältnis der Einheimischen zu den Fremden festgestellt werden kann:

Ort Jahr Zahl der Besucher Prozentsatz der Besucher zur Bevölkerung
London 1851 6170000 221/2
New York 1853 600000 21/4
Paris 1855 4533464 121/2
London 1862 6211103 211/2
Paris 1867 9300000 241/2
Wien 1873 7254687 193/4
Philadelphia 1876 10164489 221/4
Paris 1878 16158719 43
Sydney 1879–80 1045898 150
Melbourne 1880–81 1309496 1521/2

Die Signatur der A. der neuesten Zeit ist die Beschränkung auf räumlich oder sachlich begrenzte Gebiete. Entweder waren es einzelne Staaten oder auch Provinzen, welche die innerhalb ihrer Grenzen entwickelte gewerbliche Thätigkeit durch A. zum Ausdruck brachten, oder es ward eine besondere Richtung menschlichen Schaffens, wie sich eine solche bei allen Kulturvölkern der Erde gegenwärtig geltend macht, zu einem überaus lehrreichen Vergleich zusammengestellt. Allen diesen A. ist das Bestreben gemein, dem vorschwebenden Gedanken einen möglichst vollendeten künstlerischen Ausdruck zu geben.

Die Ausstellungen seit 1879.

Von den innerhalb der Jahre 1879–85 veranstalteten nationalen oder lokalen A. sind namentlich folgende nennenswert. Für Deutschland 1879 die Berliner Gewerbeausstellung, welche einen sehr guten pekuniären Erfolg (Reingewinn 500,000 Mk.) erzielte und dadurch von unberechenbarem Wert wurde, daß sie das seit der Ausstellung von Philadelphia erschütterte deutsche Selbstvertrauen wieder kräftigen half; dann die beiden Kunstgewerbeausstellungen zu Leipzig und München, welche den Fortschritt Deutschlands in den von ihnen angezeigten Richtungen deutlich bekundeten; 1880 die Ausstellung zu Düsseldorf, deren Schwerpunkt in den Produkten des Kohlen- und Eisenbergbaues sowie den zu der Förderung und Bearbeitung der betreffenden Mineralprodukte nötigen Maschinen lag, und die auch in finanzieller Hinsicht äußerst befriedigend mit einem Überschuß von 500,000 Mk. abschloß; 1881 die allgemeine deutsche Patent- und Musterausstellung zu Frankfurt a. M. mit einer Anzahl Spezialausstellungen, welche, wie ihre Vorgänger, aus der thatkräftigen Initiative der Bürgerschaft hervorgegangen, leider den Erwartungen nicht entsprach und mit einer Unterbilanz von 400,000 Mk. abschloß, wogegen die zu Stuttgart inszenierte württembergische Landes- und Gewerbeausstellung, welche die Produkte des schwäbischen Kunstfleißes zum erstenmal in Einem Raum versammelte, einen Überschuß von 300,000 Mk. erzielte. Für das Königreich und die Provinz Sachsen geplant war die Ausstellung desselben Jahrs in Halle a. S., die indes noch über den Charakter einer Provinzialausstellung hinausging, trotz vortrefflicher Leistungen aber mit einem Defizit von 100,000 Mk. abschloß. Dagegen gestaltete sich 1882 die bayrische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg zu einem großartigen Erfolg und zwar auch in finanzieller Hinsicht, so daß ein reiner Überschuß von 405,000 Mk. dem Programm gemäß an das bayrische Gewerbemuseum überwiesen werden konnte. Einen großartigen Erfolg hatte auch die in Berlin 1883 abgehaltene allgemeine deutsche Ausstellung auf dem Gebiet der Hygieine und des Rettungswesens zu verzeichnen. Schon im Vorjahr fast bis zur Eröffnung fertiggestellt, ward dieselbe durch einen Brand völlig vernichtet, konnte aber dank der Freigebigkeit des deutschen Kaisers, der Stadt Berlin u. a. in größerm Maßstab und besserer Anordnung schon nach Jahresfrist wirklich eröffnet werden. Von den A. des Auslandes sind an dieser Stelle zu erwähnen die belgische zu Brüssel 1880, welche ihren Glanzpunkt in der großartigen Montan- und Metallindustrie des Königreichs hatte; 1881 die deutsch-brasilische Ausstellung zu Portalegre, welche leider durch Einäscherung der Gebäude ein bedauerliches Ende fand; 1883 die österreichisch-ungarische Ausstellung in Triest, welche zwar vorzüglich beschickt, aber durch politische und elementare Ereignisse derartig beeinträchtigt wurde, daß die äußern Erfolge in keiner Weise befriedigten; endlich 1883 die schweizerische Landesausstellung in Zürich, die größte und erfolgreichste, welche die Republik je veranstaltet hatte. Aus dem Jahr 1884 sind erwähnenswert: die italienische Ausstellung in Turin, die Ausstellung argentinischer Produkte in Bremen, von der dortigen Geographischen Gesellschaft veranstaltet, die Ausstellung der Produkte Mexikos durch den Zentralverein für Handelsgeographie in Berlin, die sehr reichhaltige Ausstellung österreichischer Produkte in Steyr u. a.

Internationale A. fanden in nicht geringer Zahl statt; was aber fast alle derartigen A. dieser Periode von ihren Vorgängern besonders unterscheidet, das ist die Konzentrierung auf bestimmte Gebiete, wodurch sie intensiv gewannen, was sie extensiv aufgaben. Das erste hervorragende Beispiel dieser Art A. gab die 1880 eröffnete internationale Fischereiausstellung zu Berlin, welche ungemein reich beschickt war, indem sich außer den meisten europäischen Staaten auch die amerikanische Union, China, Japan u. a. beteiligten. Ganz besonders wertvoll war auch die bei dieser Gelegenheit gesammelte Litteratur über Fischerei von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, welche in solcher Vollständigkeit noch nie beisammen gewesen war. Zwei Jahre später wurde dieser in Berlin so gelungene Versuch in Edinburg, freilich in kleinerm Maßstab, 1883 aber in großartigerer Weise in London wiederholt. Spanien veranstaltete 1883 in Madrid [137] eine internationale Ausstellung von Erzeugnissen des Bergbaues, der Hüttenindustrie, der Stein-, Thon- und Glasfabrikation, Frankreich 1882 eine solche in Bordeaux für Weine und Spirituosen; andre Spezialausstellungen wurden in London, Nürnberg, Berlin u. a. O. in der Folge abgehalten. Allgemeine internationale A. waren die zu Moskau (1882), zu Amsterdam (1883), zu Nizza und Kalkutta (1883–84), von welchen die erste nach vielfacher Vertagung damals endlich eröffnet wurde und einen guten Beweis für die Erstarkung der russischen Industrie lieferte, die zu Kalkutta aber von Deutschland aus fast gar nicht beschickt wurde und die zu Amsterdam das früher Dagewesene vielfach wiederholte, aber in ihrem kolonialen Teil einen berechtigten Anspruch auf Originalität machen konnte. Obwohl den internationalen A., ja den A. überhaupt von vielen Seiten ihre Berechtigung für unsre Zeit abgesprochen worden ist, so läßt sich doch der Wert, den eine vergleichende Zusammenstellung der Produkte verschiedener Länder und die damit verbundene Selbstschätzung für den Produzenten haben kann, nicht in Abrede stellen, während solche A. auch dem Kaufmann für die Anknüpfung vorteilhafter Verbindungen vortreffliche Fingerzeige zu geben im stande sind. Vgl. Exner, Der Aussteller und die A. (2. Aufl., Weim. 1872).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 7679
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[76] Ausstellungen. Die A. des Jahrs 1885 waren zwar zahlreich, aber fast durchweg auf einen engern Kreis beschränkt, wenngleich dieselben häufig als Weltausstellungen auftraten. Die Reihe derselben eröffnete bereits im Januar die Weltausstellung von New Orleans, welche unmittelbar nach ihrer Eröffnung von einem finanziellen Krach bedroht wurde, indem die durch Subskription zusammengebrachte 1 Mill. Dollar schon damals verbraucht war und zu neuen Sammlungen geschritten werden mußte. Schuld an diesem Mißerfolg trug nicht zum wenigsten die viel zu großartige Anlage, indem der von den beiden Hauptgebäuden bedeckte Raum größer war als der der Wiener Ausstellung von 1873 und der Pariser von 1878 zusammengenommen. Die Beteiligung seitens Deutschlands war eine sehr schwache. Die Ausstellung wurde indes am Ende des Jahrs in einer beschränktern Form wieder eröffnet. Eine ebenfalls internationale Ausstellung für Erfindungen in London war ziemlich reich beschickt; bei derselben beteiligte sich als besondere Neuigkeit auch die Aeronautische Gesellschaft für Großbritannien in sehr vollständiger Weise. Eine der bedeutendsten A. des Jahrs war die 2. Mai zu Budapest eröffnete ungarische Landesausstellung, welche von 1,759,368 Personen besucht wurde, dennoch aber mit einem Defizit von 497,000 Gulden abschloß. An dieselbe schloß sich im Oktober eine internationale Pferdeausstellung, welche ein außerordentlich reiches und vortreffliches Pferdematerial vorführte. Ebenfalls 2. Mai fand auch die Eröffnung der Weltausstellung zu Antwerpen statt; an ihr beteiligten sich 1000 deutsche Aussteller, denen 6500 qm eingeräumt waren. Auch hier errang die deutsche Industrie nicht unbedeutende Erfolge. Auf deutschem Boden fand eine ansehnliche Zahl auf das Reich oder einen noch enger begrenzten Kreis berechneter A. statt. Als bedeutendere sind die von Görlitz, Königsberg und Nürnberg zu nennen. In Görlitz wurde 14. Mai eine Gewerbe- und Industrieausstellung eröffnet, verbunden mit einer internationalen Abteilung für instruktive Erzeugnisse und Erfindungen, eine der umfangreichsten, welche Deutschland in den letzten Jahren gesehen hat. Während diese Ausstellung indes sich in einem engern Rahmen bewegte, hatte die 24. Mai zu Königsberg i. Pr. eröffnete Ausstellung für Handwerkstechnik und kleingewerbliches Maschinenwesen einen durchaus internationalen Charakter. Einen solchen trug auch die 15. Juni in Nürnberg eröffnete Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legierungen, bei welcher vom Ausland besonders Japan sich sehr reich beteiligte. Hier wurde auch 1. Aug. eine sehr gelungene Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen für das Kleingewerbe eröffnet.

Von den A. des Jahrs 1886 ist zuerst eine in Rom 7. Febr. eröffnete Ausstellung von Kunstwerken der Metallindustrie zu erwähnen, zu welcher Rom, Turin, Venedig, Ravenna und andre italienische Städte ihre in Museen, Arsenalen und Kirchen gesammelten Kunstschätze beisteuerten, während durch moderne Leistungen namentlich Siena, Neapel, Florenz und Rom vertreten waren. Im März wurde in Dundee eine internationale photographische Ausstellung abgehalten, eine überaus reichhaltige Sammlung der mannigfaltigsten Natur-, Landschafts- und Marinebilder, der feinsten Porträte und äußerst gelungener Momentphotographien etc., womit zugleich eine Ausstellung von Apparaten u. Materialien der Photographie verbunden war. Sehr erwähnenswert ist die in demselben Jahr in Dresden bei Gelegenheit des in der Osterwoche abgehaltenen Geographentags veranstaltete geographische Ausstellung, welche neben den bei solchen Gelegenheiten vorgeführten neuen Karten und Schriften eine Ausstellung der bisher erschienenen Koloniallitteratur, eine Sammlung von Photographien, Landschaftsbildern und Völkertypen aus Turkistan, Bochara, China und Transkaspien sowie Bilder und Aquarelle aus Südamerika enthielt. Einen großartigen Einblick in die Machtstellung Englands durch seinen ausgedehnten Kolonialbesitz gewährte die 4. Mai durch die Königin selbst in London eröffnete koloniale und indische Ausstellung. Dieselbe war von sämtlichen überseeischen Besitzungen Englands in überaus reicher Weise beschickt, wobei Indien und einige andre Kolonien die Herstellung der von ihnen gelieferten Spezialitäten in eigens dazu erbauten Läden und Werkstätten vorführten. Einen besondern Reiz gewann die Ausstellung durch eine Reihe charakteristischer Bauten in wohlgelungenen Nachbildungen. Während der sechs Monate ihres Bestehens wurde die Ausstellung von 5,550,749 Personen besucht; ein sehr großer Teil der ausgestellten Sachen verblieb in London in dem bald darauf erbauten Kolonialmuseum. Eine internationale Ausstellung für Industrie, Wissenschaft und Kunst in Edinburg hatte als Besonderheit die Nachbildung einiger alter historischer Gebäude und Straßen Altedinburgs aus den Zeiten des John Knox und der Maria Stuart, welche in ihrer ganzen Einrichtung sowie auch hinsichtlich der Trachten des in den Läden dieser Häuser als Verkäufer dienenden Personals ganz jener Zeit angepaßt waren. Während der sechs Monate ihrer Dauer wurde die Ausstellung von 2,740,000 Menschen besucht und ein Überschuß von 17,000 Pfd. Sterl. erzielt. Eine internationale Ausstellung in Liverpool illustrierte hauptsächlich die Kunst und Wissenschaft der Schiffahrt von den ersten Anfängen bis zu der gegenwärtigen Zeit. Frankreich, Italien, Belgien, Deutschland, Österreich, Holland, Amerika, Japan, China und Afrika waren sämtlich vertreten. In Berlin wurde 25. Mai die lange sorgfältig vorbereitete Jubiläumsausstellung feierlich durch den Kaiser eröffnet. Mehr als 2000 Aussteller hatten sich dabei mit weit über 3000 Werken beteiligt. Die von der königlichen Akademie der Künste ins Werk gesetzte Ausstellung war außerdem durch eine Anzahl von klassischen Bauten auf dem freien Platz neben dem Ausstellungsgebäude höchst anziehend gemacht. In dem sogen. klassischen Dreieck erhob sich ein der Terrasse des Pergamonaltars möglichst getreu nachgebildeter Unterbau mit gewaltiger Freitreppe, welche zu einer Nachbildung des Zeustempels zu Olympia führte, in welchem ein Rundbild von Pergamon untergebracht war. Bei der Ausschmückung des Tempels [77] waren Nachbildungen der bei Pergamon gemachten Funde sehr glücklich verwertet worden. Nicht weit davon hatte man eine humoristisch ausgestattete Osteria errichtet. Die Ausstellung war eine internationale, vom Ausland (Österreich-Ungarn, England, Holland, Dänemark, Schweden, Belgien, Italien, Schweiz, Amerika, Frankreich, Rußland) waren 400 Gemälde eingelaufen. In Buenos Ayres fand zu derselben Zeit eine Ackerbau- und internationale Maschinenausstellung statt, bei welcher fast alle europäischen Staaten vornehmlich mit Maschinen sich beteiligt hatten; Frankreich hatte auch Pferde und Schafe zur Ausstellung gesandt. Unter den A. des Jahrs war die schwäbische Kreisausstellung in Augsburg, an welche sich später eine internationale, auch von England und Amerika beschickte Müllereiausstellung sowie in der landwirtschaftlichen Halle auch eine Bienenausstellung anschlossen, eine der nach Umfang und Inhalt bedeutendsten. Dagegen war die in Paris mit Unterstützung der Stadtgemeinde ins Werk gesetzte Arbeitsausstellung infolge nachlässiger Ausführung ein entschiedener Fehlschlag. In Paris wurde auch 24. Juli, gewissermaßen als Generalprobe für die in Vorbereitung begriffene große Weltausstellung, eine internationale Ausstellung der industriellen Wissenschaften und Künste im Industriepalast eröffnet, an welcher sich über 300 Industrielle beteiligten. Überraschend gut gelungen war die 1. Aug. in Altenburg eröffnete Landesausstellung, womit auch eine Ausstellung des Thüringischen Fischereivereins verbunden war. Einen wesentlich internationalen Charakter trug die 15. Aug. in Budapest eröffnete historische Ausstellung zur Erinnerung an die vor 200 Jahren erfolgte Befreiung Ofens von den Türken, wozu Deutschland, Frankreich, Italien, Dänemark, England u. a. aus öffentlichen und privaten Sammlungen reich beigesteuert hatten. Am 15. Sept. wurde in Berlin eine vom dortigen Zentralverein für Handelsgeographie veranstaltete Ausstellung südamerikanischer Landesprodukte in der Neuen Warenbörse eröffnet, zu welcher den größten Teil Brasilien geliefert hatte; doch waren auch Argentinien und Chile, Paraguay, Uruguay, Venezuela, Peru und Bolivia sehr gut vertreten. Zu derselben Zeit war bei Gelegenheit der Naturforscherversammlung in Berlin in der Akademie der Wissenschaften eine Ausstellung veranstaltet worden, welche physikalische Instrumente und Apparate, Gegenstände der Hygiene, Fortschritte auf dem Gebiet der Photographie, wissenschaftliche Ausrüstungen, Geographie u. a. umfaßte. Einen interessanten Einblick in die Entwickelung der Technik des Pferdebahnbaues und -Betriebs gewährte eine 23. Sept. in Berlin eröffnete internationale Straßen- und Pferdebahnausstellung, die von allen größern Städten, in denen Pferdebahnen bestehen, sowie von den bedeutendsten Maschinenfabriken und Eisenhütten beschickt war. Gleichfalls international war eine zu derselben Zeit in Amsterdam veranstaltete Ausstellung lebender Meister, welche Gemälde, Kupferstiche, Bildhauerarbeiten, lithographische Erzeugnisse u. a. enthielt. Von den übrigen in diesem Jahr veranstalteten A. sind noch insbesondere die Hunde- und Vogelausstellungen zu erwähnen, welche in mehreren Ländern, zum Teil in sehr umfassender Weise, veranstaltet wurden.

Das Jahr 1887 wurde eröffnet mit der internationalen Ausstellung für Volksernährung und Kochkunst, welche vom 27. bis 31. Jan. in Leipzig im dortigen Kristallpalast abgehalten wurde und den ganz neuen Zweck verfolgte, die mächtigen technischen und wissenschaftlichen Fortschritte darzustellen, welche die Volksernährung und Armenverpflegung in der Neuzeit gemacht hat. Dabei wurden 2 Bataillone und 1000 Schulkinder öffentlich gespeist und an den übrigen Tagen an 7000 Personen passende Nahrungsmittel verteilt. Das finanzielle Ergebnis war ein sehr günstiges, indem ein Reingewinn von 30,000 Mk. erzielt wurde. Ganz ähnlich war die 3. Nov. in Düsseldorf eröffnete allgemeine Ausstellung für Kochkunst, Volksernährung und Konditorei angelegt. Auch hier ruhte der Schwerpunkt auf den Fortschritten in der Herstellung und Zubereitung der Volksnahrungsmittel, auch hier fanden Massenspeisungen größerer militärischer Abteilungen und zahlreicher Schulkinder statt. Diese Ausstellung schloß ebenfalls finanziell günstig, indem ein Überschuß von 25,000 Mk. erzielt wurde. Auf einer 4. März eröffneten internationalen Kunstausstellung in Hamburg waren vom Ausland namentlich Belgien, Dänemark und Italien gut vertreten. Eine erste internationale Gartenbauausstellung in Dresden, 7. Mai eröffnet, war auch von Österreich, Belgien, England und Rußland beschickt. Auf dieselbe folgte 13. Aug. eine internationale Ausstellung von Bäckerei-, Konditorei-, Müllerwaren u. a. Die Liste der Aussteller umfaßte außer ganz Deutschland noch Österreich, die Schweiz, Italien, die Niederlande, Schweden und die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Eine für Westeuropäer sehr interessante Ausstellung der natürlichen Schätze des Urals und Sibiriens wurde in Jekaterinenburg abgehalten. Einen weitern Fortschritt auf dem Gebiet der immer mehr gepflegten Spezialausstellungen lieferte die 28. Aug. in Turin eröffnete internationale Ausstellung für Feuerlöschgerätschaften, bei welcher die Beteiligung Deutschlands eine sehr starke war. Noch ist aus diesem Jahr zu nennen eine sogen. Weltausstellung zu Adelaide in Südaustralien, an welcher auch die deutsche Industrie sich entsprechend beteiligte.

1888. In Wien veranstaltete man aus Veranlassung des 40jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers eine Reihe von A. Zunächst wurde 17. März eine Kunstausstellung eröffnet, die anfänglich einen rein nationalen Charakter haben sollte, die sich aber schließlich zu einer internationalen gestaltete, an der Österreich und Deutschland zu ungefähr je einem Drittel beteiligt waren, während der Rest auf Ungarn, Italien, Spanien, England, Schweden, Norwegen und Belgien entfiel. Die darauf folgende Gewerbeausstellung bot ein überraschendes Bild von dem Können des österreichischen Gewerbfleißes. Die Ausstellung, die großartigste derartige, die Wien je gesehen, wurde 14. Mai eröffnet und war zum Teil in der Rotunde, zum Teil in mehreren Zubauten und in 75 größern und kleinern Pavillons untergebracht. Im ganzen waren mehr als 2100 Gewerbtreibende mit ihren Erzeugnissen vertreten. Die Ausstellung hatte einen Überschuß von 140,000 Guld. aufzuweisen. Zu derselben Zeit wurde in Glasgow eine internationale Ausstellung eröffnet, welche eine sehr vollständige Darstellung der Entwickelung der englischen Kunst von ihren Anfängen enthielt, dabei auch eine sehr reiche Vorführung französischer und niederländischer Leistungen brachte und von 5,748,379 Menschen besucht wurde. Schon 15.–22. April hatte zu Genf eine große internationale Gartenbauausstellung stattgefunden, und in demselben Monat war in Barcelona eine Weltausstellung eröffnet worden, welche trotz der verhältnismäßig geringen Zahl der deutschen Aussteller ein sehr günstiges Ergebnis bezüglich der Beurteilung der deutschen Leistungen hatte. Erwähnenswert [78] aus diesem Jahr sind auch eine internationale Ausstellung für Musikwerke, welche in Bologna abgehalten wurde, und als ein großartig angekündigtes, aber entschieden verfehltes Unternehmen die 2. Juli eröffnete internationale Ausstellung in Brüssel, die keinesfalls hielt, was sie versprach, und durch die große Zahl von Schaubuden und Belustigungen mehr den Charakter einer großartigen Kirmes gewann. Von größern Körperschaften, die sich beteiligten, sind namentlich zu nennen die deutschen Vereine vom Roten Kreuz und die deutschen Gewerbe der Chemie und Physik. Auch auf der wenige Wochen später eröffneten internationalen Kunstausstellung zu Antwerpen war Deutschland in hervorragender Weise vertreten, wie denn überhaupt das vornehmste Interesse dieser Ausstellung in den ausländischen Sektionen lag. Der August sah die Eröffnung von drei größern A. Die australische Kolonie Neusüdwales veranstaltete zur Feier des 100. Jahrestags ihrer Gründung eine Weltausstellung in Sydney, an welcher sich die Industrie Europas indes weniger beteiligte. Von weit bedeutenderm Umfang war dagegen die zu derselben Zeit in Melbourne eröffnete Weltausstellung, bei der Deutschland auch offiziell vertreten war. Mehr noch als bei der früher hier ins Werk gesetzten Weltausstellung gewährten die deutschen Erzeugnisse ein umfassendes Bild der deutschen Industrie, die zwar nicht durch sehr viele, aber durch fast alle wichtigen Gewerbszweige, die in Deutschland ihren Sitz haben, vertreten war. Außer Deutschland waren offiziell vertreten nur England, Frankreich und die Vereinigten Staaten, während Österreich durch den Wiener Exportverein eine Sammlung und gemeinsame Vertretung seiner Aussteller bewerkstelligt hatte. Die Ausstellung hatte trotz guten Besuchs einen Fehlbetrag von 400,000 Pfd. Sterl. aufzuweisen. Als eine der hervorragendern diesjährigen A. Europas ist die in Köln eröffnete internationale Gartenbauausstellung zu bezeichnen, auf welcher besonders die Gartenarchitektur in großartiger Weise zur Geltung kam. Nach einer fünfjährigen Pause trat München wiederum in diesem Jahr mit einer Kunstausstellung hervor, die einen mehr internationalen Charakter hatte als irgend welche ähnliche frühere A. Holland und Belgien hatten sich mit einer ungewöhnlich großen Zahl vorzüglicher Bilder eingefunden. England, Frankreich, die Schweiz, Spanien, Italien, Amerika waren ebenso vollständig wie vorzüglich vertreten. Außerordentlich reich war die deutsche Ausstellung, welche in mehr als 30 Sälen die Werke aller bedeutenden Künstler versammelte. Die Ausstellung wies einen Überschuß von 100,000 Mk. auf, während für 1,050,000 Mk. Verkäufe abgeschlossen worden waren.

1889. Die lange vorbereitete Weltausstellung in Paris wurde 6. Mai durch den Präsidenten Carnot vor einer ungeheuern Versammlung in dem großartigen Industriepalast eröffnet. Die europäischen Großmächte hatten zu einem Fest, welches die Revolution von 1789 verherrlichen sollte, ihre Botschafter nicht abgeordnet, Österreich und Rußland waren sogar gänzlich unvertreten, die übrigen hatten nur stellvertretende Gesandtschaftsbeamte entsandt, wogegen aber die Gesandten der Vereinigten Staaten, von Mexiko, Dänemark, Persien, Serbien, Rumänien, Schweden und der Schweiz wirklich anwesend waren. Gar nicht vertreten in der Ausstellung selber waren Deutschland, Montenegro, die Türkei und Schweden, doch hatten einige deutsche Maler ihre Bilder ausgestellt. Amtlich vertreten waren von europäischen Ländern nur Norwegen, die Schweiz und Griechenland; Rußland, Österreich-Ungarn, Rumänien, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Großbritannien und Dänemark hatten es den Ausstellern überlassen, ihre Vertretung selber einzurichten. Dagegen waren die meisten amerikanischen Staaten amtlich vertreten, aus Asien Japan und Siam, aus Afrika Marokko und die Südafrikanische Republik, aus Australien einige der englischen Kolonien. Den wirksamsten Anziehungspunkt bildete unstreitig der 300 m hohe eiserne Turm, der vom Ingenieur Eiffel auf dem Marsfeld errichtet war. Auf einer Grundfläche von mehr als einem Hektar erhebt sich dieser Riesenbau, der bei hellem Wetter auf 60 km in der Runde sichtbar ist. Etwa 60 m über dem Boden ist ein erstes Stockwerk eingerichtet mit vier mächtigen Restaurants und einem Rundgang um den ganzen Turm. Ein zweites Stockwerk in 115 m Höhe ist vornehmlich zur Vornahme wissenschaftlicher Experimente bestimmt, dann folgt ein drittes kleineres Stockwerk; eine 250 qm große Glaskuppel, welche den Turm krönt, gewährt eine herrliche Fernsicht über die Hauptstadt und ihre Umgebung. Mächtige hydraulische Aufzüge befördern je 200 Personen bis zum ersten Stock und von da je 50–60 Personen bis zur Spitze des Turms in 6–7 Minuten. Bis zum zweiten Stock stehen auch Treppen dem Publikum zur Verfügung. Die Regierung gewährte Eiffel auf 20 Jahre eine Betriebsberechtigung dieses Turms, welche derselbe gegen eine Summe von 5,100,000 Frank an ein aus verschiedenen Banken gebildetes Konsortium überließ. Die interessanteste Abteilung dieser Ausstellung war ohne Zweifel diejenige, in welcher die asiatischen und afrikanischen Kolonien Frankreichs in zahllosen Zelten und Pavillons sich in all ihrer bunten Mannigfaltigkeit zeigten.

A. nicht so großen Umfanges fanden in diesem Jahr an vielen Orten statt, einige davon waren sogar recht bedeutend. In Hamburg wurde 15. Mai eine große überseeische Handelsausstellung, die erste dieser Art in Deutschland, neben einer Industrieausstellung eröffnet. Einige Tage später fand in Köln die Eröffnung der internationalen Ausstellung für Nahrungsmittel und Hausbedarf statt, womit eine vom Rheinischen Kochkunstverein veranstaltete internationale Kochkunstausstellung verbunden war, an welcher sich neben Deutschland am großartigsten Italien beteiligt hatte, wo aber auch Österreich, Ungarn, England, Rußland und Belgien gut vertreten waren, und die selbst Frankreich beschickt hatte. In Kassel wurde eine allgemeine Ausstellung für Jagd, Fischerei und Sport abgehalten; London veranstaltete eine internationale Neuheitenausstellung, um die Erfindungen aus allen Ländern gemeinsam der Öffentlichkeit vorzuführen, die von fast allen namhaften Staaten in sehr reicher Weise beschickt war. In Berlin wurde eine deutsche allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung durch den Kaiser selber eröffnet, an welcher auch Österreich und Belgien sich beteiligt hatten. In Stuttgart fand zu Ehren des Regierungsjubiläums des Königs zuerst eine Ausstellung künstlerisch ausgeführter Holzarbeiten statt, dann eine solche für das Druckgewerbe. Antwerpen veranstaltete eine internationale Brauereiausstellung, in Tiflis wurde eine auch für ausländische Aussteller offene landwirtschaftliche und Industrieausstellung, in Genf eine internationale Gartenbauausstellung abgehalten. Schließlich dürfen die nach Umfang wie nach innerm Wert immer bedeutender sich gestaltenden A. von Pferden, Schlacht- und Zuchtvieh, Vögeln etc., welche in jedem Jahr in [79] den bedeutendern Ländern abgehalten wurden, nicht unerwähnt bleiben. Nach einer Zusammenstellung des „British Trade Journal“ betrug die Besuchsfrequenz der bisherigen Weltausstellungen:

  Besucher im ganzen Täglicher Durchschnitt
London 1851 6170000 36964
Paris 1855 4533464 24321
London 1862 6211003 34315
Paris 1867 9062965 41958
Wien 1873 7254867 39004
Philadelphia 1876 9789392 61568
Paris 1878 12623847 65403
Sydney 1879–80 1190616 6597
Melbourne 1880–81 1309496 7612
London, Fischerei 1883 2703501 18387
   Hygiene 1884 4153390 27503
   Erfindungen 1885 3760581 23071
   Kolonien u. Indien 1886 5550745 33846
Melbourne 1888–89 1901798 12669

Dagegen ist die Tagesfrequenz der Pariser Weltausstellung 1889 selten unter 100,000 zurückgeblieben, hat wiederholt aber 300,000 erreicht, die Gesamtzahl der Besucher aber erreichte eine unerhörte Ziffer.

Eine Schöpfung der neuesten Zeit, die permanenten Export-Musterausstellungen, wie eine solche zuerst und bereits vor einer Reihe von Jahren in Stuttgart eröffnet wurde und noch jetzt dort besteht, fand in einer Reihe von größern Städten Deutschlands wie auch andrer Länder Nachahmung. Dazu traten neuestens noch permanente A. in besonders günstigen Absatzländern und endlich die schwimmenden A., welche mit den verschiedensten Waren wohlausgestattete Schiffe von Hafen zu Hafen senden, um so die heimatlichen Erzeugnisse durch ein großes wohlassortiertes und ansprechend geordnetes Musterlager dem fremden Käufer vor Augen zu führen, wobei allerdings leicht ein Konflikt mit den in den besuchten Ländern ansässigen Zwischenhändlern heraufbeschworen und so der eigentlich Zweck, Erweiterung des Absatzgebiets, gefährdet werden kann.

Für die nächste Zeit geplante Ausstellungen.

In Buenos Ayres gehen die dort angesessenen italienischen Industriellen und Geschäftsleute mit dem Plan um, Ende 1890 eine großartige italienische Ausstellung zu veranstalten, um den Argentiniern die Leistungsfähigkeit der italienischen Industrie vorzuführen. Zugleich beabsichtigt der argentinische Landwirtschaftliche Verein eine landwirtschaftliche Ausstellung zu veranstalten, wobei ein besonderer Pavillon landwirtschaftliche Maschinen sowie gewerblich verarbeitete landwirtschaftliche Produkte, wie Weine, Spirituosen, Öle, Zucker, Webwaren, Papier, Fleisch- und Milchkonserven, aufnehmen soll. In Berlin plant für 1890 der Zentralverein der deutschen Wollwarenfabrikanten eine Fachausstellung der deutschen Wollwarenindustrie in den letzten zehn Jahren. In Wien bereitet man eine großartige Ausstellung der österreichisch-ungarischen Land- und Forstwirtschaft für 1890 vor. Es haben sich zu diesem Zweck nicht weniger als 32 Spezialkomitees gebildet. Die Ausstellung soll elf Abteilungen umfassen, von denen für Österreich-Ungarn fünf Abteilungen reserviert sind, die übrigen aber allen Nationen offen stehen. Die Regierung von Neuseeland hat beschlossen, den 50. Jahrestag der Gründung der Kolonie durch eine internationale Kunst- und Industrieausstellung sowie durch eine historisch-retrospektive Ausstellung der Produkte und der Lebensweise Neuseelands, Australiens überhaupt und andrer Länder zu feiern. Die Ausstellung soll in Dunedin, der volkreichsten Stadt der Kolonie, stattfinden. Die Handelskammer von New York hat einen Beschluß zu gunsten der Abhaltung einer Weltausstellung in dieser Stadt im J. 1892 gefaßt und bestrebt sich, alle vorausgegangenen A. zu überbieten; so plant man einen den Pariser Eiffelturm weit überbietenden Turm.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 6971
korrigiert
Indexseite

[69] Ausstellungen. Die A. des Jahres 1890 waren nicht von großer Bedeutung und förderten nichts Epochemachendes zu Tage. Das meiste Interesse beanspruchte vielleicht die elektrische Ausstellung in Edinburg. Allerdings waren die dort ausgestellten Lampen, Dynamomaschinen, Elektromotoren, bez. Anwendungen der Elektrizität auf den Maschinenbetrieb längst mehr oder weniger bekannt; dafür trat unsers Wissens die elektrische Schiffahrt zum erstenmal auf einer Ausstellung auf. Die Firma Immisch in London, welche bereits auf der Themse eine kleine Flotte von elektrischen Booten unterhält, bewies auch hier durch die That, daß der elektrische Schiffsbetrieb bereits einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht hat. Eine unerläßliche Bedingung ist bei elektrisch getriebenen Fahrzeugen die Unabhängigkeit von der Kraftquelle. Demgemäß kann von einer direkten Stromzuführung aus dem Elektrizitätswerk nach dem Elektromotor des Schiffs mittels einer Leitung nicht die Rede sein. Es werden vielmehr ausschließlich Elektrizitätssammler verwendet, die im Kielraum des Fahrzeugs oder unter den Sitzbänken angeordnet sind, und die nach erfolgter Entladung von einem Elektrizitätswerk im Hafen oder an gewissen Stellen längs des zu befahrenden Wasserlaufs neugeladen werden. Die Maschinerie an Bord besteht aus einem Elektromotor, der aus den Sammlern gespeist wird, und einer damit verkuppelten kleinen Schraube, welche sich ebenso rasch dreht wie der Motor, also 800–900mal in der Minute. Der Maschinist vermag durch das Ausschalten eines Teiles der Sammler die Geschwindigkeit zu mäßigen. Auch ist eine Einrichtung zur Umkehrung der Fahrtrichtung vorhanden. Der Stromvorrat reicht bei voller Geschwindigkeit zu einer Fahrt von vier Stunden, bei halber Geschwindigkeit zu einer solchen von zehn Stunden. Die Hauptvorteile der elektrischen Fahrzeuge bestehen in der steten Bereitschaft, in dem Umstande, daß die Behandlung der Maschine keinerlei Vorkenntnisse und Lehrzeit erfordert, sowie in der Abwesenheit von Feuer, Rauch und Explosionsgefahr. Die Geschwindigkeit beträgt aber höchstens 10–12 km in der Stunde. In Edinburg fand auch eine musikalische Ausstellung statt, d. h. eine Ausstellung von wertvollen Instrumenten, Handschriften, schottischen, englischen und vlämischen Psaltern u. dgl.

Die nordwestdeutsche Ausstellung in Bremen darf auf eine gewisse volkswirtschaftliche und handelspolitische Bedeutung Anspruch machen, insofern, als hier wohl zum erstenmal die Erzeugnisse der deutschen Schutzgebiete im Zusammenhang vorgeführt wurden. Neben diesen Erzeugnissen bot sie aber auch eine Fülle von ethnologisch interessanten Gegenständen, die dem Beschauer einen Einblick in das Leben der Deutschland nunmehr unterworfenen Völkerschaften gewährten. Was die Erzeugnisse der Kolonien anbelangt, so ragen aus denselben hinsichtlich der Bedeutung für die Zukunft namentlich die vorgeführten Proben von Tabak hervor. Am reichhaltigsten war die von Finsch zusammengestellte Sammlung der Handelsartikel aus den Schutzgebieten der Südsee: Kaiser Wilhelmsland, Bismarck-Archipel, Salomoninseln und Bismarck-Inseln. Im übrigen zeichnete sich die Bremer Ausstellung durch die Vorführung der drei Haupthandelsartikel dieser Seestadt: Tabak, Baumwolle und Petroleum, aus. Ersterer kommt zwar zumeist aus Amerika; doch liefern die Sundainseln auch eine beträchtliche Menge. Auf Sumatra befinden sich sogar Pflanzungen, die von Bremern angelegt wurden, so die Pflanzung Asahan, welche in einem guten Modell vorgeführt wurde. Die Baumwollausstellung brachte den Anbau, die Reinigung, Verpackung und Klassifikation der Baumwolle nebst den dazu gehörigen Maschinen zur Anschauung. In der Petroleumausstellung interessierten besonders die Modelle der Zisternenschiffe zum Transport des Erdöls. Es bürgert sich die Beförderung desselben statt in Fässern, in eisernen Behältern ein, aus welchen das Öl bei der Ankunft erst in geeignete Transportgefäße oder in Zisternenbahnwagen gepumpt wird. Einen Ausstellungsgegenstand bildete endlich in Bremen die von Thomson-Houston gebaute elektrische Bahn. Leider steht die Ausführung dieser Bahn nicht ganz auf der Höhe der von Siemens u. Halske in Lichterfelde gebauten elektrischen Bahn.

Von A., die einen allgemeinern Charakter an sich trugen, ist noch diejenige zu Tokio (Japan) zu erwähnen. Dieselbe war durchaus national und rein gewerblich. Sie zeugte namentlich von den bedeutenden Fortschritten der Japaner im Maschinenbau. Bei den Baulichkeiten, welche, von einer abgesehen, nur provisorisch waren, herrschte an Stelle des Eisens vielfach der nationale Bambusstock vor. Einen guten Eindruck machte namentlich die Eintrittshalle mit ihren Bambusstäben und Querträgern. Die Ausstellung war in allen Teilen elektrisch beleuchtet.

In Straßburg fand eine Ausstellung der landwirtschaftlichen Gesellschaft statt. Auf derselben war unter anderm die künstliche Fischzuchtanstalt in Hüningen glänzend vertreten; die Aufmerksamkeit der Besucher erregte aber hauptsächlich der von der Bergedorfer Eisengießerei nach dem de Lavalschen Patent hergestellte Butterseparator, welcher hier zum erstenmal im Betrieb vorgeführt wurde. Diese Maschine kennzeichnet sich als eine Ergänzung der bekannten Milchschleuder, welche die Sahne von der Magermilch trennt. Die Sahne gelangt hierauf in einen zweiten Schleuderapparat, in welchem sie verdickt wird. Die Masse erhält jedoch die Buttereigenschaften dadurch noch nicht. Es bedarf dazu noch der Verarbeitung auf dem Knetbrett. Die Maschine arbeitet vortrefflich und ohne Störung. Im September fand auch in Mainz eine reichhaltige Ausstellung von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten statt.

Großartig angelegt war die Wiener land- und forstwirtschaftliche Ausstellung, welche aus Deutschland und Frankreich reich beschickt war. Sie förderte aber ebensowenig wie die Straßburger Epochemachendes zu Tage. Hervorzuheben wären hauptsächlich die Ausstellung des Königreichs Sachsen, welches sein landwirtschaftliches Versuchs- und Unterrichtswesen vorführte, sowie die Hopfenausstellung der weltbekannten Dreherschen Brauerei. Diese bestand aus dem Modell eines vollständigen Hopfengartens, als einer Nachbildung der ausgedehnten Hopfengärten auf dem Dreherschen Gute Michelob. Das alte System der Stangen ist hier vollständig verlassen; diese vertreten starke eiserne Pfosten, von denen sich kreuz und quer Drähte ziehen; von diesen hängen wiederum Schnüre zum Boden, an welchem sie verankert sind. An diesen Schnüren wird der Hopfen gezogen. Die Drähte sind zum Schutze gegen Rost verzinnt. Von landwirtschaftlichen A. wäre sonst noch diejenige der Royal Agricultural Society zu verzeichnen, welche dieses Jahr in Plymouth stattfand. Auf derselben spielte die Milchschleuder die Hauptrolle. Wesentlich Neues brachte auch sie nicht.

[70] Berlin sah mehrere Fachausstellungen, welche Erwähnung verdienen: Zunächst die sehr reichhaltige Hundeausstellung, welche vornehmlich die großen Fortschritte Deutschlands in der Zucht deutscher Doggen ins Licht setzte. Es folgte die Pferdeausstellung. Von dieser waren die sogen. Vollblutpferde ausgeschlossen; sie sollte dafür ein getreues Abbild der einheimischen Pferdezucht liefern, und es wurde der Zweck im großen und ganzen erreicht. Hervorragend waren die Hauptzuchtländer Deutschlands: Hannover und Oldenburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und namentlich Ostpreußen vertreten. Letztere Provinz deckt an zwei Drittel des Bedarfs des deutschen Heeres. Ihre Pferde sind fast ausschließlich das Erzeugnis einer Kreuzung litauischer Ponystuten mit den großen Trakehner Hengsten. Die Ausstellung von Brauereimaschinen und Trinkgefäßen hatte einen lebhaften Streit über die Frage zur Folge, ob die Bestandteile des Glases auf den Geschmack des Bieres schädlich einwirken, bez. ob wir gut thun, die Biergläser durch Thonkrüge zu ersetzen. Die Frage ist noch unentschieden. Endlich fanden in Berlin zwei größere Blumenausstellungen sowie eine Brieftaubenausstellung statt.

Einen eigenartigen Charakter besitzen die wissenschaftlichen A., welche sich an den Wanderversammlungen ausgebildet haben. Sie gleichen den Industrieausstellungen insofern, als sie dem Forscher neue Apparate und Instrumente, Materialien, deren er zu seiner Arbeit bedarf, und ähnliches vorführen. Auf diesem Gebiet zeigen sie die befruchtende Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Technik. Erstere stellt bestimmte Forderungen, und indem es der Technik oft gelingt, mit ihren hoch ausgebildeten Mitteln über jene Forderungen hinauszugehen, erhöht sie die Leistungsfähigkeit der Forscher. Leider ist dieser Abteilung der wissenschaftlichen A. das jahrmarktartige Element nicht fern zu halten, die Reklame macht sich breit, und auch an Schwindel fehlt es nicht. Davon abgesehen, sind die wissenschaftlichen A. als Museum zu betrachten, die vor den bleibenden Sammlungen den großen Vorzug der Lebensfrische besitzen. Ein ungemein reiches Material, welches sonst nur mit größter Mühe oder auch gar nicht erreichbar ist, wird dem Forscher zum bequemen Studium dargeboten. Die Vorführung von Einrichtungen des Staates und der Gemeinden für bestimmte Zwecke, von Sammlungen der Unterrichtsanstalten oder einzelner Gelehrten, von Resultaten neuester Forschungen und Ergebnissen neuer Methoden, die man bis dahin nur aus Fachzeitschriften kannte, fördern den Fachmann und geben auch dem ferner Stehenden Anregung. Die erste Ausstellung wissenschaftlicher Instrumente und Apparate im Anschluß an einen medizinischen Kongreß brachte die internationale Zusammenkunft der Ärzte in Brüssel 1875. Seitdem haben sich ähnliche Schaustellungen mehrfach wiederholt, und nachdem auf der in Berlin tagenden Naturforscherversammlung eine großartige, überaus reiche Ausstellung zu stande gebracht worden war, hat 1890 der internationale medizinische Kongreß eine nicht minder bedeutende Ausstellung in Berlin gesehen. Hier fesselten besonders die hygienischen Einrichtungen für Krankenpflege und Krankentransport, welche in Natura, in Modellen oder Photographien vorgeführt wurden. Die Ausstellung des Reichsgesundheitsamts mit ihren statistischen Karten über die Verbreitung von Infektionskrankheiten etc. und den neuesten Forschungen über die Krankheitserreger des Scharlach und der Influenza, die ungemein reichen Hilfsmittel für Bakteriologie, die zahlreichen anatomischen Präparate und die Sammlungen von Modellen (Tobolds Kehlkopfmodelle mit den verschiedenen Krankheitsformen), die neuerdings hergestellten Photographien von Kranken und Sterbenden, Bergmanns Schädelsammlung aus dem russisch-türkischen Kriege zur Demonstration der Schußverletzungen, die Modelle des Berliner Instituts für gerichtliche Medizin, welche die Opfer von Mordthaten mit ihren Wunden zeigen, etc.

Allgemeineres Interesse hat die zweite, mit dem medizinischen Kongreß verbundene Ausstellung, bei welcher aus den Kunstsammlungen Berlins alles zusammengetragen war, was auf die Medizin Bezug hat: Bildnisse und Büsten berühmter Ärzte, medizinische Instrumente aus dem Altertum und dem Mittelalter, Apothekergeräte aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Eine sehr reichhaltige Ausstellung für Bergbau und Hüttenwesen fand im Kristallpalast zu London statt. Leipzig sah die zweite Ausstellung von Fahrrädern, welche, außer verschiedenen neuen Radkonstruktionen, von Neuheiten besonders aus kleinen Sammlern gespeiste elektrische Laternen aufwies. Den Grundstock der internationalen photographischen Ausstellung in Breslau bildeten die Gegenstände, welche 1889 in Berlin und Königsberg ausgestellt waren. Außerdem hatten zahlreiche Liebhaber Sachen eingeschickt. In Lüttich fand, aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Königs Leopold, eine Gewerbeausstellung statt, welche sich zwar international nannte, jedoch in der Hauptsache nur aus Belgien beschickt war. Die Grosvenorgalerie in London beherbergte eine Sportausstellung, welche unter anderm eine sehr reiche Sammlung von Jagd- und Tierbildern alter Meister aufwies. Der Börsenverein der deutschen Buchhändler veranstaltete in Leipzig, aus Anlaß der Ostermesse, eine Buchgewerbeausstellung, welche sich besonders durch Vorführung der vielen photomechanischen Verfahren auszeichnete. Im Glaspalast zu London fand die alljährliche, stets reich beschickte Fahrradausstellung statt. Graz in Steiermark veranstaltete eine Gewerbeausstellung, welche hauptsächlich die Fortschritte der Industrie des Kronlandes veranschaulichte. Die Unfallverhütungsausstellung in Amsterdam bot der Berliner gleichartigen Ausstellung gegenüber wenig Neues. Die Industrieausstellung im Industriepalast zu Paris wies hauptsächlich Gegenstände auf, die bereits 1889 ausgestellt waren und war daher ohne Bedeutung. In Taschkent fand eine Ausstellung der gewerblichen Erzeugnisse des turkistanischen Gebiets statt. Sie bot aber auch landwirtschaftliche Geräte und sonstige für Mittelasien berechnete Gegenstände. In Köln wurde ein Wettstreit zur Verbesserung der Lage der Arbeiter veranstaltet. Ausgestellt waren hauptsächlich Gegenstände der Arbeiterwohlfahrt, der Hausindustrie, der Gewerbehygiene und der Unfallverhütung. Aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums der Briefmarke fand in London eine Ausstellung aller Briefmarken der Welt sowie der Betriebsmittel des Postverkehrs statt, desgleichen in Wien und Magdeburg. Das Berliner Kunstgewerbemuseum veranstaltete eine Ausstellung von Schmuck- und Juwelierarbeiten. Zu Ehren Stanleys wurde in London eine afrikanische Ausstellung abgehalten. Bonn veranstaltete eine Beethoven-Ausstellung, welche besonders zahlreiche Originalhandschriften aufwies. Aus Anlaß des Kongresses für [71] Gefängniswesen fand in St. Petersburg eine Ausstellung statt, welche die Gefängniseinrichtungen sowie die Sträflingsarbeiten veranschaulichte. Anläßlich des 300jährigen Jubiläums Ch. Plantins fand in Antwerpen eine buchgewerbliche Ausstellung statt. Köln sah eine sehr reichhaltige Ausstellung von Gegenständen der Kriegskunst und des Armeebedarfs, Stuttgart eine vom Verein für naturgemäße Lebensweise veranstaltete Ausstellung, auf welcher die Jägersche Normalkleidung, die Waldwolle, die Ventilationsstoffe sowie die Kindernahrungsmittel reichhaltig vertreten waren. Über die Kunstausstellungen s. den besondern Artikel.

Was die künftig geplanten A. betrifft, so erscheint die Chicagoer Weltausstellung noch sehr nebelhaft. Dagegen hat das Projekt der 91er Frankfurter elektrischen Ausstellung bereits eine feste Gestalt angenommen. Gelingt es, wie beabsichtigt, eine durch Ausnutzung des Gefälles des Neckar gewonnene Kraft von 300 Pferden aus dem 175 km entfernten Lauffen in Gestalt von Elektrizität nach Frankfurt zu übertragen, damit Straßenbahnwagen und Maschinen aller Art zu bewegen und den Ausstellungsplatz zu beleuchten, so dürfte die Ausstellung auf die Bezeichnung „epochemachend“ Anspruch erheben. Sie liefert dann den Beweis von der Möglichkeit der Ausnutzung der Wasserkräfte zur Versorgung eines sehr großen Bezirks mit Kraft und Licht. In Moskau findet 1891 eine Ausstellung französischer Industrieerzeugnisse statt. In Konstantinopel soll zum erstenmal eine türkische Gewerbeausstellung veranstaltet werden. Die Akademie der Künste zu Berlin veranstaltet 1891 wiederum eine große internationale Kunstausstellung, die Münchener Kunstgenossenschaft die dritte ihrer Jahresausstellungen von Kunstwerken aller Nationen, und eine dritte internationale Kunstausstellung von beschränktem Umfang findet in Stuttgart statt. In Kassel findet 1891 eine mitteldeutsche Gewerbeausstellung, in Wien eine internationale Musikausstellung und in Prag eine bömische Landesausstellung statt. Berlin veranstaltet wiederum 1891 eine Kochkunstausstellung. In Palermo findet 1891 eine italienische Nationalausstellung statt, welche unter anderm eine Ausstellung des Zeitungswesens aufweisen soll. Für London sind drei A. geplant: Eine Ausstellung der Papierindustrie sowie der Druckerei und Buchbinderei; eine Marineausstellung, welche namentlich ein zusammenhängendes Bild der Geschichte des englischen Seewesens liefern soll; endlich eine deutsch-nationale Ausstellung, d. h. eine allgemeine Ausstellung deutscher Gewerbeerzeugnisse, ähnlich derjenigen, welche der italienischen Industrie galt. Karlsruhe veranstaltet 1891 eine Ausstellung von Fächern und Toilettegegenständen, Dresden eine Ausstellung von keramischen und Glaswaren, Koblenz eine Kunst- und Gewerbeausstellung, Bremen eine landwirtschaftliche Ausstellung, welche namentlich Konserven aufweisen soll, die bereits eine viermonatliche Seereise bestanden haben. Zu erwähnen wären endlich die in Petersburg stattfindende russische Hygieneausstellung, die Brooklyner geographische Ausstellung und die erst 1892 in La Plata zu eröffnende Ausstellung von Gegenständen aus der südamerikanischen Vorzeit.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 5961
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[59] Ausstellungen. Unter den A. des Jahres 1891 war die wichtigste die internationale elektrische Ausstellung zu Frankfurt a. M. Obgleich der Anspruch auf Internationalität völlig unzutreffend war, bot doch die Hauptmaschinenhalle eine Sammlung von Dampf- u. Dynamomaschinen dar, wie man sie bisher noch nicht vereint gesehen hatte. Die Aktiengesellschaft Helios stellte eine 600pferdige Wechselstrommaschine, Siemens u. Halske eine 600pferdige Innenpol-Gleichstrommaschine und eine 500pferdige Wechselstrommaschine, sämtlich direkt mit Dampfmaschinen gekuppelt. Siemens u. Halske hatten [60] wohl am reichhaltigsten ausgestellt; drei verschiedene Zentralstationenbetriebe: Gleichstrom, Wechselstrom und Wechselstrom-Gleichstrom, ferner eine Energieübertragung von 20,000 Volt Wechselstrom von der Hauptausstellung nach dem Main. Helios zeigte eine Wechselstromzentrale in Betrieb zugleich für Licht u. Kraft. Schuckert u. Komp. führten ein Dreileitersystem in Verbindung mit Akkumulatoren vor, dessen Erzeugerstation eine 300pferdige Dampfdynamomaschine bildete. Außer diesen drei Hauptausstellern seien noch Lahmeyer u. Komp. mit einem Gleichstromtransformatorensystem, die Maschinenfabrik Eßlingen mit einem Fünfleitersystem angeführt. Im allgemeinen ließ die Hauptmaschinenhalle das Bestreben erkennen, die elektrischen Maschinen den Eigenschaften der Betriebsmaschinen mehr und mehr anzupassen; vorwiegend sah man daher die elektrischen Maschinen mit den Dampf- und Gaskraftmaschinen direkt gekuppelt. Die Befähigung des elektrischen Stromes zu Kraftübertragung veranschaulichten einesteils die große Anzahl Werkstätten, welche die Überlegenheit des Elektromotors als Betriebsmaschine für das Kleingewerbe deutlich erkennen ließen, und zwar fanden sich hier außer einer großen Zahl von Gleichstrommotoren eine Anzahl Wechselstrommotoren von Ganz u. Komp., gleichsam als ob sie die Anerkennung als gleichberechtigte Motoren erzwingen müßten (in der That für diese Betriebe nicht ganz ohne Erfolg). Andernteils waren auch größere Kraftübertragungen vorhanden, so zwei Bahnen, eine von Schuckert und zwei von Siemens u. Halske, dann für den Betrieb der Pumpwerke am Main und zur Erzeugung des von Schuckert feenhaft erleuchteten Wasserfalls am See. Bei diesen Übertragungen ist Gleichstrom und Mehrphasenstrom (Schuckert) verwendet. Unter den Gegenständen, welche die Leitung und Verteilung des elektrischen Stromes zu besorgen haben und welche von einem großartigen Fortschreiten zeugten, waren namentlich die Kabel für hohe Spannungen interessant, so z. B. jenes von Siemens Brothers and Co., London, welches mit 50,000 Volt geprüft ist und mit 20,000 Volt stetig betrieben wird.

Die einzelnen Apparate für Hausinstallationen in mannigfachster Ausführung enthielt die Installationsmusterhalle. Die Halle für Eisenbahn- und Signalwesen führte dem Publikum die vielfachen Einrichtungen vor, welche für die Sicherheit des Verkehrs auf der Strecke sowie in Bahnhöfen bürgen. Im Anschluß daran fanden sich noch Gegenstände, die sich auf den elektrischen Bahnbetrieb und auf Zugbeleuchtung beziehen, sowie fahrbare Beleuchtungswagen etc. In der Abteilung für Telephonie und Telegraphie brachte die Fernsprechkunst namentlich durch Musikübertragungen von weiter Ferne (München, Wiesbaden) den Beweis ihrer hohen Blüte, während der Siemens u. Halskesche Börsendrucker, der von einer Zentralstelle aus Nachrichten nach beliebig vielen Orten gleichzeitig übertragen läßt, für den heutigen Stand der Telegraphie ein beredtes Zeugnis ablegt. In dieser Abteilung gab die deutsche Reichspost ein prächtiges Bild der gesamten historischen Entwickelung der Telegraphie. In einem besondern Gebäude war die elektrische Bühnenbeleuchtung in allen vorkommenden Effekten vorgeführt. Ein künstlich angelegtes Bergwerk mit Grubenbahn, Gesteinsbohrmaschinen, Pumpen, Ventilatoren etc., alles elektrisch betrieben, ließ die Vorzüge dieser Antriebsart deutlich erkennen. Selbstverständlich fehlten auch die wissenschaftlichen und medizinischen Errungenschaften nicht, sie füllten außer einem besondern Pavillon von Hartmann u. Braun eine ganze Abteilung. Selbst für die elektrische Schiffahrt war gesorgt. Es fuhren zwei elektrische Boote (s. d.) auf dem Main, und in der eben dort befindlichen Sonderausstellung sah man sämtliche für die Kriegs- wie Handelsmarine in Anwendung befindlichen Gegenstände und Apparate, die bezüglich der Einrichtungen großer Auswandererschiffe noch als ein Ganzes in dem eigens erbauten Panorama zur direkten Anschauung gelangten. Elektrische Scheinwerfer, und zwar in Dimensionen wie nie zuvor (Schuckert), übergossen die entferntesten Punkte mit einem Meer von Licht. Den Glanzpunkt der gesamten Ausstellung aber bildete das Zustandekommen der großartigen Lauffener Kraftübertragung (s. Elektrische Kraftübertragung).

Interessant war auch die von der Aktiengesellschaft für Aluminiumerzeugung in Neuhausen am Rheinfall ausgestellte reiche Sammlung von Gegenständen aus Aluminium, welches auf elektrolytischem Wege, und zwar zum Preise von 5 Mk. für das Kilogramm, erzeugt wird. Unter diesen Gegenständen ragte ein kleines, durch eine Naphthamaschine getriebenes Aluminiumboot hervor, welches sich durch seine ungemeine Leichtigkeit auszeichnet.

Über die deutsche Ausstellung in London, welche von zahlreichen Industriellen Deutschlands beschickt war, lauten die Urteile verschieden. Es scheint, als könne sich Deutschland im allgemeinen dieser Ausstellung nicht rühmen. Das Beiwerk hat vielfach geradezu Entrüstung hervorgerufen. Einen stark politischen Beigeschmack besaß die böhmische Landesausstellung in Prag, welche die gewerblichen Erzeugnisse der tschechischen Bewohner des Landes veranschaulichte. Ebenso war die französische Ausstellung in Moskau wesentlich auf politische Verhältnisse berechnet. Im Winter 1890/91 wurde in Glasgow eine Gewerbeausstellung veranstaltet, welche vornehmlich Einrichtungen für das Wohl des Arbeiterstandes aufwies, nebenbei aber auch allerlei neue Maschinen und Geräte. In London fand eine großartige Ausstellung für Seewesen statt. Dieselbe veranschaulichte unter anderm die Entwickelung des Schiffbaues und des Rettungswesens zur See. Sie wies auch eine Sammlung der Geschütze, Panzerplatten und Drehtürme der Firma Armstrong und eine Nachbildung in natürlicher Größe des berühmten Linienschiffs Victory auf, auf welchem Nelson seinen Tod fand. Viel Beifall fanden auch die Nachbildung des Leuchtturms von Eddystone sowie die Sammlung von Gegenständen der Schiffsausrüstung. Die Admiralität allein hatte 298 Modelle älterer und neuerer Schiffe ausgestellt. Eine große Rolle spielten auch die elektrischen Boote, die in mehreren Exemplaren vertreten waren. In London fand ferner die 14. sogen. Stanley-Ausstellung von Fahrrädern statt, die sich eines sehr zahlreichen Besuchs erfreute. Die größte Anziehungskraft übte die Sammlung, welche die technische Entwickelung des Fahrrades von den ersten Zeiten bis zur Gegenwart veranschaulichte. Sonst ergab sich aus der Ausstellung das Überwiegen des Sicherheits-Zweirades mit dem Hinterrad als Triebrad.

Die Brieftaubenausstellung in Berlin wies 1296 Tauben auf. Die erste Klasse bildeten die Tiere, welche 600–860 km in Einem Fluge zurücklegen. Sehr zahlreich besucht war die landwirtschaftliche Ausstellung in Bremen. Die ausgestellten Tiere gehörten zum größten Teil Nordwestdeutschland [61] an. Unter den Maschinen glänzten besonders die Milchzentrifugen. Sehr vollständig war die Moorkultur vertreten. In Berlin fand auf dem Zentralviehhof eine Mastviehausstellung statt, welche 869 Tiere aufwies. An dieselbe schloß sich eine Ausstellung von Maschinen für das Schlächtergewerbe.

Im Februar fand in Berlin wiederum eine Kochkunstausstellung statt, welche zeigte, daß diese Kunst selbst in Deutschland, welches doch für dergleichen wenig Sinn hat, zu einer großen Vollendung gediehen ist. An der Ausstellung hatten sich 252 Vereine beteiligt. Sie wies nicht bloß Speisen und Getränke in reichster Auswahl auf, sondern Tafelgerät, Koch- und Heizapparate sowie eine Sammlung von Fachschriften. Eine Kochkunstausstellung in Hannover wies namentlich viele Konserven auf.

Gleichzeitig mit dem deutschen Geographentag fand in Wien eine geographische Ausstellung statt, welche bisher noch nicht veröffentlichte Schätze der kartographischen Kunst aus den letzten fünf Jahrhunderten zur Anschauung brachte. Auch waren Instrumente zur geographischen Ortsbestimmung und die neuesten Erscheinungen auf dem Gebiete der Erdkunde ausgestellt. In Bern wurde aus Anlaß des geographischen Kongresses eine Ausstellung veranstaltet, welche eine Übersicht über die geographischen Lehrbücher, die Alpenwissenschaft und die schweizerische Kartographie gewährte. Aus Anlaß des amerikanischen Kongresses veranstaltete die spanische Regierung in Madrid eine geschichtlich-amerikanische Ausstellung, welche vorwiegend Gegenstände aus der Zeit 50 Jahre vor und nach der Entdeckung aufwies. In Köln wurde eine Ausstellung für Länder- und Völkerkunde abgehalten, welche hauptsächlich Gegenstände aus den deutschen Schutzgebieten aufwies. Desgleichen die von Holub veranstaltete afrikanische Ausstellung, welche in Wien stattfand. Im Frühjahr sah Moskau eine mittelasiatische Ausstellung in seinen Mauern, welche das russische Publikum mit den Erzeugnissen Mittelasiens bekannt machen soll. Es waren über 16,000 Gegenstände ausgestellt: rohe Erzeugnisse, Pflanzen und Tiere, Fischerei- und Jagdgeräte, in Mittelasien gearbeitete Waren und anderseits die dort eingeführten russischen Gegenstände. In Berlin fand eine afrikanische Ausstellung zum Besten der Krankenpflege in Ostafrika statt. Dieselbe wies viele Gegenstände auf, welche von Beamten der Ostafrikanischen Gesellschaft und von Reisenden heimgebracht wurden, darunter die Waffen Buschiris.

Im österreichischen Handelsmuseum in Wien war eine Mustersammlung orientalischer Teppiche ausgestellt, die in zwei Gruppen: alte und neue Erzeugnisse, zerfiel. Unter anderm hatte der Schah von Persien wertvolle Zuwendungen gemacht. Die hervorragendsten Stücke sollen in farbigen Nachbildungen weitern Kreisen zugänglich gemacht werden (s. den besondern Bericht unter „Teppiche“). Der Dresdener Gewerbeverein veranstaltete eine keramische Ausstellung, welche ein reiches Bild der Thonindustrie bot. In den untern Sälen waren die Erzeugnisse der Gegenwart und die Hilfsmittel der Fabrikation ausgestellt; die obern Säle und die Galerie des Gewerbehauses waren der historischen Abteilung und der Glasindustrie vorbehalten. In Dresden fand eine Ausstellung zur Veranschaulichung der Verwendung von Pflanzenformen im Gebiete des Kunstgewerbes von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 18. Jahrh. statt.

Die Fächerausstellung in Karlsruhe war sehr reich beschickt und bot des Neuen sehr viel. Sie bewies, daß die jetzige Fächerindustrie der ältern in nichts nachsteht. Der Katalog wies über 2000 Fächer aus alter Zeit auf. An der Ausstellung beteiligten sich neben der Nationalgalerie in Berlin fast alle ethnologischen und kunstgewerblichen Museen Deutschlands sowie das Wiener Kunstgewerbemuseum, welches mit einer Sammlung bosnischer und herzegowinischer Fächer auftrat. Die Stadt Leipzig veranstaltete im Februar 1892 eine internationale Ausstellung für das Rote Kreuz. Hauptsächlich waren die besten Systeme der Truppenverpflegung im Krieg und im Frieden, der Transport Verwundeter etc. veranschaulicht. Daran schloß sich die Ausstellung von Einrichtungen und von Apparaten zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse der Wohnungen sowie von Nahrungsmitteln, Apparaten zur Zubereitung derselben und eine Darlegung, wie man eine nahrhafte Kost billig und gut herstellen kann. – Über die Kunstausstellungen und die kunstgewerblichen A. im J. 1891 vgl. die besondern Artikel.

[Künftige Ausstellungen.] Der Leipziger Gärtnerverein plant für 1892 eine internationale Ausstellung für die Erzeugnisse des Gartenbaues. In Karlsruhe findet 1892 eine Gartenbauausstellung statt, die mit einem botanischen und gärtnerischen Kongreß verbunden werden soll. Die Pariser Union centrale des arts décoratifs bereitet unter dem Namen La Plante eine Ausstellung vor, welche die vielfache Verwendung der Pflanze als künstlerisches Motiv auf dem Gebiete des Kunstgewerbes zur Darstellung bringen soll. Die Ausstellung wird in fünf Gruppen zerfallen, welche lebende Pflanzen, kunstgewerbliche Arbeiten mit Pflanzenornamenten, Entwürfe, dekorative Malereien und Modelle sowie Unterrichtswesen und Geschichtliches umfassen sollen. Dem Vorgang der australischen Kolonien, bez. der Städte Sidney und Melbourne folgend, veranstaltet die Kolonie Tasmania eine internationale Ausstellung, deren Zeitpunkt indessen noch nicht bestimmt ist. Tasmania ist in einem raschen Aufschwung begriffen, und so dürfte die Beschickung der Ausstellung auch aus Deutschland vielfach lohnend erscheinen. Im J. 1892 sollen in Paris Vertreter aller menschlichen Rassen versammelt und einem zu veranstaltenden Ethnologentag vorgeführt werden. Die Weltausstellung zu Chicago (1893), an welcher sich das Deutsche Reich beteiligen wird, soll sämtliche Zweige der Kunst und Industrie umfassen und in zwölf Hauptabteilungen zerfallen, und zwar schöne Künste, freie Künste (Baukunst, Ingenieurwesen, Unterrichtswesen), Arbeitsfortschritt, Maschinen, Elektrizität, Industrie im allgemeinen, Landwirtschaft, Fischerei, Weinbau und Blumenzucht, Bergbau und Hüttenwesen, Verkehrsmittel. Die Anmeldungen erfolgen bei dem Reichskommissar, Berlin, Wilhelmstraße 74. Platzmiete wird nicht entrichtet und Dampfkraft unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Transport und Versicherung auf Kosten der Aussteller. Die Ausstellungsgüter sind zollfrei, und es wird der Zoll nur im Fall eines etwaigen Verkaufs derselben entrichtet. Nach dem 10. April 1893 werden Schaustücke nicht mehr zugelassen.