MKL1888:Hölty

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hölty“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 665666
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Hölty. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 665–666. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:H%C3%B6lty (Version vom 09.09.2023)

[665] Hölty, 1) Ludwig Heinrich Christoph, Lyriker, geb. 21. Dez. 1748 zu Mariensee bei Hannover, genoß in dem väterlichen Haus eine sorgfältige Erziehung, die sich über alle gewöhnlichen Schulwissenschaften erstreckte, entwickelte aber auch schon frühzeitig das Talent der poetischen Darstellung. Bösartige Blattern entstellten sein früher ausgezeichnet schönes Gesicht. Auf dem Gymnasium zu Celle vorgebildet, widmete er sich seit 1769 in Göttingen dem Studium der Theologie. Hier ward er eins der thätigsten Mitglieder des Göttinger Dichterbundes, der ihm zu seinen besten Gedichten die Veranlassung gab. Unglückliche Liebe und allzu angestrengtes Arbeiten, wozu ihn seine Mittellosigkeit zwang, zerstörten seine Gesundheit immer mehr, und von einer Erholungsreise nach Leipzig brachte er den Keim des Todes in seiner Brust zurück. Zu spät und zu nachlässig unterwarf er sich einer regelmäßigen Kur zu Mariensee; um eine Nachkur zu gebrauchen, ging er im Herbst 1775 nach Hannover. Hier war er mit der Sammlung seiner Gedichte beschäftigt, als er 1. Sept. 1776 starb. Seinen Gedichten, namentlich den Elegien und Idyllen, sind anspruchslose Grazie, Naivität der Gedanken, Weichheit des Gefühls, liebliche Schwärmerei und Wehmut, Innigkeit und seltene Harmonie der Sprache eigentümlich. Tiefe, stille Liebe und Sinn für Freundschaft, wehmütige Freude an der Natur und dem Leben und ihren Erscheinungen sind die Hauptelemente seiner Poesien. Seine Balladen gehören zu den frühsten deutschen Versuchen in dieser Gattung. Seine „Gedichte“ wurden zuerst von Geißler (Halle 1782), besser von Voß und Stolberg (Hamb. 1783), in einer vermehrten Ausgabe von Voß mit einer vortrefflichen Biographie des Dichters (das. 1804, 3. Aufl. 1835), neuerdings von Voigts (2. Aufl., Hannov. 1858) und kritisch revidiert, mit Einleitung und Anmerkungen, von Karl Halm (Leipz. 1870) herausgegeben. Aus dem Englischen übersetzte H. Hurds moralische und politische Dialoge (Leipz. 1775, 2 Bde.) und des Grafen von Shaftesbury philosophische Werke [666] (das. 1776). Friedr. Voigts benutzte dies einfache Dichterleben als Stoff zu einem Roman: „H., ein Roman“ (Hannov. 1844). Vgl. Ruete, H. Sein Leben und Dichten (Guben 1883).

2) Hermann, Dichter, Großneffe des vorigen, geb. 4. Nov. 1828 zu Ülzen im Hannöverschen, studierte von 1849 an in Göttingen Theologie, bekleidete dann Pfarrstellen zu Hoyershausen bei Alfeld und zu Holtensen bei Hannover und wirkte seit 1863 als Pastor an der St. Johanniskirche zu Hannover, bis er 1882 in den Ruhestand trat. Er veröffentlichte die Gedichtsammlungen: „Lieder und Balladen“ (Hamb. 1856), „Ostseebilder und Balladen“ (Kiel 1863), „Alpenzauber und italische Gebilde“ (Braunschw. 1867), „Bilder und Balladen“ (2. Aufl., Hannov. 1874), „Aus der deutschen Götterwelt“, Balladen (das. 1877), die Dramen: „Das Gelübde“ (Kiel 1862, 2. Aufl. 1865), „König Saul“ (Hannov. 1865) und „Lonoda“ (das. 1882) und „Gesamte Dichtungen“ (das. 1882).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 438
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[438] Hölty, 2) Hermann, Dichter, starb 16. Aug. 1887 in Bad Rehburg.