Melpomene/Band 1/037 Bei dem Grabe einer jungen Wittwe

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 147–148
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[147]

37. Bei dem Grabe einer jungen Wittwe.

Melod. XI.

1. Hier in diesem Grabe modert,
Ach zu früh vom Tod gefordert,
Zu den Würmer süssem Fraß,
Eine Wittwe, welche Jugend,
Reiz, Verstand und reine Tugend,
Und besondre Treu besaß.

2. Kaum war ihr der Mann entrissen,
Als mit Gram und Kümmernissen
Sich ihr treues Herz umzog,
Kein Vermögen, kein Vergnügen
Konnte ihren Schmerz besiegen,
Welcher Alles überwog.
[148]
3. Heisse Sehnsucht nach dem Gatten
Und vergebner Kummer hatten
Ihre Nerven abgespannt,
Bis ihr Herz, des Harmes Beute,
Hier, an ihres Gatten Seite,
Seine Ruhe wieder fand.

4. Nur der Wunsch: daß ihrer Liebe
Zeuge treu der Tugend bleibe,
Machte ihr das Leben süß,
Doch ihr Sehnen war vergebens,
Ganz zerfressen ihres Lebens
Zartes Band, und ach! es riß.

5. Doch es ward in jenen Höhen
Bei des Gatten Wiedersehen
Nun auf ewig angeknüpft. –
Weile hier, o Christ! und wehre
Nicht, wenn eine Mitleidszähre
Deinem nassen Aug entschlüpft.