Pomologische Monatshefte:1. Band:9. Heft:Ueber den Werth verschiedener Obstsorten

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 9, Seite 393–395
Georg Liegel
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Pomologische Monatshefte:1. Band:8. Heft:Ueber den Werth mehrerer Obstsorten
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Ueber den Erfolg des Aufrufes an alle Pomologen und Obstbaumzüchter Deutschlands
[393]
Ueber den Werth verschiedener Obstsorten
vom Herrn Dr. G. Liegel in Braunau.
(Fortsetzung.)
Aepfel.

53. Gelber Konfektapfel. I. II. Rang.

Diel 8. Heft, Seite 209. Ein mehr als mittelgroßer, gelber, an der Sonnenseite bisweilen rothangelaufener, langer, etwas eiförmiger Sommer-Herbstspitzapfel. – Eine ungemein schöne, recht gute Marktfrucht von einem süßen, feinsäuerlichen Geschmacke; für die Tafel und für die Küche wegen seines starken, angenehmen Geruches vorzüglich geeignet. Ich besitze einen 30jährigen Hochstamm im Garten c, ganz in freier Lage, der fast jährlich und oft reichlich trägt. Ist allgemein zu empfehlen. Der mittelgroße Baum hat das charakterische, daß er spät ausschlägt.

37. Herbstborsdorfer. I. II. Rang.

Diel 2. Heft, Seite 87. Eine fast mittelgroße, nur etwas gedrückt runde, gelbe, rothbackige Sommer-Herbstreinette. – Ist eine schöne, wohlgebildete Frucht, am Kelche weniger eingedrückt, als der Winterborsdorfer, von edlem Geschmacke, anfangs abknackend, wird aber bald mürbe, reif Anfangs September, hält sich 2 Monate, ohne zu welken. Heißt hier Kindsapfel, vermuthlich wegen seines harten Fleisches. Der Baum wird mittelgroß und trägt strotzend, steht im Garten c, in freier Lage schon länger als 30 Jahre. Die Frucht ist allgemein nicht zu empfehlen, da sie sich auf die kleine Seite neigt, besonders wenn der Baum voll trägt. Zu einem gut brauchbaren Apfel fordert man wenigstens die Mittelgröße. Oberdiecks Anleitung, Seite 103.

17. Astrakanischer Sommerapfel. I. II. Rang.

Diel 8. Heft, Seite 77. Ein mittelgroßer, runder, weißer, an der Sonnenseite blaßroßenroth angelaufener und gestreifter Sommer-Rosenapfel. – Diese Frucht ist zahlreich anzupflanzen; ist in meinen Gärten der früheste Apfel, reif im letzten Drittel des Juli; in ganz freier Lage zeitig im ersten Drittel des August. Ich besitze diese Sorte schon seit 1816 und habe sie in allen Formen und Lagen angepflanzt. Der Baum wird nur mittelgroß, ist aber jährlich, oft strotzend tragbar; zikadirt gern, welches aber erst erfolgt, wenn die Frucht lange am Baume hängen bleibt. Heißt auch Moscowiter Apfel, Russischer Eisapfel, Zikadapfel, Transparente, Pomme [394] d’Astracan, P. gelée, P. glacée, P. blanche glatée. Oberdieck’s Anleitung, Seite 227.

Anm. Dieser Apfel ist in einer unserer rauhen Obstlagen bei Ißny 1800–2000′ über M. sehr vielfach zu finden.
Ls.

39. Revalischer Birnapfel. I. Rang.

Diel 8. Heft, Seite 70. Ein fast großer, plattrunder, rothgestreift grünlich-gelber Rosenapfel. – Von dieser Frucht und dem Astrakanischen Sommerapfel besitze ich zwei neben einander stehende mehrjährige Pyramiden. Der Revalische Birnapfel zeitigt um 8–10 Tage später, ist größer, süßer und besser als jener. Zikadirt ebenfalls, aber seltener. Ist als Frühapfel allgemein zu empfehlen. Oberdieck’s Anleitung, Seite 160.

Anm. Ist auch in Hohenheim ein sehr fruchtbarer und angenehmer Sommerapfel.
Ls.

45. Reinette von Orleans. I.* Rang.

Diel 3. Heft, Seite 226. Eine große, etwas plattgedrückte, goldgelbe, an der Sonnenseite roth getuscht-gestreifte Goldreinette. – Ist einer der besten Aepfel und darf in keiner Pflanzung fehlen; der Baum erfordert guten, nahrhaften Boden, und eine warme, vor rauhen Winden geschützte, Lage. Ich pflanzte 2 Hochstämme im Garten c in ganz freier Lage; sie wuchsen langsam, verkümmerten, überzogen sich mit Moos und brachten kleine, schlechte Früchte, die stark zusammenschrumpften. Hält sich den ganzen Winter hindurch. Diese kostbare Frucht hat zwei Fehler. Man muß sie am Baume hängen lassen, so lange, als es nur möglich ist, daß sie vollständig auszeitigt, sonst welkt sie, was bei allem dem doch selten zu vermeiden ist, wodurch sie aber zum Genusse nicht schlechter wird. Wenn bei anhaltender Wärme im Herbste eine starke Trockenheit, ohne allen Regen, eintritt, so zerspringen meistens die großen, schönen Früchte am Baume oft sehr stark bis zum Kernhaus.[1] Seit 30 Jahren zersprangen aber nur einmal auf einem Hochstamm im Garten b, in einer wohlgedeckten Lage, die meisten Früchte, übrigens stets nur wenige und auch nur in einigen Jahren. Ich lege nur wenige aufgesprungene Früchte auf das Lager; sie halten sich, ohne zu faulen, ebenfalls bis tief in den Winter. Die vielen Synonymen der Reinette von Orleans lese man in Oberdieck’s Anleitung S. 212. Die erhaltene Triumphreinette war zweimal die Reinette von Orleans.

123. Kaiser Alexander. I. Rang.

Aporta Nalivia. Diel 23. Heft, Seite 65.

Ein sehr großer, plattgedrückter, gelber, karmoinsinroth getuscht-gestreifter Herbst-Winter-Rambour. – Dieser Baum überrascht durch seine vortrefflichen, prachtvollen, auffallend großen Früchte von einem süßen, angenehm gewürzten Fleische. Darf in keinem Garten fehlen. Ein Hochstamm im Garten c, in freier Lage, trägt fast jährlich und oft überfüllt, so daß die Aeste sorgfältig gestützt werden müssen. Die Frucht hält sich, ohne zu welken, bis tief in den Winter. Oberdieck’s Anleitung, Seite 134.

113. Rother Cardinal. I. II. Rang.

Diel 3. Heft, Seite 94. Ein großer, starkplatter, blaßgrüner, an der Sonnenseite dunkelrother Herbst-Winter-Rambour. Gehört zu den bessern Aepfeln dieser Klasse; ist in der Farbe dem Rothen Stettiner, Zwiebelapfel ähnlich, die Form ist aber platter. – Ein Hochstamm im Garten c, im Freien, vom Jahre 1823 ist groß, trägt [395] gut, aber weniger reichlich als Kaiser Alexander. Verdient in großen Anlagen seinen Platz. Hält sich tief in den Winter. Oberdieck’s Anleitung, Seite 114.

98. Großer rother Sommer-Himbeerapfel. I. Rang.

Diel 6. Heft, Seite 9. Ein großer, dunkelrother, kurz zugespitzter Calville. – Eine empfehlungswerthe Frucht, besonders da der Baum auch tragbar ist; belaubt sich charakteristisch stark. Rothe Aepfel finden hier immer mehr Anspruch, als gestreifte und gelbe. Diel beschrieb diesen Apfel auch als Edelkönig, dessen II. Heft, Seite 1, und als Rother Herbstcalville, dessen III. Heft, Seite 8. Zeitigt Ende September und hält sich, ohne zu welken, bis in den Winter.

Anm. Der Name Rother Herbstcalville möchte für diese Sorte doch wohl der bekannteste und passendste sein; eine sehr schätzbare und eintragliche Sorte.
Ls.

  1. Meinerseits habe ich dies Zerspringen noch nicht in Folge von Trockenheit, sondern stets in Folge anhaltender und starker Regengüsse, die um Michaelis eintraten, wahrgenommen. Es kann aber dieselbe Wirkung zwei Ursachen haben.
    O.