MKL1888:Weiß

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Weiß“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 507
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Wiktionary: Weiß
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Weiß. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 507. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wei%C3%9F (Version vom 06.12.2023)

[507] Weiß, die Eigenschaft der Körper, alle Bestandteile des auf sie gefallenen Lichts in gleichem Verhältnis zu reflektieren. Im weißen Licht erscheint daher nur dann ein Körper w., wenn er alle sichtbaren Strahlen des Spektrums reflektiert. Ein vollkommen weißer Körper erscheint hell in jeder Beleuchtung. In den meisten Fällen zeigt das W. irgend eine Nüance, und man unterscheidet daher: Milch-, Silber-, Schiefer-, Rötlich-, Gelblich-, Gräulich-, Grünlich- und Zinnweiß. Ganz reines W. nennt man Schneeweiß. Von den weißen Farbkörpern sind die wichtigsten: Bleiweiß, Barytweiß, Gips, Kreide, Talk, Lenzin, Wismutweiß. Hamburger (holländisches, venezianisches) Weiß, Mischung von Bleiweiß mit Schwerspat; Kremser Weiß, s. Bleiweiß; Pariser Weiß, gemalener und geschlämmter Kalkspat.

Weiß, 1) Christian Samuel, Mineralog, geb. 6. Febr. 1780 zu Leipzig, studierte hier, in Berlin und in Freiberg, habilitierte sich 1803 in Leipzig, machte dann mehrere mineralogische Reisen, wurde 1808 Professor der Physik in seiner Vaterstadt, 1810 Professor der Mineralogie zu Berlin und starb 1. Okt. 1856 in Eger. W. hat den mathematischen Teil der Mineralogie nach einer sehr naturgemäßen Methode zu einem hohen Grade der Vollkommenheit erhoben. Auch war er der erste, welcher in seiner Abhandlung „Über die natürlichen Abteilungen der Kristallisationssysteme“ (1813) eine solche Abteilung, die Basis alles kristallographischen Wissens, aufstellte. Seine Bezeichnungsweise der Kristallgestalten, die noch heute von vielen Kristallographen angewendet wird, ist leicht und einfach auf die Naumannschen und Millerschen Symbole zurückzuführen. Vgl. Martius, Denkrede auf Chr. Sam. W. (Münch. 1857).

2) Bernhard, protest. Theolog, geb. 20. Juni 1827 zu Königsberg, studierte daselbst sowie in Halle und Berlin 1844–48 Theologie, habilitierte sich 1852 in Königsberg, wurde 1857 daselbst außerordentlicher Professor der Theologie, 1863 ordentlicher Professor in Kiel, 1877 in Berlin, woselbst er seit 1880 Oberkonsistorialrat und vortragender Rat im Ministerium für geistliche Angelegenheiten ist. Er schrieb: „Der petrinische Lehrbegriff“ (Berl. 1855); „Der Philipperbrief“ (das. 1859); „Der johanneische Lehrbegriff“ (das. 1862); „Das Markus-Evangelium“ (das. 1872); „Das Matthäus-Evangelium“ (das. 1876); „Lehrbuch der biblischen Theologie des Neuen Testaments“ (5. Aufl., das. 1888); „Das Leben Jesu“ (das. 1882, 2 Bde.; 3. Aufl. 1888); „Lehrbuch der Einleitung in das Neue Testament“ (2. Aufl., das. 1889); auch besorgte er in Meyers „Kritisch-exegetischem Kommentar über das Neue Testament“ die neuesten Auflagen der Evangelien des Matthäus (1883), Markus und Lukas (1878 und 1885), des Johannes (1886), des Römerbriefs (1887), der Pastoralbriefe (1885), der Briefe Johannes’ (1888) und des Hebräerbriefs (1888).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 823824
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[823]  Weiß, 3) Hermann, Maler und Kunstschriftsteller, geb. 22. April 1822 zu Hamburg, bereitete sich nach dem Besuch der Gewerbeschule zum Maschinenbaufach vor, widmete sich dann aber der Malerei, arbeitete vier Jahre im Atelier des Kupferstechers und Porträtmalers Joh. Samuel Otto (gest. 1878) und begab sich dann nach Düsseldorf, wo er sich der Schule Schadows anschloß. Aber schon bald nach 1850 kehrte er nach Berlin zurück, verwertete die Resultate einer längern Kunstreise durch Süddeutschland, Österreich und Frankreich im „Deutschen Kunstblatt“ und begann auf Kuglers Rat 1855 ein Handbuch der „Kostümkunde. Geschichte der Tracht und des Geräts“, das, 1872 beendet, seinen Namen in weitern Kreisen bekannt machte (2. Aufl., Stuttg. 1881–83, 2 Bde.). 1854–84 war er Professor an der Akademie in Berlin; 1879 wurde er zum Direktor der Sammlungen des Zeughauses, 1883 zum Geheimen Regierungsrat ernannt.

  4) Jean Jacques, franz. Journalist, geb. 19. Nov. 1827 zu Bayonne, wo sein Vater in einem Schweizerregiment diente, besuchte in Paris das Collège Louis le Grand und die Normalschule, ward darauf Lehrer der Geschichte am Lyceum in La Rochelle und 1856 Professor der französischen Litteratur an der Fakultät in Aix. Seit 1858 Geschichtsprofessor in Dijon, schied er 1860 aus dem Staatsdienst und trat in die Redaktion des „Journal des Débats“ ein, gründete aber 1867 mit Hervé das gemäßigt liberale „Journal de Paris“. Ollivier ernannte ihn im Januar 1870 zum Mitglied des Staatsrats und zum Generalsekretär im Ministerium der schönen Künste. Durch den Sturz des Kaiserreichs seiner amtlichen Stellungen beraubt, ward er 1873 von der Nationalversammlung wieder zum Staatsrat erwählt, aber 1879 abgesetzt, weil er die Republik im „Paris-Journal“ bekämpft hatte. Er griff seitdem dieselbe noch heftiger im „Gaulois“ an, dessen Chefredaktion er übernahm. Um so größeres Aufsehen erregte es, als Gambetta ihn Ende 1881 zum politischen Direktor im Auswärtigen Amt ernannte. Doch mußte er schon Ende Januar 1882 mit dem Sturz Gambettas zurücktreten. Seit 1887 ist W. Archivar der Bibliothek im Schlosse zu Fontainebleau. Aus seinen zahlreichen Abhandlungen für Zeitschriften veröffentlichte er eine Auswahl: „Essais sur l’histoire de la littérature française“ (1865) und „Le théâtre et les mœurs“ (1889); die Vorrede des letztern enthält einen scharfsinnigen Vergleich zwischen den durch die politischen Ereignisse von 1830 und 1852 in Frankreich erzeugten Geistesrichtungen. Mit seinen zuerst im „Journal des Débats“ erschienenen Reiseskizzen „Aux bords du Rhin“ (1885), die sich durch treue Beobachtung und willige Anerkennung fremden Verdienstes auszeichnen, erregte er bei manchen Chauvinisten Anstoß.

  5) Max, Schachspieler, geb. 21. Juli 1857 zu Szered a. d. Waag in Ungarn, lebte seit früher Kindheit in Wien, studierte Mathematik und Physik an der technischen Hochschule daselbst, verzichtete aber nach Ablegung der ersten Staatsprüfung auf die Weiterverfolgung [824] jenes Berufs, um ganz dem Schachspiel zu leben, mit dem er seit seinem 12. Jahr sich beschäftigt hatte. Schon 1882 nahm er am Wiener internationalen Turnier teil, wo er zwar noch keinen Preis errang, aber unter anderm beide Partien gegen Zukertort, eine gegen Blackburne etc. gewann. In den Turnieren zu Hamburg (1885) und Frankfurt a. M. (1887) fiel beide Male der zweite Preis auf W., und 1889 teilte er sich in New York mit Tschigorin (s. d., Bd. 17) in die Ehren des Hauptsiegs. Das Spiel von W. entbehrt der Initiative und des Glanzes, ist dagegen sehr fest und sicher, beinahe völlig frei von stärkern Fehlern. Damit steht es im Zusammenhang, daß W. äußerst wenig Partien zu verlieren pflegt (in New York unter den ersten 25 keine einzige), aber anderseits wieder viele Remis zuläßt.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 983
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[983] Weiß, Johann Baptist, kathol. Historiker, geb. 5. Aug. 1821 zu Ettenheim in Baden, wurde nach zurückgelegten Studien 1851 Dozent an der Universität Freiburg und wirkt seit 1854 als Professor in Graz. Seine Werke sind: „Lehrbuch der Weltgeschichte“ (Wien 1859–89, Bd. 1–9; 3. Aufl. 1889 ff.); „Geschichte Alfreds d. Gr.“ (Schaffhausen 1859); „Maria Theresia und der österreichische Erbfolgekrieg“ (Wien 1863). Aus dem Nachlaß Gfrörers gab er dessen „Geschichte des 18. Jahrhunderts“, „Geschichte der deutschen Volksrechte im Mittelalter“ und „Byzantinische Geschichten“ heraus.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 979
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[979] Weiß, Jean Jacques, franz. Journalist (Bd. 17), starb 20. Mai 1891 in Fontainebleau.