MKL1888:Daubigny
[575] Daubigny (spr. dobinji), Charles François, franz. Maler, geb. 15. Febr. 1817 zu Paris, Schüler seines Vaters, eines Miniaturmalers, und P. Delaroches, beteiligte sich bereits seit 1838 mit Landschaften klassischer Richtung an den Ausstellungen, kam aber erst zu Anfang der 50er Jahre zu voller Entwickelung und allgemeiner Anerkennung. Sein Streben war darauf gerichtet, die Landschaft von den poetischen und subjektiven Zuthaten zu befreien, welche ihr nach seiner Meinung noch die Romantiker, wie Diaz, Dupré und Rousseau, gegeben hatten, und ein ungeschminktes und unmittelbares Abbild der Natur zu liefern. Die persönliche Empfindung des Malers durfte bei der Wiedergabe des Gesehenen nicht mitsprechen. Wenn seine zufälligen Vorwürfe poetisch waren, so wurde es seine Landschaft auch. Er trug aber keine poetische Stimmung in dieselbe hinein. Um schließlich jedem Verdacht absichtlichen poetischen Reizes aus dem Weg zu gehen, wählte er die reizlosesten und unscheinbarsten Motive, nur allein nach der absoluten Wahrheit strebend. Gleichwohl gab aber stets ein gewisses Stimmungselement den Ton für seine delikate Färbung an. Schließlich verlor er sich in eine Skizzenhaftigkeit, welche sich mit der Wiedergabe des allgemeinen Eindrucks begnügte. Seine Hauptwerke sind: die Schleuse im Thal zu Opteroz, (1853), der Frühling (1857, beide im Luxembourgmuseum), die Ufer der Oise (1859), der Mondaufgang und die Mühlen in Dordrecht (1872). Seine Malweise hat viele Nachahmer gefunden, von denen jedoch wenige das Vorbild erreichen. Er veröffentlichte: „Voyage en bâteau“, Album von 15 Radierungen, mit Vorrede von Fr. Henriet (Par. 1862). Er starb 19. Febr. 1878 in Paris. Vgl. Henriet, Charles D. et son œuvre (Par. 1875).