MKL1888:Bodelschwingh

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bodelschwingh“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Bodelschwingh“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 18 (Supplement, 1891), Seite 126
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Bodelschwingh. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 126. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bodelschwingh (Version vom 01.11.2022)

[126] Bodelschwingh, Friedrich von, evangel. Geistlicher, geb. 6. März 1831 in Haus Mark bei Tecklenburg (Westfalen) als Sohn des Landrats, spätern Ministers Ernst v. B., besuchte die Gymnasien zu Koblenz, Berlin und Dortmund, wurde hierauf Bergmann, mußte aber gesundheitshalber diesen Beruf mit dem eines Landwirts vertauschen, als welcher er mehrere Jahre Güterinspektor in Pommern war, studierte dann seit 1854 in Basel, Erlangen und Berlin Theologie, wurde 1858 Pfarrer an der deutschen Gemeinde zu Paris, 1864 zu Dellwig bei Unna (Westfalen). 1872 als Leiter einer Anstalt für Epileptische nach Bielefeld berufen, hat er sich seitdem ganz und mit großartigem Erfolg den Liebeswerken der innern Mission gewidmet. Der gegenwärtige Bestand der Stiftungen ist folgender: 1) Anstalt für Epileptische mit mehr als 1100 Kranken; 2) Diakonissenhaus mit 550 Schwestern; 3) Diakonenhaus mit 180 Brüdern; 4) Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf, die erste ihrer Art, mit etwa 120 Insassen; 5) Arbeiterheim, Kolonie von bisher etwa 40 Arbeiterwohnungen. Im Werden ist ein Missionsseminar für das deutsche Gebiet in Ostafrika. In weitern Kreisen ist B. namentlich bekannt als erster Begründer der gegenwärtig in allen preußischen Provinzen und deutschen Ländern verbreiteten Arbeiterkolonien (s. d., Bd. 17). Auch begründete er eine eigne „Schriftenniederlage Bethel“ zu Gadderbaum bei Bielefeld. 1884 ernannte ihn die theologische Fakultät zu Halle zum Doktor der Theologie. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Vorschläge zur Vereinigung der Arbeiterkolonien im Deutschen Reich“ (Bethel 1884); „Wander- und Legitimationsordnung des Deutschen Herbergsvereins“ (das. 1886), „Ratgeber für Epileptische“ (Bielef. 1888), „Die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf und Verwandtes“ (Gadderb. 1889); „Was kann die freie christliche Liebesthätigkeit zur Abhilfe des Wohnungselends in den großen Städten thun?“ (Kassel 1889), „Mehr Luft, mehr Licht für den Arbeiterstand“ (Berl. 1890), „Der evangelisch-soziale Kongreß und die Arbeiterwohnungsfrage“ (Bielef. 1890).