MKL1888:Mancini

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mancini“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Mancini“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 177178
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Mancini. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 177–178. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mancini (Version vom 22.12.2023)

[177] Mancini (spr. -tschīni), 1) ital. Familie, welche durch ihre Verwandtschaft mit Mazarin (Michael Lorenzo M., Sohn von Paolo M., heiratete die Schwester Mazarins) zu hohen Ehren gelangte. Der Neffe Mazarins, Philipp Julian, wurde Herzog von Nivernais; von den Nichten heiratete Laura (geb. 1636, gest. 1657) 1651 den Herzog von Mercoeur; Maria, geb. 1639, erweckte die Liebe des jungen Ludwig XIV., der sie heiraten wollte, was die Königin-Mutter Anna verhinderte, und vermählte sich 1661 mit dem Fürsten Colonna, Connétable von Neapel, entfloh demselben aber 1672 und starb in Vergessenheit 1715; ihre Memoiren („Apologie“) erschienen 1678 in Leiden (neue Ausg., Par. 1882); Olympia (geb. 1640 zu Rom, gest. 9. Okt. 1708) heiratete den Prinzen Eugen Moritz von Savoyen-Carignan, Grafen von Soissons (1657), war Oberintendantin des Hauses der Königin, mischte sich in die Intrigen des Hofs und suchte namentlich Ludwig XIV. eine ihr ergebene Mätresse aufzudringen, wurde in den Giftprozeß der Voisin verwickelt, floh nach Belgien und dann nach Spanien; der Prinz Eugen von Savoyen war ihr Sohn; Hortensia, geb. 1646 zu Rom, heiratete 1661 den Herzog von Mazarin, welchen sie 1688 verließ, spielte darauf am Hof in London durch ihre Galanterien eine große Rolle, starb 2. Juli 1699. Vgl. Renée, Die Nichten Mazarins (deutsch, Dresd. 1858); Chantelauze, Louis XIV et Marie M. (Par. 1880).

2) Pasquale Stanislas, ital. Staatsmann, geb. 17. März 1817 zu Castel Caronia bei Ariano, [178] ward 1848 Mitglied des neapolitanischen Parlaments, 1849 Professor des internationalen Rechts in Turin, saß seit 1860 als Deputierter von Ariano im italienischen Parlament, wo er zur Linken gehörte, und übernahm im März 1862 im Kabinett Rattazzi das Portefeuille des Unterrichts, gab aber aus Privatrücksichten bald seine Entlassung. Seit 1872 Professor an der Universität zu Rom, ward er 1873 Präsident des in Gent begründeten Instituts für internationales Recht. Nach dem Sturz der Consorteria im März 1876 ward er Justiz- und Kultusminister in dem Kabinett der Linken, brachte in den Kammern ein Gesetz über den obligatorischen Unterricht durch und bewog durch seine energische Haltung gegen den Klerus die Kurie, den Bischöfen die Einholung des staatlichen Exequatur zu erlauben. Im März 1878 mit dem Ministerium Depretis zurückgetreten, übernahm er 1881 wiederum unter Depretis das auswärtige Departement, trat aber im Juni 1885 wegen eines Mißtrauensvotums gegen die Kolonialpolitik zurück.

3) Laura Beatrice, geborne Oliva, Gattin des vorigen, bekannt als Dichterin, geb. 1823 zu Neapel, vermählte sich 1840 und debütierte mit der Tragödie „Ines“ (Flor. 1845), der die Dichtung „Colombo al convento della Rabida“ (Genua 1846) und „Poesie varie“ (das. 1848) sowie „L’Italia sulla tomba di Vincenzo Gioberti“ (Tur. 1853) folgten. Seit 1860 hat sie besonders die großen Ereignisse ihres Vaterlandes in Gedichten verherrlicht. Meisterin in der Form und Feinheit des Sprachausdrucks, wußte sie ihren Poesien einen hohen idealen Schwung zu geben. Sie starb 17. Juli 1869 in Florenz. Nach ihrem Tod erschien eine Sammlung ihrer lyrischen Dichtungen unter dem Titel: „Patria ed amore“ (Flor. 1874). Ihre Biographie schrieb Savini (Flor. 1863).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 550
korrigiert
Indexseite

[550]  Mancini (spr. mantschīni), Francesco Giovanni, ital. Maler, geb. 23. Jan. 1829 zu Neapel, begann dort 1852 seine Kunststudien in der Akademie, wo er sich zum Landschaftsmaler ausbildete, und ward Schüler von Gabriel Smargiassi. Seine fast nur aus Italien entlehnten Landschaften sind von sorgfältiger Zeichnung, trefflicher Beleuchtung und voller Naturwahrheit. Seine Hauptwerke sind: Rückkehr von einem Madonnenfest (Museum in Neapel), Felsenpartie, Straße in Torre dell’ Annunziata, Straße in Pompeji, Straße in Pozzuoli, Marinebild von Casamicciola auf Ischia, Marinebild von Capri, Marine von Amalfi, Küste am Adriatischen Meer, nach der Weinlese, Hydepark in London. Er liebt es, seine Landschaften mit reicher, sorgsam durchgeführter Figurenstaffage zu beleben.

2) Pasquale Stanislas, ital. Staatsmann, starb 26. Dez. 1888 auf der Villa Capo di Monte bei Neapel.