MKL1888:Benzenberg

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Benzenberg“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 704
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Benzenberg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 704. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Benzenberg (Version vom 11.04.2021)

[704] Benzenberg, Johann Friedrich, Physiker, Meteorolog und Publizist, geb. 5. Mai 1777 zu Schöller bei Elberfeld, studierte in Marburg Theologie, dann in Göttingen Mathematik. Von hier ging er als Lehrer an ein Erziehungsinstitut nach Hamburg und stellte dort 1802 auf dem Michaelisturm mit fallenden Bleikugeln Versuche zum Nachweis der Achsendrehung der Erde an, die er dann, nachdem er in Paris Fourcroy und Hauy gehört, in einem Kohlenschacht bei Schlebusch in der Mark wiederholte. Im J. 1805 erhielt er die Professur der Physik und Mathematik am Lyceum zu Düsseldorf und die Leitung der Landesvermessung zur neuen Katastration der bayrischen Lande. B. entwarf eine Landesvermesserordnung, gründete eine Schule für Geometer und verfaßte für diese sein „Handbuch der angewandten Geometrie“ (Düsseld. 1810, 3 Bde.; 2. Aufl. 1818). Sein Haß gegen Napoleon I. und das französische Gouvernement trieb ihn 1810 nach der Schweiz, wo er sich vorzüglich mit barometrischen Höhenmessungen beschäftigte. Nach dem Sturz Napoleons wandte er sich nach Paris. Als er aber die meisten der feurigen Hoffnungen, mit welchen er von Paris aus in der Schrift „Wünsche und Hoffnungen eines Rheinländers“ (2. Aufl., Dortm. 1815) den Morgen der Freiheit begrüßte, nicht in Erfüllung gehen sah, gab er seinem Unmut gegen das preußische Gouvernement in verschiedenen Schriften Ausdruck; hierher gehören: „Über die Staatsverwaltung des Fürsten von Hardenberg“ (Leipz. 1821), „Friedrich Wilhelm III.“ (das. 1821) und mehrere geniale, aber derbe Aufsätze im „Westfälischen Anzeiger“, welche ihm die Ungunst der preußischen Regierung zuzogen. Unter seinen übrigen zahlreichen Produktionen sind bemerkenswert: „Versuch, die Entfernung, Geschwindigkeit und Bahn der Sternschnuppen zu bestimmen“ (mit Brandes, Hamb. 1800); „Über die Bestimmung der geographischen Länge durch Sternschnuppen“ (das. 1802); „Versuch über das Gesetz des Falles, den Widerstand der Luft und die Umdrehung der Erde“ (Dortm. 1804, Hamb. 1824); „Beschreibung eines einfachen Reisebarometers“ (das. 1811); „Über das Kataster“ (Bonn 1818, 2 Bde.; 2. Aufl. 1824); „Über die Sternschnuppen“ (Hamb. 1839); „Die Staatsverfassungen Deutschlands“ (Düsseld. 1845) u. a. Seit 1815 lebte B. im Dorf Bilk bei Düsseldorf, wo er sich 1844 eine Sternwarte, Charlottenruhe, erbaute, die er nebst einem bedeutenden Kapital der Stadt Düsseldorf vermacht hat. Hier starb er 8. Juni 1846.