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Obermedicinalrath Dr. Bernhard von Gudden †

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Textdaten
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Autor: D. Th.
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Titel: Obermedicinalrath Dr. Bernhard von Gudden †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 500
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[500] Obermedicinalrath Dr. Bernhard von Gudden †. Am 7. Juni feierte Dr. von Gudden, der verdiente Direktor der großen oberbayerischen Kreisirrenanstalt in München, im Kreise seiner Familie seinen zweiundsechzigsten Geburtstag, wenige Tage darauf sahen ihn dann die Seinen zur Lösung einer verantwortungsvollen Aufgabe von sich scheiden – auf kurze Zeit, wie Gudden annahm und wie es die Familie hoffte, in der That jedoch für immer. Mit dem unglücklichen König Ludwig II. fand am 13. Juni auch Gudden in den Wellen des Starnberger Sees seinen Tod, nachdem er es vergeblich versucht hatte, den geisteskranken König zu retten.

Dr. Bernhard von Gudden.

Gudden wurde in den schönen Rheinlanden zu Cleve am 7. Juni 1824 geboren. Als der dritte von sieben Brüdern besuchte er die Schulen seiner Vaterstadt und ging nach vollendeten Gymnasialstudien auf die Universitäten Bonn, Halle und Berlin. Er hatte sich das schwierige Gebiet der Psychiatrie zum Specialstudium gewählt und begann seine praktische Thätigkeit an der Irrenheilanstalt zu Siegburg. Später wirkte er vier Jahre zu Illenau in Baden und nahm dann 1855 einen Ruf an die unterfränkische Kreisirrenanstalt Werneck an, mit deren Leitung er betraut wurde. Das Jahr 1869 führte ihn nach Zürich an die Universität und die neu erbaute Kantonalirrenanstalt.

Inzwischen hatte sich aber der Ruhm des bewährten Irrenarztes bereits so weit verbreitet, daß König Ludwig II. von Bayern ihn an die Hochschule nach München berief, und als nach dem Tode des Direktors Dr. Solbrig 1873 eine neue geeignete Persönlichkeit mit der Oberleitung der oberbayerischen Kreisirrenanstalt betraut werden mußte, da fiel die Wahl der königlichen Regierung auf Gudden. In dieser letzteren Stellung befand er sich auch noch, als die schwierige Aufgabe an ihn herantrat, deren Lösung durch den tragischen Lebensabschluß des königlichen Kranken wie des ihn behandelnden Arztes unmöglich gemacht wurde.

Die medicinische Wissenschaft und insbesondere die Irrenheilkunde verlor in Gudden einen ihrer hervorragendsten Vertreter; seine näheren Angehörigen aber, die Untergebenen, die seiner treuen Obhut anvertrauten Kranken betrauern in ihm einen Mann von den seltensten Fähigkeiten, dessen Energie und Gerechtigkeit ihm Achtung und Vertrauen, dessen wohlwollendes freundliches Lächeln ihm im Leben die Herzen seiner Kranken und eines Jeden gewann, der mit ihm verkehrte. D. Th.