Aus Thüringens Waffenkammer
Aus Thüringens Waffenkammer.
Mit Zeichnungen von R. Starcke.
Weithingestreckt im Thale der muntern Lauter, dicht an der südlichen Abdachung des Thüringer Waldgebirges liegt die Stadt Suhl am Fuße des Domberges, gleich anziehend durch ihre herrliche Lage, wie bedeutsam durch ihre uralte Waffenindustrie.
Der älteste Nahrungszweig Suhls war allerdings nicht das Waffenschmieden, sondern die Salzgewinnung, welcher die Stadt auch ihren Namen verdankt; aber schon im 15. Jahrhundert wird urkundlich eines Eisenhammers zu Suhl Erwähnung gethan – der Bergbau auf Eisen ward hier bereits im 14. Jahrhundert erfolgreich betrieben, und da sich das gewonnene Material vorzüglich zur Herstellung von Harnischen, Schwertern und Hellebarden eignete, so dürfte Suhl schon damals eine hervorragende Rüstkammer Deutschlands gewesen sein. Als dann das Schießpulver erfunden wurde und die Feuergewehre ihren Einzug hielten, da war natürlich die Zeit der Panzer und Hellebarden vorüber. In Suhl jedoch besann man sich nicht lange, einer Neuerung, welche eine gänzliche Umänderung des Waffenwesens im Gefolge hatte, Rechnung zu tragen. Suhl und Lüttich werden als die ersten Orte in Europa genannt, wo man sich mit der Herstellung von Gewehren beschäftigte.
Die neue Wandlung ging jedoch sehr allmählich vor sich. Erst als Karl V. seine spanischen und italienischen Truppen mit der Muskete ausrüstete, kam diese Kriegswaffe allgemeiner zur Anwendung, und so erklärt es sich auch, daß erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts Urkunden und Berichte eine größere Bedeutung der Suhler Gewehrfabrikation erkennen lassen. Von jener Zeit ab jedoch verbreitete sich ihr Ansehen immer weiter und am Anfang des Dreißigjährigen Krieges stand es auf seiner höchsten Höhe.
Es konnte nicht ausbleiben, daß dieser schrecklichste aller Kriege den Thüringer Waffenschmieden einen geradezu glänzenden Absatz verschaffte. Aber auch die Kehrseite sollten sie kennenlernen. Nachdem bereits im Jahre 1631 kaiserliche Kriegsvölker alle vorhandenen Waffenvorräthe gewaltsam hinweggeschleppt hatten, erschienen am 15. Oktober 1634 unter Führung des Feldobersten Isolani Kroatenbanden raubend und plündernd vor Suhl und steckten es am folgenden Tage an allen vier Ecken in Brand. Bis drei Uhr nachmittags war der beste Theil der vorher so blühenden Stadt nur noch ein rauchender Aschenhaufen; in sieben Stunden waren 769 Bürgerhäuser, zwei herrschaftliche Gebäude, zwei Rathhäuser, drei Mühlen, ein Malzhaus, das Hospital, vier Eisenhämmer und Rohrschmieden, sämmtliche Schulen und Lehrerwohnungen, Pfarrhäuser und zwei Kirchen mit neun Glocken vom Feuer verzehrt, und nur noch einige fünfzig der Stadt entlegene armselige Hütten waren stehen geblieben.
Die Folgen dieses Unglücks waren fürchterlich; Mangel und üble Ausdünstungen erzeugten Seuchen, und viele Menschen starben an Hunger und Krankheit dahin, mit der alten Waffenindustrie war es scheinbar ganz zu Ende. Aber was der Krieg genommen hatte, das gab er auch wieder. Suhl erstand neu aus Schutt und Asche und die Ueberlebenden kehrten unverzagt zu ihrer Arbeit zurück. Und leider waren die Zeiten derart, daß nach Kriegswaffen immer starke Nachfrage herrschte; auch der Westfälische Friede hatte daran nichts geändert, denn allerwärts rüstete man sich aufs neue, und zahlreiche Bestellungen aus aller Herren Ländern brachten Suhl bald zu neuer Blüthe. „Fürsten und Herren kamen nicht selten in eigner Person dahin, weil die Gewehrfabrikation in Hinsicht auf ihre Ausdehnung und Großartigkeit einzig in Europa war,“ sagt ein Chronist.
Die Geschichte der Waffenfabrikation Suhls hängt eng mit der Kriegsgeschichte Europas zusammen; je toller es in der Welt herging, desto besser ging es den Suhlern, und wenn anderwärts die schonungslose Kriegsfurie wüthete und den friedfertigen Landmann um Hab und Gut brachte, dann hatte man in Suhl gute Tage, schmiedete neue Waffen und freute sich des lohnenden Verdienstes.
„Wat den Eenen sien’ Uhl, is den Annern sien’ Nachtigal,“ sagt Fritz Reuter – und hier traf dieses Sprichwort in aller Schärfe zu.
Nach dem Hubertusburger Frieden trat endlich eine lange Geschäftsstockung ein, die zu einer recht empfindlichen Nothlage führte; wohl schufen die Napoleonischen Kriege wieder Arbeit in Hülle und Fülle, aber es waren mittlerweile auch anderwärts zahlreiche Waffenfabriken errichtet worden, so daß Suhl sich diesem bedeutenden Wettbewerb gegenüber nicht mehr recht auf der alten Höhe behaupten konnte. Die Erfindung des Perkussionsschlosses brachte wieder etwas Leben, da hauptsächlich Suhl es war, welches zunächst Luxus- und Jagdgewehre mit demselben [274] ausstattete; aber der alte flotte Betrieb schien dahin zu sein. Da endlich half die preußische Armeeverwaltung. Sie drang im Jahre 1835 darauf, daß für die Ausführung ihrer Aufträge ein einheitlicher Fabrikbetrieb eingerichtet werde, worauf sich die mit Militärlieferungen betrauten Firmen zur Anlage einer richtigen Gewehrfabrik vereinigten, welche im Jahre 1838 eröffnet wurde. Hieran schloß sich im Jahre 1840 die Errichtung einer Lehranstalt für Militärbüchsenmacher, welche vom Staate bereitwillig und reichlich unterstützt wurde, so daß Suhl nunmehr wiederum in seinem alten Glanze sich sonnen konnte. Und nicht nur in Suhl allein, auch in den umliegenden Ortschaften, wie z. B. in Mehlis, Zella St. Blasii und Heinrichs, sowie in den Seitenthälern des Thüringerwaldes wurde die Gewehrfabrikation eifrig betrieben, und niemand dachte daran, daß dies einmal anders werden könne.
Schon aber stieg am Horizont die Wolke auf, welche der neuen Blüthe abermals verderblich werden sollte. In einem kleinen Städtchen im nördlichen Thüringen saß ein unbekannter Schlosser in seiner verschwiegenen Kammer und tüftelte – und was er sich ausgetüftelt und erdacht, das probierte er in seiner Werkstätte mit Feile und Hammer jahrelang geduldig aus. Es war eine großartige, neue Idee, und bald erfuhr es die Welt, daß der Schlosser Dreyse in Sömmerda ein Gewehr erfunden habe, das von hinten geladen und dessen geheimnißvolle Patrone mit einer Nadel entzündet werde; und sie erfuhr gleichzeitig, daß dieses „Zündnadelgewehr“ in der preußischen Armee eingeführt werden solle. Da der Erfinder selbstverständlich auch den Auftrag erhielt, die Anfertigung dieser neuen Gewehre zu übernehmen, so mußte Suhl sich seinen Absatz im Ausland suchen und an Sömmerda seine bisherige Führerschaft abtreten, welche dann wiederum nach dem französischen Kriege auf Mauser in Oberndorf überging. Daß auch dieser bereits wieder abgelöst ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Suhl aber gab seine Sache nicht verloren, wenn auch die Gewehrarbeiter vorübergehend recht schlechte, ja geradezu traurige Zeiten durchmachen mußten. Eine Industrie, welche seit Jahrhunderten von Vater auf Sohn sich vererbt hat, kann wohl zeitweise daniederliegen, aber nicht gänzlich untergehen, vollends nicht, wenn die Leiter derselben es verstehen, den Fortschritten der Zeit Rechnung zu tragen. Das ist auch in vollem Maße geschehen. Denn noch weit mehr als bei den Armeegewehren wechselten die Systeme bei den Jagdgewehren; ihre Zahl ist heute Legion, und selbst der erfahrenste Fabrikant würde dieselben nicht alle zu übersehen vermögen. Das aber ist der Stolz der Suhler Fabrikation, daß sie zur Zeit alle bekannten Systeme von Jagdgewehren umfaßt und ihre Erzeugnisse nach allen Weltgegenden versendet – auf diesem Felde hat sie ihren Weltruf nicht nur wieder hergestellt, sondern noch vergrößert.
Suhl ist gegenwärtig eine Stadt von ungefähr 12 000 Einwohnern, von denen sich reichlich die Hälfte mit der Gewehrfabrikation und ihren Nebenarbeiten ernährt. Es sind gegen sechzig Gewehrfabriken vorhanden, darunter drei große, welche Maschinenbetrieb haben, acht mittlere und über vierzig kleinere, welche theilweise in einfache Hausindustrie übergehen. Und gerade die letztere ist von größter Wichtigkeit, da sie die Anfertigung aller nur erdenklichen Arten von Schußwaffen ermöglicht, im Gegensatz zum Maschinenbetrieb, welcher nur bei der Herstellung größerer Mengen von gleichartigen Gewehren seinen Vortheil findet.
Die Anfertigung der blanken Waffen, welche ehemals neben der Gewehrfabrikation in Schwung war, hat mehr und mehr aufgehört, da Bajonette nicht mehr üblich sind und Säbel früher überhaupt nur nebenher gemacht wurden. Wir beschränken uns daher im folgenden auf die Schilderung der Fabrikation von Schußwaffen und bitten den Leser, mit uns an Ort und Stelle die Herstellung derselben sich anzusehen. Die freundliche Aufnahme, welche wir bei den Herren Gebrüder Meffert finden, giebt uns dazu die beste Gelegenheit.
Der wichtigste Theil jeder Schußwaffe ist der Lauf, der gegenwärtig fast ausschließlich aus Gußstahl angefertigt wird; das Material dazu wird zu Suhl in besonderen von der Gewehrfabrikation getrennten Rohrschmieden bearbeitet, in welchen die Rohre bereits annähernd auf das Kaliber gebohrt und außen, je nach der beabsichtigten Verwendung, entweder achtkantig abgefräst oder rund abgedreht werden. Die echten Damastläufe dagegen werden aus Belgien, vorzugsweise aus Nessouvaux und Trooz, bezogen.
Die roh zugerichteten Läufe werden nun zunächst durch eine Gewaltprobe auf ihre Haltbarkeit untersucht, um dann vom Rohrmacher zur Aufnahme des Verschlußstückes vorbereitet zu werden. Dieses letztere, ein sehr wesentlicher Theil des Gewehrs, welcher mit ganz besondrer Sorgfalt gearbeitet sein muß, wird lediglich durch Handarbeit hergestellt und von dem Systemmacher an den Lauf angepaßt. Danach wandert das Stück zum Monteur, welcher Schloß und Abzugsblech anpaßt, die nöthigen Schraubenlöcher bohrt und sodann alle Theile dem Schäfter übergiebt. In der Hand dieses Mannes fängt das Werk allmählich an, Gestalt zu gewinnen. Das rohe Stück Schaftholz wird mit Meißel, Messer und Säge ungefähr in die gewünschte Form gebracht, worauf die Eisentheile sauber eingepaßt und eingelassen werden. Zur Zeit wird zu Schaft und Kolben nur noch Nußbaumholz verwendet, welches man aus Italien, der Schweiz und der Pfalz bezieht; letzteres ist das beste. Hat der Schäfter seine Arbeit vollendet, namentlich auch den Schaft roh mit der Feile bearbeitet, „eingeschäftet“, dann geht das Ganze wieder an den Monteur zurück. Dieser vergleicht alle äußeren Schrauben auf ihre Genauigkeit, paßt die geschmiedeten Hähne auf, feilt sie aus und richtet das Schloß, den Abzug und die inneren Stahltheile zu, stellt also das Ganze fertig zum Gebrauch, nachdem mittlerweile der Lauf innen schußfertig gemacht worden ist. Dies geschieht bei den Schrotläufen, indem man sie glatt ausbohrt und schmirgelt, bei den Kugelläufen, indem man sie mit Zügen versieht, welche sehr vorsichtig mit dem Handbohrzeug eingeschnitten werden. Ist nun alles soweit vorgeschritten, dann wird das Visierzeug aufgesetzt, die Kugelform angepaßt und das Gewehr zum Schießstand gebracht, wo es zunächst mit einer anderthalbfachen Ladung auf die Haltbarkeit von Lauf und Verschlußstück erprobt und dann mit der Gebrauchsladung auf seine Leistungsfähigkeit in Bezug auf Streuung und Durchschlagskraft der Geschosse geprüft und eingeschossen wird. Die etwa vorgefundenen Mängel und Fehler werden hierauf beseitigt und das Gewehr wandert nunmehr noch einmal in die Werkstatt des Schäfters zum „Ausschäften“; Schaft und Kolben werden jetzt sorgfältig verfeilt und verputzt, mit feinem Sandpapier abgerieben, mit Bimsstein, Oel und Leder geglättet und mit Leinöl getränkt und poliert. Zu allerletzt kommt noch die sogenannte „Fischhaut“ an die Reihe. Man macht den Kolbenhals künstlich rauh, weil dies wesentlich zur sichern Handhabung des Gewehres beiträgt.
Soll ein Gewehr noch besondere Verzierungen erhalten, so wandern die einzelnen Stücke zum Graveur, der, ein Künstler in seinem Fache, die wunderbarsten und feinsten Zieraten in Gold, Silber und Elfenbein anzubringen versteht. Hat er seine Arbeit beendet, so kommt das Härten an die Reihe. Es werden zu diesem Zwecke die Eisentheile von acht bis fünfzehn auseinandergenommenen Gewehren vom „Einsetzer“ in einen großen eisernen Kasten so eingepackt, daß die stärkeren Theile nach außen, die schwächeren nach innen zu liegen kommen; die Zwischenräume füllt man, da jedes Stück abgeschlossen von den anderen liegen muß, mit gebrannter Lederkohle aus und bringt diesen sogenannten „Einsatz“ in ein Holzkohlenfeuer, wo er je nach seiner Größe zwei bis drei Stunden zubringen muß, bis er allmählich ohne Luftzutritt die Rothglühhitze erreicht hat. Nun wird der Kasten herausgehoben und schnell in einen großen, mit reinem kalten Wasser angefüllten Behälter ausgeschüttet, wobei jedoch sehr darauf geachtet werden muß, daß kein Theil den andern berührt, sich verbiegt oder zerschlägt, und daß keine Luft zutritt. Die Eisentheile erhalten durch diese Behandlungsweise einen höheren Härtegrad und eine schöne, dunkelmarmorierte Farbe; wird letztere mehr hechtgrau gewünscht, so bringt man die Stücke in verdünnte Salzsäure und hierauf in heißes Seifenwasser, wonach sie gut abgetrocknet und abgefettet werden.
Nun erst geht das Gewehr seiner endgültigen Fertigstellung entgegen. Sind alle Theile poliert, graviert und gehärtet, die Läufe gebräunt oder matt geschmirgelt, so werden sie in einer Werkstätte abgegeben, wo alles sauber gereinigt, nochmals nachgesehen und sodann zusammengesetzt wird.
Aber noch ist für den Fabrikanten nicht alles gethan. Er begnügt sich nicht damit, ein fertiges Gewehr einfach zu versenden oder auf Lager zu legen, er will sich persönlich von der Güte und Brauchbarkeit seines Fabrikats überzeugen. Er unterwirft daher sämmtliche Gewehre einer eingehenden Schießprobe, zu welchem Zwecke er sich seinen eignen, mit allen Erfordernissen der [275] Neuzeit ausgestatteten Schießstand hält. Ein fast ununterbrochenes Schießen ist darum auch das schon von fernher hörbare Wahrzeichen Suhls. Im übrigen steht auf Grund eines Reichsgesetzes vom 1. April 1892 ab die Haltbarkeit der Gewehrläufe und Verschlüsse noch außerdem unter Staatskontrolle, so daß dem Jäger volle Gewähr für unbedingt sichere Waffen geboten wird.
Es bleibt uns zum Schlusse nur noch übrig, einen Blick auf das Lager fertiger Schußwaffen zu werfen, wobei wir uns ungefähr einen Begriff von dem Reichthum an Gewehrarten machen können. Neben den zahlreichen Jagdflinten mit den mannigfaltigsten Verschlußsystemen fallen uns zunächst Doppelgewehre mit verschiedenem Kaliber auf. Es sind dies sogenannte Büchsflinten, für deren Schrotlauf man die alte weite Bohrung beibehalten hat, während der gezogene Kugellauf den Ansprüchen der Neuzeit Rechnung trägt und für kleinkalibrige Geschosse eingerichtet ist. Hat man auch bei unseren inländischen Jagdgewehren das Repetiersystem noch nicht eingeführt, so nähern sich ihm doch die dreiläufigen Gewehre, die sogenannten „Drillinge.“ Der dritte Lauf befindet sich unter den beiden oberen Läufen, an der Stelle, wo bei den alten Vorderladern der Ladestock steckte, und eine besondre Einrichtung des Schlosses ermöglicht es, daß zum Abfeuern der drei Läufe nur zwei Hähne nöthig sind. Je nach Wunsch und Bestellung sind entweder die beiden oberen Läufe weit und glatt gebohrte Schrothläufe, während der untere ein kleinkalibriger Büchsenlauf ist, oder sind umgekehrt die beiden oberen Läufe gezogen und der untere ein Schrotlauf. Diese Konstruktionen sind ganz neu und noch wenig bekannt.
Besondere Ansprüche stellen ferner unsere afrikanischen Kolonien, und man hat sich in Suhl beeilt, denselben gerecht zu werden. Noch vor wenigen Jahren hat wohl kein Mensch daran gedacht, daß unsere immerhin beschränkten Jagdverhältnisse sich derartig ändern würden, daß man auf „deutschem“ Gebiet Löwen, Elefanten, Rhinocerosse und andres Edelwild zur Strecke bringen würde. Für diese Löwenjagden nun sowie für die Erlegung der Dickhäuter sind besonders stark und schwer gebaute Gewehre erforderlich, da sie eine sehr kräftige Pulverladung aufnehmen müssen. So ein Elefanten-Doppelgewehr wiegt sechzehn Pfund, und das Geschoß sieht aus wie eine kleine Granate; es ist ein Stahlgeschoß mit Bleimantel und sitzt auf einer Pulverladung von fünfzehn bis zwanzig Gramm. Es ist selbstverständlich, daß man ein solches Monstrum von Gewehr nicht wie eine gewöhnliche Büchse handhaben kann, da der Rückstoß beim Abfeuern so stark ist, daß der Schütze selbst in Gefahr geräth; deshalb wird auch der Kolben in der Regel mit einer Guttaperchapolsterung versehen, welche diesen Rückstoß mildern soll. Uebrigens führt Suhl auch schnellfeuernde Präcisionswaffen für die ostafrikanische Schutztruppe.
Wir stehen am Schlusse unserer Wanderung.
Für alle, welche der geschilderten Industrie fern stehen, ist ein derartiger Besuch nicht nur höchst belehrend, sondern er wirkt auch erzieherisch auf uns ein. Zweierlei Empfindungen haben wir aus Suhl mit hinweggenommen: Respect vor der deutschen Arbeit und Achtung vor dem einfachen Arbeiter in der blauen Bluse, der da mit rauher, aber geschickter Hand so bewundernswerthe Dinge vollbringt. Möchte der Leser und das nachempfinden!
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