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Melpomene/Band 1/086 Bei dem Grabe einer frommen alten Frau

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 272–273
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[272]

86. Bei dem Grabe einer frommen alten Frau.

Melod. IV.

1. Hier ruht nach langem Leiden
Bockin Viktoria,
Die ihrem letzten Scheiden
Getrost entgegen sah.

2. Denn unermüdet wallte
Sie treu die Bahn der Pflicht,
Daß Gott ihr einstens halte
Ein gnädiges Gericht.

3. Der bangen Krankheit Schmerzen
Ertrug sie mit Geduld,
Bereute stets von Herzen
Der Sünden große Schuld,

4. Bis Gott durch hoches Alter
Und Krankheit sie berief;
[273] Und sie in Todes kalter
Umarmung sanft entschlief.

5. So wallen wahre Christen
Getreu den Tugend Pfad,
Sie fröhnen nicht den Lüsten,
Die Gott verbothen hat.

6. Dann können sie mit Freuden
Dem Tod entgegen sehn,
Wo alle ihre Leiden
In Freuden übergehn.

7. Laßt uns daher beständig
Uns treu der Tugend weihn,
Denn dieses ist nothwendig,
Wenn ihr wollt selig seyn.