Mandäische Liturgien/Qolasta/90
XC.
Im Namen des großen Lebens
sei verherrlicht das hehre Licht.
Ein Jünger bin ich, ein neuer,
der ich zum Ufer des Jordans ging.
Meinen Namen nahm ich mir auf das Haupt,
in mein Herz nahm ich mein Zeichen.
Mein Zeichen war nicht das Feuer,
nicht das Christus salbte.
Mein Zeichen ist der Jordan lebenden Wassers,
dem niemand gewachsen ist.
Er erwählt einen aus tausend,
aus zweitausend erwählt er zwei.
Er macht sie zu Kaufleuten,
die in der Tibil Handel treiben.
Sie handeln mit Lohn und Almosen,
darum leuchten sie mehr als Sonne und Mond.
Ich, zum Stamme der Seelen
kam ich, sic schickten und sandten mich hin.
Mancher kaufte meine Ware,
mancher hüllte sich ein und legte sieh hin.
Mancher kaufte meine Ware,
dann füllten sich seine Augen mit Licht.
Seine Augen füllten sich mit Licht,
und er schaut das Große im Hause der Vollendung.
Mancher kaufte nicht meine Ware,
sondern ging, hüllte sich ein und legte sich hin.
Sie waren blind und sahen nicht,
ihre Ohren waren ihnen verstopft, und sie hörten nicht.
Ihr Herz war ihnen nicht erweckt,
das Große zu schauen im Hause der Vollendung.
Da man sie rief und sie nicht antworteten,
wer soll ihnen antworten, wenn sie rufen?
Da man ihnen gab und sie es nicht annahmen,
wer soll ihnen geben, wenn sie darum bitten?
Sie haßten den Weg des Lebens
und liebten den Wohnsitz, den Sitz der Bösen.
Sie liebten den Wohnsitz, den Sitz der Bösen,
ja, nun sollen sie im Sitz der Bösen gefesselt werden.
Ihre Habe, ihr Gut
wickelten sie für sich in die Tasche ihres Gewandes.
Wenn sie ihr Haupt hochheben wollen,
stürzt man sie zu den Pforten der Finsternis hinab.
Ich rufe meinen Erwählten zu,
meinen Pflanzen, die sich am Jordan aufstellten.
Ich spreche zu ihnen:
„Meine Söhne, [wandelt] auf meinem Wege,
wanket nicht vom Damme ab.
Wer vom Damme abwankt,
stütze sich auf den Wegstein.
Wer von beiden abwankt,
der sinkt in das Ende der Welt“.
Du warst siegreich, Mandā ḏHaijē,
Guter, der du deine Freunde festigst.
Uns, die wir unsern Herm preisen,
wirst du unsere Sünden und Vergehen erlassen. —
Das Leben wird hochgehalten und ist siegreich,
und siegreich ist der Mann, der hierher gegangen ist.
Bis hierher reichen die Lieder und Hymnen für die Taufe, von hier nach unten hin sind die Lieder und Hymnen für die Totenmesse.