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MKL1888:Silberlegierungen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Silberlegierungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 973
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Silberlegierungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 973. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Silberlegierungen (Version vom 28.12.2024)

[973] Silberlegierungen, Verbindungen und Mischungen des Silbers mit andern Metallen. Silber legiert sich leicht mit den meisten Metallen. Am wichtigsten sind die Silberkupferlegierungen, welche allgemein statt des reinen Silbers verarbeitet werden, da das reine Silber zu weich ist. Zur Darstellung derselben schmelzt man die Metalle im Windofen im Graphittiegel, im eisernen oder hessischen Tiegel zusammen und rührt vor dem Ausgießen gut um. Die Silberkupferlegierungen zeigen im allgemeinen ein geringeres spezifisches Gewicht, als die Rechnung ergibt, sie sind fester, härter, zäher, klingender, leichtflüssiger und zu Gußwaren geeigneter als reines Silber und fast ebenso dehnbar und weiß. Legierungen mit 50 Proz. Kupfer sind noch ziemlich weiß, solche mit größerm Kupfergehalt rötlich. Bei Luftzutritt ausgeglüht, dann durch Kochen mit Kochsalz und Weinstein oder stark verdünnter Schwefelsäure von dem oberflächlich gebildeten Kupferoxyd befreit, erscheinen sie rein weiß und matt. Bei längerm Gebrauch nutzt sich die auf solche Weise erzeugte Schicht reinen Silbers ab, und die Legierungen erscheinen dann wieder rötlich. Den Gehalt der Legierungen an reinem Silber (Feingehalt [s. d.], Gehalt an Feinsilber) drückte man bisher aus, indem man die Lote angab, die in einer Mark (1 Mark = 16 Lot à 18 Grän) enthalten sind (Lötigkeit); eine feine Mark = 16 Lot Feinsilber, eine rauhe oder beschickte Mark = 16 Lot Silberlegierung. Zwölflötiges Silber enthält in der Mark auf 4 Lot Kupfer 12 Lot Silber. Jetzt wird der Feingehalt fast allgemein in Tausendsteln ausgedrückt, d. h. man gibt an, wieviel Teile Silber in 1000 Teilen der Legierung enthalten sind. Eine Legierung von 0,950 Feingehalt besteht aus 950 Silber und 50 Kupfer. Das Metall der neuen deutschen Silbermünzen hat einen Feingehalt von 0,900, und die Toleranz beträgt ±0,003. Über die Legierungen der Silberarbeiter von vorgeschriebenem Feingehalt (Probesilber) s. Feingehalt. Silber mit mehr als 50 Proz. Kupfer heißt Billon. Teilweiser oder vollständiger Ersatz des Kupfers durch Zink ergibt schön weiße, leicht schmelzbare, sehr klingende und leicht zu bearbeitende Legierungen, z. B.:

Silber 95 90 80 90 80 83,5
Zink 5 10 20 5 10 7,2
Kupfer 5 10 9,3

Zu diesen Legierungen gehört das Silberschlaglot. Die Schweizer Silberscheidemünzen bestehen aus Silber, Kupfer, Zink und Nickel; man hat auch reine Silbernickellegierungen zu Tafelgeschirr verarbeitet und Silbernickelkupferlegierungen zu allerlei Luxusgeräten. Vgl. Nickellegierungen und Drittelsilber. In England verarbeitet man zu Silberwaren eine Legierung aus 49 Silber, 49 Kupfer und 2 Arsen. Sehr dehnbar, geschmeidig und weiß sind Silberkupferkadmiumlegierungen, deren Zusammensetzung zwischen 980 Silber, 15 Kupfer, 5 Kadmium und 500 Silber, 30 Kupfer, 470 Kadmium schwankt. Vgl. Aluminium- und Goldlegierungen. Mit Blei, Zink, Zinn schmilzt Silber leicht zusammen, und die Blei- und Zinklegierungen spielen bei der Gewinnung des Silbers eine Rolle. Silberzinklegierungen besitzen schöne Farbe, starken Klang, sind schmelzbarer und laufen weniger leicht an als Silberkupferlegierungen und wurden statt letzterer als Münzmetall empfohlen. Den Gehalt der Silberkupferlegierungen bestimmt man durch Kupellation, nachdem man denselben approximativ mit Hilfe von Probierstein und Probiernadeln ermittelt hat, oder genauer auf nassem, meist maßanalytischem, Weg. Auf geprägte S. und dünnes Blech ist auch die hydrostatische Methode anwendbar. Man subtrahiert von dem gefundenen spezifischen Gewicht der Legierung die Zahl 8,814, hängt dem Rest zwei Nullen an und dividiert diese Zahl, die jetzt als Ganzes gilt, durch 1667, der Quotient gibt den Feingehalt in Tausendsteln an. Vgl. Baudry, Alliages d’argent (Besançon 1875).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 762
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[762] Silberlegierungen. Zur annähernden Untersuchung der S. benutzt man die Strichprobe, muß aber an irgend einer Stelle die obere Schicht des Metalls abkratzen, weil die Oberfläche durch Weißsieden silberreicher gemacht sein kann. Zink- und Nickelgehalt der Legierung macht die Strichprobe ganz unsicher. Darf man von einem silbernen Gegenstand keine Probe zur Analyse entnehmen, so ist man auf die Ermittelung des spezifischen Gewichts angewiesen, aus welchem der Feingehalt sich berechnen läßt. Diese Probe ist am zuverlässigsten bei 6–14lötigem Silber, aber auch bei sorgfältiger Arbeit kann der Fehler 1–1,3 Proz. betragen. Ganz unbrauchbar ist sie für Silberguß und wenig bearbeitete Gegenstände. Um den Feingehalt einer Silberlegierung zu bestimmen, löst man eine abgewogene Menge in Salpetersäure und titriert mit Chlornatrium- oder Rhodanammoniumlösung. Im Filtrat kann man das Kupfer bestimmen. Fällt man letzteres mit Schwefelwasserstoff, filtriert, übersättigt das Filtrat mit Ammoniak und fügt einige Tropfen Schwefelammonium hinzu, so entsteht bei Gegenwart von Zink ein weißer, bei Gegenwart von Nickel oder beiden Metallen ein schwarzer Niederschlag. Im letztern Fall erwärmt man den Niederschlag gelind mit verdünnter Salzsäure (1 Salzsäure, 4 Wasser), filtriert, übersättigt mit Ammoniak und fügt Schwefelammonium zu; bei Gegenwart von Zink entsteht ein weißer Niederschlag. Silberne und versilberte Gegenstände geben beim Betupfen mit einem Gemisch von gleichen Teilen rotem chromsaurem Kali und reiner Salpetersäure einen roten Fleck (durch Waschen mit Alkohol muß ein etwaniger Lacküberzug vorher entfernt werden). Auf amalgamierter Metallfläche entsteht ein rötlichbrauner Niederschlag, der sich mit Wasser abspülen läßt; auf Platin erfolgt keine Einwirkung; bei Neusilber färbt sich die Flüssigkeit braun, und nach dem Abspülen zeigt sich kein roter Fleck; auf Britanniametall entsteht ein schwarzer Fleck. Eine leichte Versilberung erkennt man auf folgende Weise. Man reinigt den Gegenstand mit Alkohol und Äther, betupft ihn mit einem Tropfen einer 1,5proz. Lösung von Zweifach-Schwefelnatrium und spült nach etwa 10 Minuten ab. Auf der schwächsten Versilberung entsteht ein stahlgrauer Fleck, während keine andre weiße Legierung diese Erscheinung zeigt; höchstens tritt am Rande des Tropfens ein Ring auf. Amalgamiertes Kupfer wird durch Schwefelnatrium schneller gefärbt, und der Farbenton ist ein mattschwarzer. Um auf versilberten Gegenständen die Menge des Silbers zu bestimmen, behandelt man sie mit gelind erwärmter Salpetersäure, bis die Silberschicht gelöst ist, spült mit Wasser, verdampft den Überschuß der Säure, verdünnt mit Wasser und fällt das Silber als Chlorsilber.