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MKL1888:Goldschmidt

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Goldschmidt“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 494495
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Goldschmidt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 494–495. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Goldschmidt (Version vom 06.01.2025)

[494] Goldschmidt, 1) Hermann, Astronom, geb. 17. Juni 1802 zu Frankfurt a. M., arbeitete erst zehn Jahre im kaufmännischen Geschäft seines Vaters, bildete sich dann in München unter Schnorr und Cornelius als Maler und ließ sich als solcher 1836 in Paris nieder. Seit 1847 beschäftigte er sich auch mit astronomischen Beobachtungen, wandte seine Aufmerksamkeit namentlich den kleinen Planeten zwischen Mars und Jupiter zu und entdeckte in rascher Folge 14 dieser Körper. Auch den veränderlichen Sternen widmete er seine Aufmerksamkeit und beobachtete 1858 den großen Donatischen Kometen sowie 1860 zu Vittoria die totale Sonnenfinsternis vom 10. Juli. Eine Darstellung der von G. beobachteten Protuberanzen hat Mädler in seiner Schrift über Sonnenfinsternisse (1861) veröffentlicht. Er starb 10. Sept. 1866 in Fontainebleau.

2) Meier Aaron, bekannter dän. Publizist und Novellist, geb. 26. Okt. 1819 zu Vordingborg von jüdischen Eltern, studierte von 1836 an, unterbrach jedoch seine Studien und begann eine publizistische Thätigkeit, zuerst in dem von ihm gegründeten „Nestved Ugeblad“, später in dem bekannten politischen und litterarischen Witzblatt „Corsaren“ (1840 ff.). Er wurde infolge der scharfen Satire des Blattes 1843 verhaftet; freigelassen, besuchte er Paris, wo er auch später noch öfters seinen Aufenthalt nahm. 1845 erschien sein Roman „En Jöde“ (deutsch von E. Zoller, Leipz. 1852), 1846 seine vortrefflichen „Fortällinger af min Onkels Hus“. Erfreut über den Beifall, den diese Schöpfungen seiner Phantasie fanden, zog er sich nun vom „Corsaren“ zurück, machte eine Reise ins Ausland, namentlich nach Italien, und begann nach seiner Heimkehr 1847 die Herausgabe der Monatsschrift „Nord og Syd“, die er ganz allein schrieb, und worin er in stilistisch meisterhaften Artikeln die Bewegung der Zeit überschaute und für die Wiederherstellung des Gesamtstaats und Heranbildung zur konstitutionellen Freiheit kämpfte. In dieser Zeitschrift begann er auch seinen großen Roman „Hjemlös“ („Heimatlos“, 1853), der erst 1857 beendigt wurde. Eine Auswahl seiner Zeitungsartikel erschien als „Blandede Skrifter“ (Kopenh. 1859–60, 4 Tle.). Nach einem abermaligen zweijährigen Aufenthalt im Ausland gab er 1861 ein neues Wochenblatt: „Hjemme og ude“ („Daheim und draußen“), hauptsächlich zur Verfechtung politischer Ideen, heraus. Nach dem Eingehen desselben wandte er sich ganz der poetischen Produktion zu und entfaltete als Novellist wie als Dramatiker eine große Thätigkeit. Wir nennen in letzterer Beziehung: „Svedenborgs Ungdom“ (1863), „En Skavank“ (1864), „I den anden Verden“ (1867), „Rabbi’en og Ridderen“ (1869). Bedeutender sind seine Novellen: „Arvingen“ („Der Erbe“, 1865) und „Ravnen“ („Der Rabe“, 1867); „Fortällinger og Skildringer“ (1862–63); „Smaa Fortällinger“ (1869); „Kjärlighedshistorier fra mange Lande“ („Liebesgeschichten aus vielen Ländern“, 3. Aufl. 1885); „Avrohmche Nattergal“ (1871; deutsch, Brem. 1874); „En Kvindehistorie“ (1875) u. a. Seine kleinern Novellen (deutsch in Auswahl von Peters, Brem. 1874) sind wahre Perlen der Erzählungskunst und zeugen von einer außerordentlichen Schärfe in der Auffassung der Details sowie von einer seltenen Gabe, die feinsten und leisesten Bewegungen der Seele zu erfassen und festzuhalten; am bedeutendsten aber ist er in der Schilderung jüdischen Lebens, das er kennt und schildert wie kein andrer in Dänemark neben ihm. In seinen Reiseschilderungen: „En Hedereise i Viborg-Egnen“ u. a. geht er nicht über Dänemark hinaus; doch hat er in seinen „Fortällinger og Virkelighedsbilleder“ (2 Sammlungen, 1877 und 1883) eine Reihe von Erinnerungen aus seinem Reiseleben im Ausland gegeben. Sein letztes Werk sind seine „Livs-Erindringer og Resultater“ (1877, [495] 2 Bde.), worin er sein Leben erzählt und seine Weltanschauung entwickelt, wie sie sich in ihm infolge seiner philosophischen und mythologischen Studien, insbesondere der ägyptischen Götterlehre, gebildet hat.

3) Levin, Rechtsgelehrter, geb. 30. Mai 1829 zu Danzig, studierte 1847–51 zuerst Medizin, dann Jurisprudenz in Berlin, Bonn und Heidelberg. In Halle erwarb er 1851 die juristische Doktorwürde und arbeitete dann bei den Danziger Gerichten. Nachdem er sich 1855 in Heidelberg als Privatdozent habilitiert hatte, wurde er 1860 außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor der Rechte. Im August 1870 ward er als Rat in das Bundes-, später Reichsoberhandelsgericht nach Leipzig, 1875 als Professor, insbesondere für Handelsrecht, und Geheimer Justizrat an die Universität Berlin berufen. Durch Begründung der „Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht“ (1858) wie durch sein in großartigem Maßstab angelegtes „Handbuch des Handelsrechts“ (Erlang. 1864–68, Bd. 1; 2. Aufl. 1874–83) hat er sich um die universale Behandlung des Handelsrechts die größten Verdienste erworben. Auch war er einer der ersten, welche die Notwendigkeit eines deutschen Zivilgesetzbuchs mit Entschiedenheit betonten, und fungierte in der vom Bundesrat berufenen Kommission zur Feststellung von Plan und Methode dieses Gesetzbuchs als Referent. Außer vielen Abhandlungen in Zeitschriften schrieb er noch: „Kritik des Entwurfs eines Handelsgesetzbuchs für die preußischen Staaten“ (Heidelb. 1857, 2 Abtlgn.); „Der Lucca-Pistoja-Aktienstreit“ (Frankf. a. M. 1859, Nachtrag 1861); „Gutachten über den Entwurf eines deutschen Handelsgesetzbuchs nach den Beschlüssen zweiter Lesung“ (Erlang. 1860); „Encyklopädie der Rechtswissenschaft im Grundriß“ (Heidelb. 1862). An den „Entscheidungen des Bundes- (dann Reichs-) Oberhandelsgerichts“ (Stuttg. 1870–80, 25 Bde.) hatte er hervorragenden Anteil. Von der Stadt Leipzig ward er im Sommer 1875 zu ihrem Vertreter im deutschen Reichstag erwählt.

4) Otto, Klavierspieler und Komponist, geb. 1829 zu Hamburg, erhielt seinen ersten Musikunterricht von Jakob Schmitt daselbst, bildete sich dann auf dem Leipziger Konservatorium weiter aus und unternahm 1851 eine Kunstreise nach Amerika in Gesellschaft der Sängerin Jenny Lind (s. d.), mit welcher er sich im folgenden Jahr verheiratete. Seitdem hielt er sich abwechselnd in Dresden, Düsseldorf und Hamburg auf, bis er 1858 seinen festen Wohnsitz in London nahm, wo er eine Anstellung an der königlichen Musikakademie erhielt. Als Komponist hat G. auf verschiedenen Gebieten der Vokal- und Klaviermusik Achtbares geleistet; sein Oratorium „Ruth“ ist auch in Deutschland wiederholt zur Aufführung gelangt.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 388
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[388] Goldschmidt, 2) Meier Aaron, dän. Novellist, starb 15. Aug. 1887 in Kopenhagen.