Osterbrauch in Kärnthen

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Titel: Osterbrauch in Kärnthen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 236
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[224]

Osterbrauch in Kärnthen.
Originalzeichnung von F. Schlegel.

[236] Osterbrauch in Kärnthen. (Mit Illustration S. 224.) Im Jaunthal in Kärnthen, bei dem Dörflein Jaunstein, soll nach der Sage des Volkes zur Zeit der Heiden der Tempel einer Göttin gestanden haben. Jedenfalls glauben wir, daß die Fackelzüge, die dort alljährlich am Ostersamstage stattfinden, nicht erst in christlicher Zeit von den römisch-katholischen Priestern eingeführt worden sind, sondern noch aus der Zeit des römischen Götterkultus herstammen, den die Priester zur Verherrlichung ihres Osterfestes in ihr Programm aufgenommen haben. Wenigstens ist sonst ein Fackelzug um die Kirche in Kärnthen nirgends üblich. Ferner herrscht dabei eine ernste feierliche Stimmung und große Ordnung, während bei den weitverbreiteten heidnisch-germanischen Osterbräuchen, z. B. beim Feuerspringen und „Feuerradlwerfen“ nur Heiterkeit und Uebermuth walten. Die Römer aber verstanden es, auch ihren heitersten Aufzügen ein großartiges Gepräge zu geben.

Nach dem Gebetläuten versammeln sich die Fackelträger, Burschen, Männer und Greise, vor dem Dorfe und entzünden an einem großen Feuer ihre Fackeln, die aus langen Stangen bestehen, an deren dickeren Enden Bündel aus „Kienholz“ auf allerlei Weise befestigt sind. Dann schreiten sie paarweise in langem Zuge langsamen Schrittes der Kirche zu und singen in wendischer Sprache das Auferstehungslied, dessen Melodie dem Texte so schlecht angepaßt ist, daß wir meinen, einen Grabgesang zu hören, und nicht das freudige Siegeslied der erlösten Menschenseelen.

In größter Andacht, unter eifrigem Beten folgen die Frauen und Kinder den frommen baarhäuptigen Männern zur Kirche, um deren Mauern die Fackelträger ununterbrochen singend dreimal herumgehen. Dann aber stellen sich diese in Form eines Kreuzes auf und singen das vielstrophige Lied zu Ende; hierauf zerstreut sich die Menge ohne allen Lärm.

Unser Bild vergegenwärtigt den Augenblick, in dem sich der Feuerkreis löst, um in die Kreuzesform überzugehen. Einen herrlichen Anblick gewährt dabei die nächtliche Gebirgslandschaft, die Bäume voll Blüthenschnee und zarten Blätterschmucks – Alles magisch beleuchtet vom rothen Fackellichte … weiterhin die alte Kirche, ganz im Hintergrunde beschneite Bergesriesen, und darüber das leuchtende Sternenzelt.