Pariser Bilder und Geschichten/Emporkömmlinge in Paris

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Autor: L. Kalisch
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Titel: Pariser Bilder und Geschichten. Emporkömmlinge in Paris.
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aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Pariser Bilder und Geschichten.

Emporkömmlinge in Paris.
von L. Kalisch.

Ludwig der Eilfte, der ein ganz entsetzlicher Spaßvogel war, ließ einst eine Heerde junger Schweine in die verschiedensten Costüme stecken. Einige dieser borstigen Thiere waren als Hofleute, andere als Prälaten, wiederum andere als Würdenträger des Reichs gekleidet. Die grunzenden Vierfüßer gingen, nachdem sie nicht ohne Mühe abgerichtet worden, vor dem gewaltigen Herrscher zu seinem großen Ergötzen einher. Fortuna macht es oft nicht anders mit den Menschen. Sie hebt die gemeinsten, die niedrigsten derselben plötzlich in die höchsten Schichten der Gesellschaft empor und läßt sie in der menschlichen Komödie die komischsten Rollen spielen. Niemals hat es aber mehr Emporkömmlinge gegeben als in unseren Tagen, und nirgendwo sind sie schneller aufgetaucht als in Paris. Seit dem Staatsstreich hat hier das Glück unzählige Millionäre improvisirt, die eine ganz besondere Classe bilden und dem aufmerksamen Beobachter ein höchst interessantes Studium gewähren. Der Ursprung dieser Crösusse ist oft sehr dunkel, und der Grad ihrer Bildung steht gewöhnlich in umgekehrtem Verhältniß zu der Zahl ihrer Millionen. Je weniger Bildung, desto mehr Millionär. Mit den Millionen aber wächst der Ehrgeiz, und dieselben Leute, die früher in Verlegenheit waren, wie sie den Termin bezahlen, oder eine winzige Schneiderrechnung berichtigen sollten, dieselben Leute ärgern sich jetzt, daß sie nicht in die Tuilerien geladen werden, oder daß Adelina Patti noch nicht in ihren Soiréen gesungen. Der erste Verdruß, den ein solch frischgebackener Millionär empfindet, ist sein undecorirter Zustand, und er sucht vor Allem sein schmachtendes Knopfloch abzuspeisen. Es wird ihm indessen nicht allzu schwer, für Geld und gute Worte in irgend eine Ritterschaft aufgenommen zu werden. Hat er einmal das erste Kreuz, so folgen die anderen leicht nach, und er erlebt sogar die Genugthuung, einen Stern zweiter oder dritter Größe auf dem Herzen zu tragen. Man sieht jetzt in Paris eine Menge Leute, die sich in Gesellschaften mit ausgestirnter Brust zeigen, ohne daß man weiß, durch welches besondere Verdienst sie zu dem Firmament gekommen.

Aller Anfang ist schwer. Der Emporkömmling, der zum ersten Male seine Salons eröffnet, nimmt es mit seinen Gästen nicht sehr genau. Da sieht man denn Ritter, die sich selbst zu Rittern geschlagen, Grafen, deren Grafschaften in unentdeckten Ländern liegen, Marguisinnen mit langen Namen und Schleppen und in deren Blicken das Vestafeuer längst erloschen, Prinzessinnen, von denen die Philosophie des Gothaischen Almanachs sich nichts träumen läßt und deren Verwandte, wer weiß wo, mit Schwefelhölzchen handelten oder gar die Straßen kehrten. Der Amphitryon sorgt für ein vortreffliches Orchester und noch vortrefflicheres Büffet. Er bietet seinen Gästen zum Souper die feinsten Weine, das kostbarste Wildpret und, obgleich der Schnee auf den Dächern liegt, die dicksten Spargeln und die aromatischsten Erdbeeren. Der Zweck einer solchen Soirée wäre jedoch verfehlt, wenn der Glanz derselben nicht in den öffentlichen Organen bewundert würde. Er hat es deshalb nicht unterlassen, eine Schaar Journalisten einzuladen, die am folgenden Tage die Herrlichkeit dieser Soirée, die Liebenswürdigkeit des Hausherrn, die Grazie der Hausfrau, die eben so pracht- als geschmackvolle Einrichtung der Salons, die Leistungen der Künstler und ganz besonders die ausgezeichnete Gesellschaft rühmen, in der sich Graf M-y und der geistvolle Prinz C-a befanden und die Prinzessin P-i unter den vielen Schönheiten durch ihre eigentümliche, höchst malerische Toilette die Bewunderung Aller erregte.

Durch diese Posaunenstöße angelockt, bestrebt man sich schon in weiteren Kreisen um die Gastfreundschaft des Emporkömmlings, und nach und nach werden seine Soiréen und seine Bälle auch von den Berühmtheiten des Tages besucht und von den großen Pariser und auswärtigen Zeitungen besprochen. Der Parvenü liest die Schilderung seiner Feste und die Namen seiner Besucher in der Indépendance Belge, und er unterläßt auch nicht, die betreffenden Exemplare dieses vielgelesenen Blattes in einem Salon auf den Tisch zu legen, wo die neuesten Erscheinungen der Literatur die vergoldeten Rücken zeigen. Der Hausherr selbst betrachtet von diesen Erscheinungen sowie von dem Inhalt der reichverzierten Bücherschränke auch niemals mehr als die glänzende Rückseite. Freilich merkt man an seiner Unterhaltung, an den derben Ohrfeigen, die er in seinem Gespräche unablässig der Grammatik versetzt, an seinen gemeinen Redewendungen, an der Plattheit seiner Gesichtszüge und an seinem ganzen Gebahren, daß die Musen und Grazien nicht an seiner Wiege gelächelt. Allein die Musen und Grazien geben keine glänzenden Abendunterhaltungen, und die Unwissenheit und Flachheit des Wirthes benehmen seinem Chateau Margaux nicht das Bouquet, den Trüffeln in seinen Feldhühnern nicht den angenehmen Duft, den seltenen Früchten, die in reicher Fülle die Tafel zieren, nicht die süßanlockende Würze. Indessen werden solche Salons nicht blos der Tafelfreuden wegen besucht. Ernstbedachte Mütter, die reicher an Töchtern sind als an Mitgift für dieselben, werfen hier Netze nach Schwiegersöhnen aus. Man sieht in solchen Kreisen einen reichen Flor junger Schönen und es gelingt auch mancher Mutter, nach vielen vergeblichen Versuchen endlich einen unvorsichtigen Eidam im Netze zappeln zu sehen.

Eine Hauptsorge des Parvenüs, der in der Pariser Gesellschaft eine Rolle spielen will, besteht darin, den ersten Vorstellungen beiwohnen zu können. Die erste Darstellung eines Stückes in einem der großen Pariser Theater ist immer ein Ereigniß. Alles, was die Weltstadt an Literatur- und Kunstgrößen besitzt, sowie die Spitzen der Diplomatie und der Finanz sind dann zugegen, und die Damen zeigen sich bei einer solchen Gelegenheit in den kostbarsten Toiletten. Schon mehrere Monate bevor ein Stück von Emile Augier, Dumas Sohn oder Victorien Sardou in Scene geht, thut man Schritte, um sich einen Platz für die erste Aufführung zu sichern. Dies gelingt aber nicht durch Geld allein; man muß auch Einfluß in gewissen Kreisen haben, wenn die Schritte nicht vergebens sein sollen. Es ist daher eine große Ehre, an solchen feierlichen Abenden sich in einer Loge spreizen zu können und am folgenden Tage unter den berühmtesten Namen seinen eigenen zu lesen. Eine große Ehre ist es auch, zu den Ministerbällen und den diplomatischen Soiréen zugelassen zu werden. Warum sollte er aber nicht zugelassen werden? Hat er nicht erst vor kurzem fünfhundert Brode unter die Armen Seines Viertels vertheilen lassen? Hat er nicht eine bedeutende Summe für das „Asyle de Prince Impérial“ geschickt? Ist seine Gattin nicht „Dame Patronesse“ mehrerer mildthätiger Anstalten? Und haben nicht alle Zeitungen zu wiederholten Malen die Wohlthaten gepriesen, die er im Verborgenen ausübt?

Der Parvenü will aber nicht blos als wohlthätiger Mann, er will auch als Mäcen gelten. Er besucht daher häufig das Hotel Drouot und läßt sich von einem Bilderhändler zuflüstern, welche Werke er kaufen, wie viel er dafür bieten soll. Hat er irgend ein Bild um einen hohen Preis an sich gebracht, so wird seine Kunstliebe in den Tagesblättern gerühmt, und daran liegt ihm viel mehr als an dem Kunstwerke, das er bei der ersten besten Gelegenheit wieder losschlägt. Er kauft auch wohl alte Rüstungen und stellt sie in einem besonderen Saal auf, und wenn er dieselben seinen Besuchern zeigt, geberdet er sich, als ob diese Helme und Harnische von seinen Ahnen in wüthenden Schlachten getragen worden wären, während seine Ahnen friedliche Pfefferduten drehten, oder Scheere und Bügeleisen hantierten.

Es giebt in Paris nicht wenig Emporkömmlinge, die alte Porträts in Perrücken und besternten Fräcken kaufen und dieselben als Conterfeis ihrer Vorfahren an die Wände hängen; ja, sie lassen wohl auch zu diesem Zweck Feldherren und Admiräle in den absonderlichsten Uniformen malen. Ich kenne einen Künstler, der einige Zeit fast ausschließlich solche phantastische Ahnen fabricirte. Schämt sich der Parvenü seines bürgerlichen Namens und sucht er ein Adelsdiplom zu erlangen, so wird ihm solches von irgend einer Seite bereitwilligst verabreicht. Es ist für einen Grafen viel schwerer, Millionär, als für einen Millionär, in den Grafenstand erhoben zu werden. Die Würden bringen nicht zu Geld; das Geld aber bringt heutzutage zu allen Würden, bis auf die persönliche, an der freilich nicht viel liegt. Ein solch frischgebackener Graf hat mehr Stolz als ein Montmorency, und seine Nachkommenschaft sieht mit großer Verachtung auf die Roturiers. [394] Es giebt keine eingefleischteren Reactionäre als diese Parvenüs, die vom Glück nicht so sehr begünstigt würden, wenn das Glück nicht blind wäre.

Freilich giebt es auch Parvenüs, welche die Besinnung nicht ganz oder nicht für immer verlieren, und bei dieser Gelegenheit sei ein Landsmann lobend erwähnt. Derselbe verließ während der Stürme von 1848 die alte Welt, um in der neuen sein Glück zu versuchen. Mehrere günstige Gelegenheiten, die er dort keck beim Schopfe faßte, machten ihn in Kurzem zum vermögenden Mann. Er trieb dann Handel mit Rindshäuten, und nachdem er mehrere Jahre mit dem glücklichsten Erfolg seine Häute zu Markt getragen, zog er sich als mehrfacher Millionär von den Geschäften zurück und kam nach Paris. Hier kaufte er mehrere Bauplätze, die Dank dem Herrn Haußmann bald um einige hundert Procente stiegen.

Er ließ sich nun ein prachtvolles Hôtel bauen, das er durch eine glänzende Soirée einweihte. Alles, was an problematischen Baronen, an zweideutigen Grafen, Gräfinnen mit unaussprechlichen Namen und an Marquisinnen aus unentdeckten Ländern aufzutreiben war, drängte sich mit blitzenden Kreuzen und Sternen und in mehr oder minder durchsichtigen Roben, die oben nicht anfingen und unten nicht aufhörten, in den fürstlich möblirten Salons. Die Musik ließ nichts zu wünschen übrig und am Büffet hatten selbst die feinsten Schleckermäuler nichts auszusetzen. Er hatte denn auch die Genugthuung, diese seine Soirée in den Zeitungen rühmen zu hören. Dies schmeichelte seiner Eitelkeit, und die folgenden Soiréen, die er gab, übertrafen womöglich die erste an Glanz und Pracht. Es ist daher nicht zu verwundern, daß seine Salons bald für die Schaar der Gäste zu eng wurden. Er sah indessen nach und nach ein, daß man nicht seinetwegen, sondern wegen seiner verschwenderischen Gastfreundschaft kam, daß nur wenige von den zahlreichen Gästen seinen Namen auszusprechen wußten, und daß dieser in den Blättern nur verstümmelt abgedruckt war. Auch fanden sich unter seinen Gästen Manche, die seine Börse in Anspruch nahmen. Dies Alles verstimmte ihn. Der prächtigste Ball, den er gab, sollte auch der letzte sein. Es wurde nämlich bei dieser Gelegenheit von einem Baron *** ein anderer Baron eingeführt, und in diesem zweiten Baron erkannte mein Landsmann einen Abenteuerer, der in Buenos-Ayres wegen falscher Karten und anderer Betrügereien mit der dortigen Justiz in Conflict gerathen war und zwischen dicken Mauern einige Winter einsam seinen Betrachtungen obgelegen. Mein Millionär sagte nichts, schloß aber seine Salons für immer.

Ich kenne einen Andern, der als Handwerker nach Amerika ging und nach vielen Mühen und Nöthen in Petroleum-Speculationen mehrere Millionen gewann. Der gute Mann hatte in den Vereinigten Staaten einen beträchtlichen Theil seiner Muttersprache vergessen, ohne von der englischen viel zu lernen. Er sprach das Englische deutsch, das Deutsche englisch aus, und kaum war er ein Jahr in Paris, als er sein Englisch-Deutsch mit französischen Wörtern so stark versetzte, daß Engländer, Deutsche und Franzosen sehr viel Mühe hatten, sein kauderwelsch zu verstehen. Auch er richtete sich ein prachtvolles Hôtel ein und gab glänzende Soiréen. Plötzlich wird er durch einen unbedeutenden Geldverlust, den ihm einer seiner Neffen verursachte, gemüthskrank, setzt sich in den Kopf, seine Verwandten wollen ihn an den Bettelstab bringen, und verfällt endlich in Wahnsinn. Er hat die fixe Idee, daß er nur eilf Hemden besitze und daß ihm die Mittel fehlen, das zwölfte zu kaufen, und es zu einem anständigen Dutzend zu bringen. –

Schon Juvenal sagt, daß die Welt niemals frage, woher der Millionär das Geld bekommen. Der Mammon ist still und schweigsam. Das redlich erworbene Geldstück unterscheidet sich nicht im allergeringsten von dem gestohlenen, und geht ohne zu seufzen aus den Händen des Ehrenmannes in die Hände des Schurken. Es giebt in Paris gar manche Crösusse, deren Herz viel weiter ist, als ihr Gewissen, und die nicht freiwillig aus fremden Ländern hier eingewandert sind. Das hindert sie jedoch nicht, in ihren Salons die vornehme Welt zu empfangen und mit großer Zuvorkommenheit in hohen Kreisen empfangen zu werden. Wenn diese Leute fünfzig Franken an die Armen geben, lassen sie es in hundert Zeitungen ausposaunen und alle Welt ist ihres Lobes voll.

Nichts ist interessanter, als die Parvenüs auf der Glücksleiter zu sehen. Mit jeder Sprosse, die sie höher steigen, tragen sie den Kopf höher; ja, sie zerbrechen hoffährtig die Sprosse, die sie bereits erstiegen, und wenn ihnen das Glück plötzlich die Gunst entzieht, können sie nicht langsam wieder herunter steigen, sondern stürzen jählings zu Boden. Seit dem Staatsstreich hat man in Paris unzählige solcher Individuen gesehen, die von schwindelnder oder vielmehr von erschwindelter Höhe wieder in Armuth zurückgesunken und, statt in glänzender Equipage mit üppig zurückgelehntem Kopfe und behaglich ausgestreckten Beinen über die Boulevards zu rollen, gesenkten Hauptes auf dem Asphalt wandeln, unbeachtet von Denen, die während der Zeit des Glanzes demüthig in ihren Vorzimmern harrten. Nichts gewährt einen trübseligern Anblick, als ein solch’ zerquetschter Glückspilz.

Die Emporkömmlinge haben auf die socialen Verhältnisse in Paris einen sehr traurigen Einfluß ausgeübt. Sie haben die Gesellschaft verflacht und und allen höheren Bestrebungen feindlich entgegen getreten, so daß ein großer Theil der aufkeimenden Generation in dem schnellen mühelosen Erwerb von Reichtümern das schönste Ideal sieht und in der Befriedigung sinnlicher Begierden das höchste Glück findet. Das Hetärenthum, das im Leben, in Kunst und Literatur noch immer eine so leidige Rolle spielt, ist durch die Parvenüs ganz besonders befördert worden. Sie haben auch in vielen Familien dadurch sehr viel Unheil angerichtet, daß man ihren Luxus nachahmt, ohne die Mittel zu demselben bestreiten zu können. Es giebt viele Häuser in Paris, wo es bei Abendfesten außerordentlich glänzend hergeht; allein das ist ein erborgter Glanz. Die Gemälde, die dein Auge fesseln, sind vom Bilderhändler, die vergoldeten Sessel und Gueridons vom Möbelhändler, die Diamanten und Perlen, welche die Hausfrau um den Hals und in den Haaren trägt, vom Bijoutier gemietet, und kaum daß der letzte Gast den Salon verlassen, müssen die erwähnten kostbaren Gegenstände wieder ihren Eigentümern zugestellt werden. Selbst die Früchte, die riesigen Aepfel und Birnen, die in silberner Vase auf der Tafel prangen, und, wie die Vase selbst, blos gemietet. Nicht selten wird auf solche Tafeln eine herrliche Lachsforelle gestellt und, nachdem sie einige Augenblicke die Bewunderung der Gäste erregt, wieder entfernt. Den Gästen werden dann kleine Stücke einer winzigen Lachsforelle servirt; von dem prächtigen Fisch aber ist, wie von Schiller’s Mädchen aus der Fremde, jede Spur verloren. Er war ebenfalls gemietet und ist nach seiner kurzen Gastrolle zu dem Delicatessenhändler zurückgewandert. Ein Fisch kann nun freilich nicht auf die Länge als Augenweide dienen, ohne zu beleidigen, hingegen giebt es in Paris immer Früchte von seltener Schönheit, die während einer Wintersaison in unzähligen Häusern auf den Tafeln erscheinen, und es kann wohl geschehen, daß der Gast eine Birne, die er im Januar auf einer Tafel in der Rue Richelieu gesehen, im Februar auf einer andern Tafel in einem ganz entgegengesetzten Stadtteile als alte Bekanntschaft wieder begrüßt. Man sucht eben den Leuten Sand in die Augen zu streuen, dadurch einsflußreiche Gäste in’s Haus zu ziehen, die Töchter an den Mann, die Söhne in Staatsämter zu bringen. Gelingt dies nicht Allen, so gelingt es doch Einigen, und der Zweck ist wohl der Mittel wert. Diejenigen aber, welchen es nicht gelingt, richten sich zu Grunde und sehen zu spät ein, daß Fortuna ihren Günstlingen nachrennt und nur selten von denen erreicht wird, die hinter ihr herkeuchen.