Meiner Heimath
Meiner Heimath.
Was ich am tiefsten lieb’ auf dieser Welt,
Ist meine Heimath, – ist mein Vaterhaus.
Wohl zog ich vor nicht allzulanger Frist
Erwartungsvoll in gold’ne Ferne aus, –
Sie hielt mir alles, was sie mir versprach,
Entrollte Wunder dem erstaunten Blick,
Doch fand mein Herz hier seine Heimath nicht,
Das blieb daheim, das dachte stets zurück!
Nicht reich an Reizen ist mein Vaterland,
Und zauberschön sah mich die Fremde an.
Hier lockte eines Bergsees tiefes Grün,
Dort strebten stolze Felsen himmelan,
Das Alphorn klagte sehnsuchtsvoll und tief,
Schneeweiß hob manches Berghaupt sich empor –
Fürwahr, es gab wohl Herrliches zu schau’n,
Wohin sich auch der trunk’ne Blick verlor!
Und hob sich vor Entzücken dann die Brust,
Und wuchs die Seele, all’ der Schönheit voll,
Hört’ ich ein leises Mahnen immer doch
Und wußte wohl, was es bedeuten soll:
Ihr grünen Wiesen, – all’ das weite Land, –
Du meiner Heimath einfach-ernst Gesicht, –
Du blauer Wogenzug am Ostseestrand, –
Des Nordens Kind läßt seine Treue nicht!
Voll Dank und Freude zog ich damals aus, –
Voll Dank und Freude kehr’ ich auch zurück.
Ein reich’ Erinnern bring’ ich mit nach Haus,
Das ist ein unverlierbar reines Glück.
Dir, schöne Fremde, sag’ ich meinen Dank,
Du botest reich mir deine Schätze aus,
Doch was ich lieb’ am tiefsten auf der Welt,
Ist meine Heimath, – ist mein Vaterhaus!
Marie Bernhard.