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Marodeure

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Marodeure
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 721, 723–724
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Beschreibung des Bildes von Wilhelm (von) Diez
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Bearbeitungsstand
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[721]

Marodeure.
Nach dem Oelgemälde von Professor Wilhelm Diez.

[723] Marodeure. (Mit Illustration S. 721.) Das Bild von Professor W. Diez ist ein stimmungsvolles Kriegsbild aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und erinnert uns an einige Kapitel in dem Roman: „Simplicius Simplicissimus“, der uns von dem wüsten Leben und Treiben jener Zeit ein treues Gemälde giebt. Damals zuerst bildeten sich aus zurückbleibenden Truppen jene dem Heere nachziehenden Räuberbanden, welche von dem französischen Worte „maraud“ (Schurke) den Namen Marodeurs erhielten. Raub und Plünderung, Mord und Brand war ihr traurig Handwerk; mit bewaffneter Hand führten sie das Werk der Verwüstung und Zerstörung aus: die Waffe des Kriegers ward bei ihnen zur Waffe des Räubers.

Unser Bild zeigt uns im Vordergrunde zwei dieser Hyänen des Schlachtfeldes. Der eine Marodeur hat eine Fahne erbeutet. Gewiß hat sich der schwerverwundete Fahnenträger noch zur Wehr gesetzt; denn der Beutemacher zeigt eine verbundene Stirn und hat sich wohl nicht ohne Kampf des Beutestücks bemächtigt. Der andere, dessen Kriegskleid sich zum Theil in traurige Lumpen verwandelt hat, schmaucht seine Thonpfeife mit einem gewissen Behagen; denn der Sack, den er auf dem Rücken trägt, ist reich an Beutestücken. Weiter hinten folgt ein lustiger Reiter auf einem geraubten Ackerpferde, das durchaus nicht kriegsmäßig ausgerüstet ist. Dieser improvisirte Kavallerist hat einen Mantelsack hinter sich, der jedenfalls für den Eifer spricht, mit welchem er Schlachtfelder und Bauernhöfe ausgeplündert hat.

Es folgt ein lustiger Zug dieser Heuschreckenschwärme, welche hinter der Kriegsfurie einher verheerend durch die Lande ziehen: ein Sittenbild aus einer wüsten Zeit. Die Kriege sind menschlicher geworden und die heutige Disciplin duldet nicht dies Räuberunwesen. Ganz [724] ausrotten läßt sich dasselbe freilich nicht, wenn es auch mildere Formen angenommen hat – und die Franzosen haben auch in diesem Jahrhundert in Deutschland kaum weniger barbarisch gehaust, wie jene Rotten des Dreißigjährigen Krieges, bei denen ihre Sprache zu Pathen gestanden.