Mißrathner Wein
O du ungetreue Zeit,
Der wir Lieder brachten,
Der wir durch Gesang und Klang
Zu gefallen dachten:
Willst, daß bänger, immer bänger
Lied und Lust verschmachten.
Denn der Weinmond bringt nun auch
Nichts als saure Trauben,
Seiner welken Lauben.
Nebel düstert unsre Träume,
Für die Särge fallen Bäume,
Statt zu frischen Dauben.
Ohne Rast und Reue.
Ward die Zeit ihm ungetreu,
Er ist der Getreue:
Heitre, glückliche Gestalten
Daß die Welt sich freue.
Finster nur und bänglich;
Ihre Klag’ und ihre Noth
Denn es ist ja ihre Habe,
Außer des Gesanges Gabe,
Fabelhaft, vergänglich.
Fühlt sie dies, dann jammert sie,
Und vor Schrecken sieht man sie
Kummervoll erblassen.
Sie verschmachtet, währt’s so länger,
Drum verlaßt sie nicht, ihr Sänger,
Gebt dem Leben Farb’ und Glanz,
Denn ’s wird immer gelber.
Heilet von der Starrheit Leid
Unsre Moseskälber.
Könnt die Zeit ihr nicht beschwören,
So bewahrt euch selber.