MKL1888:Hume

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hume“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 791792
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Hume. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 791–792. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hume (Version vom 02.10.2022)

[791] Hume (spr. juhm), 1) David, berühmter skeptischer Philosoph und klassischer Geschichtschreiber Englands, geb. 26. April 1711 zu Edinburg, studierte anfänglich die Rechte, wurde dann Kontorist zu Bristol und ging 1734 nach Frankreich, um sich in unabhängiger Stellung ganz litterarischer Beschäftigung zu widmen. Drei Jahre brachte er zu Reims und im Jesuitenkollegium La Flèche mit der Verarbeitung seiner philosophischen Ideen, die ihn schon seit dem 18. Jahr beschäftigten, zu, als deren Frucht sein „Treatise upon human nature“ (anonym, Lond. 1738–40, 3 Bde.; neueste Ausg. 1874, 2 Bde.; deutsch von Jacob, Halle 1790–91) sowie seine „Essays moral, political and literary“ (Edinb. 1742, Lond. 1748; neueste Ausg. 1875, 2 Bde.; deutsch von Tennemann, Jena 1793) erschienen, die aber trotz ihres Scharfsinns keine Aufmerksamkeit erregten. Nach Hause zurückgekehrt, ward er Gesellschafter des Marquis von Annandale, befreundete sich mit den Führern der spätern sogen. schottischen Schule, Hutcheson, Oswald, A. Smith u. a., und nachdem eine Bewerbung um die Lehrkanzel „der Ethik und der pneumatischen Philosophie“ sowie eine spätere um jene der Logik an der Universität Edinburg durch den Widerstand der Geistlichkeit vereitelt worden waren, nahm er den Antrag des Generals Saint-Clair an, ihn als Sekretär auf seine Gesandtschaftsposten nach Wien und Turin zu begleiten. In der letztern Stadt arbeitete er sein erstes Werk um; indes blieb es auch unter dem neuen Titel: „Enquiry concerning human understanding“ (Lond. 1748; deutsch von Sulzer, 1755; von v. Kirchmann, 3. Aufl., Leipz. 1880) ziemlich unbeachtet. Dasselbe gilt von seiner nach seiner Rückkehr in Schottland ausgearbeiteten „Enquiry concerning the principles of morals“ (Edinb. 1751; deutsch von Masaryk, Wien 1883). Erst seine „Political discourses“ (Lond. 1752; deutsch von Kraus, Königsb. 1813), die Sammlung der „Essays and treatises on several subjects“ (Lond. 1755, 4 Bde.; neue Aufl. 1810, 2 Bde.; deutsch von Pistorius, Königsb. 1755, 4 Bde.) und die „Natural history of religion“ (Lond. 1755; deutsch von Paulsen, Berl. 1876) erregten die Aufmerksamkeit der Kritiker und besonders die Angriffe Warburtons und Hurds, die er jedoch nie einer Entgegnung würdigte. Als Bibliothekar der Juristenfakultät in Edinburg faßte er 1752 den Plan, eine Geschichte seines Vaterlandes zu schreiben. Diese berühmte „History of England from the invasion of Jul. Caesar to the revolution in 1688“, welche in vielen Ausgaben existiert und ihrem Verfasser 2800 Pfd. Sterl. Honorar eintrug (Lond. 1754–63, 6 Bde.; Prachtausgabe von Bowyer, das. 1806, 10 Bde.; 1880, 3 Bde.; mit Smollets Fortsetzung, das. 1796, 13 Bde.; neue Ausg. 1864, 8 Bde.; mit Fortsetzung von Hughes, 1866, 18 Bde.; deutsch von Dusch, Bresl. 1762–71, 6 Bde.; von Timäus, Lüneb. 1804–1807, 2 Bde.), zog ihm jedoch durch die Unparteilichkeit, welche er darin zeigte, viele Feinde zu. 1763 begleitete er den Grafen von Hertford als Gesandtschaftssekretär nach Paris, wo er auch mit Rousseau in nähere Verbindung kam, den er sodann bewog, mit ihm nach England zu gehen (1766), wo er ihm eine Pension auswirkte. Doch war das freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden von sehr kurzer Dauer. 1767 wurde H. zum Unterstaatssekretär ernannt, zog sich jedoch schon 1769 nach Edinburg zurück, wo er 25. Aug. 1776 starb. Nach seinem Tod erschienen seine Autobiographie (engl., Lond. 1777; lat. 1787) und seine „Dialogues concerning natural religion“ (das. 1779; deutsch von Schreiter, Leipz. 1781). Seine „Philosophical works“ erschienen gesammelt zu Edinburg 1827 (neueste Ausg., das. 1836 u. Lond. 1856).

H. geht in der Philosophie unmittelbar von dem Locke-Baconschen Standpunkt aus. Alle unsre Vorstellungen sind nach ihm teils Impressionen, d. h. sinnliche Empfindungen, teils Begriffe oder sogen. Ideen; letztere sind nur Kopien der erstern und als solche weniger stark und lebhaft. Alle Gegenstände der Vernunft und menschlichen Erkenntnis sind somit entweder Beziehungen der Begriffe, wie die mathematischen Sätze, oder Thatsachen der Erfahrung. Unsre Überzeugung von Thatsachen und unser Räsonnement über dieselben, durch welches wir die Grenze der Sinneswahrnehmung überschreiten, beruht auf Empfindung, Gedächtnis und den Schlüssen aus dem Kausalnexus, d. h. dem Verhältnis von Ursache und Wirkung. Die Kenntnis dieser Kausalverbindung und Wirkung entsteht nicht aus Schlüssen a priori, [792] sondern lediglich aus der Erfahrung, und wir schließen, indem wir ähnliche Folgen von ähnlichen Ursachen erwarten, aus dem Prinzip der Gewohnheit der Verknüpfung verschiedener Erscheinungen, d. h. aus dem Prinzip der Association der Vorstellungen. Es gibt daher keine Kenntnis außer der Erfahrung, keine Metaphysik. Nur zufolge der Erfahrung glauben wir an Dinge außer uns selbst; da aber die Sinne täuschen, so kennen wir nur unsre Vorstellungen von den Dingen, nicht die Dinge selbst. Das weiteste Feld findet daher Humes Skeptizismus bei Behandlung der Begriffe Freiheit, Notwendigkeit, Unsterblichkeit und der Beweise vom Dasein Gottes. Als Motiv der sittlichen Handlungsweise nahm er einen Instinkt, ein subjektives, aber vielleicht der Täuschung unterworfenes moralisches Gefühl an. Humes historische Werke zeichnen sich durch philosophische Ruhe, Unparteilichkeit, Scharfsinn in der Auffassung und pragmatische Darstellung der Thatsachen aus, entbehren aber aller begeisternden Wärme der Schilderung. Vgl. Burton, Life and correspondence of D. H. (Lond. 1846, 2 Bde.); Jodl, Leben und Philosophie David Humes (Halle 1872); Compayré, La philosophie de D. H. (Par. 1873); Pfleiderer, Empirismus und Skepsis in D. Humes Philosophie (Berl. 1874); Gizycki, Die Ethik D. Humes (Bresl. 1878); Huxley, H. (in den „English men of letters“, Lond. 1879).

2) Joseph, engl. Staatsmann, geb. 1777 zu Montrose in Schottland, widmete sich der Arzneikunde und ging 1799 im Dienste der Ostindischen Kompanie als Arzt nach Bengalen, wo er sich bald mit den indischen Sprachen so vertraut machte, daß er im Marathenkrieg 1803 als Dolmetsch fungieren konnte. Nach seiner Rückkehr nach England 1808 wurde er 1812 ins Parlament gewählt und 1813 zum Direktor der Ostindischen Kompanie ernannt. Im Parlament richtete er sein Augenmerk vornehmlich auf die Vereinfachung der Rechnungen des Staatshaushalts, auch erreichte er die Abschaffung des verderblichen Tilgungsfondssystems. Sehr energisch trat er gegen die Bestrebungen der Partei auf, welche dem Herzog von Cumberland an Stelle der Prinzessin Viktoria die Thronfolge zu verschaffen suchte. Er starb 20. Febr. 1855 zu Burnley Hall in Norfolk.

3) Hamilton, austral. Reisender, geb. 18. Juni 1797 zu Parramatta in Neusüdwales, ging 1824 mit Hovell vom Georgesee, südwestlich von Sydney, aus, überschritt den obern Murray, den er aber Hume River nannte, und drang zuerst quer durch das jetzt die Kolonie Victoria bildende Gebiet bis zur Küste an der Stelle des heutigen Geelong vor, begleitete 1826 Sturt auf dessen erster Expedition und starb 1873 als Regierungsbeamter zu Yaß in Neusüdwales.