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Phosphorescirende Anstriche im Dienste des täglichen Lebens

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Phosphorescirende Anstriche im Dienste des täglichen Lebens
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 544
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
siehe Geborgtes Sonnenlicht
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[544] Phosphorescirende Anstriche im Dienste des täglichen Lebens. Aus dem verbesserten Kanton’schen Phosphor, dessen Bereitungsmethode in unserm Artikel „Geborgtes Sonnenlicht“ (Nr. 1 des laufenden Jahrgangs) angegeben wurde, hat ein englischer Ingenieur, Mr. Balmain, Oelanstrichfarben hergestellt, welche eine lange Winternacht hindurch intensiv leuchten, wenn sie vorher nur wenige Stunden einem mäßigen Tageslichte ausgesetzt gewesen sind.

Da diese Anstrich-Masse eine ziemliche Wetterfestigkeit zu besitzen scheint, so läßt sie sich nicht nur für Illuminationszwecke (leuchtende Grotten, Statuen, Namenszüge etc.), sondern auch für äußerst praktische Zwecke anwenden, wie leuchtende Straßen-Namen, Wegweiser, Aufschriften, Thurm-Uhren, Namen unter Klingelzügen, Erleuchtung feuergefährlicher Orte (Pulverthürme) etc. Eine originelle Benutzung ist die Erleuchtung von Eisenbahn-Tunnels, für welche es genügt, wenn die äußere und innere Decke der Waggons mit dieser Farbe angestrichen wird.

Eine interessante Illustration zu dem alten Satz, daß es nichts Neues unter der Sonne giebt, hat F. V. Dickins in einer chinesisch-japanesischen Encyklopädie gefunden, in welcher der Artikel Ye (Malereien) unter Anderem Folgendes erzählt: „Ein gewisser Sü Ngoh besaß einen gemalten Ochsen, der jeden Tag den Bildrahmen verließ, um grasen zu gehen, und des Nachts dorthin zurückkehrte, um darin zu schlafen. Das Gemälde kam in den Besitz des Kaisers Tai Tsung aus der Sung-Dynastie (976 bis 998 unserer Zeitrechnung), der es seinen Hofleuten zeigte und eine Erklärung von ihnen verlangte, die aber Niemand zu geben vermochte. Endlich sagte ein Buddhisten-Priester, die Japanesen fänden eine leuchtende Substanz in dem Körper einer Art Auster“ – Kanton’s Phosphor wurde sonst durch Glühen von Austerschalen mit Schwefel dargestellt – „die sie sammelten und unter Farbe mischten, um so Gemälde herzustellen, die bei Tage unsichtbar und bei Nacht leuchtend seien.“ – „Es ist kein Zweifel,“ setzt der Autor der Encyklopädie hinzu, „daß man, wenn gesagt wird, der Ochs verlasse am Tage den Bildrahmen, um grasen zu gehen, einfach gemeint hat, daß das Bild des Ochsen bei Tage nicht sichtbar sei.“ Will man ein solches Bild oder die leuchtende Schrift auch bei Tage sichtbar haben, so braucht man die weiße Farbe nur auf einem schwarzen Grunde zu verwenden, z. B. bei Wegweisern.