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MKL1888:Kette

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kette“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 701702
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Wiktionary: Kette
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Kette. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 701–702. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kette (Version vom 16.12.2023)

[701] Kette, eine Reihe kurzer, ineinander greifender oder scharnierartiger, durch Bolzen verbundener Glieder, wird gewöhnlich aus Metall gefertigt und dient zum Aufhängen und Aufziehen von Lasten (Kranketten,

Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3.
Ring­kette, Steg­kette, Hakenketten.

Uhrketten etc.), zur Fortpflanzung von Bewegungen bei Maschinen, als Verbindungsmittel, zum Messen (Meßketten) u. zum Schmuck (vgl. Halsschmuck). Wird das erste Glied einer K. mit deren letztem Glied verbunden, so entsteht die endlose K. Je nach der Form der Glieder unterscheidet man Ringketten (Fig. 1), Stegketten (Fig. 2),

Fig. 4. Fig. 5.
Gelenkketten.

Hakenketten (Vaucansonsche Ketten, Fig. 3), Gelenkketten (Gallesche Ketten, Fig. 4 u. 5). Die größern Last- u. Triebketten werden aus Schmiedeeisen oder Stahl hergestellt und zwar durch Schmieden, indem die Glieder, aus Rundeisen gebogen, ineinander gehängt und einzeln an den zusammenstoßenden Enden aneinander geschweißt werden. Bei den Ketten, deren Glieder zur Vermeidung von Verwickelungen Querstege bekommen, schweißt man diese vorgeschmiedeten Stege nachher ein. Die Gelenkketten erzeugt man aus einzelnen Stäben (Lamellen), welche an beiden Enden Löcher zur [702] Aufnahme der Durchsteckbolzen erhalten, die entweder durch Umnieten (Fig. 4) oder auch durch Vorsteckstifte festgehalten werden. Die Lamellen werden gewöhnlich durch große Durchschnitte aus Stäben oder Blech hergestellt. Bei Hakenketten werden die Glieder nicht zusammengeschweißt, sondern nur aus Draht- oder Stangenstücken gebogen und so ineinander gehängt, wie Fig. 3 zeigt. Diese Ketten können deshalb nicht für große Kräfte verwendet werden, gestatten aber ein bequemes und schnelles Ein- und Aushaken. Vielfach fordert die Anwendung der Ketten einen Eingriff der Glieder mit Zähnen oder eigentümlichen Erhöhungen auf dem Umfang von Kettenrollen; in solchen Fällen müssen die Glieder sehr genau passen (kalibrierte Ketten). Die schweren Schiffsketten zum Ersatz der Taue führen auch den Namen Kettentaue. Mitunter, z. B. bei Kettenbrücken, bildet man auch die Glieder aus

Fig. 6.
Kette aus Blech­streifen.

längern Stangen, deren Enden, zu Ringen gebogen, ineinander gehängt und geschweißt sind. Zu dieser Gattung gehören auch die aus schmalen Blechstreifen zusammengesetzten Ketten (Fig. 6). Die in mannigfaltigen Formen vorkommenden kleinen Ringketten erzeugt man aus ineinander gehängten, aus Draht gebogenen Gliedern, die für bessere Ketten zusammengelötet, oft auch gespalten gelassen werden. Zur fabrikmäßigen Herstellung solcher Glieder wickelt man runden, viereckigen, kordierten etc. Draht um eine runde oder beliebig geformte Stange zu einer Spirale und schneidet diese der Länge nach durch, wodurch die Windungen Ringe abgeben, die vollkommen gleich sind. – Neuerdings sind auch Maschinen für die Kettenfabrikation in Anwendung gekommen, welche insbesondere das Biegen und Zusammenschweißen der einzelnen Glieder auf mechanisch sehr vollkommene Weise vornehmen. Manche Ketten werden zuletzt durch ein Zieheisen mit runden oder viereckigen Löchern gleich Draht gezogen. Von den goldenen Venezianerkettchen sind die feinsten von solcher Feinheit, daß 38 Glieder zusammen nur 1 cm Länge haben, und so leicht, daß 1 m nur 1,4 g wiegt. Schmuckketten aus Blech bestehen aus Blechringen, die mit Drahtringen aneinander gehängt sind. Die Kugelketten bestehen aus hohlen Blechkugeln mit zwei Löchern und aus kurzen Drahtstiften, welch letztere, durch die Löcher zweier benachbarter Kugeln eintretend, innerhalb jeder Kugel ein Köpfchen haben; sie sind sehr fest, außerordentlich biegsam und verwirren sich nie. – In der Weberei heißt K. (engl. Warp) das in einer Ebene aufgespannte System von Fäden, durch welches mit Hilfe des Schiffchens der Einschußfaden geführt wird. Dann heißt K. oft eine Reihe gleicher Gegenstände, die als Ganzes betrachtet werden, so besonders von Bergen (Gebirgskette, s. Gebirge); ferner mehrere gewöhnlich zusammenfliegende Vögel, z. B. Reb-, Auer-, Birk- und Haselhühner, Trappen etc. (s. Gesperr). Die K. ist das Symbol der Sklaverei oder Gefangenschaft.

Kette, bis 1884 deutsche Bezeichnung für 1 Dekameter oder 10 m.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 519520
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[519] Kette. Alle Schakenketten, die zur Bewegungsübertragung benutzt werden, wie bei der Kettendampfschiffahrt, erfahren durch den Gebrauch eine Abnutzung, welche ihre Tragkraft vermindert und schließlich zum Ersatz durch neue Ketten von der ursprünglichen Stärke nötigt, was bei größern Ketten mit hohen Kosten verknüpft ist. Deshalb ist alles aufzubieten, was den Zeitpunkt, wo der Ersatz nötig wird, möglichst hinausschiebt. Unnötige Spannungen, Drall etc. müssen verhütet oder doch beizeiten beseitigt werden. Der Materialverlust an den Längsseiten der Ketten kann ziemlich bedeutend sein, bevor dadurch die Haltbarkeit der K. wesentlich beeinträchtigt wird, viel gefährlicher ist die Querschnittsverminderung an den Enden der Schaken, d. h. an den Stellen, wo die Schaken einander berühren. Besonders auffällig ist nun an diesen Stellen, daß jedes Schakenglied an einer Seite wesentlich stärker als an der andern abgenutzt wird, und zwar so, daß an jeder Berührungsstelle ein wenig abgenutztes und ein stark abgenutztes Ende zusammenstoßen. Daraus ist zu schließen, daß das besser erhaltene Ende aus härterm Material bestehen muß als das stärker abgenutzte. Das ist auch wirklich der Fall, da die Herstellung der K. so vor sich geht, daß jedes Kettenglied zunächst in rotwarmem Zustand U-förmig

Fig. 1. Fig. 2.
Estermanns Kettenverbindungsglied.

gebogen und nach dem Einstecken in das vorhergehende Glied zusammengeschweißt wird. Die Biegestelle ist weich, die ihr gegenüberliegende Schweißstelle wird durch das erforderliche starke Hämmern härter. Die Berührung von je einem weichen und einem harten Gliedende kommt dadurch regelmäßig zu stande, daß bei jedem einzelnen Gliede das äußere Ende durch Schweißung gebildet wird. M. Hartung in Heilbronn schlägt nun vor, die Ketten in der Weise anzufertigen, daß die Schaken sich stets mit gleichartigem Material berühren. Hierdurch soll ihre Dauer erhöht werden, weil die Abnutzung nun gleichmäßig auf harte und weiche Stellen verteilt wird und nicht mehr die harten zum Nachteil der weichen geschont werden. Die Herstellung der K. würde dann in der Weise zu geschehen haben, daß jedes zweites Glied gleich nach seiner Fertigstellung durch Schweißen so umgedreht wird, daß sein geschweißtes Ende mit demjenigen des vorhergehenden zum Eingriff kommt, während in sein gebogenes Ende dasjenige des folgenden Gliedes eingesteckt wird. Es ist leicht ersichtlich, daß auf diese Weise immer die Berührungsstellen zweier harter Gliedenden mit denjenigen zweier weicher Enden regelmäßig abwechseln. – Ein neues Kettenverbindungsglied ist von F. Estermann angegeben. Die beiden Teile A und C des Verbindungsgliedes (Fig. 1) sind durch den Bolzen D scharnierartig miteinander verbunden. Sind die Teile A und B zusammengeklappt, so greifen sie zur Hälfte übereinander und schließen so das Verbindungsglied. Ist dieses geöffnet, wie in Fig. 1 gezeigt, so können geschlossene Endglieder [520] von Kettenenden darin eingehängt werden. Der Teil A ist über das Scharnier B hinaus zu dem Haken F verlängert, über welchen das geschlossene Endglied E der einen Kette geschoben wird. Zieht man an diesem, so schließt sich das Verbindungsglied über dem Endglied G der andern Kette und muß geschlossen bleiben, solange der Zug anhält. Eine Modifikation (Fig. 2) hat anstatt der Überlappungen der Teile A und C einen stumpfen Stoß. Das Verbindungsglied kann ferner auch so ausgeführt werden, daß das Scharnier in die Mitte der beiden Teile A und C angeordnet wird und von jedem der letztern ein Haken F ausgeht. Zwischen die beiden Haken wird dann das Endglied der einen K. eingelegt, treibt sie auseinander und schließt dadurch das Verbindungsglied. Diese Kettenverdindungsglieder wirken einfach und sicher, so daß sie überall, wo Ketten zur Verwendung gelangen, willkommen sein werden, so bei Geschirr- und Zugketten, Hemmschuh- und Würgketten, für die man beliebige vorrätige, kürzere oder längere Kettenenden durch diese Glieder zu einer durch das Bedürfnis vorgeschriebenen Länge aneinander fügt. Auch an Stelle der gebräuchlichen Endhaken sind diese Verbindungsglieder zu verwenden.