Melpomene/Band 1/074 Bei dem Grabe einer Wöchnerin

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 234-236
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[234]

74. Bei dem Grabe einer Wöchnerin.

Melod. IV.

1. Hier stehen wir und beben
Vor Tod und Grab zurück,
Und Todesbilder schweben
Vor unserm düstern Blick.
[235]
2. Denn hier liegt eine Leiche,
Wer hätte dieß gedacht!
Gefällt wie eine Eiche
Im Sturm der Wetternacht.

3. Schon gab sich die Entzündung
In ihrem Leibe kund,
Da nahte die Entbindung
Sich der Entscheidungsstund.

4. Der Säugling lag entbunden
In ihrem Mutterschoos,
Allein nach ein’gen Stunden
Traf sie des Todes Loos.

5. Sie ward vom heissen Fieber
Durch innern Brand verzehrt,
Ihr Auge wurde trüber,
Und jede Kraft zerstört.

6. So rang sie mit dem Tode,
Es brach ihr Aug und Herz,
So wurde sie im Tode
Befreyt von ihrem Schmerz.

7. So wird es uns, ihr Brüder!
So euch, ihr Schwestern! gehn,
In Bälde wird uns nieder
Des Todes Sense mähn.

8. Seyd also stets bereitet
Auf einen guten Tod,
Und lebet fromm, und streitet,
Wenn euch Verführung[1] droth,
[236]
9. Und seyd ihr schon gefallen,
So stehet wieder auf,
Die Tugendbahn zu wallen
Durch euern Lebenslauf.

10. Dann mag er uns besiegen,
Der Tod, wir sterben gern,
Denn unsre Seelen fliegen
Empor zu Gott dem Herrn.

Anmerkung (Wikisource)

Jungs Errata (Bd. 2, S. 294) wurden in den Text eingearbeitet.

  1. korrigiert, im Original „Veürfhrung“