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MKL1888:Weißblech

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Weißblech“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 508
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Weißblech. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 508. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wei%C3%9Fblech (Version vom 16.09.2022)

[508] Weißblech, s. Verzinnen.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 824825
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[824]  Weißblech, verzinntes Eisenblech, heißt Glanzblech, wenn es mit reinem Zinn, Mattblech, wenn es mit

Fig. 2. Längsschnitt.
Fig. 1. Grundriß.
Fig. 1 und 2. Verzinnherd.

einer Zinnbleilegierung überzogen ist. Zur Fabrikation des Weißblechs verwendet man möglichst reines, zähes Walzblech, welches, in den üblichen Größen (Tafeln) zugeschnitten, zuerst vollständig von Oxyd befreit und vollkommen geglättet und darauf verzinnt wird. Zu dem Zweck des Reinigens und Glättens unterwirft man die Tafeln fünf Operationen: 1) Vorbeize, 2) Ausglühen, 3) Glattwalzen, 4) Fertigglühen, 5) Fertigbeizen. Die Vorbeize erfolgt am wirksamsten in einer durch Dampfschlangen auf 80° erwärmten Beize aus 1 Teil Schwefelsäure und 2 Teilen Wasser, in welcher die Bleche durch mechanische Vorrichtungen hin und her bewegt werden, indem man sie in Messing- oder Kupferkörbe packt, die an Ketten schwebend aufgehängt und mittels Kurbel und Lenkstange in Schwingung versetzt werden. Auf diese etwa 8–10 Minuten dauernde Vorbeize folgt ein Abspülen mit Wasser dadurch, daß man die Körbe aus dem Beiztrog in einen Wassertrog senkt und hierin ausschwenkt. Schnell in der Weise getrocknet, daß man die Bleche auf Ketten ohne Ende durch einen geheizten Kanal führt, werden sie, geschützt gegen den Einfluß der Luft, in eisernen Glühkisten 8 Stunden lang in Flammöfen einer Temperatur von 1000° ausgesetzt und nach langsamem Abkühlen durch polierte Walzen gelassen, sodann wieder durch ein sechsstündiges Glühen in Kisten bei 800° weich gemacht und endlich in schwacher Säure bei 60° fertig gebeizt. So vorbereitet, bewahrt man sie unter Wasser auf.

Das Verzinnen dieser Tafeln erfolgt in einem sogen. Verzinnherd, der aus einer Anzahl heizbarer Kessel besteht, welche die Bleche der Reihe nach zu passieren haben. Allgemein in Gebrauch gekommen ist hierzu der in Fig. 1 u. 2 im Grundriß und Längsschnitt dargestellte fünfkesselige Verzinnherd. In dem mit Gußeisenplatten belegten Mauerwerk sind 5 gußeiserne Kessel a, b, c, d, e so eingemauert, daß b, c, d, e besondere, in die Esse S mündende Rostfeuerungen haben, um jeden Kessel für sich auf die erforderliche Temperatur bringen zu können. Der Kessel a (Fettkessel) ist mit Palmfett gefüllt und empfängt von den Feuerzügen um b die zum Flüssighalten des Fettes erforderliche Wärme. Die Kessel b (Grobkessel), c (Bürstkessel) u. d (Durchführkessel) enthalten bis zu den untern Strichen (= =) Zinn und darüber bis zu den obern Strichen (+ + + +) ebenfalls Palmfett. Der Kessel e (Walzkessel) ist wieder mit Fett gefüllt, außerdem aber mit 5 Walzen versehen, die sich in der Weise drehen, daß die Bleche durch die vordern 2 abwärts geführt und durch die hintern 4 aus dem Kessel herausgezogen werden. Zum Verzinnen wird das Fett im Kessel a auf einer Temperatur von etwas unter 100°, das Zinn im Kessel b auf 300°–400°, im Kessel c auf 275°, im Kessel d auf 250°, das Fett im Kessel e auf 230–240° gehalten. Die aus dem Wasser genommenen Bleche gelangen nun vom ersten Arbeiter einzeln und zwar naß in a, bis sich hier 200 Stück angesammelt haben. Hierbei bedeckt sich das Blech unter Verdunstung des Wassers mit einer die Luft abhaltenden Fettschicht. Nach etwa 10 Minuten transportiert der Arbeiter mit einer breitmauligen Zange die Bleche in Posten von 20–30 Stück in den Grobkessel b und nach wiederum etwa 10 Minuten in den Bürstkessel c. Aus diesem hebt der zweite Arbeiter (Bürster) nach ebenfalls 10 Minuten 20 Bleche heraus, legt sie auf die Eisenplatte vv, faßt sie mit einer Handzange einzeln und bürstet sie auf beiden Seiten mit einer langen, in Fett getauchten Bürste. Ein dritter Arbeiter übernimmt die Bleche von dem Bürster, taucht sie einzeln in das [825] Zinn des Durchführkessels d und schiebt sie ebenfalls einzeln in das erste Walzenpaar der von Zahnrädern s angetriebenen Walzen h des Walzkessels e. Auf diese Weise gelangen die Bleche in das Fett, geben durch Abschmelzen das überflüssige Zinn ab und passieren, durch das in e sichtbare Hebewerk eingeschoben, in das polierte Doppelwalzenpaar, das sie mit hohem Glanz verlassen. Mittels Zangen gefaßt, werden sie auf einen Tisch abgelegt, darauf mit einem Wolllappen, Kleie und Kreide vom Fett gereinigt, sortiert und verpackt. Besondere Einrichtungen gestatten die Überführung des in e gesammelten Zinns nach d sowie des Fettes und Zinns von d nach c und von c nach b, so daß das Nachfüllen des Zinns in d erfolgt und das Blech zuletzt das reinste Zinn und Fett passiert. Im Handel unterscheidet man nach der Güte B-Blech (Brillantblech), W-Blech (Brillantblech zweiter Auswahl; Waster-Ausschuß), WW-Blech (Brillantblech-Ausschuß), HB-Blech (Halbbrillantblech). Vgl. Stercken, Technik der Weißblechfabrikation, gekrönte Preisschrift (abgedruckt in den „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Berlin“ 1887).