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Mirakel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Paul Verlaine
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Titel: Mirakel
Untertitel:
aus: Gedichte von Paul Verlaine. Eine Anthologie der besten Übersetzungen. S. 55-56
Herausgeber: Stefan Zweig
Auflage: 2
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1907
Verlag: Schuster & Löffler
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Erscheinungsort: Berlin und Leipzig
Übersetzer: Richard Dehmel
Originaltitel: Bon chevalier masqué qui chevauche en silence
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: commons
Kurzbeschreibung:
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[55]
Mirakel.


Da kam ein stiller Reiter      mit Namen Unglück her;
der stiess in mein alt Herz mir      seinen dunklen Speer.

Mein alt Herz gab gar einen      trüben Auswurf Blut;
der ist auf der Haide vertrocknet      in der Sonnenglut.

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Mein Auge losch in Schatten,      ein Schrei ging aus mir aus,

und mein alt Herz erstarb mir      in einem wilden Graus.

Drauf hat der Reiter Unglück      seltsamlich gerastet,
stieg vom Pferd hernieder sacht      und hat mich angetastet.

Seine Handschuhhand von Eisen      fuhr in meine Wunde,

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indes er einen Bannspruch sprach      mit seinem harten Munde.


Und als mich also eisig      durchfuhr die Hand von Eisen,
ward mir ein neues Herz geboren,      da will ich Gott für preisen.

Ein Herz gar jung, gar rein und gut,      das schlug wohl sonder Fehle,
denn heller Gluten trunken      genas mein Blut und Seele.

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[56]
Aber schier geblendet      lag ich und glaubt’ es kaum;

wie Einer, dem die Herrlichkeit      des Herrn erscheint im Traum.

Da stieg der stille Reiter      wieder auf sein Tier,
und gab den Sporn, und jählings      hob er sein schwarz Visier

Und schrie, und jetzt noch fährt mir’s      durch mein Ohr wie Stahl:

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Hüt dich! so gnädig komm ich      nur Ein Mal! –