Ostindianische Kriegsdienste/17. Kapitel

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Ostindianische Kriegsdienste
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Das Siebenzehende Capitul.
Was sich Anno 1660. begeben.

DA Wir nun auf die sechs Wochen zugebracht / und die Höhe vor der Insul Mauricius hatten / waren Wir sehr froh / weil es gemeiniglich grosse Sturm da gibt / und so man da glücklich passiret / die meinste Gefahr überwunden hat. Segelten deßwegen frölicher fort auf Die Passage gehet auf das Capo zu.das * Capo de bonn’ Esperance; aber des Wassers wurd Uns weniger gegeben / und weil jeglich Schiff zwey Pferd von Batavia einnehmen müssen / auf das Capo zu bringen / welche viel Wassers brauchen / ist jeglichen zwey Mutfies vermindert worden / da Wir zuvor zehen Mutfies hatten / das ist / so viel als eine Kanne oder Maas; daher denn kommen / daß Wir die Pferd so manchmahl verflucht / und endlich froh wurden / daß nur eines eine weile gestorben war / biß Wir das ander auch gar tod beten mögten; denn es alle Tag zwey Mutfies Wasser abgenommen hat.

* Herr von Mandelslo ist gar recht daran / daß dieses Africanische Vorgebürg / oder das äusserste Land / so sich gegen Africa in die See nach Suden erstrecket / den Namen bekommen habe von dem Portugäsischen König. (wie Herr Olearius dabey bemerket / Johanne dem Andern / König in Portugall[WS 1] / welcher im Jahr Christi 1495. selbiges am ersten aufsuchen lassen) Denn da Seine Leut am ersten unter den Europæern dahin kommen / und wegen grossen Sturms / so sich allhier zum alleröftisten mit solcher Violentz erheben / daß man meinen solte / es würde Himmel / und Erden / über einen Hauffen gehen / anfänglich die Sturm-Ecke genennet / [157] habe gedachter Ihr König gesagt: Man solte diesen Ort nicht Sturm-Eck: sondern das Haupt oder Anfang guter Hoffnung nennen / weil man hinter diesen wohl mehr / und bessere / Länder antreffen würde.

Ankunft auf dem Capo.Den ersten Martii sind Wir / mit der Hülf von GOtt / an das Capo gearriviret / mit drey Kranken / aber keinem Todten auf unserm Schiff / und haben die Pferd so bald ans Land heben lassen; Den andern Tag alle unsere Wasser-Fässer oben auf die Schiff bringen / und von Ober- und Unterbüttner wohl versehen lassen / und täglich wieder mit frischem Wasser anfüllen; bekamen auch alle Tag Ochsen- und Schaaf-Fleisch / und andere Erfrischung: dabey aber wurde auf allen Schiffen verbotten / auch Placardes angeschlagen / von diesen Heyden nichts zu kauffen / als etwan Straussen-Eyer / oder Fische: aber von grossen Tiehren / Kühen / Ochsen / Schaafen / nichts; wie auch keine Rhinoceros-Hörner / keine Elephanten-Zähn / bey Verliehrung aller Seiner Gage, oder Besoldung.

Diese Heyden werden genennet † Hottendot, fast Unmenschen / von Statur nicht groß / sehr dürr und mager / führen ein unannehmliche Sprach / wie wann Sie gluckten / als die Indianische Hahnen; sonst nackend / ausser daß um Ihren Leib ein Mäntelein von groben Schaaf-Fell tragen / und ein Trumm von Peltz davon / die Natur zu verhüllen. Wann man ans Land kommt / kommen Sie gelauffen / und schreyen Brocqua auf Ihre Sprach; das ist / Brod / und so Sie das erlangen / so tretten Sie mit den Füssen drauf / heben Ihre Schaaf-Fell auf / Sich besehen zu lassen / wie Sie conditioniret sind / als denen in Ihrer Kindheit der linke Testiculus ausgenommen wird. Ihr Zieraht ist / daß Sie Ihre blosse Leiber mit allerley Fett schmieren; daher Sie dann gewaltig übel riechen / und das Gedärme von den Schaafen brauchen Sie / Ihre Füsse mit umzuwinden / und wann Sie ein Schaaf schlachten / so nehmen Sie einen Theil des Gedärms / reinigen es von innligenden Unflat gar ein weniges / weil Sie es nur durch die Finger ziehen; denn legen Sie es aufs Feuer / und wann es eine kleine Weile darauf gelegen / nehmen Sie es wieder ab / und verzehrens / mit einem rechten Grauen zuzusehen.

Hottentotz sagt Iversen / Lib. IV. pag. 220. werden Sie genennet / weil Sie im Lustig-seyn / und Tantzen / immer ruffen Hottentotz, Hottentotz.

Sonsten was Ihr Leben und Wandel / Ihre Farb / und Gestalt / betrifft / kommen alle / die daselbst gewesen / fast in Ihrer Beschreibung überein. Man lese Herrn von Mandelslo / Lib. II. p. m. 147. seq. Jürgen Andersen / Lib. I. p. m. 5. seq. Volquard Iversen / Lib. IV. p. m. 220. Herport / p. m. 12. seq. Dieses wollen Wir mit Andersen Worten noch beyfügen / daß Ihrer zweyerley Sorten wären. Etliche nennten Sich Hottentotzmann, etliche Sulthaniman. Die Sulthanimanier sollen Panditen, und die leichtfertigste Vögel / seyn / welche / wegen Ihrer Missetahten / von den Königen im Lande Africa verjaget worden seyn. Die Hottentotzmann aber seynd Eingebohrne dieses Orts / wohnen in kleinen Hütten / als Schweins-Koben / oder teihls in Höhlen und Löchern / in Berge gegraben / in welchen Sie nicht ohne Gefahr ligen / wegen der grausamen Löwen / und andern wilden Tiehren / welche Ihre ärgste Feind seyn; müssen / wollen Sie des Nachts sicher schlaffen / ein Feuer um die Hütten her machen.

Ihre Religion.Man kann nicht wissen / * was Ihre Religion sey: aber frühe / wann es Tag will werden / so kommen Sie zusamm / und halten einander bey den [158] Händen / und tantzen / und schreyen auf Ihrer Sprach gegen den Himmel hinauf / daraus zu præsumiren / daß Sie doch von GOtt einige Wissenschaft haben müssen / wie Sie dann einsmahls Selbst gesagt / als man nach Ihren Glauben fragte: Sie glauben an den / der alles erschaffen habe / Himmel / Erden / Meer / und alles / was auf Erden sey.

* Es sagte zwar Herr von Mandelslo / und Jürgen Andersen / II. cc. Sie wissen weder von Gott / noch dem Teufel / fürchten Sich auch für nichts / als allein für Ihre grausame und schädliche Nachbaurn / die grossen Löwen / so allhier in grosser Anzahl sind / vor deren Einfall machen Sie des Nachts grosse Feuer um Ihre Läger herum. Es saget aber doch / neben dem seel. Reisenden / auch Herport / pag. 14. also: Ihre Religion oder Gottesdienst richten Sie nach der Sonnen / und den Mond / welche Sie verehren / und anbeten. Wann der Mond voll / oder neu / ist / so sind Sie die gantze Nacht beyeinander an dem Ufer des Meers / machen grosse Feuer / und tantzen darum mit einem grossem Geschrey / neben Ihren vielfältigen Spielen / mit Trummeln / und andern Instrumenten. Obbemelter Dapper gehet auch dahin. Es scheinet / schreibt Er / I. c. p. m. 627. daß Sie einigen Aberglauben an den aufgehenden neuen Mond haben. Dann wann dieser zu erst gesehen wird / kommen Sie gemeiniglich Hauffen-weiß zugelauffen / und bringen die gantze Nacht mit grossen Gejauchze / mit Tantzen / Springen / und Singen / zu / dabey Sie auch in die Hände klopfen / und etliche Wort hermurmeln. Bey dieser Freude haben Sie gemeiniglich einen Topf mit einem Fell steif überzogen / fast auf dieselbe Weise / wie die so genannten Rummel-Töpfe bey den Faßnacht-Spielen in Holland. Darauf schlagen Sie mit der Hand ohn Unterlaß. Neben diesen Spiel-Zeug haben Sie noch ein anderes / als ein Bogen gestaltet / mit einer Seite / und einer gespaltenen Feder-Spuhle / an dem einem Ende. Darauf blasen Sie / und es gibt einen Klang ohne Streichstock oder Fiderbogen / wiewohl Er nicht stark ist / ob Sie schon Ihren Athem starck genug ausblasen / und wieder einholen. Ja / man sihet auch zuweilen / daß die Frauen / und Kinder / vor aufgerichteten Steinen / niderknyen / und Sich neigen.

Sonst können Sie mächtig lauffen; deßwegen eben Pferd von Batavia dahin gebracht worden / eine Compagnia Reuter zu formiren aus unserer Soldatesca, die da an dem Capo ligen / weil Ihnen / den Heyden / durchaus nicht zu trauen ist; sintemahl Sie allerley Schelmstück anzurichten wissen. Holländer haben ein Forteresse auf dem Capo.Anno 1650. haben die Holländer erst ein † Forteresse dahin gebauet / bey welcher die Englische Schiffe / so daselbst anländen / Ihren Anker-Grund geben müssen / als einen Zoll.

Wie viel solches Forteresse nach dieser Zeit zugenommen / hat Volquard Iversen Selbst mit Verwunderung bezeichnet / dessen eigne Relation Wir abhören wollen. Er spricht aber / Lib. IV. p. m. 219. also: Als Ich allhier aufs Land gekommen / habe Ich mit Verwunderung angesehen die grosse Veränderung / so in dreyzehen Jahren vorgangen / wie die Holländer in wärender Zeit so trefflich gebauet; zuvor war nur ein Fortres, und ein Garten dabey / welcher um funfzehen Morgen Landes vergrössert ist / und ist eine zimliche Stadt darbey gesetzet / hat eine schöne grosse Kirche / und viel wohlgebaute steinerne Häuser / auf Holländische Manier; dann Sie brennen Selbst Kalk / und Steine / daselbst. Es gibt in der Stadt unterschiedliche Wirtshäuser / in welchen man wohl accomodiret werden kann / ist aber etwas theuer: für eine Mahlzeit funfzehen Stüber[WS 2] / auch wohl ein Marck Lübisch[WS 3]. Eine Kanne Braunschweigische Mumme[WS 4] einen Reichstaler[WS 5] / so viel gilt auch der [159] Spanische Wein; der Frantzwein gilt zwölf Stüber mehr. Brandwein und Arak[WS 6] kann man auch haben / aber noch einst so theuer / als in Holstein.

Es seynd viel Bürger / und Bauren / die Sich / aus allerhand Nationen, mit den Holländischen Schiffen hieher zu wohnen begeben / treiben Ihre Handthierung / und haben gute Nahrung darbey. Die Bauren bauen das Land / und gehet Ihnen wohl von Statten. Bauren / und Burger / haben Viehe / sonderlich Schaafe / und ziehen zu verkauffen an die Seefahrende / wenn Sie Verfrischung zu hohlen kommen: seynd meinst freye Leute / geben nur den Holländern einen leidlichen Tribut. Sie haben auch / ohne die Forteresse, welche mit gar vielen Stücken / und starker Guarnison besetzet / eine Schantz / in welcher Wacht gehalten wird / wie auch ein funzig Mann Reuterey / so Ihre Ställe ausserhalb der Vestung haben / um gute Aussicht zu haben. Wann die wilden Leute / oder Hottentotz, mit Ihrem Vihe / als Ochsen / Kühe / Schaafe / zu Kauffe bringen / und Sich von ferne præsentiren / so reiten etliche zu Ihnen / und begleiten Sie / so viel Sie von Ihnen zulassen wollen / zur Stadt / und Vestung / da wird dann gekaufschlaget / und bestehet nur im tauschen / daß Ihnen der Commendant für das Viehe / Tabac / Kupferne Ring / Gläserne und andere Corallen / Messer / Spiegel / und dergleichen Spiel-Zeug / gibt. Ich habe gesehen / daß der Commendant einst funzig Ochsen / und sechzig Schaaf / für so liederlichen Wehrt / welches nicht viel über zehen Reichstaler zu stehen kam / kauffte. Selbige that Er theils wieder aus an die Bürger / und Bauren / welche Sie halten / und an die Schiffe / so aus Europa, oder Indien / kommen / wieder verlassen. Wann andere Nationen, so nicht Holländer / allhier angelanget / müssen Sie Anker-Geld geben: auch Ihr frisch Wasser nicht umsonst schöpfen / und einnehmen.

Böse Tiehr darauf.
Löwen.
Es sind allerley Tiehr auf der Insul / sonderlich Löwen / derer zwey Häut in unsers Gouverneurs Hause hangen: davon einer von den Heyden mit einem Pfeil erschossen: der andere im Wald von einem wilden Schwein erwürget worden / das sich gegen ihn gewehret hat. Diese Schwein nennet man EisenschweinEisenschwein[WS 7] / und haben auf ihren Rucken eines Schuch lang schwartz / und weisse: aber mächtig harte Feder / daß man ein Loch mit in ein Tuch machen kann / oder Holtz / oder Zeug; wie dann die Schneider selbige an statt eines Pfriemen brauchen. Als nun gedachter Löw sich an das Schwein machte; dieses aber gegen ihn sich wehrte / und mit seiner Feder ihn in die linke Brust stieß / nahe ans Hertz / muste er sich zu tod bluten / daß man beyde tod beysammen funde; wie man ihn dann zum Wahrzeichen / Elephanten.
Straussen.
samt der Feder / noch sehen kann. Es gibt auch viel Elephanten daselbst / * viel Straussen / von derer Eyern Ich vielmahl gegessen hab / und einsmahls probiret / wie viel Hüner-Eyer in ein solch Straussen-Ey gehen / und aber befunden / daß sechs und dreissig solche in sich begriffen. In Holland hängen Ihre Eyer.es die Barbierer in Ihr Stuben / und haben gemeiniglich Ihre Baumwollen darinnen. Ich hab derer zwey gehabt / und vor das eine / auf Batavia / einen halben Reichstaler[WS 8] auszuschneiden gegeben / und als Ichs einsmahls aus meiner Kisten auslegte / sprang meine Meerkatze / die Ich auch hatte / und viel Künst kunnte / und Mir in India noch sechs Reichstaler[WS 9] davor gebotten wurde / Ich aber mit nach Haus zu bringen gedachte; Diese / sprich Ich / sprang auf die Kiste / und wurfs herab / daß es in Stücken sprang / worüber Ich also entrüstet wurde / daß Ich Sie dick abprügelte. Sie wurde mir aber krank / und bald darauf starb es / daß Ich also in doppelten Schaden kam.

[160] * In Cairo, meldet der dapfere Herr Führer / Seines Reis-Buchs p. m. 97. sollen derer auch viel seyn. Ein sehr grosser herrlicher / und starker / Vogel soll es seyn. Wann er den Kopf in die Höhe reckt / ist er wohl eines Mannes hoch / und höher / hat schöne Federn / ist ein sehr hitziges Thier. Eisen soll seine beste Speise und Nahrung seyn / so ers haben mag; sonsten gibt man ihnen Bonen zu essen; sie legen sehr grosse Eyer / die lassen sie nur in dem heissen Sande / in der Wüsten / ligen / so kreucht das Junge / wann es Zeit ist / von ihme selbst heraus. Sie werden meinstens in der Barbaria gefangen / allda macht man Gruben / und jagt sie darnach / wo sie dann in deren eine fallen / können sie nicht mehr heraus / werden also gefangen; dann sie sonst geschwind / wie ein Pferd / lauffen. Otto Dapper sagt gar / in Beschreibung des Reichs Monomotapa, daß sie darinnen so groß gefunden werden / als die Ochsen sind / p. m. 629. Die Völker in Numidien, woselbst sie in grosser Anzahl zu finden / braten gar das Fleisch / und essens / erstgedachten Zeugnus nach / p. m. 304.

Da Wir an dem Capo de bonn’ Esperance waren / traffen Wir das Schiff Erasmus an / welches vor dem Hafen / die Serdin Bai genennet / ankommen war / und viel Schaaf vor unsere Flotte mitgebracht / die der Herr Commandeur, Uns zum besten / von Batavia, nach-beschrieben hatte / wie Wir Uns dann in das Schaafs-Fleisch treflich legten / weil es gar zu wohl kam. Das Schiff Erasmus hat grosse Gefahr.Wunderliche Zeitung gabs Uns / in was Gefahr / nicht nur grossen Sturms[WS 10] wegen / es gestanden wäre / davon Ich besser unten sagen will: sondern ihres eigenen Volks wegen / und sich also verhielte:

Die Besatzung auf dem Capo will rebellirenDie arme Soldaten / als Holländische Besatzung daselbst / hätte Ihr Commandeur so hart und elend gehalten / als wanns noch geringer wären / als Sclaven und Leib-eigene. Beym Tag hätten Sie müssen Holtz hauen im Wald / und bey der Nacht noch Ihre Wachten versehen unausgesetzt. Uber welche harte Trangsahl etliche also wären desperat worden / daß Sie auf die im Schiff Erasmus einen Anschlag gefasset / Sie nieder zu machen / so Sie wieder ans Land kämen / und etwan im Holtz / daß Sie für Ihr dürftiges Schiff koppen würden / über der Mahlzeit wären; Nach diesen auf das Forteresse eilen / und Ihrem Commandeur auch danken / wie Ers um Sie verdienet hätte; Folgend andere der Holländer Frey-Leut gleicher weise tod schlagen / biß auf Ihre Weiber / die Sie zu Sich nehmen wolten. Wann das nun angegangen wäre / wolten Sie ein Canon-Schuß thun / und die Flaggen am Land wehen lassen mit halben Stengel / dadurch die übrige im Schiff Erasmus abnehmen würden / daß Sie / Schiff-Gebrauch nach / auch landen solten; und so dann dieses gleicher weise Seinen glücklichen Fortgang haben solte / wolten Sie auf das Schiff selbsten / und mit gesamter Hand nacher Angola, im Königreich Congo, als Ihrer Nachbaurschaft / Was die Schottländer gethan.gelegen / gehen / und das Schiff an die Portugäsen verkauffen / oder mit nach Portugall übergehen. Die aber solches Entreprise vorhatten / waren meinstenteihls Engel- Schott- und Irrländer / so Sich in Dienst begeben hatten / und nach damahligen Ihren anderer Lands-Leut zu Hausbegangenen Actionen, diß Orts agiren wolten. GOtt aber liesse es durch einen Die Conspiration wird entdeckt.Barbierer offenbahr werden / der es Ihren Commandeur entdeckte / welcher Sich darauf so fort zu Pferd setzte / und es denen vom Schiff Erasmus, die bereit im Wald waren / entdeckte / auch den Frey-Leuten geschwind wissend machte / auf dem Fall Sich bereit zu halten. Weil nun die Sach bey Zeiten ausbrach / ehe Jene ein rechtes Posto fassen kunnten / [161] wurde Ihr Principal, samt denen fürnehmsten Interessenten / geschwind ertappet / und vest verwahret / biß Wir mit unserer Flotte ankommen mögten. Da nun unser Admiral, und Vice-Admiral, ans Land fuhren / liessen Ihm die Gefangenen alsobald ein Schreiben überantworten / worinnen Sie zwar Ihr böses Fürhaben gestunden: Dabey aber bedeuteten / wie Sie die Extremität / und Unbarmhertzigkeit Ihres Commandeurs, dazu getrieben hätte. Als Soldaten hätten Sie sich verbunden / Holland zu dienen / (wie Sie es dann biß Dato redlich gethan hätten in allen Occasionen) und nicht als Sclaven / und noch elender gehalten / als Sclaven. Hofften demnach: Die Herren Admirals werden andern Respect haben. Wiewohl nun Ihr Commandeur meinte: Es solte Justice über die Soldaten gehalten werden / sahe doch unser Admiral, als ein verständiger Mann / weiter hinaus / und versprach Ihnen: Sie mit der ersten Flotte nach Batavia, dem General, mit einiger Commendation, und zu Ihren besten Glimpf / zu senden. Ihrem Commandeur aber Selbst remonstrirte Er Seine grosse Unbesonnenheit / mit dem Vermelden: So Ihm GOtt ins Vatterland helfe / wolle Ers bey der Compagnia judiciren lassen: Ob Er eines längern Commando diß Orts wehrt wäre; Verliesse auch / ehe Wir gar absegelten / ein Schreiben an den Herrn General zu Batavia, an welchen die Gefangene / je eher / je beser / abgeschickt werden solten.

Autors Gefahr.Weil Ich der Schottländer gedacht / will Ich hierbey noch anfügen / in was für Unglück / und wie nahe Ich um mein Leben / kommen wäre durch solch einem Schottländer. Als Wir vor Columbo lagen / hatte Ich einsmahls die Wacht in dem Lauffgraben / bey den Mortiers oder Feuermörßnern / mit vier und zwantzig Mann; Ein Schottländer aber war mit Seiner Compagnia auch commandiret / Namens Robert Kohl, ein Baumstarker Mann / der vier Menschen zugleich anfassen / und mit forttragen kunnte. Nun man aber die Schottländer damahls mächtig vexirte / weil Sie Ihren König verkaufft hätten / und Ich ohngefähr auch sagte: Er hätte gut machen! Denn Er gewinne doppelte Gages, eine von unserm Volk / den Holländern / und die andere von Seinen Landsleuten zu Haus / die Ihm schon Seinen Theil / von dem Blut-Geld über Ihrem König / aufheben würden / biß Er wieder heimkäme / entrüstete Er Sich also heftig / daß Er Mich schnell mit einer Hand in der Mitte anfassete / auf einen mit Steinen geladenen Mortier setzte / und mit der andern nach den Lunten griffe / und Mich mit in die Luft schiessen wolte / welches gewiß geschehen wäre / wo es GOtt nicht also gefüget hätte / daß eben ein anderer den Lunten weggenommen / Tabac damit anzubrennen; Sonst hätte Ich wohl in die Luft / oder in Columbo, gemust. Er bekam aber Seines Frevels einen vedienten Lohn / weil Er zwey Tag hernach aus der Stadt tod geschossen wurde / da Er aus einer Pravade Sich zu bloß gab / und die Besatzung agiren wolte.

Als nun / wie bemeldet / das Schiff Erasmus sich mächtig beklagte / was es für eine böse Reiß von Batavia, und sechs und dreissig Mann tod / gehabt hätte / auch mit Victuaille schlecht versehen wäre / ohne dieses alles mächtig lück / Schiff Erasmus wird reparirt.und sich nicht getrauen könnte / mit nach Vatterland zu gehen / zumahlen es nur noch einen Zimmer-Mann hätte / die andere alle durch den Tod verlohren / liesse Unser Admiral alle Schiffer / und Kaufleut / [162] ans Land citiren / und gab Ordre, daß von Unseren neun Schiffen jegliches vier Mann geben solte / ingleichen etwas von Holtz / von Victuaille, von Zimmer-Leuten / damit überall Hülf geschehe / das Schif Erasmus mitzubringen / welches ein Jahr vorher schon hätte heimkommen sollen.

Den zwölften Martii haben alle Schiff ihr Wasser schon gehabt / und fuhr des Volks noch alle Tag die Helft ans Land / auf zwey / drey / Tag da zu bleiben / Holländer lassen durch Ihre Bauren das Land auf dem Capo bauen.und bey den Bauren / die aus Holland dahin kommen sind / mit Ihren Weibern / und Kindern / sonderlich Fisch zu kauffen. Die Ost-Indianische Compagnia hat es dahin verschaffet / das Land zu bauen / und anzusäen / und sind in die dreissig / die da Ihr Haus-Wesen haben / eine halbe Meil von dem Forteresse: aber weiter dürfen Sie Sich / der Heyden wegen / der Hottendot, † nicht wagen. Also aber ist es bey der Compagnia verordnet / daß Sie zehen Jahr in India zubringen müssen / ehe Sie wieder heim dürfen; dergleichen auch ein anderer thun muß / der Sein Weib mitnehmen will / da hergegen eine ledige Person nur auf fünf Jahr versprochen ist / was Soldaten sind: Die Boots-Gesellen drey Jahr / die Reiß aber hin und wieder nicht mitgerechnet.

Warum es nicht zu wagen sey / hat unter andern Jürgen Andersen / Lib. I. pag. 6. die Ursach gesetzt / die Er Selber erfahren hat. Als zwantzig Personen der Unserigen das Rivier hinauf fuhren / um zu fischen / liessen Sich an der einen Seiten des Riviers von Ferne bey zwey hundert Stück von den Barbarischen wilden Leuten sehen; Und indem unsere Leute / um das Netz zu ziehen / am Strande giengen / kamen die Wilden geschwinde herzu gelauffen / ertapten der Unserigen zweene / welche nicht schwimmen / und Sich ans Both / so mitten im Revier hielte / zu kommen getraueten / eileten mit Ihnen ein Stück Weges vom Strande / zerhieben Sie jämmerlich. Wir konnten den armen Leuten nicht zu Hülfe kommen / weil keiner ein Gewehr bey Sich hatte: Sie sahen nur / wie Sie Sich Selbst salvireten / und mitten im Strom / da Sie sicher waren / herunter ruderten / dann die Wilden haben kein Bote. Die Unmenschen satzten Sich in einen Kreiß herum / theilten die zerstückten Menschen unter Sich aus / frassen Sie rohe / samt dem Eingeweide / auf.

Den 15. Martii kam Ordre, daß alles / was zu Land war / und die Passage nach Haus nehmen wolte / Sich auf die Schiffe verfügen solte / worauf Harter Wind auf dem Capo vom Tafel- und Löwen-Berg.Wir unsere Reh und Stengel strichen / wegen des allzeit zu Mittag harten Winds / der zur See / und vom Land / kommt / nur auf ein Stund lang / und von zweyen hohen Bergen auf dem Capo, deren einer / der gröste / den man für den Wolken / mit welchen er stets bedeckt ist / nicht recht besehen kaß / der Tafel-Berg heiset / recht formiret wie eine Tafel / doch länger; als breiter / und so gewaltigen Wind gibt / daß eines nicht anderst meinen solte / es müsse Schiff / und alles / über und über gehen; weßwegen es auch mit drey Ankern gehalten werden muß. Der ander Berg wird genennet der Löwen-Berg / unter jenem ligend / zur rechten Hand / wann man an Hafen will / allerdings formiret wie ein Löw.

Wir bekamen wohl eine Lust / auf den Tafel-Berg eine Reis zu thun; es wolt es aber die Zeit nicht leiden. Allein / wie mein werther Freund / Herr Johann Jacob Merklein[WS 11] / der gemeltem Compagnia, um fast selbige Zeit / vor Barbierer gedienet / es befunden / und schriftlich überschicket / Etliche versuchten[WS 12] / auf den Tafel-berg zu kommen.weil es wehrt zu lesen / will Ich beyfügen. Es stimmeten / schreibt Er / unserer neun auf dem Schiff zusammen / und vermassen Uns gegen dem

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Capitain zur Recreation, oder vielmehr aus Fürwitz / den Tafel-Berg / welcher nicht sehr weit vom See-Strand / und einer sonderlichen Höhe war / zu ersteigen. Wiewohl nun der Capitain, Uns des Morgens bey Zeiten ließ ans Land setzen / so brachten Wir doch den gantzen Tag beynahe zu / ehe Wir selb fünft hinauf kamen; dann die andern vier / nicht weiter kommende / seyn unter Wegs wieder umgekehret. Als Wir aber eine kurtze Zeit darauf gewest / und kaum ein grosses Feuer / unserer Abrede gemäß / gemacht / und mit ein wenig Wassers / welches die Feuchtigkeit der Wolken / in den hohlen Steinen hinterlassen / Uns erquicket hatten / vermerkten Wir / daß auf der andern Seiten des des Gebürges / eine dicke Wolken hergezogen kame. Wie es Ihnen ergangen.Weil Wir dann zu förchten hatten / dieselbe mögte auf dem Tafel-Berg / wie vormahls oft geschehen / ligen bleiben / als musten Wir / die Nässe / und Kälte / förchtende / Uns wiederum herab begeben. Als aber unterdessen der Abend einfiel / und Wir vermeinten / noch biß an unser Schantz zu kommen / und derwegen zimlich eileten / traff Mich das Unglück / daß Ich von einem gehen Felsen herunter fiel / und den linken Arm / disclocirte; derhalben Wir nohtwendig denselben wiederum einrichten / und / als Uns unterdessen die finstere Nacht überfiel / daselbst verbleiben / musten / wiewohl in grossen Furchten vor den Löwen / und andern Ungetiehren / derer sich zwischen den Gebürg viel aufhielten / und kam Mir wohl zu statten / daß Ich Selbst ein Chirurgus war; sonst hätte mein Arm / die Nacht über / uneingerichtet bleiben müssen; Nachdem Wir also den Lohn unserer Vermessenheit hatten empfangen / kamen Wir des andern Tags wiederum zu Schiffe.

Den 16. Dito gieng alles vom Land zu Schiff / und wurde wieder angefangen [164] Die Gefehrtschaft schicket sich wieder zur Abreise.Stengel / und Rehe / aufzuwinden / und die Wände vest angesetzet / die Wasser-Fässer / und was von nöhten war / herbey gebracht / Schaafe / und auf jeglich Schiff vier Kühe / verschaffet.

Den 17. und 18. muste alles arbeiten helfen / das Schiff in seine rechte Form zu bringen / von unten biß oben gesäubert; Den folgenden neunzehenden wurden die Segel angeschlagen / und noch selbigen Tag das Scheid-Mahl gehalten. Am Abend kam unser Admiral, und Vice-Admiral, Schiffer / und Kaufleut / und wurde befohlen / unsere Anker / biß auf einen / zu winden / den 20. im Namen Gottes zu passiren.

Cours gehet auf die Insul Helena.Darauf gieng es unter Segel / und Wir dachten zwar erstlich auf die * Insul St. Helena zu gelangen / wohin gemeiniglich die Ost-Indianische Flotte angeloffen / die eine geraume Zeit unbewohnt war; Weil Wir aber vernahmen / daß sie jetzt von den Engelländern besetzt war / wolte sichs nicht für rahtsam befinden. Von dem Capo ligt sie nur drey hundert und funfzig Meil / und man hat dahin einen guten Passage-Wind / wie denn Schiffe sind / die es in zehen Tagen übergesegelt haben.

* Weil auch von der Insul Helena der seelige Reisende ein weniges hat / soll an Seiner Statt Herr von Mandelslo reden. Seine Wort aber sind / Lib. I. p. m. 166. diese: Was die Insul S. Helena betrifft / liget dieselbige unter dem 16. Grad / 12. Minuten vom Æquatore, hat sehr hohe Felsen / welche biß in die Wolken gehen / daß man sie von ferne wohl sehen kann; wird fünfhundert und funfzig Meilen von Capo bone Esperance gerechnet; soll sechs Teutscher Meilen[WS 13] im Umgreiß begriffen seyn. Die Berge sind meinst mit Busch / und Bäumen / bekleidet / es gibt in denselben Eben- und Frantzosen-Holtz[WS 14]; sie wird aber von niemand bewohnet. Man saget / daß die Portugiesen die ersten gewesen / welche diese Insul ausgesuchet / und ihr den Namen S. Helena gegeben. Und weil Sie gesehen / daß dieser Ort sehr gesunde Luft / und schön fett Erdreich / hatte / haben Sie vielerley Samen von Kuchen-Gewächsen / und andern wohlriechenden Kräutern / ausgestreuet / auch Kern von Baum-Früchten hin und wieder gestecket / welche bekommen / und sich nunmehr weit ausgebreitet / daß man selbige / zu Verfrischung / häuffig haben kann. Man findet auch allhier sehr viel Citronen / Pomerantzen / Granaten- und Feigen-Bäume / welche durch das gantze Jahr viel / und herrliche / Früchte geben. Dann man soll niemahls / zu welcher Zeit auch die Schiffe ankommen / die Bäume ohne Früchte finden. Von allerhand Wild / Thieren / und Vögeln / ist die Insul erfüllet / insonderheit es viel Räphüner / und Fasanen / Tauben / und Pfauen / und eine unzählige Mänge Meven / welche auf den Klippen nisten. Vom Gebirge lauffen drey Principal- Ströme ab / welche klar / und gesund / Wasser geben. In demselben / und um der Insul herum / gibt es sehr viel / und gute Fische / von allerhand Art. Es werden auch daselbst grosse Wasser-Schlangen gefangen / welche die Holläner essen sollen. Eusters[WS 15] und Muscheln / welche einen guten Geschmack haben / werden auch an den Klippen häuffig gefunden. Es ist ein solcher gesundert Ort / daß / wann die Seefahrende Kranken allhier ausgesetzet werden / in kurtzer Zeit wieder genesen / und zu Kräften wieder kommen können.

Die Flotte landet da nicht anEs gibt allerley gute Früchte daselbst / als Feigen / Citronen / Granaten / Limonien; auch allerley Tiehr / gute Fisch / sonderlich viel Geiß / und Böck; auch viel Schwein / die kann man nicht wohl bekommen; ausser wann mans mit Hunden jagt / derer acht / neun / zehen Stück / sonst jegliches Schiff von der Compagnia mitführet; Wir auch zuvor zwölf Stück allein [165] auf unserm Schiff hatten; Aber / weil Wir nicht daselbst mitlanden solten / auf dem Capo gelassen haben / um des gewaltigen Unflats willen / den sie in die Schiff machen / und Jungen oft einen gantzen Tag nichts thun dürfen / als nur fegen / und wischen. Sonst / wann unser Volck die Jagt angestellet / muste die Helft um die ander / acht Tag / auf der Jagt seyn / Tag / und Nacht. Aber es ist böß ans Land zu kommen / und muste unsere Flotte so lang da bleiben / biß die letzte Schiff von Batavia gar ankommen waren / welches sich in die sechs Wochen verzoge.

Den 8. Aprilis passirten Wir die Insul gegen der Lineam[WS 16] zu / und die Sonn stund Uns gerad über dem Kopf; daher es dann mächtig ungesund ist zu segeln. Ich hab es Selbst probiret / und ein Messer auf das Schiff gesteckt / welches keinen Schatten von sich geworfen hat.

Auf der Linea gibts keinen Schatten.Im Monat Maji haben Wir auch die Lineam passiret / und nur drey Tag darinnen zugebracht / da sonst manche Schiff / um grosser mächtiger Wind-stille wegen / acht / biß neun / Wochen haben ligen müssen / mit vielen Kranken / und Toden / derer Wir nur zwey hatten. Von dar an gieng es muhtig nach der Die Graas-See.Graas-See[WS 17] zu / und liessen Wir Uns dunken: Wir stünden schon mit einem Fuß im Vatterland; wie Uns dann Gottes Güte so gnädiglich angesehen / und vätterlich geholfen hat / daß in vielen Jahren keine Flotte so glücklich arrivirt war / als eben die Unserige.

Als Wir nun etlich Tag unter Segel waren / kamen Wir in die Graas-See / die / wann man recht darinnen ist / so grün aussihet / als nimmermehr die allerschönste Wiesen / weil man fast kein Wasser sihet / und spüret. In etlichen wenigen Tagen haben Wir die Graas-See auch passiret / gegen Hittland[WS 18] zu / welches Wir umsegelt auf zwey und sechzig Grad der Norden / Engelland / Schottland / und Irrland / umloffen / darfür Uns drey Monat-Sold von Unsern Herrn im Vatterland geschenkt worden ist.

Die Gesellschaft trift ein Frantzösisch Schiff an.Da Wir auf vier und funfzig Grad der Norden kommen / begegnete Uns ein Frantzösisch Schiff / dabey Unser Schiff West-Frießland war. Unser Admiral thät darauf einen Schuß / zum Zeichen / daß es sich nähern solte; zu den Ende Unser Vice-Admiral Sein klein Poot löste / zu jenen Admiral zu fahren / und weil Ich für mein Person auch gern etwas neues hören wolte / setzte Ich Mich ein / und wie Wir zu unsern Admiral wieder kamen / kam ein Schiffer von dem Frantzöstschen Schiff eben auch an / von dem Wir fragten / wo Sie herkämen / und wohin Sie wolten / auch was Sie innhätten? Sie antworteten aber / daß sie von Roschell[WS 19] kämen / und nach der Insul Neff[WS 20] wolten / Cabele[WS 21] (ist ein Art von Fischen) zu fangen / und eingesaltzen in Selbiges erzehlt der Compagnia allerley Neues.Frankreich zu führen. Fragten dabey: Ob Sie kein France- Wein hätte? Sie sagten aber: Zwey Monat wären Sie schon unter Wegs von Roschell / und hätten stets Contrair-Wind[WS 22] gehabt / deßwegen wenig Wein übrig / dessen Sie hoch benöhtigt wären / wann Sie auf die Insul Neff kämen / weiln Sie stetigs im Wasser seyn müsten / um zu fischen; Unserm Admiral aber / und Vice-Admiral, theilten Sie ein wenig mit; erzählten dabey die Neue Zeitung / daß der Junge König in Engelland wäre wieder eingesetzet worden / und Schweden mit Dennemark Fried hätte: Der Türk aber wäre mächtig stark zur See / mit vielen Raub-Schiffen / vor denen Wir Uns vorsehen solten / worauf Wir unser Holtz ins Meer wurfen / und zu fechten allerdings bereit hielten.

[166] Nur ein Stund wirds Nacht.Vierzehen Tag waren Wir unter Segel / auf die obermeldte zwey und sechzig Grad Norden / da es mächtig kalt wurde / und Wir zehen Tag aneinander Liecht hatten / daß Wir in einem Buch lesen / oder auf dem Bret spielen / kunnten; dann die Sonne nur eine Stund untergangen war / daß ein klein wenig finster wurde; dabey dannoch unterschiedlich / wüst und neblicht Wetter wurde / biß Wir vorbey Sud-warts / den 5. Julii 1660. auf Fero[WS 23] gesegelt / Die Compagnia trift Ihre Landsleut wieder an.woselbst Wir in die achtzig Hering-Fischer in der See antraffen / durch welche Wir mit guten Westen-Wind durchstrichen. Nahe am Hafen fanden Wir unsere Creutzer / oder Convoy, zehen Schiff stark / die auf die sechs Wochen da gelegen / und auf fünf Gallionen, neben allerley Victuaille, für jeglich Schiff einen Lotz mitbrachten / die die Schiff in den Hafen locirn oder bringen / dessen Wir sehr froh wurden / die Wir von den fünf Gallionen reichlich tractirt wurden / mit gutem Rotterdammer-Bier / frischem Brod / Speck / Fleisch / Käß / Butter / wiewohl Wir es anfangs wenig recht geniessen kunnten / weil unsere Mägen solche Speisen nicht wohl annehmen wolten / welches denen dagegen desto besser kame / die solche Schiffe / nach Holländischer Manier, zu lösen pflegen. Dann es ist so gewöhnlich / daß / wann die Flotte aus Indien kommt / so kommen die Eltiste Herrn von der Compagnia an die Heisen einander willkommen.Schiffe / und heisen die Ankommende willkomm / und bedanken Sich der treu-geleisteten Dienst / entschlagen Sie darauf Ihres Eyds / die dagegen Ihrer richtigen / und ehisten / Bezahlung gedenken. Nach gethaner Versprechung setzt mans zu Land / und kommen andere Schiff-Gesellen / die man die Schauer heiset / auf die Schiff / welche alsobald die Segel abschlagen / die Stücke lösen / und wieder laden. Was Sie alsdann noch vor Victuaille darauf finden / ist Ihr / wie Sie dann / was Speisen antrifft / von unserm Schiff einen grossen Vorrath fanden: aber von Trank desto weniger; sintemahl Wir / es wolte / oder wolte nicht / dennoch das Rotterdammer-Biers nicht viel überliessen / in Betrachtung / daß unter Wegs / Wasser und Quellen werden hoch gehalten.und in Indien / Wir kaum Wassers genug gehabt hatten / wie Wir dann oft pflegten zu sagen: So Uns GOtt wieder in unser Vatterland helfe / und Wir einen sehen solten / der † ein frisch Wasser verunreinigen würde / ob es schon auch die Natur erforderte / wollen Wir Ihn ins Wasser werfen; wie es dann auch in Holland öfters geschicht / daß die Schiffer / die in Indien gewesen / und solch einen antreffen / der eine Quelle / oder Bächlein / beschmeissen / ohn einiges Bedenken / hineinstossen / und aufs höchste verweisen / als eine grosse Sünde / die edle Creatur / derer zu geniessen in India / und Ihrer Reiß / Sie nicht so seelig werden kunnten / so von Hertzen Sie es wünschten / also verächtlich zu halten.

Oft schon gedachter Herport / der auch in Ost-Indien Sich versuchet / wie Er den Tropfen frisches Wassers heraus preiset: Also sind Seine Wort noch wohl würdig anzuhören. Da Sie an das Caput bonæ spei angelanget / spricht Er mit Freuden / pag. 10. seq. Dazumahl wurde das Wasser wiederum frey gegeben / welches dann unter Uns so eine grosse Freud verursachet / daß solches mit Worten nicht gnugsam auszusprechen / und auch keinem Menschen glaublich scheinet / wer es nicht erfahren hat; dann bißher mancher vor Seinem Tod gewünschet / nur noch einmahl gnug Wasser zu trinken / welches Er aber dannoch nicht bekommen können. Des andern Tags wurde der Boote / und die zwey Schaluppen ausgesetzt / und sind also dem Lande zu gerudert / allwo unser Schiffer / von dem Commandant auf der Vestung / [167] sehr wohl empfangen worden / der schickte Uns auch alsobald zwo Kühe; und sechs Schaaf / allerhand grün Kraut / als Köhl / und unter andern auch Rettich / welche Wir / aus grossem Lust und Begierden nach frischer Speiß / mit Laub / und Stilen / hinweg gessen / und das schöne frische Wasser / an Statt guten neuen Weins getrunken.

Den 6. Julii sind wir mit der Hülf des Höchsten vor Fliessingen angelanget / aber keinen Anker geschmissen / weil Wir nur noch eine Meil auf die Ree gehabt vor Der Autor kommt wieder zu Middelburg.Middelburg / wohin Wir noch Nachmittag selbigen Tags arriviret da Wir sechs / und ein halb Monat / unter Wegs gewesen waren / und von den Herren Principaln gewillkommet / Unsers Eyds entlassen / und Unsere Besoldung Uns versprochen worden sind; aber alle unser Kisten musten Wir dahinden lassen / die Sie Selbsten in das Ost-Indianische Haus bringen / und visitiren lassen / aber alles behalten / was über zwey Monat-Gage betroffen / und solche Wahren sind / die sonst die Ost-Indianische Compagnia führet / ausser was Kleider betrifft; es sey dann / daß Er eine Specification habe / oder aufs neu in India hohle / von wem / und wie theuer Ers gekaufft habe; wie es unsern Bouteglier widerfahren / der in Proprio auf die zwey tausend Holländische Gulden[WS 24] angeleget: aber für verlohren halten muste / biß auf obgedachte Recognition, die Er in India erst wieder hohlen / alsdann die gewisse Satisfaction, haben solte.

Den 4. Julii sind unsere Kisten visitiret worden; Den folgenden darauf hat man Der Autor wird bezahlt und abgedanktangefangen zu bezahlen / da dann die Fremde den Einheimischen vorgangen / und Ich meine Portion den 6. Dito ehrlich bekommen / so viel Ich auf den Schiffen verdienet hatte /; was aber in Indien auf dem Lande restirte / das wurde / Gewonheit nach / auf Amsterdam verwiesen / [168] worauf Ich den 2. Dito dort hin noch per mare, und folgend gar per terra auf Amsterdam zu gemarchiret / auch den neunten erstbemeldtens daselbst ankommen / und bey alten noch lebenden Freunden Bericht von den Meinigen hohlen wollen / derer einer noch meiner beyder Eltern Leben / der ander Ihren Tod / verkündiget / wordurch Ich in Furcht / und Hofnung / getrieben / dem Secretario von der Compagnia einen Reichstaler offerirte / mein Geld desto schleuniger zu liefern / welches Ich auch am dritten Tag hernach richtig bekommen / und den eilften von Amsterdam nacher Hamburg zu Schiff gegangen; Den funfzehenden wohl angelanget / und bey den weissen Schwahn nach den Nürnberger Botten gefragt / der eben da / und Hans Teich / war; aber eben so wenig gewissen Bericht ertheilen kunnte / ausser daß Er sagte; Einer / Namens Saar / wäre gestorben; aber / ob Er mein Vatter gewesen / wissete Er nicht. Halb fiel mir inzwischen mein Hertz / und was mich ahnete / das erfuhr Ich den 27. Julii aus Schreiben an Mich / daß vor ohngefähr acht Monaten mein lieber Vatter / nach den Mich so hertzlich verlangte / aus dieser Welt seeliglich abgeschieden war. Machte Mich demnach betrübt auf / mit dem damahligen Botten / Hans Fischern / auf mein liebes Vatterland zu / das Mich mein gnädiger GOtt / den 11. Augusti Anno 1660. nach sechszehen Jahren / und vielen Ungemach / gefährlichen Travaglien, zu Wasser / und Land / unter Heyden / und Christen / wiederum sehen lassen / deme Ich von Hertzen / Lob / Preiß und Dank sage / daß uneracht Er Mir so manches Unglück und Creutz zugeschickt / doch so vätterlich erhalten hat / aus Hunger und Kummer / aus Feuer / und Wasser / aus Hitz und Brand / aus Blösse und Mangel barmhertziglich errettet hat. Der wolle noch ferner über Mich walten mit Seiner Gnad und Warheit / von nun an / biß in Ewigkeit.


Ende dieser Reiß-Beschreibung.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johanne dem Andern / König in Portugall - Johann II., der vollkommene Fürst, 1455 - 1495
  2. Stüber - Kleingroschen aus dem Nordwesten Deuschlands vom 15. bis 19. Jahrhundert.
  3. ein Marck Lübisch - vom Wendischen Münzverein geprägte Münze mit Gültigkeit in einigen norddeutschen Hansestädten.
  4. Braunschweiger Mumme - Bier aus Braunschweig.
  5. einen Reichstaler - ?
  6. Arak - stark alkoholhaltiges Getränk, destilliert aus Tuak.
  7. Eisenschwein - gemeint ist das Stachelschwein.
  8. einen halben Reichstaler - ?
  9. sechs Reichstaler - ?
  10. im Original: Surms
  11. Johann Jacob Merklein - Johann Jakob Merklein, deutscher Weltreisender, Verfasser eines Reiseberichts über Indien, Java, China und Japan.
  12. im Original: versnchten
  13. sechs Teutsche Meilen - ?
  14. Frantzosen-Holtz - ?
  15. Eusters - gemeint sind Austern.
  16. Lineam - gemeint ist der Äquator.
  17. Graas-See - ?
  18. Hittland - die schottischen Shetlandinseln in der Nordsee.
  19. Roschell - die west-französische Hafenstadt La Rochelle.
  20. Neff - ?
  21. Cabele - ?
  22. Contrair-Wind - Gegenwind; contrair frz. für Gegen-.
  23. Fero - die Färöer-Inseln.
  24. zwey tausend Holländische Gulden - ?