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MKL1888:Götz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Götz“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Götz“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 573574
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Götz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 573–574. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:G%C3%B6tz (Version vom 31.08.2023)

[573] Götz, deutscher Name, Abkürzung von Gottfried.

Götz, 1) Johann, Graf von, s. Götzen.

2) Johann Nikolaus, deutscher Dichter, geb. 9. Juli 1721 zu Worms, widmete sich in Halle dem Studium der Theologie und erhielt hier durch Uz und Gleim die erste Anregung zur Ausbildung seines poetischen Talents. Nachdem er einige Zeit Hauslehrer zu Forbach in Lothringen gewesen und seine Zöglinge auf die Ritterakademie nach Lunéville begleitet hatte, ward er 1747 Feldprediger bei dem Regiment Royal-Allemand, das er auf seinen Feldzügen nach Flandern und Brabant begleitete, 1749 Prediger zu Hornbach im Zweibrückischen, 1754 zu Meisenheim, 1761 zu Winterburg in der Grafschaft Sponheim und 1766 baden-durlachischer Superintendent zu Kirchberg, Winterburg und Sprendlingen. Er starb 4. Nov. 1781 in Winterburg. Unter den sogen. Anakreontikern zeichnete sich G. durch eine gewisse lebendige Sinnlichkeit sowie Reinheit und Anmut der Sprache aus. Er machte seine Gedichte anonym in Ramlers „Lyrischer Blumenlese“ bekannt. Gesammelt erschienen sie Mannheim 1785 (neue Aufl., Berl. 1807, 3 Tle.). Er übersetzte auch einiges, z. B. Anakreons Lieder und Sapphos Oden, Gressets „Vert-vert“ („Paperle“, Karlsr. 1762). Sein Gedicht „Die Mädcheninsel“ fand selbst vor den kritischen Augen Friedrichs d. Gr. Gnade.

3) Hermann, Komponist, geb. 17. Dez. 1840 zu Königsberg i. Pr., erhielt zuerst geregelten Musikunterricht bei L. Köhler in seiner Vaterstadt, woselbst er auch (1858) die Universität bezog, um Mathematik zu studieren. Bald jedoch vermochte er der Neigung zur Musik nicht länger zu widerstehen und begab sich 1860 zu seiner künstlerischen Ausbildung nach Berlin, wo er als Zögling in das Sternsche [574] Konservatorium eintrat. 1863 kam er als Organist nach Winterthur, nahm aber vier Jahre später seinen Wohnsitz in Zürich und zog sich 1870 nach Hottingen bei Zürich zurück, wo er 3. Dez. 1876 starb. G. war eine echt musikalische, gemütvoll und poetisch angelegte Künstlernatur. Seine Oper „Die Zähmung der Widerspenstigen“ (nach Shakespeare) sowie seine Symphonie in F dur haben allgemeinen Beifall erlangt. Eine zweite Oper: „Francesca von Rimini“, zu welcher er den Text selbst schrieb, beendete er nicht mehr; den als Skizze hinterlassenen dritten Akt instrumentierte Ernst Frank in Mannheim, worauf das Werk hier wie später in Karlsruhe, Leipzig etc. zur Aufführung gelangte. Andre Werke von G. sind: „Nänia“, für Chor und Orchester, ein Violin- und ein Klavierkonzert, Frühlingsouvertüre, der 137. Psalm für Chor und Orchester, Kammermusikstücke u. a.