Noch einmal etwas vom Blumendünger

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Titel: Noch einmal etwas vom Blumendünger
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aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 599–600
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[599] Noch einmal etwas vom Blumendünger. Im Verlauf der letzten zwanzig Jahre haben die deutschen Versuchsstationen durch ununterbrochene Verbesserung der Untersuchungsmethoden festgestellt, daß alle grünen Pflanzen, von der einfachsten einzelligen Alge an bis zu den höchst entwickelten Dikotyledonen, in freier Natur von den vollständig desorganisirten Stoffen leben, welche die Atmosphäre, die Gewässer und der Boden ihnen darbieten. Die chlorophyllhaltige Pflanzenzelle steht zwischen den Gebilden der unorganischen Natur und denen des Thierreichs in einem wahrhaft wunderbaren Lichte, insofern sie in ihrem Inneren alle organische Materie erzeugt, aus welcher der Pflanzenkörper und auch der Thierkörper besteht; denn die Substanz des Pflanzenkörpers dient dem pflanzenfressenden Thiere zur Nahrung und dieses dem Fleischfresser. Alle die in dieses Gebiet einschlagenden Fragen wurden im Laufe der angegebenen Zeit experimentell erledigt, in der Absicht, durch Feststellung der materiellen Bedürfnisse der höher organisirten Pflanze, dem praktischen Feldbau mit Sicherheit lehren zu können, was Dünger sei, und dahin präcisirt, daß im großen Ganzen zur Ernährung der höher organisirten Pflanze nothwendig sind die vier Basen: Kali, Kalkerde, Talkerde, Eisenoxyd, ferner die vier Säuren: Kohlensäure, welche die Blätter ohne weiteres Zuthun von Menschenhand aus der Atmosphäre aufnehmen, Salpetersäure, Phosphorsäure und Schwefelsäure, welche die Pflanzen mit Hülfe der Wurzeln dem Boden und der Bodenflüssigkeit entziehen und für deren Wiederersatz der Landwirth ebenso sehr Sorge tragen muß, wie für den der genannten Basen; dazu noch das indifferente Wasser – im Ganzen also neun Oxyde. Vorausgesetzt, daß den Blättern behufs Aufnahme der Kohlensäure frische Luft genug zu Gebote gestellt wird, kann man alle übrigen noch erforderlichen Oxyde durch Auflösen von fünf Salzen in Wasser zu einer vollständigen Nährstofflösung vereinen, in welcher die Landpflanze ohne jeden Boden fortwächst und gedeiht. Die relativen Verhältnisse unter den einzelnen Salzen bleiben für alle Pflanzen dieselben, ertragen aber auch innerhalb gewisser Grenzen Abänderungen, ohne Vortheil und Nachtheil für die Pflanze.

Die Untersuchungen, von welchen hier die Rede ist, sind, wie man ersieht, bis zur neuesten Zeit Eigenthum der Fachjournale geblieben; sie finden sich vorzugsweise in der deutschen Zeitschrift „Die landwirthschaftlichen [600] Versuchsstationen“. Erst in den letzten Jahren sind Blumenzüchter darauf aufmerksam geworden, und es wird manchem derselben willkommen sein, die Vorschrift zur Mischung dieser Salze zu besitzen um das Salzgemisch in jedem Droguengeschäft sich herstellen zu lassen. Diese Vorschrift ist folgende: Man mischt das Pulver von vier Gewichtstheilen salpetersaurem Kalke mit einem Gewichtstheile salpetersaurem Kali, einem Gewichtstheile phosphorsaurem Kali, einem Gewichtstheile Bittersalz und einer äußerst geringen Menge eines Eisenoxydsalzes, am besten von phosphorsaurem Eisenoxyd.

Bei der Blumenzucht in Erde fällt dieses Eisensalz ganz weg, weil jede Erde viel mehr Eisenoxyd enthält, als die Pflanze bedarf; nur wenn die Pflanzen, ohne jeden Boden, in der wässerigen Lösung der Salze gezogen werden. ist der Zusatz des Eisensalzes geboten. Die Concentration der Lösung soll bei der Blumenzucht so beschaffen sein, daß ein Gewichtstheil von dem ganzen Salzgemisch in 2000 Gewichtstheilen Flußwasser enthalten ist. Auf 1000 Liter Wasser kommen also 500 Gramm oder 1 Pfund Salzgemisch.

Es besteht somit, wie in der Notiz Seite 56 „Gartenlaube“, Nr. 3, 1881, schon richtig angegeben, dieses Salzgemisch der Hauptsache nach in salpetersauren Salzen, wenn man blos die Gewichtsmengen in’s Auge faßt. Dabei aber ist zu bemerken daß bezüglich der Ernährung der Pflanze jedes der anderen Salze ebenso nothwendig ist, wie der Kali- und Kalksalpeter. Bei Benutzung der Pflanzensalze in größerem Maßstäbe ist daher zu rathen, Proben davon an einen Chemiker zur Analyse einzusenden und namentlich ermitteln zu lassen, ob die richtige Menge an saurem phosphorsaurem Kali und statt dessen nicht das gewöhnliche viel billigere phosphorsaure Natron vom Verkäufer benutzt worden ist.