Minneklage

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Minnegruß Gedichte (1822) Sehnsucht »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern) am linken Seitenrand.
Textdaten
Autor: Heinrich Heine
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Minneklage
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 41-43
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1822
Verlag: Maurerschen Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
»Minnelieder« zyklus, II - Siehe auch Meine Kindheit
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[41]
Minneklage.


Einsam klag ich meine Leiden,
Im vertrauten Schooß’ der Nacht;
Frohe Menschen muß ich meiden,
Fliehen scheu wo Freude lacht.

5
Einsam fließen meine Thränen,

Fließen immer, fließen still;
Doch des Herzens brennend Sehnen
Keine Thräne löschen will.

Einst ein lachend muntrer Knabe

10
Spielt’ ich manches schöne Spiel,

Freute mich der Lebensgabe,
Wußte nie von Schmerzgefühl.

Denn die Welt war nur ein Garten,
Wo viel bunte Blumen blüh’n,

15
Wo mein Tagwerk Blumen-warten,

Rosen, Veilchen und Jasmin.


[42]

Träumend süß auf grüner Aue
Sah ich Bächlein fließen mild;
Wenn ich jetzt in Bächlein schaue,

20
Zeigt sich mir ein bleiches Bild.


Bin ein bleicher Mann geworden,
Seit mein Auge sie gesehn;
Heimlich weh ist mir geworden,
Wundersam ist mir gescheh’n.

25
Tief im Herzen hegt’ ich lange

Englein stiller Friedensruh;
Diese flohen zitternd, bange,
Ihrer Sternenheimath zu.

Schwarze Nacht mein Aug’ umdüstert’,

30
Schatten drohen feindlich grimm;

Und im Busen heimlich flüstert
Eine eigen fremde Stimm’.

Fremde Schmerzen, fremde Leiden
Steigen auf mit wilder Wuth,

35
Und in meinen Eingeweiden

Zehret eine fremde Glut.


[43]

Aber daß in meinem Herzen
Flammen wühlen sonder Ruh,
Daß ich sterbe hin vor Schmerzen –

40
Minne sieh! das thatest du!