Polnische Dichtung in deutschem Gewande/Mont Blanc
Im Gold- und Demantschmuck der Sternenkrone,
Als Bergfürst prangst du auf dem Wolkenthrone,
Mont Blanc!
Als Bruder küßst du niedre Berggestalten,
Hüllst bis zum Knie in grüner Wälder Falten
Wie in den Mantel deine Majestät,
Von muntrer Quellen Silbersaum benäht,
Abstreifst du von der stolzen Riesenbrust
Das Schneegewand, daß drunter der Granit,
Der nach der Krone strebt, zum Äther sieht –
Im Gold- und Demantschmuck der Sternenkrone,
Mont Blanc!
Dein Haupt das Reich der Wolken überragt,
Daß sich hinein nicht Blitz noch Donner wagt,
So weithin, wie der Engel, den entsendet
Ob Keiner Kronen höher trägt, als Er,
Ob keine Perle dort auf tiefstem Meer
Die Schläfen ziere drunten irgendwem,
Wie Ihm im Blau das Sternendiadem!
Hinüber blickst du, starr und sehnsuchtsbang –
Im Gold- und Demantschmuck der Sternenkrone
Verharrst du schweigend auf dem Wolkenthrone,
Mont Blanc!
Und küßt sie auf die Stirn ein Sonnenstrahl,
Dann wogt die Brust dir voller Seligkeiten,
Und als – Lawine stürzt ihr Kleid zu Zeiten
Zum Abgrund, wirft Demanten um sich hell,
Als Kandelaber über Fels und Kluft,
Dort hängen sie‚ erstarrt in eis’ger Luft –
Ob dir zu Füßen Wald und Woge braust –
Ob eine Welt von Ungethümen haust –
Verharrst du schweigend auf dem Wolkenthrone,
Mont Blanc!
Stumm in die Wolken hüllst du dich im Schmerz,
Bis du erweicht der Jungfrau Felsenherz,
Darauf Jahrtausende geschrieben stehen,
Bis sie des Ruhmes Vogel schickt, den Aar,
Dein Haupt zu grüßen mit dem Schwingenpaar –
Dann atmest du mit allen Wäldern auf,
Ob dir zu Füßen Wald und Woge braust,
Ob eine Welt von Ungetümen haust –
Prangst ewig jung du auf dem Wolkenthrone
Im Gold- und Demantschmuck der Sternenkrone,