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MKL1888:Lagerfrucht

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lagerfrucht“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lagerfrucht“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 405
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Lagerfrucht. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 405. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lagerfrucht (Version vom 07.10.2022)

[405] Lagerfrucht, jede nach starken Regengüssen zu Boden gedrückte Feldkreszenz, besonders dann, wenn sie sich nicht wieder erheben kann. Abgesehen von der beschwerlichen Aberntung (Nichtanwendbarkeit der Mähmaschinen), bringt das Lagern besonders noch den Nachteil, daß die Frucht ungleich reift, die Körner leicht auswachsen, der Halm die Festigkeit verliert, der Bast beim Flachs brüchig und das Futter beschmutzt wird. Früher suchte man den Grund des Lagerns in mangelhafter Zuführung von Kieselsäure zu dem Halm und empfahl deshalb das Wasserglas (kieselsaures Alkali) zur Beseitigung der Gefahr. Jedenfalls begünstigt unrichtige Ernährung (Überschuß von organischen und Mangel an anorganischen Stoffen) das Lagern; aber in viel höherm Grad ist abnorme Entwickelung des Halms infolge von Luft- und Lichtmangel als Ursache zu betrachten, und deshalb erscheint dünne Saat in Reihen als das wirksamste Mittel, dem Lagern vorzubeugen (s. Schröpfen); auch neigen verschiedene Sorten der Cerealien mehr oder weniger zum Lagern.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 555
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[555] Lagerfrucht. Wird ein Getreidehalm durch Nässe, Wind u. dgl. zur Erde gebogen, so richtet er sich bei normaler Entwickelung dadurch wieder in die Höhe, daß der Blattknoten an der dem Boden zugekehrten Seite stärker als an der dem Lichte zugekehrten Seite wächst. Bei übermäßig üppiger Entwickelung auf reich gedüngtem Boden, bei unzureichender Verholzung richtet sich dagegen der niedergebogene Halm nicht mehr auf, lagert sich. Gelagerte Frucht ist in ihrer weitern Ausbildung gestört und liefert daher nur unvollkommen ausgebildete Körner, während zugleich für Rost- und andre Pilze die Widerstandskraft der Kulturpflanzen geschwächt ist. Ursache der Bildung von L. ist der Mangel an Licht, wodurch die untern Internodien des Getreidehalms übermäßig verlängert werden, während die Verholzung der Zellen behindert ist. Die üppig entwickelten obern Halmpartien können nunmehr von den schwächlich ausgebildeten untern Halmteilen nicht mehr aufrecht erhalten werden. Geeignetste Abhilfe gegen L. gewähren: Drillsaat, Aussaat von lang- und kurzhalmigen Getreidevarietäten, Lichtung des zu üppigen Pflanzenstandes im Frühjahr durch flüchtiges Abweidenlassen, scharfes Eggen und Abwalzen, Schröpfen oder Serben, d. h. Abnehmen der obersten Halmblätter mit der Sichel oder Sense, u. dgl. Vgl. Kraus, Das Schröpfen und Walzen der Getreidesaaten als Mittel gegen Lagerung („Forschungen aus dem Gebiet der Agrikulturphysik“, Bd. 13, Heidelb. 1890).