MKL1888:Schweinfurth

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schweinfurth“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 746
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Schweinfurth. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 746. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schweinfurth (Version vom 11.04.2021)

[746] Schweinfurth, Georg, Afrikareisender, geb. 29. Dez. 1836 zu Riga, besuchte das dortige Gymnasium und studierte 1857–63 in Heidelberg, München und Berlin, wo er sich besonders botanischen Studien zuwandte und sich zu einer Reise ins Nilgebiet vorbereitete. Nachdem er 1864 das Nildelta und Unterägypten besucht, ging er nilaufwärts bis Kenneh und von da durch die Gebirge am Roten Meer nach Kossir und über Galabat bis an die Grenze Abessiniens. Den Rückweg nahm S. über Gedaref nach Chartum und von da über Berber, Suakin und Alexandria und kehrte im Juli 1866 wieder nach Europa zurück. Schon im Juni 1868 unternahm er im Auftrag der Humboldt-Stiftung in Berlin eine neue Reise zur botanischen Erforschung der Länder am Gazellenfluß. Am 5. Jan. 1869 ging er von Chartum nilaufwärts nach Faschoda und dem Gebiet der Dschur. Mit Sklavenjägern durchzog er die Länder der Bongo und der Dinka, unternahm eine Reise zu den Niam-Niam, besuchte das Land der Mittu und Madi und entdeckte im Lande der bis dahin noch unbekannten Monbuttu den nach W. fließenden Uëllefluß. Ebenso gewann er sichere Kunde von dem Zwergvolk der Akka, büßte aber auf der Rückreise infolge einer Feuersbrunst fast alle seine Aufzeichnungen und reichen Sammlungen sowie seine ganze Habe ein. Doch gelangte er 27. Juli 1871 wohlbehalten wieder nach Chartum und kehrte im November d. J. nach Europa zurück. Kaum zwei Jahre später (1873), während der Rohlfsschen Expedition nach der Libyschen Wüste, untersuchte S. die Oase Chargeh und vervollständigte so die Resultate jener Forschungsreise. Im Auftrag des Chedive von Ägypten gründete er 1872 in Kairo die Ägyptische Geographische Gesellschaft, deren Vorsitz er übernahm, aber schon 1876 niederlegte, worauf er bis 1878 mit Güßfeldt und Spitta das Gebiet zwischen dem Nil und dem Roten Meer untersuchte, 1879 die Landschaft Fayûm erforschte und 1880 nach dem Libanon sich begab. Darauf wurde er zum Generaldirektor der umfangreichen Museen, Sammlungen, Gewächshäuser etc. in Kairo ernannt, setzte aber seine Thätigkeit in der Erforschung Afrikas unermüdlich fort. So untersuchte er 1882 das Nilthal von Siut bis Assuân, 1883 die Flora von Tobruk an der Küste von Barka, 1888 nahm er seinen Wohnsitz in Lichterfelde bei Berlin, machte aber von dort aus noch im November desselben Jahrs eine Reise nach Arabien. Außer zahlreichen Aufsätzen in der Berliner „Zeitschrift für Erdkunde“, in „Petermanns Mitteilungen“, im „Globus“ etc. hat S. veröffentlicht: „Im Herzen von Afrika“ (zuerst englisch, Lond. 1874, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1875; neue Bearb. in 1 Bd., 1878; franz., Par. 1875); „Linguistische Ergebnisse“ (in der „Zeitschrift für Ethnologie“ 1873); „Artes africanae“ (Leipz. u. Lond. 1875) u. a. Er bearbeitete auch die von Kotschy und v. Barnim mitgebrachten Pflanzen.