Polnische Dichtung in deutschem Gewande/Verneyaz
Wie auf dem Teppich ruht’ ich weich im Gras,
Vor mir den Riesenfels von Verneyaz,
Umbraust vom Wasserfall, wie Schnee so weiß,
Als schweb’ herab auf Jakobs Leiter leis,
Bei froher Hymnen Schalle, leichtbeschwingt,
Mit Schaum beperlt, von steiler Felsenwand,
Ein Engelchor in schneeigem Gewand:
So paarst du Majestät mit Anmut nur,
Dicht, wie in Nebelschleier sonder Zahl,
Verhüllt die Epheuranken rings im Thal
Der Schaum, der höher als vom Kölner Dom,
Vom Fels herniederwallt im breiten Strom,
Zur Wolke, die die Blumenwelt umwob,
Sich dann erhob, und wieder ward zu Schaum‚
So leis und flüchtig wie der Zukunft Traum.
Vor mir dies Alpenthal, ich sinnend lag
Bei Herdenläuten und bei Glockenschall
Benetzte mich mit Schaum der Wasserfall,
Als küsse mir die Stirn in sel’ger Stund’
Ein seelenvoller Hauch, ein holder Mund,
Und zaubre mir der Heimat trautes Bild.
O Thal von Verneyaz, wie bist du schön,
Umweht vom Sehnsuchtshauch der blauen Höhn
Als hör’ ich einer Engelsstimme Klang
Von fern herüberschallen wie Gesang:
O, brause nicht so laut, du wilder Schaum,
Laß mir dies Lied, verscheuche nicht den Traum!
Wie ich auch lausche, nur der Sturzbach singt –
In meines Herzens Schacht es nur erklang,
Wie Quellgemurmel leis und sehnsuchtsbang:
Erinn’rung schweift mir in der Seel’ umher,