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Martin Behaims Denkmal in Nürnberg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Franz Dittmar
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Titel: Martin Behaims Denkmal in Nürnberg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 749, 771
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[749]

Das Behaim-Denkmal in Nürnberg, entworfen von Hans Rößner.
Nach einer Photographie von Ferdinand Schmidt in Nürnberg, Burgberg 24.

[771] Martin Behaims Denkmal in Nürnberg, (Mit Abbildung S. 749.) Der Geograph Martin Behaim, der Verfertiger des ersten Globus, wird stets mit Ehren genannt, wenn die bedeutenden Männer aus der ehemals Freien Reichsstadt Nürnberg aufgezählt werden. Zwar hat das Alterthum bereits Darstellungen der Erde in Kugelgestalt gekannt; aber Martin Behaim hat diese verlorene Kunst aufs neue gefunden und damit die geographische Wissenschaft seiner Zeit bedeutend gefördert. Dies ist jedoch nicht sein einziges Verdienst, ja nicht einmal sein größtes. Er war es, der durch Verbesserung der Steuermannskunde den Seeleuten es möglich machte, sich von der Küste weg auf die hohe See hinaus zu wagen; er durchschnitt selbst auf schwankem Schiff den Ocean und betrat als Erforscher Afrikas Gegenden, die vor ihm nie eines Europäers Auge geschaut hatte; Martin Behaim ist mit der Entdecker des heutzutage so bedeutsam gewordenen Kongostroms. Damit hat er sich für alle Zeiten unvergänglichen Ruhm erworben.

Martin Behaim, 1459 in Nürnberg geboren, erhielt in seiner Jugend, obwohl zum Kaufherrn bestimmt, von dem berühmten Astronomen Regiomontanus Unterricht in der Himmelskunde. Gar bald mußte er in die weite Welt hinaus, 1479 sehen wir ihn bereits in Antwerpen Handel treiben. Kaufmännische Reisen führten ihn nach Lissabon, und hier wurde er veranlaßt, seine astronomischen Kenntnisse für den portugiesischen Seedienst zu verwerthen. Er wurde Mitglied einer wissenschaftlichen Kommission zur Verbesserung der Steuermannskunde, und bald darauf machte er als fachmännischer Begleiter des Admirals Diogo Cão im Auftrage des Königs von Portugal eine Entdeckungsfahrt entlang der Westküste von Afrika mit, deren Haupterfolg, die Entdeckung des Kongo, wir bereits erwähnt haben.

Reiche Ehren wurden dem Heimgekehrten in Lissabon zu Theil; König Johann II. schlug ihn eigenhändig zum Ritter des Christusordens, und noch in demselben Jahre 1486, verheirathete er sich mit der Tochter des flandrischen Edelmanns Jobst von Hurter, der als portugiesischer Statthalter an der Spitze einer vlämischen Kolonie auf der Azoreninsel Fayal stand. Martin Behaim lebte von jetzt an theils auf Fayal, theils in Lissabon; nur einmal rief ihn die Ordnung von Erbschaftsangelegenheiten auf ein paar Jahre, 1491 bis 1493, nach Nürnberg zurück, wo er seinen berühmten „Erdapfel“ auf Anregung und Kosten des Rathes herstellte und der Stadt als Andenken hinterließ. Dieser Globus ist noch vorhanden und im Besitz der v. Behaimischen Familie. Martin Behaims Tod fällt höchst wahrscheinlich in das Jahr 1506 (der von seinem Sohn gestiftete Todtenschild giebt, wohl irrthümlich, 1507 an); die Kirche der Dominikaner in Lissabon nahm die irdischen Ueberreste des im deutschen Hospital Gestorbenen auf.

Der Gedanke, Martin Behaim ein Denkmal zu errichten, stammt von dem ersten Bürgermeister der Stadt Nürnberg, dem Freiherrn O. von Stromer; die Durchführung des Gedankens nahmen die städtischen Behörden in die Hand. Der Schöpfer des vorzüglich gelungenen Standbildes ist Professor Hans Rößner in Nürnberg, der Erzguß wurde ebenfalls einem Landsmanne, dem Erzgießereibesitzer Professor Lenz, übertragen. Martin Behaim ist als Ritter des Christusordens dargestellt, an seiner Seite den wohlbekannten „Erdapfel“. Zwei allegorische Figuren, Sinnbilder des Handels und der exakten Wissenschaften, schmücken den Sockel, welch letzterer nebst Piedestal nach dem Modell von Rößner von Bildhauer Joh. Suter zur Ausführung gebracht wurde. Am 17. September, einem prächtigen Herbsttage, wurde das Denkmal in feierlicher Weise enthüllt. Die weihevolle Festrede hielt Professor Günther aus München, dem wir auch ein vortreffliches Werk über Martin Behaim (Buchnersche Verlagsbuchhandlung, Bamberg) verdanken. Franz Dittmar.