O du mein Oesterreich –! (Tucholsky)
Dieser Text bedarf einer Überarbeitung. Grund: Scan einbinden - Walter Anton (Diskussion) 04:57, 22. Mär. 2021 (CET) — Scan kann erst 2025 bei Commons eingestellt werden, besondere Copyright-Regelung: Ablauf Schutzfrist erst 95 Jahre nach Erstveröffentlichung --Psittacuso (Diskussion) 21:51, 4. Jul. 2022 (CEST). Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. |
||
Zuletzt bearbeitet am 04.07.2022 (vor 902 Tagen) |
O du mein Oesterreich —! von Theobald Tiger
Wie mußt du es machen?
So mußt du es machen:
Jahrelang die Bauern aufhetzen,
jahrelang auf Straßen und Plätzen
und kein Wort davon, wer es eigentlich war,
der Oesterreich in den Kriegstaumel riß …
kein Wort von den Göttern der Finsternis …
Teuerung … Kirchenglocken … Tumult …
Wie mußt du es machen?
So mußt du es machen:
Den Proleten langsam den Weg verrammeln,
alle die Jahre Waffen ansammeln;
Kulaken,[2] die ihren Krieg verloren …
von deutschen Fascisten unterstützt,
von Pfaffen getrieben und ausgenützt …
Gegen den wiener Wasserkopf
Aus dunkeln Quellen fließt Geld — das wirds schaffen …
Übungen … Märsche … und Waffen und Waffen …
Wie mußt du das machen?
So mußt du das machen.
Marsch auf Wien! Auf sie mit Gebrüll!
Heimwehrdrohungen ohne Zahl —
aber immer legal, immer legal.
Schlagt die Juden tot! Oesterreich ist arisch!
Vorn ernste Verhandlungen mit Seipel[3] a. D. —
und im Hintergrund eine weiße Armee.
So kann man dem Arbeiter alles rauben.
Das sollten sich mal die Roten erlauben!
Europa brüllte den Hals sich wund.
Revolutionen erleben wir rings
von rechts — mit dem Vokabular von links.
Und so sind die fascistisch verkleideten Massen
Arm soll verrecken — aber reich bleibt reich.
O du mein …
o du mein Oesterreich —!