MKL1888:Eurōpa

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eurōpa“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 938
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Eurōpa. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 938. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eur%C5%8Dpa (Version vom 15.01.2023)

[938] Eurōpa, in der griech. Mythologie Tochter des Phönix und der Perimede, nach späterer Sage des phönikischen Königs Agenor und der Telephassa, die Geliebte des Zeus. Derselbe hatte die Jungfrau mit ihren Gespielinnen am Meeresstrand erblickt und sich in Gestalt eines schönen Stiers genaht, der sie auf seinem Rücken übers Meer nach Kreta entführte. Dort angelangt, stand der Gott plötzlich als schöner Jüngling vor ihr und führte die Jungfrau zur diktäischen Höhle, wo er einst selbst aus Rheas Schoß hervorgegangen war. Nach einer andern Sage geschah die Landung bei der Mündung des Flusses Lethäos, wo die Eingebornen noch lange die Platane, unter deren Schatten der Gott die Jungfrau umarmte, zeigten. E. gebar darauf die Heroen Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Sie vermählte sich in Kreta später mit dem König Asterion oder Asterios, der die Söhne der E. erzog und ihnen die Herrschaft über die Insel hinterließ. E. genoß auf Kreta unter dem Namen Hellotis göttliche Ehre und hatte daselbst das Fest der Hellotia, wobei ihre Gebeine, mit Myrten bekränzt, umhergetragen wurden. Die einen haben den Mythus auf die vom Himmelskönig Zeus in Gestalt des Sonnenstiers vom Aufgang nach dem Untergang getragene Mondgöttin gedeutet; andre sehen in E. eine Sondergestalt der Erdgöttin. Die Entführung der E. wurde von der antiken Kunst vielfach dargestellt; ein berühmtes Gemälde von Antiphilos befand sich später in Rom. Vgl. Höck, Kreta, Bd. 1, S. 83 ff. (Götting. 1823); Jahn, Die Entführung der E. auf antiken Kunstwerken (Wien 1870).