Prolog (Fontane)
Zur Feier des 200jährigen Bestehens der französischen Colonie.
(1. November 1885.)
Zweihundert Jahre, daß wir hier zu Land
Ein Obdach fanden, Freistatt für den Glauben,
Und Zuflucht vor Bedrängniß der Gewissen.
Ein hochgemuther Fürst, so frei wie fromm,
Empfing uns auch sein Volk. Kein Neid ward wach,
Nicht Eifersucht, – man öffnete das Thor uns
Und hieß als Glaubensbrüder uns willkommen.
Land-Fremde waren wir, nicht Herzens-Fremde.
Zur Stätte neuer Lieb’ und was seitdem
Durch Gottes Rathschluß dieses Land erfahren,
Wir lebten’s mit, sein Leid war unser Leid
Und was es freute war auch unsre Freude.
Gedeihn und Wachsthum blieb uns Herzenssache,
Doch nie vergaßen wir der Pflicht und Sorge,
Daß, was nur Theil war, auch dem Ganzen diene.
Mit fleiß’ger Hand, in Allem wohl erfahren,
Daheim entsproß und einem reichren Lande –
So wirkten wir.
Doch unser Thun zu rühmen,
Es ist nicht das, was diesem Feste ziemt,
Und Inbrunst, als ein Rückblick auf das Leid,
Das einst aus unsrer Heimath uns vertrieben.
Erklinge denn Musik und führ’ herauf,
Uns Bilder aus der Zeit der Hugenotten!