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Neue Art Bärenfang

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Neue Art Bärenfang
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 440
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[440] Neue Art Bärenfang. In der franz. Bergstadt Superbognerre, unweit Luchon, begaben sich neulich eine ziemliche Heerde Jäger um zehn Uhr Abends auf die Jagd, geführt von einem Arzte, der versprochen hatte, Goliath, den Schrecken der Umgegend (einen riesengroßen Bär), todt oder lebendig in die Stadt zu bringen. Sie sahen gar nicht wie Jäger aus, da sie nur mit eisernen Stangen und großen wollenen Decken bewaffnet waren. Der Zweck derselben ward einigen Mitgliedern der Gesellschaft erst bekannt, als sie ihre Dienste gethan. Mit den eisernen Stangen schloß man die Oeffnung der bekannten Höhle Braun’s, worin er des Nachts regelmäßig zu logiren pflegte, und da er fest schlief, setzte er auch den wollenen Decken, welche über die eisernen Stangen gezogen wurden, um die Höhle möglichst luftdicht zu verschließen, keinen Widerstand entgegen. Nachdem dies geschehen, ließ Dr. Peyot seine Waffe durch eine Oeffnung in die Höhle spazieren und wirken, Chloroform. Er war nach kurzer Zeit der Wirkung so gewiß, daß er Stangen und Decken wegnehmen ließ, und mit einer Laterne zu Goliath hineintrat, der sich nun ruhig beleuchten ließ, ohne in seinem fürchterlichen Schnarchen irgend nachzulassen. Auch hatte er nichts dagegen, als man ihn band und auf eine Tragbahre zog, und selbst, als er im Triumph durch die mitternächtlichen Straßen getragen ward, merkte er noch nichts von der Veränderung, die nun auf Lebenszeit mit ihm vorging. Schlafend und schnarchend ward er in einem Käfig untergebracht, wo er am folgenden Morgen sich lange brummend und bäumend umsah, ehe er sich entschließen konnte, sich in sein Schicksal zu ergeben. Doch sehr wild that er auch nicht, da der listige Doctor, der ihn im Schlafe seiner Freiheit beraubt, seine neuen Fesseln mit den Rosenketten der Liebe verband. Goliath Braun, bisher ein Junggeselle der Wildniß, fand in seinem Käfig ein Weibchen vor, welches Hirten mehrere Monate vorher eingefangen hatten. Goliath fand Wohlgefallen an seiner neuen Lebensgefährtin, er behandelte sie mit aller möglichen Zärtlichkeit, ißt und trinkt regelmäßig, legt sich frühzeitig zur Ruhe und steht spät wieder auf, so daß er allgemein als das Muster eines braven Philisters geachtet wird, der sich auch ohne Freiheit würdig zu benehmen weiß.